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Blinddarmentzündung - kurz zusammengefasst

Bei Verdacht auf eine Blinddarmentzündung unverzüglich zum Arzt oder ins Krankenhaus! Bei einer Appendizitis ist nämlich der Wurmfortsatz des Blinddarms entzündet. Er muss dann häufig in einer Operation entfernt werden. Symptome, die auf eine Blinddarmentzündung hinweisen können sind starke Bauchschmerzen, vor allem im rechten Unterbauch, Fieber, Übelkeit, Erbrechen und Appetitlosigkeit.

Was ist eine Blinddarmentzündung?

Bei einer Blinddarmentzündung (Appendizitis) entzündet sich ein kleines Anhängsel am Blinddarmabschnitt des Dickdarms, der Wurmfortsatz (Appendix). Kinder und Jugendliche erleiden besonders häufig eine Entzündung des Wurmfortsatzes, aber auch Erwachsene und ältere Menschen sind nicht dagegen gefeit. Der Verlauf der Erkrankung ist unterschiedlich. Wir unterscheiden heute die einfache, phlegmonöse Entzndung von der komplizierten perforierenden oder gangränösen Form der Blinddarmentzündung.

Bei einer fortschreitenden Entzündung ohne schnelle ärztliche Behandlung kann es dazu kommen, dass der Wurmfortsatz platzt und Darminhalt sowie Bakterien in die Bauchhöhle gelangen. Die Entzündung kann sich dann im Bauchraum ausbreiten. Ein solcher Blinddarmdurchbruch ist  gefährlich und kann insbesondere bei älteren oder  abwehrgeschwächten Patienten sogar  tödlich enden.

Personen mit Verdacht auf eine Blinddarmentzündung sollten daher unbedingt einen Arzt aufsuchen. Nach Beginn der Antibiotikatherapie ist eine schnelle Operation teilweise unerlässlich.

Bei rechtzeitiger Therapie ist die Prognose sehr gut. Die Beschwerden sind  allerdings nicht immer eindeutig, die Krankheit kann ganz  unterschiedlich verlaufen. Gerade bei Kleinkindern ist die Diagnose – genau wie bei alten Menschen oder Schwangeren – oft schwieriger zu stellen, da die Symptome meistens weniger typisch ausfallen.

Bei starkem Bauchweh besser zum Arzt

Bei starkem Bauchweh besser zum Arzt

Symptome bei Kindern und Erwachsenen

Bauchschmerzen um den Bauchnabel herum oder in der Magengegend können die ersten Anzeichen einer Blinddarmentzündung sein. In den folgenden Stunden wandern die Schmerzen typischerweise in den rechten Unterbauch. Dort ist die Bauchdecke dann ungewöhnlich angespannt. Bereits durch leichte Berührungen zieht sich die Muskulatur über der Entzündungsregion zusammen und verstärkt die Schmerzen.

In vielen Fällen begleiten Übelkeit, Appetitlosigkeit, Erbrechen und Fieber die Blinddarmentzündung. Auch die Darmtätigkeit kann eingeschränkt sein.

Nicht immer verschlimmern sich Blinddarmentzündungen so stark, dass operiert werden muss. Die Entzündung kann auch von alleine oder unter einer Behandlung mit Antibiotika nachlassen. Dennoch sollte in jedem Fall ein Arzt den Krankheitsverlauf verfolgen, um bei einer Verschlechterung die dann schnell nötigen, oft lebensrettenden Maßnahmen zu veranlassen.

Wichtig: Bitte beachten Sie, dass die Anzeichen für eine Blinddarmentzündung nicht immer eindeutig sind!

Kleinkinder haben oft untypische Schmerzen, wohingegen die Krankheit bei älteren Patienten meist ohne Fieber und ohne starke Schmerzen auftritt. Bei Schwangeren ist der Wurmfortsatz oft nach oben verrutscht, die typischen Druckschmerzen können daher fehlen. Dies gilt ebenfalls für Menschen mit einer ungewöhnlichen Lage des Wurmfortsatzes.

Mögliche Komplikationen

Bei rechtzeitiger Therapie sind wenig Komplikationen zu erwarten.

Blinddarmentzündungen, die von selbst wieder abklingen, können durch   Narbenbildung und Verklebungen eine erneute Entzündung begünstigen  sowie  die Darmtätigkeit bis hin zum Darmverschluss beeinträchtigen.

