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Das Wetter ist herrlich, die Temperaturen steigen. Kaum etwas ist da erfrischender als ein paar Züge im kühlen Wasser. Dazu hat man in Deutschland tausende Möglichkeiten: Schattige Waldseen, das Meer mit Nord- und Ostsee, sogar in immer mehr Flüssen kann man baden. An Ufer und Strand findet sich fast immer ein schattiges Plätzchen – und wenn es zu heiß wird, springt man einfach kurz ins Kühle.

Die allermeisten deutschen Badegewässer haben eine hervorragende Wasserqualität. An offiziellen Badestellen kann man normalerweise bedenkenlos schwimmen und plantschen. Denn dort wird das Wasser regelmäßig untersucht. Ist etwas nicht in Ordnung, gibt es zum Beispiel Blaualgen, warnen die Behörden davor.

Jenseits von offiziellen Badestellen ist man allerdings schon mal auf sein eigenes Urteil gestellt. Und Moment: Schwimmt da nicht ein Algenteppich? Ist der See nicht seltsam trüb? Ist das Gewässer vielleicht sogar „umgekippt“ und baden hier gefährlich? Unter gewissen Umständen kann der Spaß tatsächlich zum Gesundheitsrisiko werden. Das gilt besonders für Menschen mit einem geschwächten Immunsystem und offenen Wunden.

Gestörtes Gleichgewicht: Wenn ein Gewässer „umkippt“

Wird ein See zu warm oder gelangt viel Dünger aus der Landwirtschaft in das Wasser, kommt es manchmal zu einem Überangebot an Nährstoffen und einem Mangel an Sauerstoff. Algen und auch einige Wasserpflanzen gedeihen dort trotzdem gut und vermehren sich rasant.Der See ist mit dem Abbau der entstehenden toten Biosubstanz überfordert. Das ursprüngliche Gleichgewicht des Sees ist gestört: Er ist gekippt. Die Hinweise darauf sind meist leicht zu erkennen: Das Wasser ist sehr trübe, es bildet sich Algenschleim, teils sterben auch die Fische. Baden kann hier aufgrund von Faulgasen und Keimen im Wasser gefährlich sein. Besonders einladend ist ein solcher See aber ohnehin nicht.

Viele Gefahren lassen sich allerdings vermeiden, indem man einige Dinge beachtet.

1. Gefahr Blaualgen: giftige Bakterien im Wasser

Im Sommer liest man immer mal wieder davon: Das Baden an einem See wird verboten – wegen Blaualgen. Der Name täuscht allerdings. Denn was da bläulich-grün im Wasser schwimmt, sind eigentlich Bakterien, genauer Cyanobakterien. „Grundsätzlich sind diese bei uns nicht so verbreitet, weil sie warmes Wasser mögen“, sagt der Professor Tomas Jelinek vom Berliner Centrum für Reise- und Tropenmedizin. Besonders bei warmem und sonnigem Wetter vermehren sie sich aber manchmal explosionsartig und bilden oft regelrechte Teppiche. „Ein stehendes Gewässer ist dabei heikler als ein fließendes“, erklärt Jelinek. Denn dort können sich die Bakterien besser vermehren, vor allem wenn das Gewässer groß und flach ist. Und das ist nicht nur eklig. Manche Blaualgen produzieren Giftstoffe, die sich im Wasser lösen.

Warum sind Blaualgen ein Problem?

Die Giftstoffe der Blaualgen können die Haut reizen, aber auch Schleimhäute und die Bindehaut der Augen. Es kann zum Beispiel zu Durchfall, Atemwegserkrankungen und allergischen Reaktionen kommen. „Kinder sind dabei oft stärker von Vergiftungen betroffen“, sagt Jelinek. Schluckt ein Kleinkind größere Mengen an Wasser, kann es sogar zur Lähmung von Teilen der Lungenmuskulatur kommen.

Auch wenn Vergiftungen durch Blaualgen beim Menschen äußerst selten sind, sollte man Badestellen mit schwimmenden Algen und blaugrünen Schlieren meiden. Besonders Kinder, Schwangere und Menschen mit schweren Vorerkrankungen und schlechtem Allgemeinzustand sollten dort nicht ins Wasser gehen. Auch Tiere sind gefährdet. Generell sollte das Schlucken von Wasser beim Baden vermieden werden.

2. Vorsicht Vogelkot: Keime und Parasiten im Wasser

Vogelkot an der Badestelle ist immer lästig, auch wenn man nur einen sauberen Platz für sein Handtuch sucht. Doch ist er auch ein Risiko für die Gesundheit? Tatsächlich sollte man Ufer und Gewässer meiden, die stark mit den Hinterlassenschaften von Gänsen und Enten verunreinigt sind. Oft sind sie so stark mit Keimen belastet, dass dies vor allem für Menschen mit geschwächtem Immunsystem ein Gesundheitsrisiko ist. Ist die Verschmutzung sehr stark, wird das Baden an mit Vogelkot verschmutzten Gewässern auch mal behördlich verboten.

