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Was ist eine Blutarmut?

Von einer Blutarmut (Anämie) spricht man bei einem Mangel an rotem Blutfarbstoff (Hämoglobin) und/oder roten Blutkörperchen (Erythrozyten) und damit einem zu geringen Anteil an Blutzellen (Hämatokrit) im Körper. Für die Diagnose einer Blutarmut sind dies die entschiedenen Parameter.

Wichtig zu wissen: Die Anzahl der roten Blutkörperchen korreliert nicht immer mit dem roten Blutfarbstoff. So kann die Anzahl der roten Blutkörperchen noch normal oder sogar gesteigert  sein, obwohl bereits eine Verminderung des roten Blutfarbstoffes  besteht.

So setzt sich das Blut zusammen

Über die Hälfte des Blutes besteht aus Blutplasma. Darin sind zahlreiche Stoffe gelöst – angefangen von Hormonen und anderen Botenstoffen bis hin zu Nährstoffen (Eiweiße, Salze und Zucker). Mit dem Blut gelangen diese Stoffe schließlich in alle Regionen des Körpers und versorgen dort die Organe und das Gewebe.

Die andere Hälfte des Blutes besteht aus Zellen. Dieser Anteil wird durch den Hämatokrit-Wert gemessen. Diese Zellen unterteilen sich in drei große Gruppen: die weißen Blutkörperchen (Leukozyten) gehören zum Abwehrsystem des Körpers und schützen den Körper vor Infektionen; die Blutplättchen (Thrombozyten) sind an der Blutstillung beteiligt und die roten Blutkörperchen (Erythrozyten) transportieren den Sauerstoff im Körper.

Die überwiegende Mehrheit der Zellen des Blutes besteht aus roten Blutkörperchen. Sie übernehmen eine der wichtigsten Aufgaben des Blutsystems: den Sauerstoff- und Kohlendioxidtransport. Unverzichtbar für diese Aufgabe ist ein Molekül namens Hämoglobin, das sich in den Erythrozyten befindet und verantwortlich für die rote Farbe des Blutes ist.

An bestimmte Regionen dieses Moleküls bindet der Sauerstoff, der in der Lunge ins Blut gelangt. Das Hämoglobin transportiert ihn durch den Körper und gibt ihn schließlich in den Organen und Geweben ab, wo er gebraucht wird. Im Austausch bindet das Stoffwechselprodukt Kohlendioxid (CO2) an das Hämoglobin. Kohlendioxid wird so zurück zur Lunge transportiert und abgeatmet.

Sind zu wenig Erythrozyten oder ist zu wenig Hämoglobin im Körper vorhanden, erhalten die Organe zu wenig Sauerstoff. Das kann Beschwerden hervorrufen – allerdings empfinden Betroffene die Symptome unterschiedlich schwach oder stark. Nicht immer müssen alle Symptome vorliegen.

Zu den klassischen Symptomen einer Blutarmut gehören:

Die oft beschriebene Blässe der Haut ist ein eher unspezifisches Zeichen. Sie kommt zustande, weil sich die Blutgefäße als Reaktion auf den Sauerstoffmangel verengen. Mehr zu den möglichen Anzeichen bei verschiedenen Anämieformen lesen Sie weiter unten im Abschnitt "Symptome bei Blutarmut".

Der Hausarzt kann eine Blutarmut mit Hilfe einer einfachen Blutabnahme feststellen. Liegt eine Anämie vor, ist es wichtig die Ursachen zu ermitteln, um entsprechende Maßnahmen ergreifen zu können. Je nach Ursache und Schweregrad können eine Nahrungsumstellung, Medikamente oder medizinische Eingriffe (zum Beispiel zur Beseitigung einer Blutungsquelle) nötig sein. Bei sehr ausgeprägten Anämiesymptomen kann es unter Umständen auch notwendig sein, die fehlende Menge an roten Blutkörperchen über eine Bluttransfusion zuzuführen.

Ursachen einer Blutarmut

Normalerweise besteht ein Gleichgewicht zwischen Blutbildung und Blutabbau beziehungsweise Blutververlust. Bei einer Blutarmut ist dieses Gleichgewicht gestört. Die Ursachen für eine Anämie können vielfältig und auch kombiniert sein. So kann neben einer gestörten Blutbildung zeitgleich ein vermehrter Blutabbau oder -verlust vorherrschen.

Einteilung der Anämie-Formen:

  1. Gestörte Blutbildung: Mögliche Gründe sind Veränderungen der Stammzelle im Knochenmark, aus der sich alle weiteren Blutzellen bilden oder auch eine Verdrängung der gesunden Blutbildung durch Krankheiten des Knochenmarkes. Weitere Ursachen können ein Mangel an Eisen, Vitamin B12 oder Folsäure sein sowie (chronische) Nierenerkrankungen, durch die zu wenig des Hormons Erythropoetin gebildet wird. Erythropoetin gibt normalerweise dem Knochenmark das Signal zur Produktion von Blutkörperchen und wird nach der Geburt zu 90% in den Nieren gebildet. 
  2. Verstärkter Abbau oder Verlust von roten Blutkörperchen: Mögliche Ursachen sind akute oder chronische Blutungen, eine Vergrößerung der Milz (dem üblichen Abbauort der roten Blutkörperchen), aber auch ein verstärkter Zerfall der Erythrozyten (Hämolyse) zum Beispiel durch Infektionskrankheiten, Stoffwechselstörungen oder Arzneimittel.

