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Was ist eine Balanitis?

Eine Entzündung der Haut an der Eichel (Glans penis) wird ganz allgemein Balanitis genannt. Ist zusätzlich das innere Blatt der Vorhaut betroffen, spricht man von einer Balanoposthitis.

Die verschiedenen Formen der Erkrankung werden nach ihren Ursachen eingeteilt. Am häufigsten sind die Balanitis simplex und die Balanitis plasmacellularis (Zoon-Krankheit). Genaueres zu Symptomen, Diagnose und Behandlung dieser beiden Formen lesen Sie weiter unten auf dieser Seite. Zunächst ein Überblick über mögliche Ursachen:

Nichtinfektiöse Balanitis

  • Balanitis simplex: Balanitis durch unspezifische Reizung
  • Balanitis plasmacellularis (Zoon-Krankheit)
  • Kontaktallergische Balanitis (bei Allergien, zum Beispiel gegen Latex, Duftstoffe oder Salbenbestandteile)
  • Arzneimittelexanthem im Bereich der Eichel
  • Balanitis bei Lichen sclerosus et atrophicus

Infektiöse Balanitis

  • Balanitis durch Hefepilze: Candida-Balanitis, Soor-Balanitis
  • Bakterielle Balanitis durch starke Vermehrung von Hautkeimen
  • Bakterielle Balanitis mit Geschwürsbildung: Syphilis, Ulcus molle
  • Virale Balanitis: Herpes genitalis, Feigwarzen
  • Parasitäre Balanitis: Krätze, Befall mit Filzläusen

Mitbeteiligung bei verschiedenen Haut- und Allgemeinkrankheiten

Im Bereich der Eichel ist die schützende Hornschicht nur schwach ausgeprägt. Dies begünstigt die Entstehung einer Balanitis. Mit dem Alter wird zudem die Haut dünner und verletzlicher.

Am häufigsten: die Balanitis simplex

Die häufigste Form der Balanitis ist die Balanitis simplex (lateinisch simplex "einfach"). Dazu kommt es, wenn unspezifische Einflüsse die Hornschicht schädigen und so die Haut reizen. Dies ist beispielsweise dann der Fall, wenn das Glied sehr häufig gewaschen wird. Insbesondere alkalische Seifen entfetten die Haut und stören dadurch die Barrierefunktion der Hornschicht. Eine ähnliche Wirkung entfalten Desinfektionsmittel, Intimsprays sowie Hausmittel mit Essigwasser. Intensives Trockenreiben mit einem rauen Handtuch schädigt die Hautbarriere zusätzlich.

Auch wenn eine Entzündung der Harnröhre (Urethritis) zu Ausfluss führt, kann die Haut der Eichel in Mitleidenschaft gezogen werden. Mögliche Ursachen für eine solche Begleitbalanitis sind Gonorrhö (Tripper) und Infektionen durch Chlamydien oder Trichomonaden. In ähnlicher Weise können sexuelle Kontakte zu einer Balanitis simplex führen, wenn die Partnerin an Scheidenausfluss leidet.

Zoon-Krankheit: Feuchtes Milieu begünstigt Entzündung

Bei der Balanitis plasmacellularis, die nach ihrem Erstbeschreiber auch Zoon-Krankheit genannt wird, staut sich unter der Vorhaut die Feuchtigkeit.

Zugrunde liegt häufig eine leichte Harninkontinenz, wie sie zum Beispiel nach operativer Behandlung von Prostatakrebs zurückbleiben kann. Eine Verengung der Vorhaut (Phimose) behindert die Verdunstung von Feuchtigkeit und erschwert zudem die Genitalhygiene. Im feuchten Milieu quillt die Hornschicht auf und verliert ihre schützende Funktion. Gleichzeitig vermehren sich die Hautkeime stark, insbesondere bei Männern, die an einer Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus) leiden. Die Folge ist eine Entzündung der Eichel und häufig auch des inneren Vorhautblatts.

Im Folgenden werden die beiden häufigsten Formen der Balanitis, die Balanitis simplex und die Balanitis plasmacellularis, ausführlicher beschrieben:

Symptome: Wie äußert sich eine Balanitis?

Die Haut der Eichel rötet sich. Häufig ist auch das innere Blatt der Vorhaut betroffen. Nässende oberflächliche Hautdefekte können hinzukommen, seltener auch Geschwüre. Die Betroffenen leiden an Juckreiz, Brennen und / oder Berührungsempfindlichkeit.

Balanitis simplex

Typisch sind unscharf begrenzte Rötungen mit kleinsten Knötchen und feiner, trockener Schuppung. Die Hautveränderungen entstehen meistens ganz plötzlich und können binnen weniger Tage ihr Aussehen verändern. Eine Balanitis simplex kann bei Männern aller Altersgruppen auftreten.

Balanitis plasmacellularis

 Sie verläuft in der Regel chronisch und macht sich durch eine oder mehrere bizarr geformte, scharf begrenzte Rötungen bemerkbar. Die Flecken haben eine feuchte Oberfläche, glänzen lackartig und können sich zu oberflächlichen Hautdefekten weiter entwickeln. Häufig finden sich innerhalb der Flecken feine, punktförmige Einblutungen. Ohne Therapie bestehen die Hautveränderungen lange Zeit unverändert. Die meisten Betroffenen sind älter als 60 Jahre.

