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Kurz gesagt:

Immunglobuline E (IgE) gehören zusammen mit ihren "Geschwistern", Immunglobulin A, D, M und G, zur Familie der Immunglobuline. Es sind Eiweiße, sogenannte "Antikörper", die zum Abwehrsystem des Körpers zählen. Zusammen mit verschiedenen Abwehrzellen – wie Mastzellen, speziellen weißen Blutkörperchen – sind sie an der Bekämpfung von Fremdstoffen im Blut beteiligt.

Was ist IgE?

Immunglobulin E wird in Plasmazellen gebildet – das sind ebenfalls spezielle weiße Blutkörperchen.

Viele IgE-Moleküle verbinden sich mit Mastzellen und verbleiben auf deren Oberfläche.

Sobald sich Fremdstoffe im Blut befinden, verbinden sich die IgE mit diesen sogenannten Antigenen und bewirken dadurch, dass die Mastzellen Abwehrstoffe wie Histamin freisetzen. Die Antigen-Antikörper-Verbindung löst weitere Abwehrvorgänge aus.

Sind IgE gegen eigentlich harmlose Antigene wie Blütenpollen gerichtet, kann die Wechselwirkung mit den Mastzellen eine allergische Reaktion – zum Beispiel Heuschnupfen – auslösen. Immunglobuline E sind außerdem an der Abwehr von Parasiten beteiligt.

Im Vergleich zu den anderen Immunglobulinen (zum Beispiel den Immunglobulinen A, G oder M) kommt IgE nur in sehr geringer Konzentration im Blut vor: Lediglich 0,1 Prozent der Immunglobuline im Blut sind IgE. Dennoch können sie dem Organismus große Probleme bereiten, nämlich in Form von Allergien. Wird der Körper bei einer schweren allergischen Reaktion mit Histamin überschwemmt, droht schlimmstenfalls sogar ein gefährlicher allergischer Schock.

Welcher Wert ist normal?

Bei Erwachsenen ist eine IgE-Konzentration von bis zu 100 U/ml Blutserum normal. Bei Kindern unter einem Jahr liegen die Werte bei bis zu 10 U/ml, Kinder zwischen einem und drei Jahren weisen Werte bis zu 50 U/ml auf.

Spezifische IgE Klassen (zum Beispiel für Blütenpollen, Hausstaub) können mit Enzymimmunoassays (EIA) bestimmt werden und geben dem Arzt Hinweise zu speziellen Allergien. Die Ergebnisse werden sowohl als "Klassen" als auch als "IgE-Einheiten" (kU/l = kilo-Units pro Liter) angegeben.

Wann steigt der Wert?

Die IgE-Konzentration steigt oft bei atopischen Erkrankungen an – einer erblich bedingten Neigung zu allergischen Reaktionen der Haut und Schleimhäute (zum Beispiel bei Allergien wie Heuschnupfen und Ekzemen). Eine atopische Erkrankung kann jedoch auch bei normalen IgE-Gesamtwerten vorliegen.

Einzelne Allergene, beispielsweise aus Hausstaub oder Blütenpollen, bewirken eine Vermehrung jeweils passender Immunglobuline E im Blut. Daher kann die Erhöhung einzelner IgE auf spezielle allergische Reaktionen hinweisen. Für diese IgE- Bestimmung entnimmt der Arzt dem Patienten etwas Blut. Die Untersuchung auf spezifische IgE kann dem Arzt im Zusammenhang mit den übrigen Befunden wertvolle Informationen liefern.

Die IgE-Werte sind auch bei einem Parasitenbefall des Organismus erhöht. Sehr selten ist eine bösartige Erkrankung, das IgE-Plasmozytom, die Ursache für hohe IgE-Werte. Hierbei werden vermehrt Plasmazellen gebildet, die Immunglobuline E produzieren.

Wann ist der Wert zu niedrig?

Im Rahmen einer gezielten Untersuchung bei Verdacht auf eine Infektion mit bestimmten Parasiten oder im Umfeld einer erweiterten Allergiediagnostik sprechen niedrige Immunglobulin-E-Werte eher dafür, dass keine Allergie und kein Parasitenbefall vorliegen. Niedrige Werte sind also in der Regel als "gut" zu bewerten. Sehr selten sind bösartige Erkrankungen des Knochenmarks oder angeborene Immundefekte der Grund dafür, dass Immunglobulin E ganz fehlt oder die Konzentration vermindert ist. Hierbei sind meistens jedoch auch alle anderen Immunglobuline (A, D, G und M) erniedrigt oder sie fehlen ganz.

Fachlich geprüft von Prof. Dr. rer. nat. Udo Reischl, Institut für Medizinische Mikrobiologie und Hygiene, Universitätsklinikum Regensburg (UKR)

Wichtig: Die Referenzwerte sowie die ermittelten Werte können sich von Labor zu Labor stark unterscheiden. Weiterhin gibt es unter Umständen starke tageszeitliche und (saisonale) jahreszeitliche Schwankungen ohne Krankheitswert. Bevor Sie sich durch abweichende Ergebnisse verunsichern lassen, bitten Sie daher Ihren Arzt oder Ihre Ärztin, Ihnen Ihre persönlichen Daten zu erklären. Einzelne Laborwerte alleine sind zudem meistens nicht aussagekräftig. Oft müssen sie im Zusammenhang mit anderen Werten und im zeitlichen Verlauf beurteilt werden.