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Die Tollwut gehört zu den sogenannten Zoonosen. Das sind Erkrankungen, die von Tieren auf den Menschen übertragen werden. Die ursprünglichen Wirtstiere der Lyssaviren sind Fledermäuse.

Es gibt verschiedene Virustypen. Die Virustypen sind üblicherweise bei unterschiedlichen Wirtstieren verbreitet. Daher können durch den Nachweis eines bestimmten Virustyps unter Umständen Rückschlüsse auf die Art und die Herkunft des Wirtstieres gezogen werden.

Wie verbreitet sich die Tollwut?

Fledermäuse können andere Tiere durch Bisse infizieren (zum Beispiel Wildtiere, Füchse, Hunde und hundeartige Tiere). Infizierte wildlebende Tiere stecken unter Umständen Haustiere an. Infizierte (Haus-)Tiere können auch den Menschen infizieren.

In den meisten Ländern des europäischen Raumes wurden in den letzten Jahrzehnten gezielte Impfmaßnahmen vorgenommen. Es wurden Impfköder für Füchse ausgelegt und Haustiere (Hunde und Katzen) flächendeckend geimpft. Dank dieser Maßnahmen konnte die Wildtollwut in Mittel- und Westeuropa drastisch zurückgedrängt werden. Seit 2007 gilt Deutschland als frei von Wildtollwut.

Weit verbreitet ist die Tollwut jedoch nach wie vor bei Fledermäusen. Europäische Fledermäuse beißen nur in absoluten Ausnahmefällen, zum Beispiel wenn sie gefangen werden. Trotzdem sollte man die Tiere nicht anfassen und – falls es unvermeidlich ist – zum Beispiel dicke Lederhandschuhe tragen. Kratzer oder Bisse dieser Tiere können so unauffällig sein, dass sie nicht immer bemerkt werden. In Mittel- und Südamerika kommen Vampirfledermäuse vor, die ebenfalls Tollwut übertragen können. In Nordamerika werden zunehmend Infektionen durch einen bestimmten Virustyp (silverhaired bat rabiesvirus) nach unbemerktem Kontakt zu Fledermäusen beobachtet. Die Impfung schützt auch gegen diesen Virustyp.

Wie verbreitet sich das Lyssavirus im Körper?

Das Lyssavirus befindet sich im Speichel eines infizierten Tieres. Zu einer Infektion kommt es, wenn der infektiöse Speichel in eine offene Wunde gelangt (zum Beispiel bei einem Biss), auf verletzte Haut gelangt oder mit Schleimhäuten (zum Beispiel des Mundes oder des Auges) in Kontakt kommt. Andere Infektionswege – wie über eine Organtransplantation – sind extrem selten.

An der Eintrittspforte kommt es zunächst zu einer Vermehrung der Lyssaviren in Bindegewebe und Muskelzellen. Dann treten die Viren in Nervenzellen ein, beispielsweise in die Hautnerven. Entlang der Nervenfasern und über Verbindungsstellen von Nerv zu Nerv (Synapsen) wandern die Viren dann in Richtung Gehirn.

Die Zeit zwischen Infektion und Ausbruch der Erkrankung bezeichnet man als Inkubationszeit. Sie liegt für die Tollwut im Mittel zwischen 20 und 90 Tagen. In Einzelfällen beträgt die Inkubationszeit auch nur wenige Tage, manchmal auch über ein Jahr.

Ist das Gehirn einmal erreicht, verbreitet sich das Virus von dort aus über die Nerven in die anderen Gewebe des Körpers (Speicheldrüsen, Herz, Nieren, Haut). Über den Speichel wird das Virus wieder ausgeschieden und kann weiter verbreitet werden.

Was bewirkt das Tollwutvirus im Gehirn?

Die sichtbaren Veränderungen im Gehirngewebe durch eine Tollwutinfektion sind im Vergleich mit anderen virusbedingten Gehirnentzündungen gering. Vermutlich kommt es durch die Infektion vor allem zu einer Funktionsstörung der Nervenzellen, zum Beispiel durch Störung in der Ausschüttung von Botenstoffen. Was durch die Infektion genau passiert, ist nicht restlos geklärt. Im Endstadium greifen Abwehrstoffe des Körpers (Antikörper) die Nervenzellen an, sie lösen sich auf.