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Die Corona-Maßnahmen verursachen viel Leid, Einsamkeit und Stress. Eltern und Kinder geraten an den Rand der Verzweiflung. Berufliche Existenzen werden bedroht, Schüler im Lernstoff zurückgeworfen, Jugendliche und junge Erwachsene finden eventuell gar nicht den Weg ins Berufsleben.

Dennoch mussten wir uns alle notgedrungen in der aktuellen Lebenssituation einrichten, haben dabei viele neue Erfahrungen gesammelt. Was die Corona-Zeit auch für positive Aspekte mit sich gebracht hat und was wir daraus für die Zukunft lernen können, berichten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus unserem Verlag.

Managing Editor Eric Kubitz über Zeit mit dem besten Freund des Menschen:

"Es hat eine Weile gedauert, bis ich im Lockdown vor einem Jahr wieder einen Rhythmus gefunden habe. Mir haben die Spaziergänge und U-Bahn-Fahrten ins und vom Büro gefehlt. Das war meine Zeit für mich und ein Hörbuch. Ein guter Start in den Tag. Die Strecke vom Frühstück zum Schreibtisch ist nach meinem Geschmack viel zu kurz. Zum Glück hat sich unser Malteser Fitz eingemischt. Der musste zwar schon vor dem Lockdown ein paar mal am Tag raus; ab März 2020 habe ich daraus aber eine Routine gemacht. Die übrigens auch unabhängig vom Wetter funktioniert. Es gibt für mich nichts besseres, als nach stundenlangen Videokonferenzen mit Fitz den Englischen Garten zu durchstreifen. Danach ist der Akku wieder voll. Für Hörbücher habe ich allerdings immer noch keine Zeit. Denn mein Hund besteht auf volle Aufmerksamkeit – also Digital Detox."

Social Media Managerin Sylvie Rüdinger über zeitsparendes Homeoffice:

"Seit einem Jahr bin ich fast durchgehend im Homeoffice. Anfangs war das sehr gewöhnungsbedürftig, aber schnell hat sich gezeigt, es hat auch viele Vorteile. Unter anderem spare ich mir jeden Tag fast 1,5 Stunden Fahrzeit. Ich bin viel ausgeglichener und weniger gestresst, weil ich nicht auf verspätete S-Bahnen warten muss, nicht an zugigen Bahnsteigen stehe und Sorge habe, den ersten Termin nicht pünktlich zu schaffen. Stattdessen mache ich mir meinen Kaffee, setze mich an den Bildschirm und kann loslegen. Und ich habe plötzlich auch unter der Woche Zeit zum entspannten Einkauf im Supermarkt, weil ich nicht mehr zu den Stoßzeiten an der Kasse anstehen muss. Insgesamt bin ich viel flexibler, was private Termine angeht – am Nachmittag kann ich direkt in den Feierabend starten, sitze nicht mit vielen genervten und gestressten Menschen in der überfüllten Bahn, sondern kann den Laptop zuklappen und bin direkt daheim."

Redakteur Roland Mühlbauer über Videokonferenzen:

"Oh nein, jetzt können alle Kollegen in meine gute Stube sehen! Und werden da nicht alle heillos durcheinander reden? – Das waren meine Gedanken, als ich Homeoffice-bedingt zum ersten Mal an einer Videokonferenz teilnahm. Inzwischen finde ich sie klasse. Sie ermöglichen einem, komfortabel und schnell Treffen mit verschiedenen Personengruppen an den unterschiedlichsten Orten abzuhalten. Egal, ob es sich um interne Kollegen, externe Autoren oder Experten handelt. Ich muss auch für niemanden vorab Kekse oder Getränke bereitstellen – höchstens für mich selbst. Und wenn ich etwas sagen will, hebe ich einfach die Hand als Zeichen oder schreibe es in den begleitenden Chat. Die Konferenzen kommen mir sehr demokratisch vor, es gibt auch keine schlechten Plätze auf den hinteren Bänken – höchstens bedauernswerte Menschen mit schlechter Internetverbindung. Als ich neulich frei hatte und beim Wandern war, aber trotzdem die mit Spannung erwartete Vollversammlung anhören wollte, wählte ich mich einfach per Handy ein. Also war ich in der Sonne an der frischen Luft und trotzdem optimal informiert: Verlag und Mitarbeiter profitieren von der neuen Ortsunabhängigkeit."

Chefredakteurin Anne-Bärbel Köhle über Freizeit mit der Familie:

Seit dem letzten Lockdown schalten wir in meiner Familie viel bewusster ab, genießen Arbeitspausen mehr und intensiver. Ich arbeite im Home-Office, sitze in meinem Job wirklich den ganzen Tag vor dem Computer. Meinem Mann geht es ähnlich. Abends auch noch vor dem Fernseher hocken und Filme streamen: Das nervt mich total. Also haben wir uns auf unsere guten alten analogen Fähigkeiten besonnen. Die meisten in meiner Familie spielen ein Instrument. Wir machen abends jetzt häufiger Musik oder hören ein Konzert, lesen oder quatschen, spielen Siedler von Catan, Rummicub oder Karten. Ab und zu holen mein Mann und ich uns Essen von einem feinen Thairestaurant, decken den Tisch toll ein, dazu gibt es einen besonderen Wein - und wir ziehen uns schön an. Unser Restaurant zu Hause. Wir kochen mehr zusammen – einer meiner erwachsenen Söhne hat mir sogar beigebracht, Sauerteigbrot zu backen. Das ist zwar zeitintensiv, aber auch herrlich entschleunigend. Meine Abende während der Woche empfinde ich durch die kleinen Alltagshighlights eigentlich als bereichernder als früher - das werde ich ganz sicher nach dem Lockdown beibehalten.