1) Gestörte Blutbildung

Die roten Blutkörperchen leben nur rund vier Monate lang. Deshalb produziert der Körper im Knochenmark ständig neue Erythrozyten, die nach etwa sieben Tagen Entwicklungszeit im Knochenmark ihre Arbeit im Blut antreten. Dabei werden die roten Blutkörperchen sowie alle anderen Zellarten aus einer Ursprungzelle gebildet. Sie hat die Fähigkeit, je nach Bedarf zu den unterschiedlichen Zellarten zu reifen (pluripotente Stammzelle).

Liegt eine Erkrankung dieser Stammzellen vor oder werden diese durch Krankheiten, die Raum im Knochenmark fordern, verdrängt, können nicht ausreichend funktionstüchtige rote Blutkörperchen gebildet werden. Zusätzlich sind bestimmte Nährstoffe notwendig, damit die Erythrozyten im Knochenmark gebildet werden können und reifen. Zu den wichtigsten gehören Eisen, Folsäure und Vitamin B12.

  • Stammzellerkrankung und Knochenmarkbefall: Stammzellerkrankungen sind sehr seltene Ursachen einer Blutarmut. Dazu zählen zum Beispiel die aplastische Anämie (AA), das myelodysplastische Syndrom (MDS), die paroxysmale nächtliche Hämoglobinurie (PNH) und die kongenitale dysplastische Anämie. Auch die Verdrängung der Blutbildung durch im Knochenmark wachsende Tumore oder bei Leukämien oder Lymphomen ist im Vergleich zu den anderen Anämieursachen sehr selten, zeigt aber, dass wie bedeutsam es ist, die Ursache einer Blutarmut herauszufinden. 
  • Folsäure- und Vitamin B12 (Cobalamin)-Mangel: Folsäure ist zum Beispiel in Hefe, Leber, grünem Blattgemüse, Brokkoli, Spargel, Karotten, Roten Beten, Nüssen, Vollkorn oder Eigelb enthalten. Der empfohlene Tagesbedarf beträgt 300 Mikrogramm. Bei Frauen mit Kinderwunsch, Schwangeren und Stillenden beträgt die empfohlene tägliche Zufuhr 500 Mikrogramm. Zudem ist bei chronisch entzündlichen oder bösartigen Erkrankungen oder bei einer erhöhten Blutbildungsrate der Folsäurebedarf gesteigert. Folsäure wird im menschlichen Körper über den Dünndarm aufgenommen und in der Leber gespeichert. Die in der Leber gespeicherte Menge an Folsäure (ca. 5 mg) reicht bei fehlender Zufuhr für knapp drei Monate aus.
    Vitamin B12 befindet sich vor allem in tierischen Lebensmitteln (Fleisch, Fisch, Milch und Eiern) sowie in geringen Mengen auch in pflanzlichen Produkten (zum Beispiel Sauerkraut). Im Darm der Menschen sind Mikroorganismen angesiedelt, die dort Vitamin B12 produzieren. Das im menschlichen Darm von den Mikroorganismen gebildete Vitamin B12 kann jedoch nicht aufgenommen werden. Daher ist der Mensch auf eine ausreichende Zufuhr über die Nahrung angewiesen.
    Vitamin B12 kann zudem in der funktionsfähigen Form über den Dünndarm nur dann aufgenommen werden, wenn im Magen der sogenannte Intrinsic-Faktor (IF) gebildet wird. Bei unzureichender Bildung wird das Vitamin B12 verdaut und verliert dabei seine Funktion. Der tägliche Bedarf an Vitamin B12 beträgt 5 Mikrogramm. Die in der Leber gespeicherte Menge an Vitamin B12 reicht für etwa ein bis zwei Jahre aus.

Zusammenfassend sind Folsäure und Vitamin B12 notwendig für die Bildung der Bausteine, die das Erbgut der Lebewesen kodieren (DNA). Fehlt einer der beiden Stoffe, werden weniger rote Blutkörperchen gebildet, da die DNA-Herstellung gestört ist. Die gebildeten roten Blutkörperchen sind wegen dieser Störung größer als üblich.

  • Eisenmangel: Eisen findet sich außer in tierischen Lebensmitteln (Fleisch, Innereien wie Leber oder Nieren, Hühnereigelb) auch in Hülsenfrüchten, Bierhefe, Petersilie und Getreide. Eisen ist für die Blutbildung im menschlichen Organismus unabdingbar und ein wesentlicher Bestandteil von Hämoglobin, dem Molekül in den roten Blutkörperchen, das den Sauerstoff bindet. Ist nicht genügend Eisen vorhanden, gibt es zwar eine ausreichende Zahl an roten Blutkörperchen. Diese enthalten dann aber so wenig Hämoglobin, dass sie nur begrenzt Sauerstoff transportieren können und kleiner sind als üblich. Der tägliche Eisenverlust liegt bei Männern bei 1 mg, bei Frauen im gebärfähigen Alter bei 2 mg und bei Schwangeren bei 3 mg.