Einen besonders dramatischen Verlauf nehmen Blinddarmentzündungen,   wenn der Wurmfortsatz durchbricht (Perforation) und Bakterien zusammen   mit dem Darminhalt in die Bauchhöhle gelangen, sich ausbreiten und   Eiterherde bilden. Dadurch wird eine Bauchfellentzündung (Peritonitis)   ausgelöst. Die Schmerzen verstärken sich plötzlich und betreffen nun den   gesamten Bauchraum. Die Muskulatur verspannt sich, die Bauchdecke wird   bretthart. Ohne schnelle Operation verläuft die Bauchfellentzündung   dramatisch.

Bei einer fortgeschrittenen Blinddarmentzündung besteht immer das   Risiko, dass es zu Eiterablagerungen (Abszessen) in bestimmten Regionen   des Bauchraums kommt. Diese können zu lang anhaltenden Entzündungen mit einer Störung der Darmtätigkeit bis zur kompletten   Darmlähmung führen.

Auf der Suche nach der Schmerzursache: Der Arzt tastet den Bauch ab

Auf der Suche nach der Schmerzursache: Der Arzt tastet den Bauch ab

Diagnose: Wie der Arzt die Appendizitis erkennt

Nicht alle an Blinddarmentzündung Erkrankten zeigen die typischen Symptome. Altersabhängig wird der Schmerz unterschiedlich wahrgenommen. Zudem kommen je nach Alter auch verschiedene andere Erkrankungen als Ursache für Bauchschmerzen in Frage. Eine Rolle spielt es auch, ob es sich bei der erkrankten Person um einen Mann oder eine Frau handelt. Der Arzt muss – je nach Geschlecht – auch andere Krankheiten in Betracht ziehen, die ebenfalls zu Bauchschmerzen führen können. Dazu gehören bei Mädchen Regelschmerzen oder Entzündungen der Eierstöcke oder bei Frauen zum Beispiel eine Eileiterschwangerschaft.

Beim Verdacht auf eine Blinddarmentzündung und bei starken Bauchschmerzen sollten Sie nichts mehr essen und unverzüglich zum Arzt oder in das Krankenhaus gehen, um sich untersuchen zu lassen.

Körperliche Untersuchung

Um eine Blinddarmentzündung zu diagnostizieren, untersucht der Arzt zunächst den Patienten und insbesondere den Bauch. Er beurteilt die Bauchdecke und achtet auf Druckschmerz an bestimmten Stellen, aber auch unbestimmten Druckschmerz in gewissen Bereichen des Bauchraums. Üblicherweise sucht er besonders im rechten Unterbauch.

Er achtet dabei auf eine besondere Art von Schmerzen, zum Beispiel beim Druck auf den so genannten Lanz-Punkt: Dazu wird eine gedachte Verbindungslinie zwischen dem linken und dem rechten, durch die Haut tastbaren, vorderen Knochenvorsprung des Darmbeins (oberer, vorderer Darmbeinstachel) gezogen. Sie wird in Drittel unterteilt. Der Lanz-Punkt liegt dort, wo mittleres und äußeres rechtes Drittel aufeinander stoßen.

Typischerweise ergibt sich bei einer Blinddarmentzündung beim Fiebermessen im After (rektal) eine um mindestens ein Grad höhere Temperatur als beim Messen unter der Achsel.

Blutuntersuchung

Eine labormedizinische Untersuchung des Blutes zeigt eine Entzündung in den meisten Fällen an. Dafür werden vor allem Werte bestimmt, welche bei einer Entzündung erhöht sind, wie die Blutsenkungsgeschwindigkeit, die weißen Blutkörperchen und das C-reaktive Protein (CRP). Dennoch können trotz einer akuten Entzündung die labormedizinischen Befunde unauffällig bleiben, so dass weitere Diagnosemethoden eingesetzt werden müssen.

Bildgebende Verfahren

Die Ultraschalluntersuchung kann einen entzündeten Wurmfortsatz und eventuelle Komplikationen sichtbar machen. Sind die Beschwerden sehr vieldeutig oder liegt der Wurmfortsatz an einer untypischen Stelle, hilft manchmal auch eine Computertomographie (CT), die Diagnose zu stellen.

Gynäkologische Untersuchung bei der Frau

Bei Frauen wird zudem meist eine gynäkologische Untersuchung vorgenommen, um andere Ursachen wie eine Eileiterentzündung oder -schwangerschaft auszuschließen.

