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Kleine Bewegung, große Debatte. Beim Fingerknacken scheiden sich die Geister. Was dem einen Wohlgefühl verschafft, fegt dem anderen kalte Schauer über den Rücken. Viele Menschen ziehen an ihren Gelenken um ein Knackgeräusch zu erzeugen.

Und wieso? "Diese Menschen empfinden dadurch Entspannung", erklärt der Orthopäde Dr. Christian Massing aus München. Sie haben das Gefühl, dass das Fingergelenk, welches zunächst blockiert und verspannt war, nach dem Knacken wieder frei wird, wodurch sich ein allgemein positives Entspannungsgefühl einstellt.

Woher kommt das Geräusch? "Das ist bis heute nicht hundertprozentig geklärt, aber die gängigste Theorie beschreibt das Vakuum-Phänomen", erklärt Massing. In der Gelenkschmiere ist Kohlenstoffdioxid (CO2) in gelöster Form enthalten. Zieht der Knacker seine Gelenke lang, geht das CO2 in die Gasform über, es bilden sich Bläschen. Kollabieren die Blasen, ploppt es. Eine kleine Studie von kanadischen Forschern, die im Fachmagazin PlosOne erschien, legt nahe, dass das Geräusch durch eine Art Vakuum ausgelöst wird.

Manche Experten warnen vor allzu häufigem Knacken, weil es die Gelenke überdehnen und sie auf lange Sicht sogar schädigen könnte. Christian Massing hat dagegen gute Nachrichten für Fingerknacker: Seiner Einschätzung nach ist der Tick gesundheitlich unbedenklich. Das Argument "davon bekommst du Arthrose oder Rheuma" zieht also nicht.

Der Orthopäde berichtet von einem Arzt, der 50 Jahre lang mindestens zweimal täglich mit den Fingern seiner rechten Hand geknackt hat – als er in Rente geht, lässt er beide Hände röntgen. Das Ergebnis: Zwischen den Fingergelenken der rechten und der linken Hand besteht kein Unterschied. Auch Studien kamen zu dem Schluss, dass das Ploppen wohl eher ungefährlich ist. Die einzige Gefahr, die es birgt ist die, dass man andere Menschen damit zur Weißglut treibt.

Wichtig: Ab und zu kann es auch ohne eigenes Zutun in den Gelenken knacken. Ist dieses unabsichtliche Knacken allerdings von Schmerzen oder anderen Beschwerden begleitet, sollte man sich ärztlich untersuchen lassen.

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