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Jedes Jahr erkranken Menschen an einer Hantavirus-Infektion – auch in Deutschland.

Wie steckt man sich mit Hantaviren an?

Hantaviren kommen in verschiedenen Nagetieren und anderen Kleinsäugern vor, vor allem in Mäusen und Ratten. Die infizierten Tiere bleiben gesund und dienen dem Virus als Wirt. Die Nager scheiden die Erreger über Speichel, Urin und Kot aus. Hantaviren bleiben in diesen Ausscheidungen über mehrere Tage infektiös. Der Mensch kann sich anstecken, wenn er die Erreger einatmet. Dies passiert zum Beispiel, wenn Mann oder Frau im Garten Laub rechen, Keller oder Garage putzen sowie wenn sie sich im Stall oder in Wald und Feld aufhalten. Selten werden die Viren auch durch den Biss eines infizierten Tieres übertragen.

Eine Übertragung von Mensch zu Mensch gilt als sehr unwahrscheinlich. Bisher sind nur einzelne Fälle aus Südamerika bekannt, ausgelöst durch einen dort vorkommenden Hantavirustyp.

In Deutschland häufig der Überträger des Hantavirus: die Rötelmaus

In Deutschland häufig der Überträger des Hantavirus: die Rötelmaus

Wie lange dauert die Inkubationszeit?

Die Inkubationszeit, also die Zeit zwischen Ansteckung und Auftreten der ersten Symptome, beträgt normalerweise zwei bis vier Wochen. In seltenen Fällen kann die Inkubationszeit auch bis zu zwei Monate andauern.

Sind Hantaviren gefährlich?

Hantaviren kommen weltweit vor, allerdings finden sich unterschiedliche Virustypen in den jeweiligen Ländern. Die Typen, die in Deutschland und Mitteleuropa vorkommen, gelten als weniger gefährlich als solche Virustypen, die beispielsweise in Amerika anzutreffen sind. 

Insbesondere in Südamerika verlaufen Hantavirus-Infektionen in bis zu 50 Prozent der Fälle tödlich. Bei Erkrankungen in Deutschland kommt es aufgrund der moderateren Virustypen, aber auch der besseren medizinischen Versorgung (Dialyse, künstliche Beatmung), in weniger als einem Prozent zum Tod des Erkrankten.  

Wie oft kommt es in Deutschland zu einer Infektion?

Laut dem Robert Koch-Institut, das die Meldungen zu Erkrankungsfällen analysiert, leiden im Durchschnitt 500 Menschen jährlich an einer Hantavirus-Erkrankung. Die Zahlen schwanken allerdings von Jahr zu Jahr erheblich. Etwa alle zwei bis drei Jahre erkranken deutlich mehr Menschen. Vermutlich hängen diese Schwankungen mit der Zahl der infizierten Nagetiere im jeweiligen Jahr zusammen.

In Süd- und Westdeutschland wird der hier vorkommende Virustyp vorwiegend von Rötelmäusen übertragen. Im Norden des Landes ist die Brandmaus der Virusüberträger. Vermehren sich die Nager stark, können mehr Tiere mit dem Virus infiziert sein und sich folglich mehr Menschen anstecken. Im Jahr 2017 gab es sehr viele Infektionen, 1731 Menschen erkrankten an Hantavirus-Infektionen.

Die Infektionskrankheit ist in Deutschland meldepflichtig. Hantavirus-Infektionen werden insbesondere in folgenden Landesteilen vermehrt nachgewiesen: Schwäbische Alb, Bayerischer Wald, Spessart, Teutoburger Wald, Münsterland und Nordost-Hessen.

Welche Symptome treten bei einer Hantavirus-Infektion auf?

Viele Menschen, die sich hierzulande mit Hantaviren anstecken, bemerken davon gar nichts. Ihr Immunsystem hält die Viren in Schach, die Infektion verläuft ohne Symptome. Bei einem Teil der Infizierten stellen sich allerdings Beschwerden ein: Es beginnt mit hohem Fieber, das meist für drei bis vier Tage anhält. Dazu treten grippeähnliche Symptome auf – zum Beispiel Kopf- und Gliederschmerzen sowie Schüttelfrost. Anschließend kann es zu Kreislauf- und Nierenproblemen kommen. Letztere zeigen sich unter anderem durch Eiweiß oder Blut im Urin sowie durch eine nachlassende Harnbildung. Mediziner sprechen bei der Hantavirus-Erkrankung auch vom sogenannten "Hämorrhagischen Fieber mit Renalem Syndrom", kurz HFRS. Es kann im schlimmsten Fall zum dialysepflichtigen Nierenversagen führen.

