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Kurz zusammengefasst

Bei einer Haartransplantation werden Haare von haarreichen Stellen an kahle Stellen verpflanzt. Zuvor muss die behandelnde Ärztin oder der behandelnde Arzt die Verteilung der Haare als dafür geeignet einstufen.

Das häufigste Verfahren ist die FUE-Technik. Dabei werden mehrere Tausend Haarfollikel (Haarbälge) entnommen und wieder eingesetzt. Der Eingriff ist risikoarm und erfolgsversprechend – wenn ihn erfahrene Haarchirurgen und Haarchirurginnen vornehmen.

Mehr als 90 Prozent der Menschen, die sich professionell Haare verpflanzen lassen, sind laut Praxisangaben zufrieden mit dem Ergebnis. Je nach Umfang kostet der Eingriff etwa 3000 bis 9000 Euro.

Was ist eine Haartransplantation?

Bei einer Haartransplantation werden aus einem Areal mit normalem Haarwachstum „gesunde“ Haare entnommen und an Areale mit Haarausfall verpflanzt. Auf diese Weise können an den kahlen Stellen wieder Haaren nachwachsen.

Genau genommen werden die Haarfollikel transplantiert – Haarfollikel sind die Haarwurzeln einschließlich der Strukturen, mit denen die Wurzeln in die Haut eingebettet sind.

Gut zu wissen: „Eine Haartransplantation ist immer eine Eigenhaartransplantation. Das heißt, man nimmt ausschließlich Haarfollikel vom Kopf des Betroffenen“, betont Dr. Annette Hortling aus Siegburg, die in eigener Praxis und am Haarkompetenzzentrum der Uniklinik Bonn tätig ist.

Wann kommt eine Haartransplantation zum Einsatz?

Im Laufe des Lebens fallen bei Männern häufig übermäßig viele Haare aus. Das ist Veranlagung, man spricht von anlagebedingtem Haarausfall. Meist beginnt der Haarausfall an der Stirn und an den Schläfen. Bald wird auch das Haar am oberen Hinterkopf immer lichter, es entstehen regelrechte Kahlstellen.

Im Nacken und am seitlichen Haarkranz hingegen fallen in der Regel auch bei sonst übermäßigem Haarausfall kaum Haare aus. Haarfollikel aus diesen Regionen dienen dann als Spenderhaare für die Haartransplantation.

Auch wenn der anlagebedingte Haarausfall bei Männern deutlich häufiger ist, können Frauen ebenfalls davon betroffen sein. Bei Frauen werden Eigenhaare vor allem zur Beseitigung einer hohen Stirn mit Geheimratsecken transplantiert.

Was kostet eine Haartransplantation?

Je nach Anzahl der transplantierten Haare kostet eine Haartransplantation ungefähr zwischen 3000 und 9000 Euro.

Wann und für wen kommt eine Haartransplantation in Betracht?

85 Prozent aller Haartransplantationen werden an Männern durchgeführt. Das liegt daran, dass vier von fünf Männer bis zum 70. Lebensjahr übermäßig viele Haare verlieren, unter den 30-Jährigen sind bereits ein bis zwei von fünf betroffen. Bei Frauen verlieren etwa zwei von fünf im Laufe des Lebens verstärkt Haare.

Warum wollen Menschen eine Haartransplantation?

Bei der Entscheidung für eine Haartransplantation spielen häufig ästhetische Gründe eine tragende Rolle. Neben Aussehen geht es auch ums Selbstbewusstsein der Betroffenen.

„In den allermeisten Fällen steckt aber keine überzogene Eitelkeit dahinter. Gerade jüngere Männer mit weniger Haaren fühlen sich zum Teil ausgegrenzt und diskriminiert gegenüber Gleichaltrigen und wollen mit der Haartransplantation schlicht, dass dies endet“, betont der Chirurg Dr. Frank Neidel aus Düsseldorf.

In seiner Praxis hat er bereits mehr als 8000 Haartransplantationen durchgeführt und an der Hautklinik der Ruhr-Universität Bochum zum Thema geforscht.