    Eisenmangel ist mit Abstand die häufigste Ursache für Blutarmut. Weltweit leiden etwa 25 Prozent der Menschen an einem Eisenmangel, etwa 80 Prozent aller Anämien sind auf Eisenmangel zurückzuführen. Häufig nehmen die Betroffenen einfach nicht genügend über die Nahrung zu sich. Insbesondere in Phasen mit erhöhtem Eisenbedarf (Sport, Schwangerschaft, Stillperiode und bei Kindern im Wachstum), ist daher auf eine ausreichende Zufuhr zu achten. Gefährdet sind Vegetarier, Patienten mit Ernährungsstörungen oder Darmerkrankungen.
    Die empfohlene tägliche Eisenzufuhr mit der Nahrung liegt bei Männern bei 12 mg, bei Frauen im gebärfähigen Alter bei 15 mg und bei Schwangeren bei 30 mg. Blutungen, insbesondere zu starke und zu lange andauernde Monatsblutungen können ebenfalls ein Grund für den Eisenmangel sein. Denn während Eisen mit dem Blut verloren geht, wird zugleich zur Bildung neuer Erythrozyten viel davon benötigt. Deutlich seltener ist ein Eisenmangel durch eine verminderte Aufnahme des Spurenelements im Darm verursacht – bei verschiedenen Darmkrankheiten wie Zöliakie/Sprue, chronisch entzündlichen Darmerkrankungen oder nach einer Magenteilentfernung.

    Eine nicht zu vernachlässigende Ursache für eine Eisenmangelanämie ist auch ein Befall mit Parasiten, besonders mit dem Hakenwurm, der aus der Darmwand seines Wirtes Blut saugt. Dieser ist zwar in Deutschland nicht heimisch. Allerdings ist eine Infektion bei Reisen möglich, sodass der Hausarzt bei der Abklärung einer Anämie über Fernreisen informiert werden sollte.
  • Nierenbedingte (renale) Anämie: Eine kranke Niere kommt ebenfalls als Ursache für Blutarmut infrage: Einerseits kann Blut über den Harn verloren gehen. Andererseits messen gesunde Nieren den Sauerstoffgehalt des Blutes. Falls er zu niedrig ist, wird das Hormon Erythropoetin vermehrt ausgeschüttet. Es gelangt über den Blutstrom ins Knochenmark und regt dort die Bildung roter Blutkörperchen an. Schwere Nierenschäden, insbesondere im Rahmen einer chronischen Nierenerkrankung, können dazu führen, dass die Filterorgane nicht mehr ausreichend Erythropoetin herstellen können. Die Folge ist eine verminderte Blutbildung im Knochenmark und damit eine Anämie. Eine renale Anämie gilt als ein Risikofaktor für eine erhöhte Sterblichkeit bei Nierenpatienten und geht mit einer verminderten Lebensqualität einher.
  • Andere Ursachen für Blutbildungsstörungen: Die Entstehung und Reifung der roten Blutkörperchen im Knochenmark kann auch aus anderen Gründen behindert oder vermindert sein. So können zum Beispiel bestimmte Erbkrankheiten beziehungsweise genetische Veränderungen dazu führen, dass die Bildung der Blutzellen gestört ist.


2) Verkürzte Überlebenszeit oder Verlust der roten Blutkörperchen

Mögliche Ursachen für einen verstärkten Abbau oder Verlust von roten Blutkörperchen sind akute und chronische Blutungen, eine Vergrößerung der Milz (dem üblichen Abbauort der roten Blutkörperchen), aber auch ein verstärkter Zerfall der Erythrozyten (Hämolyse).

  • Blutungen: Wenn wir bluten, geht dem Körper Blut einschließlich seiner Bestandteile wie Erythrozyten, Hämoglobin und Eisen verloren. Bei kleinen Blutungen, etwa einem Stich am Dorn einer Rose oder einer Schürfwunde, ist das nicht weiter schlimm, weil es sich um kleine Mengen handelt. Der Körper kann dies kompensieren, indem er kurzfristig mehr Flüssigkeit in das Gefäßsystem aufnimmt, Eisen aus seinen Speichervorräten freisetzt und die Produktion neuer Erythrozyten anregt. Anders sieht es bei längeren und/oder stärkeren Blutungen aus, etwa infolge von Operationen oder schweren Unfällen. Auch bei unauffälligeren, aber lange andauernden Blutungen – zum Beispiel aus einem Magengeschwür oder bei Frauen durch außergewöhnlich starke Regelblutungen – können so große Blutmengen verloren gehen, dass der Körper die Verluste nicht mehr kompensieren kann und eine Anämie entsteht.
  • Milzvergrößerung (Splenomegalie): Die Milz filtert abgestorbene, defekte oder verformte Erythrozyten aus dem Blut heraus und baut diese ab. So sorgt sie dafür, dass nur gesunde, funktionsfähige rote Blutkörperchen im Kreislauf verweilen. Eine Vergrößerung der Milz oder in ihrer Form veränderte Erythrozyten können dazu führen, dass auf diesem Weg zu viele Blutzellen entfernt werden und es zu einer Anämie kommt.
  • Verkürzung der Erythrozytenüberlebenszeit bei gesteigertem Abbau (Hämolyse): Bestimmte Defekte der Erythrozyten können zur Folge haben, dass sich die Überlebenszeit der roten Blutkörperchen verkürzt und sie früher absterben beziehungsweise zerplatzen (hämolysieren). In diese Gruppe gehören zum Beispiel die Kugelzellanämie (Sphärozytose), der Glucose-6-Phosphat-Dehydrogenasemangel (= Favismus) oder Störungen bei der Bildung des roten Blutfarbstoffes (zum Beispiel Thalassämie, Sichelzellkrankheit). Des Weiteren kann es im Rahmen einer sogenannten autoimmunhämolytischen Anämie (AIHA) zum Zerfall der roten Blutkörperchen kommen. Dabei bilden sich Antikörpern (Wärmeautoantikörper, Kälteautoantikörper), die gegen die eigenen roten Blutkörperchen gerichtet sind und diese zerstören. Außerdem kann ein gesteigerter Blutzerfall bei einer Erythrozytenschädigung entstehen. Das kann auf mechanischem Weg geschehen, zum Beispiel durch eine künstliche Herzklappe, auf thermischem Weg bei einer Verbrennung, auf chemischem Weg, zum Beispiel durch Schlangengifte, Arsen, Blei und Kupfer. Weitere mögliche Gründe sind Veränderungen an den kleinsten Gefäßen (hämolytisch-urämisches Syndrom (HUS), thrombotisch-thrombozytopenische Purpura (TTP)), verschiedene Infektionskrankheiten (zum Beispiel Malaria) sowie Medikamente.

