Tipps für ergrauende Haare
Keine Lust mehr, ständig zu färben? So gelingt der Übergang zur Naturfarbe. Was je nach Situation am besten hilft
Auf die ersten grauen Haare reagieren viele mit Erschrecken – und dann mit künstlicher Farbe. Doch zunehmend mehr Frauen wollen irgendwann zu ihrer weißen Naturfarbe stehen. Der Übergang ist allerdings knifflig – denn ab einem gewissen Weißanteil zeigt sich ein verräterischer Ansatz, und je nach Haarlänge kann es Jahre dauern, bis die Farbe ganz herausgewachsen ist.
Was tun? Eine Pauschallösung gibt es nicht, erklärt Friseurmeister Thomas Wolff. Je nach Haarlänge, Weißanteil und Färbegewohnheiten führen verschiedene Wege zum Ziel.
Für alle Fälle
Der Königsweg sind Strähnchen beim Friseur, sagt Friseurmeister Thomas Wolff. "Die Produkte aus der Drogerie eignen sich nicht, wenn zuvor gefärbt wurde. Da kann man leicht einen orangefarbenen Ansatz und gefleckte Längen bekommen."
Der Friseur sucht exakt die geeignete Nuance aus und färbt mit der Kamm- oder Folientechnik etwa die Hälfte der Haare in der Farbe, die zuvor auf dem gesamten Kopf angewendet wurde. "Dann sieht man sich in drei bis sechs Monaten wieder, erneuert die Strähnen etwas sparsamer und schleicht so langsam aus der Farbe aus." Langes Haar erfordert viel Geduld, bei kurzem reichen zwei Friseurbesuche.
Für ursprünglich dunkles, kurzes Haar
Hier empfiehlt Wolff spezielle Farbshampoos, die mit dem Luftsauerstoff reagieren und nach und nach Pigmente auf dem Haar anlagern. "Nach etwa acht Anwendungen hat man ein gutes Ergebnis.
Allerdings empfehle ich diese Produkte nicht für langes, helles Haar." Sobald man damit aufhört, waschen sich die Pigmente in wenigen Wochen heraus. Wie zuvor gefärbt wurde, ist unerheblich.
Für Salz-und-Pfeffer-Looks
Bei bis zu etwa 45 Prozent Weißanteil sind auch Tönungen mit etwas Oxidationsmittel eine Lösung. Sie färben nur leicht, kaschieren das Weiß also. "Das kann sehr gut aussehen, weil ein lebendiger Farbeffekt entsteht", erklärt Wolff.
Hört man mit dem Tönen auf, waschen sich die Pigmente in etwa acht Wochen heraus. Bei unter 30 Prozent Weißanteil lässt sich ein ähnlicher Effekt mit Farbshampoos erzielen, ab 50 Prozent kann nur der Friseur helfen.
Für den sanften Ausstieg
Auf dem Weg zu weißem Naturhaar erwägen manche Frauen eine vorübergehende Blondierung. Der Weg von künstlicher Farbe über künstliches Blond hin zu natürlichem Weiß ist aber nur etwas für Experten, warnt Wolff.
"Dunkel gefärbte Haare aufzuhellen ist eine Kunst." Er empfiehlt, erst den Ansatz so lang wie möglich herauswachsen zu lassen. "Auf diese Weise wird die Kopfhaut beim Blondieren weniger gestresst." Die Wartezeit kann man sich mit leichten Tönungen und Farbshampoos erleichtern.
Für ganz Ungeduldige
Gefärbtes Haar zu bleichen und grau zu färben ist eine machbare, aber aufwendige Radikallösung. "Es sind mindestens zwei Blondierungen und sehr viel Chemie nötig, um ein einheitliches Grau zu erreichen."
Weil gefärbtes Grau schnell stumpf und schmutzig wirkt, ist danach alle paar Wochen ein Friseurbesuch fällig. Sanfte, quasi pigmentfreie Farbe – ein sogenanntes "Glossing" – schafft Abhilfe, aber nur vorübergehend.
Trick für die Ansätze
Wer unentschlossen ist, kann sichtbare weiße Stellen mit Tricks verstecken. Für kurzes Haar eignen sich Ansatzkaschiersprays, die nach einer Wäsche entfernt sind. "Bei langem, dunkel gefärbtem Haar kann man den Scheitel mit normaler brauner Mascara färben. Das funktioniert leidlich", sagt Thomas Wolff.
Henna geht auch
Wer keine chemische Farbe mehr benutzen mag, kann auf natürliche Alternativen umsteigen. Zum einen gibt es Farben mit natürlichen Pigmenten. "Die Ergebnisse können sich sehen lassen", lobt Wolff. "Man muss die Farbe zu Beginn allerdings häufig auftragen, damit sie zieht."
Außerdem gibt es echtes Henna auch in Braunnuancen. "Damit kann man sehr gut dunkelblonde und dunklere Haare mit einem Weißanteil von unter 30 Prozent kaschieren." Für Wolff der harmloseste Weg, auf einen beginnenden Salz-und-Pfeffer-Look zu reagieren – solange die Qualität des Hennas stimmt.
"Es gibt sehr gute Produkte, die den Anforderungen für Lebensmittelfarbe genügen." Von Do-it-yourself-Versuchen mit Tee oder Kastanienextrakt rät Wolff ab. "Es färbt nicht gleichmäßig."
Bei weißen Blocksträhnen
Was tun, wenn eine dicke Strähne ergraut ist? Naturfarben und Tönungen für den Übergang reichen bei diesem partiell hohen Weißanteil nicht. Wolffs Lösung sind feine Strähnen mit konventioneller Farbe, die den optischen Effekt der Blocksträhne abmildern, ohne das gesamte Haar neu einzufärben.
Salz für extra Farbkraft
Farbshampoos und -spülungen können bei einem gleichmäßig verteilten Weißanteil schöne Effekte erzeugen. Dies verstärkt sich, wenn man das Produkt in der Hand mit etwas Salz vermischt.
"Es wirkt leicht alkalisch, das verstärkt die Farbkraft", erklärt Experte Thomas Wolff. Minimal wird so die Wirkung von Alkalisierungsmitteln wie Ammoniak erzielt, mit denen permanente Haarfarben das Eindringen der Pigmente ins Haar verstärken.