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Was ist Arzneitee?

Mal heißt er Kräutertee, mal Arzneitee - das ist doch das Gleiche, oder? Ist es nicht, sagt Daniela Krehl, Ernährungsexpertin der Verbraucherzentrale Bayern. Denn Arzneitees unterliegen speziellen Kontrollen und strengen Qualitätsanforderungen.

Als gewöhnlicher Kräutertee darf zum Beispiel Kamillentee außer Blüten auch das Kraut der Pflanze enthalten. Wird er mit einem Hinweis auf eine heilende oder lindernde Wirkung als Arzneitee angeboten, muss er ausschließlich aus Blüten bestehen. Für Arzneitee schreibt das Arzneimittelgesetz eine Mindestmenge wirksamer Inhaltsstoffe vor. Auch Angaben zur Zubereitung, Dosierung und Anwendungsdauer sind Pflicht.

Außerdem müssen Arzneitees nach dem Arzneimittelgesetz zugelassen sein. Für viele Produkte aus Kräutern und Kräutermischungen mit bewährten Rezepturen wie beispielsweise Blasen- oder Hustentee gelten sogenannte Standardzulassungen. Sie brauchen kein aufwendiges Verfahren zu durchlaufen. Erkennbar sind sie an einer Zulassungsnummer, die auf «99» endet. Man findet sie meist seitlich auf den Schachteln oder unter dem Strichcode.

Kamille

Seit Jahrtausenden wird die Pflanze mit den hübschen Blüten für ihre Heilkraft geschätzt. Kamillenblütentee lindert durch sein ätherisches Öl Krämpfe und unterstützt die Abwehr von Bakterien. „Die Inhaltsstoffe wirken außerdem entzündungshemmend auf die Schleimhäute“, sagt Apothekerin Margit Schlenk aus Nürnberg, „nicht nur im Mund- und Rachenraum, sondern auch äußerlich im Vaginal- oder Analbereich, etwa in Form eines Sitzbades.“ Die Wirkung lässt sich durch das Beigeben einiger Tropfen Kamillentinktur in das Sitzbad verstärken.

Wichtig: Wer auf Korbblütler allergisch reagiert, sollte Kamille meiden.

Goldrutenkraut

„Goldrutentee erweitert die Nierengefäße und erhöht den Durchfluss“, sagt Expertin Margit Schlenk. So kann er dazu beitragen, Bakterien bei akuten Harnwegsinfekten aus der Blase zu spülen. Die gelben Pflanzenfarbstoffe (Flavonoide), denen die Goldrute ihren Namen verdankt, sollen außerdem Bakterien und Viren abwehren und wirken leicht schmerzlindernd. Allerdings sollte man nur Tee aus der Echten Goldrute (Solidago virgaurea) in Arzneibuchqualität wählen. Die verwandte Riesengoldrute hat einen geringeren Effekt.

Pfefferminze

Die Blätter mit dem frischen Aroma sind wahre Multi­talente. Als Tee aufgegossen entfalten sich die ätherischen Öle besonders gut. „Pfefferminztee wirkt optimal im Magen-Darm-Trakt, fördert den Appetit und die Verdauung und lindert Übelkeit“, erklärt die Expertin. Seine leicht antibakterielle und antivirale Wirkung kann auch bei Erkältungssymptomen wie Halsweh zum Einsatz kommen.

„Sie wissen nie, wie keimbelastet selbst gepflückte Heilpflanzen sind“ Margit Schlenk ist Fachapothekerin für Offizinpharmazie und Inhaberin zweier Apotheken in Nürnberg

„Sie wissen nie, wie keimbelastet selbst gepflückte Heilpflanzen sind“ Margit Schlenk ist Fachapothekerin für Offizinpharmazie und Inhaberin zweier Apotheken in Nürnberg

Wichtig: „Nicht länger als vier Wochen regelmäßig trinken“, sagt Apothekerin Margit Schlenk. „Denn in hohen Dosierungen können die Inhaltsstoffe auf Dauer den ­Magen reizen.“

Brennnessel

Als Tee genossen können die Blätter der sonst eher unbeliebten Brennnessel heilsame Effekte haben. In ihnen stecken Flavonoide, die die Nierengefäße erweitern und den Harnfluss erhöhen. Das Besondere daran: „Es werden keine Salze, sondern nur Flüssigkeit ausgeschwemmt“, sagt Apothekerin Margit Schlenk. Das hält den Elektrolythaushalt im Gleichgewicht.