Andere Ursachen für Blutarmut

Die Anämie bei chronischen Erkrankungen/Infektanämie ist nach der Eisenmangelanämie die zweithäufigste Anämieform. Diese Form der Blutarmut entwickelt sich bei einer chronischen Erkrankung – zum Beispiel bei länger anhaltenden Entzündungen und Infektionen wie Tuberkulose, bei Diabetes mellitus, aber auch bei bösartigen Erkrankungen und Autoimmunerkrankungen. Eine eindeutige Zuordnung zu Bildungs- oder Abbaustörung ist hier oft nicht möglich. Die Symptome der Grunderkrankung stehen bei dieser Anämie im Vordergrund und werden durch allgemeine Symptome einer Blutarmut verstärkt.

Symptome bei Blutarmut

Wenn im Kreislauf nicht genügend rote Blutkörperchen vorhanden sind, kann das dazu führen, dass sich Betroffene müde und abgeschlagen fühlen. Es kommt vor, dass die Haut an Farbe verliert und eine Blässe entsteht. Wie beschrieben ist die Blässe der Haut aber ein eher unsicheres Zeichen der Blutarmut. Die Konzentration kann ebenfalls beeinträchtigt sein, bei Anstrengung kann es Betroffenen auch schwindelig werden. Manche Patienten klagen über ein Rauschen oder Pochen in den Ohren oder frieren rasch.

Ist das Ausmaß der Blutarmut größer, beschleunigt sich eventuell der Herzschlag (Tachykardie). Der Puls wird schwächer, es kommt zu Schweißausbrüchen, Schwindel und möglicherweise sogar zu Atemnot und Ohnmachtsanfällen. Insbesondere bei Patienten mit vorgeschädigtem Herz kann die mangelnde Sauerstoffversorgung des Pumporgans und die erhöhte Belastung durch den vermehrten Herzschlag bis zum Herzinfarkt führen.

Der Blutverlust erfolgt manchmal schleichend. Gehen über eine längere Zeit kleinere Mengen Blut verloren, kann es sein, dass es zu einer Anämie kommt, ohne dass der Betroffene etwas davon merkt. Der Körper kompensiert den langsamen Verlust. Bis zu zwei Drittel der Blutkörperchen können schleichend verloren gehen, ohne dass Betroffene mehr davon spüren als etwas Müdigkeit und Abgeschlagenheit.

Gefährlich sind solche Blutverluste unter Umständen trotzdem – deshalb sollte man bei häufigem Schwächegefühl und anhaltender Müdigkeit einen Arzt aufsuchen und mögliche Ursachen abklären lassen.

Symptome bei Eisenmangel
Eisenmangel ist die häufigste Ursache für Blutarmut. Neben den oben genannten Anämiesymptomen gibt es Anzeichen, die darauf hinweisen, dass es dem Körper an diesem wichtigen Spurenelement fehlt: An den Mundwinkeln können sich Risse bilden (Perlèche, Faulecken). Die Fingernägel werden brüchiger und bekommen eventuell Rillen. Die Haare fallen leichter aus. In der Mundschleimhaut können wiederholt schmerzhafte Entzündungen (Aphthen) auftreten. Die Schleimhaut von Mund, Zunge und Speiseröhre kann ebenfalls leiden, was Schmerzen beim Schlucken und eine brennende Zunge zur Folge hat (Plummer-Vinson-Syndrom). Zudem berichten viele Menschen über einen chronischen Juckreiz.

Symptome bei Vitamin B12 Mangel
Besteht ein Mangel an Vitamin B12, können neben allgemeinen Symptomen der Blutarmut neurologische Symptome auftreten: Gangunsicherheit, Lähmungen, schmerzhaftes Kribbeln und Taubheitsgefühle an Händen und Füßen. Bei unklaren neurologischen Symptomen sollte deshalb auch immer an die Möglichkeit eines Vitamin B12 Mangels gedacht werden.