Volontärin Ilona Stüß über glückliche Geldbeutel:

"Kein Kinobesuch, kein Konzert, keine Boulderhalle und die Urlaubsreise geplatzt. Diese Tatsache trübt zwar meine Stimmung, macht sich aber positiv auf meinem Konto bemerkbar. Ich gebe seit der Pandemie definitiv weniger Geld aus. Tägliche Versuchungen, wie zum Beispiel am Bahnhof zu einer Semmel oder einem Kaffee zu greifen, bleiben aus. Zudem wäre ich in 2020/2021 auf mehreren Hochzeiten eingeladen. Diese fallen alle ins Wasser. Doch was bleibt mir da erspart? Der Kauf von teuren Kleidern, die nach einmal Tragen ohnehin in meinem Kleiderschrank verstauben. Die Liste an Ersparnissen könnte ich noch weiter ausdehnen. Nun kann ich mir überlegen, was ich mir zukünftig von dem Geld gönnen kann. Ich merke, dass ich da deutlich genügsamer geworden bin: Ein großer Latte macchiato in einem schnuckeligen Café würde mich momentan schon unendlich glücklich machen. Die Pandemie lehrt einem also auch Bescheidenheit."

Service Redakteurin Clarissa Leitner über die kleinen und großen Dinge des Lebens:

"Eigentlich waren technische Angelegenheiten noch nie so meins. Schon alleine das Wort "Zoommeeting" hat mich innerlich zusammenzucken lassen. So war es zumindest, bevor ich letztes Jahr mein Corona-Abitur gemacht habe. Aber der Laptop ist seitdem mein treuer Begleiter durch den Pandemiealltag geworden. Somit hat mich der Lockdown quasi gezwungen, mich mit den unterschiedlichsten technischen Programmen auseinanderzusetzen, an die ich mich vorher NIEMALS herangetraut hätte…
Raus aus der Schule, rein in den Lockdown. Naja, immerhin hatte ich Zeit, tief in mich hineinzuhorchen und genau zu überlegen, ob das, was ich mir nun für die Zukunft vorgenommen habe, wirklich das Richtige ist. Und überhaupt: Seit man so einsam und alleine vor seinem Laptop sitzt und sich schon fast auf das nächste Zoommeting freut, um mal ein anderes Gesicht zu sehen, außer sein eigenes, wenn man morgens ungekämmt vor dem Spiegel steht, habe ich mehr und mehr die kleinen Dinge im Leben zu schätzen gelernt. Einschränkungen hin oder her: ich bin dankbar dafür, dass ich eine Familie, ein Dach über dem Kopf und eine Arbeit habe. Letzteres ist heutzutage gar nicht mehr selbstverständlich. Das wird einem erst jetzt so richtig bewusst."

Werkstudentin Erika Rid über neue Hobbys:

"Schon mal aufgefallen, wie viel Zeit man plötzlich hat, wenn Freunde treffen und ausgehen am Wochenende wegfallen? Mir auch erst im ersten Lockdown. Doch womit füllt man die neugewonnene Zeit? Als Werkstudentin nehmen Uni und Arbeit zumindest einen Teil in Anspruch. Doch freizeittechnisch musste umdisponiert werden. Gemeinsam mit Freunden ein Gläschen Wein über Face Time trinken oder ein Filmabend über Watch2gether waren statt Treffen in der Lieblingsbar nun angesagt. Selbst für Puzzleabende mit meiner Familie hatte ich plötzlich Zeit. Zu meiner Verwunderung bereitete mir das mehr Spaß als anfangs gedacht. Keine Zeit für Sport, die Ausrede war nicht mehr drin. Auch aufgeschobene Projekte wirkten attraktiver als sonst und wurden tatkräftig in Angriff genommen. Alles, um die Langeweile zu bekämpfen! Etwas sportlicher, mit renoviertem Bad und neuen Hobbys kann ich sagen, so etwas Zeit für sich kann einen produktiv werden lassen."

Service Redakteurin Christine Leitner über Gartenarbeit:

"Auch wenn ich schon seit zwei Jahren im Homeoffice bin: Mit Kolleginnen und Kollegen würde ich manchmal gern Schreibtisch an Schreibtisch zusammenarbeiten. Aber für junge Menschen, die weit weg vom Arbeitgeber studieren, hat das Homeoffice auch Vorteile. Man kann von fast überall arbeiten; fährt man zur Uni, nimmt man den Arbeitslaptop mit und klappt ihn in den Freistunden in der Bibliothek wieder auf. Virus und Lockdown haben dem allerdings ein Ende gesetzt. Lichtblicke verschafft der herannahende Frühling und mit ihm der warme Sonnenschein. Gerade bin ich wieder froh, dass meine Familie einen Garten besitzt und seit dem letzten Lockdown weiß ich ihn noch besser zu nutzen – selbst wenn ich am Laptop sitze. Denn sobald die Sonne scheint und die Temperaturen hoch genug sind, heißt es für mich nicht mehr Schreibtischarbeit, sondern Gartenarbeit! Das Homeoffice wird dann auf die Terrasse verlegt. Im Grünen zwischen Vogelgezwitscher und rauschenden Blättern geht die Arbeit viel leichter von der Hand. Im März ist das Wetter zwar noch unbeständig, aber spätestens im April sollten die Nachbarn das Klicken meiner Tastatur aus dem Garten wieder hören können – selbst wenn ich mich dabei noch in eine Decke mummeln muss."