Bei empfindlichen Personen können Inhaltsstoffe wie Histamin und Ameisensäure ­Magenschmerzen und Sodbrennen auslösen. Auch Hautirritationen sind möglich. Weil Histamin die Gebärmutter anregen kann, sollten Schwangere auf Brennnesseltee verzichten.

Salbei

Für guten Geschmack ist er nicht bekannt. Dafür gilt Salbeitee als pflanzliche Geheimwaffe gegen Halsweh und Heiserkeit. „Seine Gerbstoffe dichten die Mund- und Rachenschleimhaut leicht ab“, sagt Margit Schlenk. „Deshalb wirkt er auch bei kleinen wunden Stellen im Mund gut, sogenannten Aphthen. Außerdem verfügt Salbei über eine leicht schmerzlindernde Wirkung.“

In den Wechseljahren macht er durch einen milden schweißhemmenden Effekt Hitzewallungen erträglicher. „Bitte nicht länger als vier Wochen anwenden“, sagt Schlenk. Salbei enthält das ätherische Öl Thujon, das in hohen Dosen das Nervensystem schädigen kann. Deshalb sollten auch Schwangere, Stillende und Menschen mit Lebererkrankungen auf Präparate mit Salbei verzichten.

Thymian

Schon im Mittelalter nutzte man die ätherischen Öle in den Thymianblättchen, um Atemwegsinfekte zu kurieren. Trocknet man die Blätter und Blüten, entsteht sogenanntes Thymiankraut, das sich wunderbar als Tee aufgießen lässt. „Die enthaltene Substanz Thymol hat eine keimtötende Wirkung und wird unterstützend bei der Hustentherapie eingesetzt“, so die Expertin. Vor allem der krampf- und schleimlösende Effekt kommt Husten-Geplagten zugute. „Weil der hohe Gerbstoffgehalt magenfreundlich ist, ist Thymiantee auch bei Magenschleimhautreizungen wohltuend“, erklärt Schlenk.

Fenchel

Nicht nur für Babys: Fencheltee ist dank seines leicht süßlichen Aromas einer der beliebtesten Kräutertees bei Magen-Darm-Beschwerden. „Die Wirkung beruht auf seinem ätherischen Öl in den verwendeten Früchten, die die glatte Muskulatur entkrampfen, vor allem die des Darms“, erklärt Margit Schlenk. „In Kombination mit Anis und Kümmel ist Fencheltee besonders wohltuend bei Völlegefühl und Blähungen.“

Kleines Tee - 1x1

  • Kauf: Wer Arzneitees in der Apotheke besorgt, kann sicher sein, dass die Qualität nach Arzneibuch überprüft wurde. Vom Selbstpflücken oder -sammeln rät Margit Schlenk ab: „Sie wissen nie, wie keimbelastet die Pflanzenteile sind.“ Eine weitere Gefahr sind möglicherweise enthaltene Pyrrolizidinalkaloide, also Giftstoffe, die die Leber schädigen können. Das Toxin kommt etwa in der Jakobskreuzkrautpflanze vor und eine einzige dieser Pflanzen kann die Ernte eines gesamten Feldes belasten. Daher werden Arzneitees streng kontrolliert.
  • Lagerung: Tees halten sich am besten dunkel, kühl und trocken, luftdicht verpackt in einer Metall- oder Keramikdose.
  • Zubereitung: Gießen Sie Blätter, Blüten oder Wurzeln nach Anleitung mit kochendem Wasser auf und lassen Sie den Tee etwa 10 Minuten lang ziehen. Tees, die ätherische Öle enthalten, abgedeckt ziehen lassen.
  • Trinkmenge: Die Anzahl von drei Tassen pro Tag nicht überschreiten.