Ergänzend ist die perniziöse Anämie (Perniziosa, Morbus Biermer) zu nennen. Sie entsteht ebenfalls durch einen Vitamin-B12-Mangel – allerdings beruht er auf einer Autoimmunerkrankung. Die Krankheit führt zum Untergang bestimmter Magenzellen, der Parietalzellen. Diese produzieren normalerweise ein Eiweiß, welches für die Bindung und die Aufnahme von Vitamin B12 verantwortlich ist: den Intrinsic-Faktor. Fehlt er, kann der Körper Vitamin B 12 nicht aufnehmen.  Ursächlich liegt der Erkrankung eine atrophische Gastritis (Magenschleimhautentzündung) zugrunde. Typische Symptome einer Perniziosa sind neben den oben genannten Beschwerden Schleimhautveränderung der Zunge (Hunter-Glossitis) mit glatter roter Zunge und Zungenbrennen. Diese Form der Anämie ist jedoch sehr selten. Manchmal tritt eine Perniziosa begleitend zu einer Unterfunktion der Schilddrüse (Hypothyreose) auf.

Diagnose: Ein Blutbild hilft weiter

Diagnose: Ein Blutbild hilft weiter

Diagnose

Eventuell führen körperliche Symptome wie Schwindel und Müdigkeit den Patienten zum Arzt. Eine Blutarmut kann auch als Nebeneffekt anderer Erkrankungen oder als Nebenwirkung von Medikamenten auftreten. Deshalb ist es wichtig, den Arzt über regelmäßig eingenommene Arzneien und über eventuell bestehende Beschwerden ausführlich zu informieren. Nachdem solche Punkte in einem Gespräch geklärt wurden, folgt üblicherweise eine körperliche Untersuchung.

Erste Hinweise auf eine Blutarmut können dem Mediziner unter Umständen eine ungewöhnliche Blässe der Haut oder der Schleimhäute geben, etwa der Bindehäute der Augen. Ein erhöhter Puls oder Herzgeräusche sind weitere mögliche Zeichen. Auch Symptome eines Eisenmangels (siehe Absatz Symptome) können dazu führen, dass der Arzt eine Laboruntersuchung des Blutes vorschlägt. In vielen Fällen zeigt sich eine Blutarmut jedoch zufällig bei einer Untersuchung des Blutes aus anderen Gründen.

Die Diagnose "Anämie" wird mit einem sogenannten Blutbild gesichert, das unter anderem Auskunft über die Zahl der roten Blutkörperchen sowie die Menge des roten Blutfarbstoffes gibt. Als nächstes gilt es, die Ursache der Blutarmut zu klären. Bestimmte Hinweise auf den Ursprung der Störung lassen sich bereits im Blutbild finden. Gezielt kann der Arzt dann die nötigen weiteren Untersuchungen anordnen.

Blutuntersuchung: Mit dem Mikroskop lässt sich zum Beispiel die Form der Blutkörperchen erkennen

Blutuntersuchung: Mit dem Mikroskop lässt sich zum Beispiel die Form der Blutkörperchen erkennen

Untersuchung des Blutes im Labor

Um eine Blutarmut zu diagnostizieren, wird der Hausarzt eine Blutabnahme vornehmen und beim Labor ein kleines Blutbild veranlassen. Darin sind folgende Werte enthalten, die nicht nur auf eine Anämie, sondern bereits auf ihren Ursprung hinweisen können:

  • Anzahl der roten Blutkörperchen: Sind zu wenig Erythrozyten vorhanden, spricht das für eine Anämie.
  • Menge des roten Blutfarbstoffes (Hämoglobinwert, Hb): Dies ist ein wichtiger Parameter für die Diagnose einer Anämie. Denn der rote Blutfarbstoff spielt die entscheidende Rolle beim Sauerstofftransport. Ist er vermindert, bedeutet das, dass eine Anämie vorliegt
  • Hämatokrit (Hkt): Er beziffert den Anteil der festen Bestandteile des Blutes, also der Zellen, am gesamten Blutvolumen. Da die meisten Zellen im Blut rote Blutkörperchen sind, gibt der Hämatokrit indirekt auch Auskunft über die Menge an Erythrozyten. Allerdings wird der Hämatokrit auch entscheidend durch Veränderungen des Flüssigkeitshaushaltes beeinflusst. Ein verringerter Hämatokrit kann also auf eine Blutarmut hinweisen, es können jedoch auch andere Ursachen dahinter stecken.
  • Mittleres Erythrozytenhämoglobin (MCH): MCH ist ein Wert, der besagt, wie viel roter Blutfarbstoff durchschnittlich in einem Erythrozyten enthalten ist. Ist der Wert erniedrigt, spricht das dafür, dass eine Störung bei der Bildung des roten Blutfarbstoffes für die Anämie verantwortlich ist. Ist das MCH normal, spricht man von einer normochromen Anämie. Ist es vermindert, spricht man von einer hypochromen Anämie, also einer Blutarmut mit vermindertem Hämoglobingehalt der Erythrozyten. Ist das MCH erhöht, handelt es sich um eine hyperchrome Anämie, eine Blutarmut mit vermehrtem Hämoglobingehalt der Erythrozyten.
  • Mittleres Erythrozytenvolumen (MCV): Das MCV beziffert die mittlere Größe beziehungsweise das Volumen der einzelnen roten Blutkörperchen. Ist das MCV normal, spricht man von einer normozytären Anämie, ist es vermindert, von einer mikrozytären Anämie – also einer Blutarmut mit zu kleinen Zellen. Ist das MCV erhöht, handelt es sich um eine makrozytäre Anämie, eine Blutarmut mit vergrößerten Zellen.
  • Weiße Blutkörperchen (Leukozyten), Blutplättchen (Thrombozyten): Im Rahmen eines kleinen Blutbildes wird auch die Zahl der weißen Blutkörperchen und der Blutplättchen bestimmt. Diese Werte sind für die Beurteilung der Anämie wichtig. Bei Infektionen oder manchen chronischen Erkrankungen liegt zum Beispiel eine Erhöhung der Leukozyten vor, bei Blutungen sind im Rahmen der Erholung der Blutwerte die Thrombozyten häufig auch erhöht, bei Erkrankungen des Knochenmarkes sind oft nicht nur die roten Blutkörperchen, sondern auch die anderen Zellarten in ihrer Zahl verändert, sodass diese Befunde richtungsweisend für die weitere Abklärung sein können.