Virusstämme, die in Nord- und Südamerika vorkommen, können vor allem der Herz- und Lungenfunktion schaden und eine lebensgefährliche Atemnot auslösen.

Diagnose: Wie stellt der Arzt die Infektion fest?

Hat der Arzt den Verdacht, dass eine Hantavirus-Infektion vorliegt, nimmt er Blut ab. Im Blutbild lassen sich typische Veränderungen erkennen: Zum Beispiel ist häufig die Zahl der Blutplättchen erniedrigt (Thrombozytopenie), die Nierenwerte sind verändert und es finden sich spezifische Antikörper gegen das Virus.

Therapie: Wie behandelt man eine Hantavirus-Infektion?

Es gibt keine spezifische Behandlung, lediglich gegen die Beschwerden lässt sich etwas unternehmen. In schweren Fällen muss die Nieren- und Lungenfunktion unterstützt werden.

Wichtig: Wer plötzlich Symptome wie hohes Fieber oder grippeähnliche Beschwerden verspürt, die auch auf eine Ansteckung mit Hantaviren hinweisen können, der sollte einen Arzt aufsuchen.

Wie kann man einer Ansteckung vorbeugen?

Da es weder eine schützende Impfung noch eine gezielte Behandlung   gibt, ist Vorbeugung entscheidend: Vermeiden Sie Kontakt zu   Nagetieren und ihren Ausscheidungen. Bewahren Sie Lebensmittel (auch   Tiernahrung) in verschließbaren Behältern auf. Werfen Sie den Abfall in   die Mülltonne und nicht auf einen Komposthaufen.

Sind Mäuse in Haus  oder  Wohnung eingedrungen, sollten Sie diese schleunigst wieder  loswerden.  Haben Sie die Nager mit einer Falle gefangen, dann ziehen  Sie  Einmalhandschuhe an und setzen einen Mundschutz auf. Besprühen Sie  Falle  und Tier mit Desinfektionsmittel, damit kein virushaltiger Staub aufgewirbelt wird.  Das tote Tier gehört am besten in einen Plastikbeutel, der  verschlossen  in die Mülltonne kommt. Reinigen Sie anschließend alle  benutzten  Gerätschaften (mit Handschuhen). Wer den Keller oder  Dachboden von Schmutz  und/oder Mäusekot befreien will, sollte erstmal  gründlich lüften.  Nehmen Sie keinen Staubsauger zur Hand, sondern  putzen Sie die Flächen  nass. Benutzen Sie auch hier Einmalhandschuhe und Mundschutz. Waschen Sie sich anschließend die Hände  mit Wasser und Seife.

Unser Experte: Professor Detlev Krüger, Charité Berlin

Unser Experte: Professor Detlev Krüger, Charité Berlin

Experte und fachliche Korrektur: Dr. med. Detlev H. Krüger, Arzt und Professor für Virologie, ehemaliger Direktor des Institutes für Medizinische Virologie der Charité Berlin, ehemaliger Leiter des Nationalen Konsiliarlaboratoriums für Hantaviren

Wichtiger Hinweis: Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen. Die Beantwortung individueller Fragen durch unsere Experten ist leider nicht möglich.

Quellen:

Robert Koch-Institut: Epidemiologisches Bulletin 12.April 2018. Online: https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Archiv/2018/Ausgaben/15_18.pdf?__blob=publicationFile (Abgerufen am 13.09.2018)

Robert Koch-Institut: Informationen zur Vermeidung von Hantavirus-Infektionen. Online: https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/H/Hantavirus/Merkblatt_PDF.pdf?__blob=publicationFile (Abgerufen am 13.09.2018)

Robert Koch-Institut: RKI-Ratgeber Hantavirus-Erkrankung. Online: https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Merkblaetter/Ratgeber_Hantaviren.html (Abgerufen am 13.09.2018)