Welche Voraussetzungen müssen Spender und Haar erfüllen?

Doch nicht jeder, der eine Haartransplantation machen lassen möchte, kommt dafür infrage. Es kommt auf sein Spenderhaar an, genauer darauf, wie viele Haare im Haarkranz und im Nacken vorhanden sind und wie die Stellen aussehen, wo die Haarfollikel eingesetzt werden sollen. Das gilt für Frauen und Männer, für die Planung umfassender Transplantationen ebenso wie für kleine Eingriffe.

„In manchen Fällen macht eine Haartransplantation keinen Sinn, weil kein befriedigendes Ergebnis zu erwarten ist. Das kann man als Laie oft aber nicht erkennen, es lohnt sich eigentlich immer, einen Experten aufzusuchen“, sagt Neidel.

Eine Haartransplantation kann im gesamten Erwachsenenalter durchgeführt werden. Bei Menschen über 65 Jahren kann es aber schwieriger sein, die Haare zu transplantieren, weil das Haar insgesamt lichter wird und kahle Stellen zunehmen.

Wer sollte den Eingriff idealerweise vornehmen?

Grundsätzlich darf zwar jeder Mediziner und jede Medizinerin in Deutschland eine Haartransplantation durchführen. Aber genaues Arbeiten, Fachwissen, das Einhalten der Standards und Beachten der medizinischen Leitlinien sowie Erfahrung mit Haartransplantationen sind für ein gutes Ergebnis wichtig.

Was zeichnet eine gute Adresse für Haarverpflanzungen aus?

Man sollte daher darauf achten, dass der Behandler oder die Behandlerin fachärztlich ausgebildet ist und eine langjährige Erfahrung mit dem Verpflanzen von Haaren hat – bei Haartransplantationen sind insbesondere die Fächer Dermatologie und Chirurgie von Bedeutung.

„Manche Spezialpraxen bieten Haarsprechstunden oder Voruntersuchungen zur Haartransplantation an, in denen man sich hinsichtlich Diagnose, Eignung und Vorgehen untersuchen und beraten lassen kann. Wenn dort Fachärztinnen und Fachärzte arbeiten, die sich auf Haartransplantation spezialisiert haben und diese nicht nur gelegentlich durchführen, dann ist man hier normalerweise an einer guten Adresse“, erklärt der Haarchirurg Dr. Andreas Finner aus Berlin und Vorstandsmitglied des Verbands Deutscher Haarchirurgen.

Wie läuft eine Haartransplantation ab?

Eine Haartransplantation dauert meist ein paar Stunden, die Kopfhaut ist in dieser Zeit örtlich betäubt. Der Eingriff umfasst das Entnehmen der Haare und direkt danach das Einsetzen der Haare an anderer Stelle.

Zunächst werden aus der Spenderregion dauerhaft wachsende Haarwurzeln entnommen. Denn anders als die Haarwurzeln an den lichten Stellen reagieren sie weniger empfindlich auf hormonelle Veränderungen im Laufe des Lebens. Das heißt, die erfolgreich verpflanzten Haarwurzeln fallen in aller Regel nicht wieder aus.

Wie werden die Haare verpflanzt?

Heutzutage verpflanzt man nur winzige Haarfollikel-Einheiten – englisch: follicular units (FU). Diese enthalten jeweils ein bis vier Haarwurzeln. „Der Vorteil ist, dass die kleinen FU naturgetreu in hoher Dichte und kopfhautschonend verpflanzt werden können und bei richtiger Platzierung und flacher Ausrichtung von den Originalhaaren kaum unterscheidbar sind“, sagt Finner.

Je nach Größe und Dichte der Spenderzone und der Haarlänge am Haarkranz lassen sich ihm zufolge bis zu 4000 solcher Haareinheiten entnehmen, ohne dass es am Hinterkopf auffällt.

Es sollten bei einer Haartransplantation aber immer nur so viele Haarfollikel-Einheiten wie nötig entnommen werden. „So hat man noch Spenderhaare in Reserve, falls es später im Leben andere lichte Stellen gibt“, betont Finner.