Klärung der Ursache

Steht anhand der Laborbefunde fest, dass es sich um eine Anämie handelt, gilt es als nächstes, die Ursache zu klären. Erste Hinweise können bereits MCH und MCV liefern (siehe Absatz "Untersuchung des Blutes im Labor"). Sind die roten Blutkörperchen verkleinert (MCV niedrig) und zeigen sie eine erniedrigte mittlere Erythrozytenhämoglobinkonzentration (MCH) kann das zum Beispiel auf einen Eisenmangel hinweisen. Allerdings kommen auch noch andere Erkrankungen wie eine Thalassämie (Gendefekt des Hämoglobins) infrage.

Sind die Erythrozyten vergrößert (MCV hoch) und ist die mittlere Erythrozytenhämoglobinkonzentration (MCH) erhöht, kommen zum Beispiel ein Vitamin B12- oder Folsäuremangel aber auch bestimmte Knochenmarkerkrankungen als Ursache in Betracht.

Für die weitere Abklärung ist ein Differentialblutbild (großes Blutbild) notwendig, bei dem die Zellen unter dem Mikroskop angeschaut werden. Bei Erkrankungen mit typischen Formen der roten Blutkörperchen, wie zum Beispiel der Kugelzellanämie oder der Thalassämie liefert diese Untersuchung die entscheidenden diagnostischen Hinweise.

Um zu klären, ob es sich um eine Produktionsstörung oder einen vermehrten Abbau der roten Blutkörperchen handelt, wird die Zahl der Retikulozyten bestimmt. Das sind unreife Vorstufen der Erythrozyten im Blut. Um einen Mangel an Erythrozyten im Blut zu beheben, setzt der Körper zunächst rote Blutkörperchen aus seinen Reserven im Knochenmark frei. Stehen dort nicht genügend reife Erythrozyten zur Verfügung, werden auch die nicht ganz ausgereiften Vorstufen, die Retikulozyten, ins Blut entlassen.

Eine hohe Zahl an Retikulozyten im Blut weist also darauf hin, dass viele rote Blutkörperchen verloren gehen, und der Körper versucht, sie schnell nachzubilden. Als Ursache kommen dann vor allem eine Blutung oder ein vermehrter Abbau oder Zerfall der Blutkörperchen infrage.

Eine niedrige Anzahl an Retikulozyten im Blut bei gleichzeitigem Vorliegen einer Anämie zeigt hingegen an, dass nicht genügend rote Blutkörperchen gebildet werden können. Die Ursache hierfür kann zum Beispiel eine Erkrankung des Knochenmarks sein. Eine andere Möglichkeit ist ein Mangel an Erythropoetin (EPO). Das Hormon wird normalerweise in den Nieren gebildet und fördert die Produktion der roten Blutkörperchen im Knochenmark.

Weitere Untersuchungen bei Verdacht auf eine Bildungsstörung

Abklärung eines möglichen Eisenmangels und dessen Ursache: Eine Eisenmangelanämie lässt sich mit Hilfe weiterer Laboruntersuchungen abklären. Dazu bestimmt der Arzt ein Eiweiß, das für die Bindung des Eisens zuständig ist: Ferritin. Das Ferritin, das im Blut zirkuliert, korreliert gut mit den körpereigenen Eisenvorräten. Ein häufiger Grund für Eisenmangel sind Blutungen. Daher wird der Arzt auch Tests anordnen, um eine solche Ursache auszuschließen. Ergeben sich dabei keine Hinweise auf eine Blutung, ist der Grund für den Eisenmangel höchstwahrscheinlich in der Ernährung zu finden. So nehmen beispielsweise Vegetarier manchmal zu wenig von dem Spurenelement zu sich.

Nur in seltenen Fällen geht der Eisenmangel auf eine Störung im Verdauungssystem zurück – im oberen Dünndarm wird dann nicht genügend von dem Mineral aufgenommen. Eine weitere Ursache für eine Eisenmangelanämie können Infektionen oder ein Parasitenbefall sein. Bei einem Verdacht darauf wird der Arzt entsprechende Stuhltests anordnen.

Abklärung eines Folsäure- und/oder Vitamin B12-Mangels und dessen Ursache: Auch ein Folsäure- oder Vitamin B12-Mangel lässt sich anhand bestimmter Blutwerte feststellen. Der Gehalt an Folsäure im Blut kann im Labor ermittelt werden. Ist der Wert zu niedrig, liegt meistens eine Fehlernährung oder eine Resorptionsstörung zugrunde. Dann gilt es, den Folsäurespiegel durch eine Umstellung des Speiseplans und die zusätzliche Gabe des Vitamins wieder zu normalisieren. Auch die Menge an Vitamin B12 im Blut lässt sich im Labor ermitteln. Ist zu wenig Vitamin B12 vorhanden, wird der Arzt anschließend eine weiterführende Diagnostik anstreben.

