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Kurz gesagt:

"Harnzucker" ist die Bezeichnung für "Glukose (Traubenzucker) im Urin". Normalerweise enthält der Urin so wenig Glukose, dass der Harnteststreifen sich nicht verfärbt. Der Urintest ist dann "negativ", also "normal". Ab circa 40 Milligramm pro Deziliter (mg/dl) Urin verfärbt sich der Harnteststreifen – der Urintest ist "positiv". Das kann ein Anzeichen für eine Zuckerkrankheit (Diabetes) oder für eine Nierenerkrankung sein.

Was ist Harnzucker?

"Harnzucker" wird der Traubenzucker (Glukose) genannt, der im Urin vorkommt. Nur eine geringe Menge an Glukose im Urin ist normal. Die Harnteststreifen zeigen "Zucker im Urin" erst an, wenn mehr als etwa 40 mg/dl Glukose im Urin enthalten sind.

Welcher Wert ist normal?

Normalerweise wird mit dem Urin in 24 Stunden die geringe Menge von etwa 70 mg Glukose ausgeschieden. Nach kohlenhydratreicher Nahrung kann die Glukosekonzentration im Urin auch ansteigen. Gesunde Menschen scheiden dennoch normalerweise weniger als  200 mg Glukose in 24 Stunden aus. Der Glukosewert im Urin ist normal, wenn sich der Harnteststreifen im Testfeld "Glukose" nicht verfärbt. Der Arzt sagt dann: "Der Urintest ist negativ." Das bedeutet: Der Glukosewert im Urin ist so niedrig, dass das Ergebnis "normal" ist.

Wann steigt der Wert?

Durch die Nieren fließen täglich circa 1500 Liter Blut. Dabei wird das Blut in den Nierenkörperchen gefiltert, und es entsteht eine große Menge so genannter Vorharn. Dieser enthält sowohl Stoffe, die der Körper nicht mehr benötigt, als auch solche, die er noch braucht. Glukose wird in den so genannten Nierentubuli fast vollständig wieder zurück ins Blut transportiert.

Bis zu einem Blutzuckerspiegel von 160 bis 180 mg/dl  (8,9 bis 10 mmol/l) schaffen es die Nierentubuli, fast die gesamte Glukose aus dem Vorharn wieder zurück ins Blut zu holen. Ist der Blutzuckerwert jedoch noch höher, wie das zum Beispiel bei einer Zuckerkrankheit der Fall sein kann, dann sind die Glukosetransporter der Nierentubuli überlastet. An diesem Punkt ist die sogenannte "Nierenschwelle" überschritten. Mit dem Urin wird dann auch eine größere Menge Glukose ausgeschieden (Glukosurie). Der Harnteststreifen verfärbt sich, der Urintest auf Glukose ist dann "positiv".

Auch bei verschiedenen Nierenerkrankungen kann der Glukosewert im Urin erhöht sein. Das ist zum Beispiel bei einer angeborenen Nierenerkrankung der Fall, bei der die Transporter-Eiweiße in den Nierentubuli, welche die Glukose zurücktransportieren, defekt sind. Aber auch nach schweren erworbenen Nierenerkrankungen (zum Beispiel Nierenentzündungen, Schwermetallvergiftungen) können die Nierentubuli defekt sein.

Wann ist der Wert zu niedrig?

Da der Urin nur wenig Glukose enthalten sollte, kann der Wert nicht zu niedrig sein. Es ist meistens ein Anzeichen für Gesundheit, wenn der Harnteststreifen sich nicht verfärbt. Zum Nachweis von Unterzuckerungen, wie sie bei der Therapie von Diabetes oder bei verschiedenen Erkrankungen vorkommen können, eignet sich der Urintest nicht. Bei solchen Fragestellungen muss immer das Blut untersucht werden.

Fachlich geprüft von Prof. Dr. med. Peter B. Luppa, Institut für Klinische Chemie und Pathobiochemie, Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München

Wichtig: Die Referenzwerte sowie die ermittelten Werte können sich von Labor zu Labor stark unterscheiden. Weiterhin gibt es unter Umständen starke tageszeitliche und (saisonale) jahreszeitliche Schwankungen ohne Krankheitswert. Bevor Sie sich durch abweichende Ergebnisse verunsichern lassen, bitten Sie daher Ihren Arzt oder Ihre Ärztin, Ihnen Ihre persönlichen Daten zu erklären. Einzelne Laborwerte alleine sind zudem meistens nicht aussagekräftig. Oft müssen sie im Zusammenhang mit anderen Werten und im zeitlichen Verlauf beurteilt werden.