Auf welche Arten lassen sich Haarfollikel-Einheiten entnehmen?

Es gibt zwei Methoden, um die Haarfollikel-Einheiten (FU) zu gewinnen:

  • Entweder durch punktuelle Entnahme einzelner Follikel-Einheiten aus der Kopfhaut
  • oder durch Entnahme eines schmalen Haarstreifens, aus dem man einzelne Follikel-Einheiten präpariert.

In der Fachsprache heißt die punktuelle Methode Follicular Unit Exzision, kurz FUE-Technik. Die zweite Methode heißt Follicular Unit Transplantation, kurz FUT-Technik.

FUE-Technik: Dabei löst der Chirurg oder die Chirurgin einzelne Haarfollikel-Einheiten direkt aus der Kopfhaut. Der Vorteil ist, dass danach nur kleine Lücken verbleiben, die bei gleichmäßiger und nicht zu dichter Entnahme auch bei einer Kurzhaarfrisur am Hinterkopf nicht auffallen. Einziger Nachteil: Der Entnahmebereich muss rasiert werden – aus den dort verbliebenen Haarfollikeln wachsen aber zügig wieder Haare nach.

Bei der FUE-Technik stanzt man mit einer Hohlnadel ein Stück Kopfhaut mit ein bis vier Haarfollikeln aus. Diese werden zunächst in eine Nährlösung gegeben und später in vorgestanzte Löcher verpflanzt.

Bei der FUE-Technik stanzt man mit einer Hohlnadel ein Stück Kopfhaut mit ein bis vier Haarfollikeln aus. Diese werden zunächst in eine Nährlösung gegeben und später in vorgestanzte Löcher verpflanzt.

FUT-Technik: Hier werden nicht einzelne Haarfollikel-Einheiten entnommen, sondern ein ganzer Haarstreifen mit vielen Follikeln. Aus diesem Streifen gewinnt man dann unter dem Mikroskop die einzelnen Follikel-Einheiten, die man wie bei der ersten Methode verpflanzt. Die Entnahmestelle wird gleich vernäht und überkämmt. Da keine Rasur am Hinterkopf erforderlich ist, eignet sich diese Methode für Frauen und Männer, die ihre Haare gern etwas länger tragen. „Es verbleibt allerdings eine linienförmige Narbe, weshalb viele Patienten die punktuelle FUE-Methode bevorzugen“, sagt Finner.

Bei der FUT-Technik entfernt man einen schmalen Streifen Kopfhaut samt Haarfollikeln und zerteilt diesen. Daraus werden dann Einheiten von ein bis vier Follikel präpariert und per Hohlnadel verpflanzt.

Bei der FUT-Technik entfernt man einen schmalen Streifen Kopfhaut samt Haarfollikeln und zerteilt diesen. Daraus werden dann Einheiten von ein bis vier Follikel präpariert und per Hohlnadel verpflanzt.

Wie sind die Erfolgsaussichten bei einer Haartransplantation?

Führt die Behandlung ein erfahrener Haarchirurg oder eine erfahrene Haarchirurgin durch, beträgt die Anwuchsrate der transplantierten Haarfollikel mindestens 90 Prozent. Die Frage ist dann, ob die behandelte Person auch optisch mit dem Ergebnis zufrieden ist.

Wie hoch ist die Zufriedenheit nach einer Haarverpflanzung?

Wie zufrieden man persönlich mit dem Resultat ist, hat nicht nur mit der Qualität der Behandlung zu tun, sondern spiegelt immer auch die eigene Erwartungshaltung wider. Deshalb ist es wichtig, im Vorfeld eine realistische Einschätzung zum Behandlungsergebnis zu bekommen.

Sowohl die Qualität als auch die geweckte Erwartungshaltung sind stark abhängig von der Person, die den Eingriff vornimmt. Entsprechend gibt es keine Zahlen, die sich auf alle Haartransplantationen übertragen lassen.