Diagnose: Wie stellt der Arzt eine Balanitis fest?

Der Arzt fragt den Patienten, wie lange die Hautveränderungen schon bestehen, womit er sie bisher behandelt hat, ob Hausmittel angewandt wurden. Er erkundigt sich nach den Waschgewohnheiten, nach Hautkrankheiten und Kontaktallergien. Außerdem fragt er nach hautreizenden Einflüssen wie Harninkontinenz und Ausfluss aus der Harnröhre. Schließlich klärt er, ob eine zugrunde liegende Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus) besteht.

Anschließend untersucht der Arzt die Haut mit dem bloßen Auge. Dabei achtet er besonders darauf, ob der Betroffene die Vorhaut vollständig zurückziehen kann. Vermutet der Arzt eine Mitbeteiligung der Eichel im Rahmen einer allgemeinen Hautkrankheit, sucht er nach entsprechenden Hautveränderungen an anderen Körperstellen.

In unklaren Fällen entnimmt der Arzt in örtlicher Betäubung eine Hautprobe (Biopsie). Bei der feingeweblichen Untersuchung lassen sich Frühformen des weißen Hautkrebses an der Eichel ausschließen. Diese können bei Betrachtung mit dem bloßen Auge einer Balanitis ähneln. Um eine Soor-Balanitis auszuschließen, entnimmt der Arzt mit einem Wattetupfer einen Abstrich von der Eichel. Im Labor wird dann überprüft, ob auf der Kulturplatte Hefepilze der Gattung Candida wachsen.

Dr. med. Angela Unholzer ist Hautfachärztin mit Zusatzbezeichnungen Allergologie und Dermatohistologie

Dr. med. Angela Unholzer ist Hautfachärztin mit Zusatzbezeichnungen Allergologie und Dermatohistologie

Behandlung: Was hilft gegen eine Balantis?

Patienten mit einer Balanitis empfiehlt der Arzt, auf alkalische Seifen zu verzichten. Stattdessen kann die Eichel mit klarem Wasser abgewaschen oder vorsichtig mit Olivenöl abgetupft werden. Dies ist besonders nach dem Wasserlassen sinnvoll, da Urinspuren die Haut reizen können.

Therapie bei Balanitis simplex

 Der Arzt kann ein schwach wirksames Kortisonpräparat (Glukokortikoid) in Form einer Creme verordnen. In der Regel reicht eine einwöchige Therapie aus, um die Hautveränderungen vollständig zur Abheilung zu bringen. Langfristig sollten die Betroffenen ihre Hygienemaßnahmen auf ein vertretbares Maß beschränken.

Therapie bei Balanitis plasmacellularis

Die Behandlung einer Balanitis plasmacellularis zielt darauf ab, den Bereich unter der Vorhaut "trocken zu legen". Dabei können Gliedbäder mit synthetischen Gerbstoffen hilfreich sein. Beim Waschen sollte die Vorhaut regelmäßig zurückgezogen werden, um die Haut gründlich zu reinigen. Anschließend sollten Eichel und inneres Vorhautblatt vorsichtig trocken getupft werden, zum Beispiel mit einem Kosmetiktuch oder einem weichen Toilettenpapier. Um die Abheilung der Balanitis plasmacellularis zu beschleunigen, verordnet der Arzt eine Creme, die sowohl ein Glukokortikoid als auch einen antibakteriellen Wirkstoff enthält.

Bei vielen Betroffenen tritt die Balanitis plasmacellularis allerdings immer wieder auf. Gerade im Genitalbereich ist eine langfristige Behandlung mit Glukokortikoid-Cremes mit Risiken behaftet. Alternativ kann eine Creme mit einem antientzündlichen Wirkstoff aus der Gruppe der Calcineurin-Inhibitoren angewandt werden. Allerdings sind diese Arzneimittel nicht offiziell für die Behandlung der Balanitis zugelassen. Arzt und Patient müssen also gemeinsam ausführlich besprechen, ob die Therapie im Einzelfall trotzdem infrage kommt, welche Risiken bestehen und welche Nebenwirkungen auftreten können.

Patienten mit einer besonders hartnäckigen Balanitis plasmacellularis und / oder mit einer zugrunde liegenden Phimose empfiehlt der Arzt eventuell die operative Entfernung der Vorhaut, also die Beschneidung (Zirkumzision). Nach diesem Eingriff kann sich die Feuchtigkeit nicht mehr stauen, und die Hautveränderungen heilen in der Mehrzahl der Fälle vollständig und dauerhaft ab.

Wichtig: Eine Rötung der Eichel kann zahlreiche Ursachen haben. Nicht immer handelt es sich um eine Balanitis. Veränderungen an der Eichel deshalb grundsätzlich vom Arzt abklären lassen!

Quellen:
Altmeyer, P.: Enzyklopädie der Dermatologie, Venerologie, Allergologie, Umweltmedizin. Springer, Berlin 2010: http://www.enzyklopaedie-dermatologie.de

Fritsch, P.: Dermatologie, Venerologie. Springer, Berlin 2004

Krause, W.: Balanitiden: Spurensuche nach den Ursachen. Hautnah Dermatologie 2006; 304-308

Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann eine ärztliche Beratung nicht ersetzen. Bitte haben Sie Verständnis, dass wir keine individuellen Fragen beantworten.