Minimalinvasive Blinddarmoperation

Minimalinvasive Blinddarmoperation

Behandlung

In den meisten Fällen wird der Wurmfortsatz operativ entfernt, üblicherweise in den ersten ein bis zwei Tagen. Es gilt nämlich, einen Blinddarmdurchbruch möglichst zu vermeiden. Bei Kindern mit einer unkomplizierten Blinddarmentzündung kann eine Behandlung mit Antibiotika und Schmerzmitteln einen Versuch wert sein. Ist diese Behandlung nicht erfolgreich, muss operiert werden.

Ist die Entzündung bereits weit fortgeschritten, muss sie zunächst mit einer Antibiotikatherapie und Flüssigkeitsgabe über die Vene eingedämmt werden. Die Operation findet dann statt, sobald der Allgemeinzustand des Patienten es zulässt.

Nach der Operation schließt sich üblicherweise ein Krankenhausaufenthalt von etwa vier bis fünf Tagen an. Wenn sich die Darmfunktion und der Allgemeinzustand des Patienten wieder normalisiert hat, ist die Entlassung nach Hause möglich.

Operation

Die Blinddarmoperation gehört zu den häufigsten Bauchoperationen. Zur Entfernung des entzündeten Wurmfortsatzes kann eine offene Operation (Bauchschnitt) oder ein minimal invasiver Zugang (Laparoskopie mit drei kleinen Schnitten, "Schlüssellochtechnik") vorgenommen werden. Die minimalinvasive Technik hat sich inzwischen weitgehend durchgesetzt. In beiden Fällen ist eine Vollnarkose nötig. Die offene Operation dauert etwa 20 Minuten, die Laparoskopie nur unwesentlich länger. Der Chirurg entscheidet jeweils anhand verschiedener Kriterien, wie zum Beispiel Befund, Gewicht und Allgemeinzustand des Patienten, welche Operationsmethode angewendet wird. Eine gute Schmerzbehandlung während und nach der Operation verringert die Beschwerden und fördert die Heilung. 

1) Offene Blinddarmoperation:

Der Chirurg öffnet den rechten Unterbauch mit einem etwa sechs Zentimeter langen Schnitt. Der Wurmfortsatz wird an seiner Verbindung zum Blinddarm abgetrennt und entfernt. Eine spezielle Naht (Tabaksbeutelnaht) schließt die entstandene Öffnung im Blinddarm zuverlässig. Die geöffnete Bauchwand wird von innen nach außen mit auflösbaren Fäden genäht. Auch die Hautnaht kann mit auflösenden Fäden, deren Knoten innen liegen, versorgt werden. Häufig werden aber noch nicht auflösbares Nahtmaterial oder Klammern verwendet.

Bei einem Durchbruch des Wurmfortsatzes (Perforation) muss der Bauchraum mechanisch ausgespült werden, um Bakterien, Stuhl und Eiter zu entfernen. Häufig werden zur weiteren Ableitung von Entzündungsflüssigkeit dünne Schläuche (Drainagen) nach außen gelegt. In diesem Fall dauert die Operation etwas länger.

2) Laparoskopische Blinddarmoperation:

Durch einen sehr kleinen Schnitt am Nabel führt der Chirurg über eine sogenannte Führungshülse eine Spiegelkamera (Endoskop) in die Bauchhöhle. Damit sich der Darm von der Bauchwand löst, wird gleichzeitig über die Führungshülse Kohlendioxid-Gas in den Bauchraum geblasen. Mit der Kamera gewinnt man einen direkten Einblick in den gesamten Bauchraum, was besonders bei unklarer Diagnose wichtig ist. Zwei weitere kleine Schnitte im Unterbauch sind erforderlich, um durch weitere Führungshülsen die notwendigen Instrumente zum Wurmfortsatz zu bringen.

Mit einem Klammernahtgerät oder zwei selbstknotenden Schlingen trennt der Chirurg den Wurmfortsatz an seiner Verbindung zum Blinddarm ab und entfernt ihn über eine Führungshülse aus dem Körper. Die drei Schnitte werden von innen nach außen vernäht, üblicherweise mit selbst auflösenden Fäden. Durch die kleineren Schnitte sind die Schmerzen nach der Operation in der Regel geringer als nach einem Bauchschnitt.

Risiken und Komplikationen der Operation 

Verletzungen von anderen Darmabschnitten oder der Organe kommen so gut wie nie vor. Beide Operationen können – wie alle derartigen Eingriffe – in sehr seltenen Fällen zu Nachblutungen oder Infektionen führen. Der Bauchdeckenabszess und der Douglas-Abszess sind dabei am häufigsten.