In aller Regel liegt die Zufriedenheit bei über 90 Prozent. In der Praxis von Dr. Neidel zum Beispiel liegt sie eigenen Angaben zufolge bei 95 Prozent. „Bei den übrigen fünf Prozent ist es meist auch nicht so, dass sie mit dem Aussehen komplett unzufrieden sind. Sie wollen eher gezielt noch etwas optimieren – das gelingt normalerweise recht gut in einem zweiten Eingriff“, fasst Neidel zusammen.

Welche Risiken gibt es und wie groß sind sie?

Bei einer Transplantation werden meist mehrere tausend Haarfollikel an einer Region am Kopf entfernt und an anderen Stellen wieder eingesetzt. Für die Kopfhaut ist das kurzfristig sehr belastend.

Krustenbildung, Schwellungen, Kribbeln, Taubheitsgefühle, Juckreiz an den betreffenden Stellen – all das sind Dinge, die in den ersten Tagen auftreten können. „Diese Symptome gehen eigentlich immer in der ersten Woche wieder zurück. In Einzelfällen oder bei Allergikern kann es auch mal zwei bis drei Wochen dauern, aber längerfristige Probleme hat so gut wie niemand“, sagt Neidel.

Warum gehören kaum sichtbare Vernarbungen dazu?

Hinzu kommen die typischen Risikofaktoren jeder Operation: Es kann zu Entzündungen kommen; es kann passieren, dass Wunden nur sehr langsam verheilen.

Außerdem kommt es zu Vernarbungen in der Kopfhaut. „Die sind aber so klein, dass man sie mit bloßem Auge nicht sieht. Man spricht daher auch von Mikrovernarbungen“, sagt Hortling. Die Mikrovernarbungen stellen für den Körper in aller Regel kein Problem dar. „Insgesamt gilt der Eingriff als sehr unkompliziert und nebenwirkungsarm“, sagt Hortling weiter.

Was ist die Alternative zu einer Haartransplantation?

Um übermäßigen Haarausfall zu verlangsamen oder gar weitgehend zu stoppen, sind vor allem Medikamente geeignet. Sie sind die Haupt-Alternative zu einer Haartransplantation.

Je früher man zu Medikamenten greift, umso wirkungsvoller lässt sich in der Tendenz ein Haarausfall aufhalten. „Oft ist es so, dass wir es erst einmal mit Medikamenten versuchen. Wenn deren Wirkung nicht ausreicht oder der übermäßige Haarausfall zu weit fortgeschritten ist, dann kann eine Haartransplantation häufig gut helfen“, sagt Finner. In vielen Fällen kommen auch Medikamente und Haartransplantation als Kombination zum Einsatz.

Fazit

Bei einer Haartransplantation werden etwa 1000 bis 4000 einzelne Haarfollikel verpflanzt. Der Eingriff ist risikoarm und das Ergebnis in mehr als 90 Prozent der Fälle zufriedenstellend. Wichtig dafür ist, dass man einen erfahrenen Haarchirurg oder eine erfahrene Haarchirurgin auswählt. Mittels einer Beratung im Vorhinein erfährt man, ob man überhaupt für eine Haartransplantation infrage kommt und welches optische Ergebnis zu erwarten ist.

Wichtiger Hinweis

Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann eine ärztliche Beratung nicht ersetzen. Bitte haben Sie Verständnis, dass wir keine individuellen Fragen beantworten.


Quellen:

  • Finner AM: Haartransplantation – nachhaltige ärztliche Planung und Durchführung. In: Der Hautarzt 15.04.2022, 73: 358-368
  • Kanti V, Messenger A, Dobos G et al: Evidence-based (S3) guideline for the treatment of androgenetic alopecia in women and in men – short version. In: J Eur Acad Dermatol Venereol 01.01.2018, 23-1: 11-22
  • Verband Deutscher Haarchirurgen e. V. (VDHC): Verfahren der Haartransplantation. https://www.vdhc.de/... (Abgerufen am 04.01.2024)