Was sind Zerkarien?

Wo sich viele Wasservögel aufhalten, ist außerdem die Wahrscheinlichkeit größer, Hautprobleme zu bekommen, die durch bestimmte Parasiten verursacht werden. Gemeint sind Zerkarien, Larven von Saugwürmern. Mit bloßem Auge sind sie nicht zu erkennen. Eigentlich befallen Zerkarien hauptsächlich Wasservögel wie Enten. Doch verirren sie auch mal in die Haut eines Menschen, der allerdings ein sogenannter Fehlwirt ist. „Die Zerkarien sterben in der menschlichen Haut ab“, sagt Reisemediziner Jelinek.

Wo muss man aufpassen?

Stellen, an denen sich viele Wasservögel aufhalten, aber auch flache und pflanzenreiche Uferzonen sollte man daher eher zum Baden meiden. Die nassen Badesachen schnell auszuziehen und sich rasch abzutrocknen, bietet ebenfalls einen gewissen Schutz. Auch hilft es, sich vor dem Baden mit wasserunlöslicher Creme einzureiben.

Sind Zerkarien gefährlich?

Eine echte Gefahr geht von den Parasiten in Deutschland nicht aus. Doch können sie zu unangenehmen, stark juckenden Hautauschlägen führen. Die Entzündungen ähneln oft Mückenstichen: Die Haut rötet sich, es kommt zu Pusteln und Quaddeln. Man spricht deshalb auch von einer Badedermatitis, einer durch Baden verursachten Hautentzündung. Salben und Gele aus der Apotheke können dann den Juckreiz und die Entzündung lindern. In schweren Fällen ist ein Arztbesuch und eventuell eine juckreizlindernde Behandlung mit Tabletten sinnvoll.

Unbeschwert baden

Trotz gewisser Risiken sollte man sich den Badespaß nicht verderben lassen. Wer auf Nummer sicher gehen will, sucht offizielle Badestellen auf. Information darüber gibt es beim Umweltbundesamt. An offiziellen Badestellen wird in regelmäßigen Abständen die Wasserqualität untersucht, indem Proben entnommen werden. Wenn Sie nicht nur gerne im Wasser, sondern auch in der Sonne baden, bitte auch nicht das Eincremen mit Sonnencreme vergessen!

3. Risiko Vibrionen: mit Verletzungen nicht ins Wasser

Mit einer offenen Wunde sollte man generell nicht baden gehen. Besonders vorsichtig sein sollte man vor allem am Meer und in leicht salzhaltigen Binnengewässern. Ab Wassertemperaturen von etwa 20 Grad vermehren sich dort bestimmte Bakterien besonders rasch. Die Rede ist von so genannten Vibrionen, zu denen auch der Erreger der Cholera zählt. Aber keine Sorge: In deutschen Gewässern kommt dieser Bakterienstamm nicht vor, hier gibt es nur Nicht-Cholera-Vibrionen.

Warum sind Vibrionen gefährlich?

Doch auch diese führen nicht selten zu Problemen: „Vibrionen dringen auch über kleinste Wunden in die Haut ein", sagt der Biologe Matthias Labrenz vom Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde. Schon ein aufgekratzter Mückenstich kann ausreichen. Vor allem bei Menschen mit geschwächtem Immunsystem kann es zu Infektionen kommen. Gefährdet sind daher vor allem ältere Menschen, Personen mit Diabetes, Krebs oder anderen schweren chronischen Vorerkrankungen.

Wo gibt es Vibrionen?

Eine Magen-Darm-Infektion mit Vibrionen droht überdies, wenn man Fisch und Meerestiere roh oder unzureichend gegart verspeist. Es kommt zu Durchfall, Erbrechen und Bauchschmerzen. „Vibrionen-Infektionen treten in Deutschland vornehmlich in der Ost- und weniger in der Nordsee auf“, so Labrenz. Schwere Erkrankungen sind allerdings eher selten: Pro Badesaison bleibt es normalerweise bei ein paar Dutzend erkannten Infektionen.

Trotzdem sollte man mit offenen Wunden bei länger anhaltenden Wassertemperaturen von über 20 Grad nicht im Brack- oder Meerwasser baden. Im schlimmsten Fall kann eine Infektion nämlich zu tiefen Haut- und Gewebszerstörungen oder sogar zur Blutvergiftung (Sepsis) führen.

Wie behandelt man die Infektion?

Deshalb ist es wichtig, Wundinfektionen unverzüglich von einer Ärztin oder einem Arzt behandeln zu lassen. Bei einer Infektion mit Vibrionen geschieht dies normalerweise mit Antibiotika. Das Problem: Man muss daran denken, dass diese Erreger dahinterstecken könnten. Damit die eher seltene Erkrankung rasch erkannt wird, sollten vor allem Risikopersonen mit infizierten Wunden darauf hinweisen, wenn sie Kontakt mit Salzwasser hatten.

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