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Genitalherpes – kurz zusammengefasst

  • Herpes genitalis wird fast immer durch Geschlechtsverkehr übertragen, Auslöser sind Herpesviren
  • Die Krankheit äußert sich mit Kribbeln, Schmerzen und Bläschen an Scheide, Penis, äußerem Genitalbereich der Frau sowie Oberschenkel
  • Herpes genitalis kann auch ohne Beschwerden verlaufen
  • Die Herpesviren verbleiben im Körper und können durch bestimmte Faktoren reaktiviert werden
  • Die Therapie besteht normalerweise in der Gabe virushemmender Mittel, zum Beispiel Aciclovir

Was ist Herpes genitalis?

Herpes genitalis entsteht durch eine Infektion mit Herpesviren und gehört zu den häufigsten sexuell übertragbaren Krankheiten. Die Ansteckung erfolgt nahezu immer durch ungeschützten Geschlechtsverkehr mit einem infizierten Partner/-in.

Ursachen: Erreger, Übertragungswege, Reaktivierung

Genitalherpes wird vorwiegend durch eine Infektion mit Herpes-simplex-Viren des Typs 2 (HSV2) ausgelöst, deutlich seltener durch den Typ 1 (HSV1). Letzterer ruft vorwiegend Lippenherpes hervor. Allerdings kann HSV2 auch zu Lippenherpes oder Herpes im Mund führen und HSV1, wie erwähnt, zu Herpes im Intimbereich. Genitalherpes wird häufiger von Mann zu Frau übertragen als umgekehrt und betrifft diese auch öfter. Die Infektion erfolgt typischerweise rasch nach einem neuen Sexualkontakt. Je mehr Partner ein Mann oder eine Frau haben, desto höher ist das Risiko, sich anzustecken.

Die meisten Menschen stecken sich beim Sex, Oral- oder Analsex mit einem infizierten Partner/-in an, wenn sie mit dessen Schleimhäuten oder Körperflüssigkeiten in Kontakt kommen. Besonders infektiös sind Menschen, deren Genitalherpes akut Beschwerden hervorruft und die während dieser Phase ungeschützten Geschlechtsverkehr haben. Nicht selten verläuft eine Infektion jedoch ohne Symptome, weshalb Betroffene nicht wissen, dass sie Herpesviren haben. Sie sind trotzdem ansteckend. In bis zu 70 Prozent der Fälle übertragen Infizierte das Virus, ohne es zu wissen.

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Bleibt man ansteckend?

Ja. Wer einmal eine Herpes genitalis-Infektion durchlaufen hat, trägt das Virus (HSV 1 oder HSV 2) auch nach Abklingen der Erstinfektion lebenslang in sich. Herpes-Viren des Typ 1 und 2 verweilen in bestimmten Bereichen des Nervensystems, den Ganglien. Verbleiben sie dort und verhalten sich "stumm", spricht man von einer latenten Infektion. Unter bestimmten Voraussetzungen können die Erreger aber reaktiviert werden.

Was passiert bei einer Reaktivierung?

Durch ein geschwächtes Immunsystem, eine Erkältung, Sonnenlicht, die Regelblutung oder Stress können die Herpesviren reaktiviert werden. Sie vermehren sich in den Ganglien und gelangen über die Nervenstränge in die Schleimhaut des Intimbereichs sowie in Körpersekrete. Die Anzahl der ausgeschiedenen Viren ist allerdings meist deutlich niedriger als bei der Erstinfektion (mehr dazu im Kapitel Symptome/Diagnose). Der Genitalherpes kann mehrmals im Jahr wiederkehren, aber auch deutlich seltener.

Übertragung während der Geburt

Herpesviren vom Typ 2 können während der Schwangerschaft über die Gebärmutter auf das ungeborene Kind oder – im Laufe der Geburt – auf das Neugeborene übergehen (Herpes neonatorum). In diesem extrem seltenen Fall können Haut und Schleimhäute, die Augennetzhaut sowie innere Organe des Babys in Mitleidenschaft gezogen werden. Etwa 50 Prozent der Babys infizierter Mütter werden während der Geburt angesteckt. Die Entbindung durch Kaiserschnitt kann eine Infektion verhindern.

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Beratender Experte

Universitäts-Professor Dr. med. Dr. med. habil. Prof. h.c. Dr. med. h.c. Ernst-Rainer Weissenbacher ist Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe. Er betreibt seit vielen Jahren eine infektiologische Spezial-Sprechstunde (Premium Medizin, München). Sein Schwerpunkt liegt hierbei in der Diagnose und Behandlung chronischer und chronisch rezidivierender Infektionen des unteren Genitaltrakts, wie z.B. Pilz-, Bakterielle Vaginose und HPV-Infektionen.

Herr Weissenbacher ist zudem Präsident der European Society for Infectious Diseases in Obstetrics and Gynaecology (ESIDOG, Germany) und beschäftigt sich wissenschaftlich mit Infektiologie und Immunologie in der Frauenheilkunde. Er hat das Deutsche Zentrum für gynäkologische und geburtshilfliche Infektionen mitbegründet.

Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder –behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen. Die Beantwortung individueller Fragen durch unsere Experten ist leider nicht möglich.

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