Abklärung einer nierenbedingten Anämie: Zunächst wird über eine Untersuchung bestimmter Blutwerte geklärt, ob eine Schädigung der Niere vorliegen könnte. Ergeben sich Anhaltpunkte für eine Störung der Nierenfunktion, wird der Spiegel des Botenstoffes Erythropoetin im Blut gemessen. Ist dieser Wert erniedrigt, so bedeutet das, dass das Signal an das Knochenmark fehlt, das für eine Bildung roter Blutkörperchen notwendig ist. Es gilt jedoch zunächst, einen etwaigen Eisenmangel auszuschließen.

Abklärung einer Stammzellerkrankung oder eines Knochenmarkbefalls: Liegt der Verdacht auf eine Störung der Blutbildung vor, ohne dass ein Mangel an Eisen, Vitamin B12, Folsäure oder Erythropoetin nachgewiesen werden kann, muss eine Erkrankung der Stammzellen oder des Knochenmarkes in Betracht gezogen werden. In solchen Fällen wird üblicherweise eine Knochenmarkpunktion durchgeführt. Bei dieser Untersuchung wird mit einer Nadel unter Lokalbetäubung Knochenmark aus dem Beckenknochen entnommen, aufgearbeitet, gefärbt und unter dem Mikroskop untersucht.

Test auf Blut im Stuhl: Gehen Blutkörperchen über den Darm verloren?

Test auf Blut im Stuhl: Gehen Blutkörperchen über den Darm verloren?

Weitere Untersuchungen bei dem Verdacht auf einen vermehrten Abbau oder Verlust von Erythrozyten:

  • Abklärung einer möglichen Blutung: Je nachdem, welche Ursache dem Arzt am wahrscheinlichsten erscheint, wird er weitere Untersuchungen einleiten. Geht es darum eine Blutung auszuschließen oder die Blutungsquelle zu finden, wird er einen Test auf Blut im Urin und Blut im Stuhl anordnen. Frauen wird er zusätzlich nach ihrer Regelblutung fragen und gegebenenfalls auch eine gynäkologische Untersuchung empfehlen. Bei einem auffälligen Befund bei diesen Tests können weitere Untersuchungen (wie zum Beispiel eine Magen- und Darmspiegelung, Kapselendoskopie) notwendig sein.
  • Abklärung einer möglichen Milzvergrößerung: Wenn die Milz deutlich vergrößert ist, kann dies normalerweise schon bei der körperlichen Untersuchung festgestellt werden. Bei einer mäßigen Vergrößerung der Milz ist eventuell eine Ultraschalluntersuchung für den Nachweis nötig.
  • Abklärung einer möglichen Hämolyse: Neben der bereits erwähnten genauen Blutuntersuchung und der Retikulozytenzahl gibt es weitere Laborwerte, die auf einen gesteigerten Blutzerfall hindeuten können. Diese sogenannten Hämolyseparameter sind die Lactatdehydrogenase (LDH) und das indirekte Bilirubin. Beide sind bei einem Blutzerfall erhöht. Der Wert des Haptoglobin ist dagegen erniedrigt. Sollte sich der Verdacht auf eine hämolytische Anämie bestätigen, ist eine weiterführende Abklärung zu empfehlen.
  • Weitere Untersuchungen zur Klärung anderer Ursachen: Andere Ursachen für Blutarmut lassen sich teilweise durch spezielle molekularbiologische Untersuchungen nachweisen. Im Falle von Erbkrankheiten kommen auch spezielle genetische Untersuchungen zum Einsatz.
Bei starkem Blutverlust kann eine Transfusion notwendig sein

Bei starkem Blutverlust kann eine Transfusion notwendig sein

Therapieoptionen

Wie der Arzt die Anämie behandelt, hängt davon ab, welche Ursache ihr zugrunde liegt. Für einige häufige Anämieformen wird die Therapie im Folgenden kurz skizziert.

  • Therapie bei Blutungsanämie

Bei einer Anämie, die durch Blutverlust entstanden ist, sollte die Blutungsquelle möglichst rasch beseitigt beziehungsweise gestillt werden. Akute Blutungen, zum Beispiel nach Unfällen, müssen sofort behandelt werden. Bei besonders ausgedehntem Blutverlust kann eine Bluttransfusion aus gespendetem Blut lebensnotwendig sein.

  • Therapie bei Eisenmangelanämie

Beruht ein Eisenmangel auf einer zu geringen Zufuhr des Spurenelements mit der Nahrung, sollte der Betroffene seine Ernährung nach Möglichkeit so umstellen, dass genügend Eisen aufgenommen wird. Reich an Eisen sind Fleisch, Fisch, Geflügel und Nüsse. Geringere Mengen an Eisen sind auch in Milch, Eiern, Hülsenfrüchten und Getreide enthalten. Das im Fleisch enthaltene Eisen liegt in einer Form vor, die wir besonders gut verarbeiten können. Pflanzliches Eisen dagegen kann schlechter verwertet werden.

