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Wird ein künstliches Gelenk eingesetzt, brauchen die Muskeln und Bänder einige Monate Zeit, um sich zu erholen und anzupassen. Erst dann können sie das neue Gelenk stabil halten. Volle Beweglichkeit und Belastbarkeit kann aber nie komplett wiederhergestellt werden. Eine Prothese bleibt ein Ersatz – allerdings für ein Gelenk, das zuvor Beschwerden bereitet hat.

25 Jahre lang Metall im Körper

Generell sind komplexe Gelenke wie das Knie schwieriger zu operieren. Bänder müssen symmetrisch angespannt werden, sodass die Prothese weder zu straff noch zu locker sitzt. Wie gut der Patient später mit dem Gelenkersatz zurechtkommt, hängt von der OP-Qualität ab, aber auch davon, wie fit jemand vor dem Eingriff gewesen ist und wie stark das Gelenk bereits beschädigt war.

Wichtig für den Erfolg ist, Bewegungen mit der Endoprothese gezielt zu üben und aktiv zu bleiben. Patienten sollten von vornherein wissen, was auf sie zukommt und wie die Prognosen sind. Beispiel Knie: Über 80 Prozent der Prothesen bleiben 25 Jahre oder länger im Körper, doch die Zufriedenheit der Patienten ist geringer als bei Hüftprothesen. Von denen halten aber nur 58 Prozent so lange.

Statistiken zum Gelenkersatz

Professor Karl-Dieter Heller, Chefarzt der Orthopädischen Klinik Herzogin Elisabeth Hospital in Braunschweig sagt "Nur das Gelenk ist neu. Nicht der Mensch drum herum". Wir haben ihn befragt:

Professor Heller, macht eine übertriebene Erwartungshaltung vor der OP Patienten unzufriedener?  

Ja, und diese Haltung wird von Medien und Werbung geschürt. Manche Hersteller vermitteln: Mit Prothese wird man jünger, sportlicher, hübscher. Und natürlich komplett beschwerdefrei.

Müssten Ärzte die Erwartungen besser managen?

Beim künstlichen Hüftgelenk ist eine hohe Zufriedenheit leichter und schneller erreicht als beim Knie. Da dürfen Ärzte keine übertriebene Erwartung schüren. Gerade was Beweglichkeit und Schwellung angeht, werden Patienten ihr Knie definitiv noch ein halbes Jahr spüren. Bis zur maximalen Bewegungsfähigkeit dauert es deutlich länger. Mit Aufklärung können wir Unzufriedenheit vermeiden.

Und wenn das nicht genügt?                                      

Dann brauchen Betroffene viel konservative Therapie und ärztliche Zuwendung, um nachhaltig zufrieden zu werden. Frühe erneute OPs gilt es unbedingt zu vermeiden. Sie dürfen nur durchgeführt werden, wenn alle Möglichkeiten der nichtoperativen Therapie ausgeschöpft wurden.

Das können Patienten zum Erfolg beitragen

ACHTUNG!

Wann eine Nachbehandlung nötig ist: Nach etwa acht Wochen ist das Gelenk eingewachsen und mobil, der Schmerz sollte vernachlässigbar sein. Kann man sich nach drei Monaten nicht einiger­maßen normal bewegen oder kam es zu einer Entzündung, ab zum Arzt! Eine erneute OP ist nur sinnvoll, wenn die Prothese die Beschwerden auslöst.

Fazit

Ein Gelenkersatz bringt weder sofor­tige Schmerzfreiheit noch volle Beweglichkeit. Die Anpassung an die Prothese erfordert Geduld und Durchhal­te­vermögen. Starke Schmerzen über Monate oder Jahre hinweg sollte niemand aushalten müssen, trotzdem ist jede nochmalige Operation sorg­­fältig abzuwägen. Beim Knie liegt die Zahl in den ersten 25 Jahren unter 20 Prozent.

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