Beim Bauchdeckenabszess sammelt sich in der Bauchdecke Eiter, der abgelassen werden muss. Nach einer Laparoskopie ist der Bauchdeckenabszess seltener als nach einem Bauchschnitt und verheilt in diesem Fall aufgrund der kleineren Operationswunde auch schneller.

Der Douglas-Abszess tritt meist erst etwa eine Woche nach einer Blinddarmoperation auf und wird von hohem Fieber und Schmerzen begleitet. Der Eiter sammelt sich hier am tiefsten Punkt der Bauchhöhle. Üblicherweise macht das einen weiteren operativen Eingriff nötig.

Nach der Operation

Im Normalfall kann der Patient am Abend nach der Operation bereits trinken. Feste Nahrung ist oft bereits ab dem ersten Tag nach der Operation erlaubt, dabei muss jedoch beobachtet werden, wie schnell sich die Darmfunktion wieder normalisiert. Nicht auflösbare Hautnähte werden üblicherweise etwa sieben Tage nach der Operation entfernt.

Meist kann der Patient vier Tage nach der Operation entlassen werden, selbst wenn die Fäden bis dahin noch nicht gezogen wurden. Die Entfernung der Hautnaht kann auch ambulant geschehen.

Die ersten Tage sollte man sich schonen. Da das Gehen am Anfang meist schmerzhaft ist, muss dies, mit entsprechend langen Ruhepausen, immer wieder geübt werden.

Die Dauer der Arbeitsunfähigkeit unterscheidet sich von Fall zu Fall und wird vom behandelnden Arzt festgelegt. Im Durchschnitt beträgt sie zwei bis drei Wochen.

Ultraschalluntersuchung

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Kinderärztin

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Ursachen

Der Wurmfortsatz (Appendix) ist ein dünner, im Durchschnitt zehn Zentimeter langer, blind endender Darmschlauch. An seiner einzigen Öffnung ist er mit dem Blinddarm verbunden. Daher stammt die gebräuchliche, aber unzutreffende Bezeichnung "Blinddarmentzündung". Ist diese Verbindung verstopft, stauen sich Sekrete im Wurmfortsatz. Aus dem Dickdarm stammende Bakterien können sich so vermehren und eine Entzündung hervorrufen.

Meist sind es sogenannte Kotsteine, die den Wurmforsatz verstopfen – verhärtete, stark eingedickte Stuhlbrocken. Auch wenn der Wurmfortsatz durch eine ungünstige Lage im Bauchraum abgeknickt ist, kann es zu Sekretstau und Entzündungen kommen. Seltener sind Obstkerne, Würmer oder andere Fremdkörper Ursache für den Verschluss. Darminfektionen können auf den Wurmfortsatz übergreifen und ebenfalls eine Entzündung hervorrufen. Ähnlich wie in den Mandeln im Rachen sitzen auch in der Wand des Wurmfortsatzes zahlreiche Immunzellen.

Professor Dr. med. Karin Rothe

Professor Dr. med. Karin Rothe

Beratende Expertin

Frau Professor Dr. med. Karin Rothe ist Fachärztin für Kinderchirurgie. Sie ist Direktorin der Klinik für Kinderchirurgie an der Charité - Universitätsmedizin Berlin. Zuvor leitete sie den Funktionsbereich Kinderchirurgie der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Kinderchirurgie an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. Professor Rothe habilitierte sich 1994 an der Universität Leipzig. Im Jahr 2000 erhielt sie eine außerplanmäßige Professur für Kinderchirurgie. Von 2004 bis 2009 war sie Leiterin der Akademie für Kinderchirurgie der Deutschen Gesellschaft für Kinderchirurgie. Im Herbst 2009 nahm sie den Ruf auf die W3 Professur für Kinderchirurgie  an der Charite an.

Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder –behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen. Die Beantwortung individueller Fragen durch unsere Experten ist leider nicht möglich.

Quellen:

aerzteblatt.de: Appendizitis: Antibiotika verhindern drei von vier Operationen. Online: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/63159/Appendizitis-Antibiotika-verhindern-drei-von-vier-Operationen (Abgerufen am 21.06.2018)

Hoffmann M, Anthuber M: Appendizitis Behandeln - Geht´s auch ohne Operation? Online: https://www.allgemeinarzt-online.de/a/geht-s-auch-ohne-operation-1817646 (Abgerufen am 21.06.2018)