Reicht eine Umstellung der Ernährung nicht aus, kann Eisen in Form von Tabletten helfen. Eisenpräparate sollten – nach Vorgabe des Arztes – täglich oder jeden zweiten Tag auf nüchternen Magen eingenommen werden. Nach drei bis sechs Monaten sind die Eisenspeicher des Körpers in der Regel wieder aufgefüllt. Zu den am häufigsten beschriebenen Nebenwirkungen zählen vor allem Magen-Darm-Beschwerden. Magenempfindliche Menschen nehmen Eisenpräparate am besten während oder nach der Mahlzeit ein – auch wenn es dann schlechter vom Körper aufgenommen wird als auf nüchternen Magen. Manchmal kann auch der Wechsel des Eisenpräparats helfen. Eisenpräparate werden unterschiedlich gut vertragen. Sie können zudem den Stuhl schwarz färben und beim Auflösen im Mund zur Schwarzfärbung der Zunge führen. Eisen sollte nicht gleichzeitig mit gewissen Antibiotika oder Arzneimitteln zur Neutralisierung der Magensäure (Antazida), eingenommen werden. Zu möglichen Wechselwirkungen informieren Arzt oder Apotheker.

Liegt die Ursache der Eisenmangelanämie in einer Störung der Aufnahme des Spurenelements im Darm wie bei entzündlichen Magen- und Darmerkrankungen, oder sollten schwere Nebenwirkungen unter der Therapie mit Eisentabletten auftreten, besteht die Möglichkeit einer Eisentherapie über die Vene.

  • Therapie bei Folsäure- oder Vitamin B12-Mangel

In der Nahrung ist Folsäure vor allem in grünem Gemüse oder Vollkornprodukten vorhanden. Folsäure kann aber auch in Tablettenform zugeführt werden. Eine Mangelernährung, wie sie oft infolge einer zu einseitigen Kost oder bei Alkoholmissbrauch zu finden ist, gilt es zu vermeiden. Auch manche Medikamente können einen Folsäuremangel hervorrufen – zum Beispiel Methotrexat, das zur Behandlung der rheumatoiden Arthritis eingesetzt wird.

Vitamin B12 braucht der Körper nur in sehr geringen Mengen. Deshalb kommt es selten vor, dass die Nahrung den Bedarf nicht deckt. Nur bei sehr strengen Vegetariern oder Veganern kommt das gelegentlich vor. Aber auch nach ausgedehnten Operationen – beispielsweise Magenoperationen – oder bei parasitären Erkrankungen (Befall durch den Fischbandwurm) kann ein Mangel an Vitamin B12 entstehen.

In diesen Fällen muss die Ernährung umgestellt oder Vitamin B12 nach Vorgabe des Arztes zugeführt werden – bevorzugt durch Spritzen. Liegt der Vitamin B12-Mangel an einer verminderten Aufnahme des Vitamins im Darm, können auch hoch dosierte Präparate zum Einnehmen helfen. Dagegen hat es wenig Nutzen, wenn Vitamin B12 über die Nahrung oder in üblicher Tablettenform eingenommen wird.

  • Therapieoptionen bei anderen Anämieformen

Auch für die übrigen Arten der Blutarmut gibt es oft eine effiziente Behandlung, die sich nach der jeweiligen Ursache richtet. So kann der Arzt zum Beispiel bei Nierenerkrankungen mit begleitender renaler Anämie das Hormon Erythropoetin einsetzen. Es regt die Blutbildung an.

Für die verschiedenen Stammzellerkrankungen wie zum Beispiel die aplastische Anämie oder die paroxysmale nächtliche Hämoglobinurie gibt es ebenso spezielle Therapien. Auch bei den Erkrankungen mit erhöhtem Zellzerfall stehen spezielle Therapiemöglichkeiten zur Verfügung. Entsteht die Anämie auf dem Boden einer anderen Grunderkrankung ist zunächst diese zu behandeln.

Generell gilt: Die Ursachen für Anämien sind vielfältig. Eine Therapie sollte auf keinen Fall in Eigenregie ohne Abklärung und Empfehlung des betreuenden Arztes erfolgen. Denn eine Behandlung, die bei einer Anämie-Form sehr hilfreich ist – wie zum Beispiel die Eisengabe – kann bei einer anderen Art der Blutarmut auf Dauer sogar schädlich sein.

Beratender Experte

Dr. med. Ferras Alashkar arbeitet als Assistenzarzt in der Klinik für Hämatologie am Universitätsklinikum in Essen. Sein Studium absolvierte er an der Medizinischen und Pharmazeutischen Universität Iuliu Hațieganu in Cluj-Napoca, Rumänien, und an der Universität Duisburg-Essen. Die klinische Ausbildung erfolgte nachfolgend an der Justus-Liebig-Universität in Gießen im Bereich Internistische Onkologie und Palliativmedizin. Seit 2012 ist er in der Klinik für Hämatologie am Universitätsklinikum Essen tätig. Im Rahmen seiner Tätigkeit ist er an zahlreichen Studien beteiligt und beschäftigt sich neben der stationären sowie ambulanten Betreuung von Patienten, wissenschaftlich insbesondere im Bereich der Anämien, wie zum Beispiel der Aplastischen Anämie und der Paroxysmalen nächtlichen Hämoglobinurie (PNH).

Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder –behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen. Die Beantwortung individueller Fragen durch unsere Experten ist leider nicht möglich.

Thema Anämie-Blutarmut


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Laborwerte zum Eisenstoffwechsel

Ein Eisenmangel ist die häufigste Ursache für einen gestörten Eisenstoffwechsel. An welchen Laborwerten und Symptomen man ihn erkennt zum Artikel



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Serie: Wichtige Laborwerte

Die Serie aus dem Heft erklärt die Bedeutung wichtiger Laborwerte, die man durch Blutproben erhält. zum Artikel