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Kurz gesagt:

Immunglobuline M (IgM) sind Antikörper, die in Plasmazellen (speziellen weißen Blutkörperchen) gebildet und bei Kontakt mit Krankheitserregern oder anderen Fremdstoffen ("Antigenen") ins Blut abgegeben werden. Dort verbinden sie sich mit den Antigenen und bewirken weitere Abwehrreaktionen des Körpers. IgM ist eine von mehreren Immunglobulinklassen (G, A, M, D, E). Der IgM-Wert im Blut steigt bei Infektionen besonders rasch an und deutet auf eine akute oder fortbestehende (persistierende) Infektion hin.

Was ist IgM?

Immunglobulin M (IgM) ist ein sogenannter "Antikörper", also ein Bestandteil des Immunsystems. Neben IgM gibt es noch die Immunglobuline A, D, E und G, die alle ihre eigenen Aufgaben erfüllen. Immunglobuline sind Eiweiße, die wie ein "Y" geformt sind. Sie können Viren, Bakterien und andere Fremdstoffe (sogenannte "Antigene") ergreifen und unschädlich machen.

IgM ist das einzige Immunglobulin, das sich mit jeweils vier anderen IgM-Molekülen zu einem Fünfer-Stern vereint (Pentamer). IgM wird von Plasmazellen gebildet und dann ins Blut abgegeben. Sobald sich die IgM-Moleküle mit Krankheitserregern verbinden, werden sogenannte Fresszellen (Makrophagen) angelockt, die die Krankheitserreger zerstören. Die Verbindung von IgM und Antigenen löst außerdem weitere Immunreaktionen aus.

Typisch für das IgM ist, dass es bei einer Infektion sofort im Blut ansteigt. Etwas später kommen die "nahen Verwandten", die Immunglobuline G, im Kampf gegen die Erreger hinzu.

Welcher Wert ist normal?

Bei Erwachsenen liegt die IgM-Konzentration bei 0,4 bis 2,3 g/l Blutserum. Bei Kindern steigt die IgM-Konzentration erst im Laufe der Entwicklung an. Folgende Tabelle gibt einen Überblick:

IgM im Blutserum (g/l):
Erwachsene 0,40 – 2,30

Kinder bis 7 Tage: 0,10 – 0,30
bis 3 Monate: 0,10 – 0,70
4 – 6 Monate: 0,20 – 1,00
7 – 12 Monate: 0,30 – 1,00
13 Monate – 2 Jahre: 0,40 – 1,40
3 – 5 Jahre: 0,40 – 1,80
6 – 8 Jahre: 0,40 – 1,60
9 – 13 Jahre: 0,40 – 1,50

IgM im Liquor
(Nervenwasser): bis 1,0 mg/l

Wann steigt der Wert?

IgM steigt zum Beispiel bei akuten Infektionen an: Ist der spezifische IgM-Wert für eine Infektion relativ zum IgG-Wert erhöht, spricht dies für eine akute Infektion oder für ein Fortbestehen (eine Persistenz) der Infektion, beispielsweise wenn Bakterien im Körper bleiben.

Bei einer Leberzirrhose ist IgM meistens zusammen mit den Immunglobulinen A und G erhöht. Ein alleiniger IgM-Anstieg ist bei speziellen Gallenwegserkrankungen zu finden (chronisch-destruierende Cholangitis und primäre biliäre Zirrhose).

Auch Autoimmunerkrankungen, bösartige Knochenmarkserkrankungen oder Erkrankungen des Zentralnervensystems (ZNS) können zu einer IgM-Erhöhung führen. Bei einer speziellen Form der Leukämie (Morbus Waldenström), werden vermehrt Plasmazellen gebildet, die ausschließlich IgM produzieren –  dies führt typischerweise zu einer hohen IgM-Konzentration im Blut.

Eine angeborene Erkrankung, bei der die IgM-Antikörper erhöht sind, ist das sogenannte "Hyper-IgM-Syndrom". Hierbei sind die Immunglobulinklassen A und G erniedrigt.

Bei Ungeborenen ab der 20. Schwangerschaftswoche spricht eine IgM-Erhöhung im Nabelschnurblut für eine Infektion.

Wann ist der Wert zu niedrig?

Bei einem angeborenen Immunglobulinmangel (Agammaglobulinämie) sind neben dem IgM auch die anderen Immunglobuline (A, D, E und G) erniedrigt. Die Erkrankung wird vererbt. Eine Erniedrigung der IgM-Werte ist auch bei bestimmten Tumoren zu finden, zum Beispiel beim Morbus Hodgkin (maligne Lymphknotenerkrankung). Immunglobuline sind Eiweiße. Daher kann ihre Konzentration auch dann erniedrigt sein, wenn der Darm oder die Niere zu viel davon ausscheiden (nephrotisches Syndrom, exsudative Enteropathie).

Fachlich geprüft von Prof. Dr. rer. nat. Udo Reischl, Institut für Medizinische Mikrobiologie und Hygiene, Universitätsklinikum Regensburg (UKR)

Wichtig: Die Referenzwerte sowie die ermittelten Werte können sich von Labor zu Labor stark unterscheiden. Weiterhin gibt es unter Umständen starke tageszeitliche und (saisonale) jahreszeitliche Schwankungen ohne Krankheitswert. Bevor Sie sich durch abweichende Ergebnisse verunsichern lassen, bitten Sie daher Ihren Arzt oder Ihre Ärztin, Ihnen Ihre persönlichen Daten zu erklären. Einzelne Laborwerte alleine sind zudem meistens nicht aussagekräftig. Oft müssen sie im Zusammenhang mit anderen Werten und im zeitlichen Verlauf beurteilt werden.