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Der Sportmediziner Professor Wildor Hollmann ist zweifelsohne ein Ausnahmewissenschaftler. Kaum ein anderer Forscher hat so viele Ehrungen, Preise und Auszeichnungen erhalten wie der deutsche Arzt. Seine Erkenntnisse haben die Sportmedizin ständig vorangebracht und nachhaltig geprägt. Als einer der ersten beschäftigt Hollmann sich seit 1949 mit der Präventivmedizin zur lebenslangen Gesundheitserhaltung und Leistungsförderung.

Am 30. Januar 2012 feierte der ehemalige Rektor der Deutschen Sporthochschule Köln seinen 87. Geburtstag. Und wie fühlt er sich? "Genauso wie mit 40", freut sich Hollmann. Der frühere Arzt der deutschen Fußball-, Golf-, und Hockey-Nationalmannschaft versichert, dass ihn "keinerlei Alterswehwehchen plagen". Wie bekommt er das bloß hin? Wir haben nachgefragt.

Wie halten Sie sich in Ihrem Alter noch so fit?

Ich habe mein Leben lang rund 80 Stunden pro Woche gearbeitet. Auch heute noch. Zur Zeit betreue ich dreizehn Doktoranden. So bleibe ich geistig aktiv. Meine zwei Hauptarbeitszimmer trennen 30 Treppenstufen. Täglich muss ich zirka zehn- bis fünfzehnmal den Raum wechseln. Das bedeutet, ich laufe täglich 300 bis 450 Treppenstufen. Das entspricht umgerechnet ungefähr einer viertelstündigen Joggingeinheit in gemäßigtem Tempo. Das hält mich fit.

Zu welchen Sportarten raten Sie älteren Menschen?

Statt Sport verwende ich lieber den Begriff "Bewegung". Denn darum geht es letztlich. Spazierengehen oder Treppensteigen sind ja keine Sportarten, aber je nach Konstitution kann auch langsames Gehen schon eine hervorragende Übung sein. Das Pensum richtet sich immer nach der Leistungsfähigkeit des Einzelnen.

Optimal ist es, wenn man wöchentlich rund 1500 zusätzliche Kilokalorien durch körperliche Aktivität verbraucht. Also aufgerundet 250 Kilokalorien pro Tag. Für das Herz, den Kreislauf, die Atmung, den Stoffwechsel und auch das Gehirn ist es am gesündesten, wenn man bei einer Pulsfrequenz trainiert, die bei 50 Prozent der persönlichen Höchstleistung liegt. Was das bedeutet, kann sich jeder Mensch leicht selber ausrechnen.

Es gilt eine Formel, die wir bereits 1967 aufgestellt haben und die noch immer gilt: 180 minus das Lebensalter in Jahren. So berechnet man seine optimale Trainings-Pulsfrequenz. Allerdings gilt die Formel nur für denjenigen, dessen Ruhepuls zwischen 55 und 70 Schlägen pro Minute liegt. Bei einem Zehnjährigen wären das also 170 Schläge pro Minute, bei einem Sechzigjährigen nur noch 120 Schläge pro Minute.

Waren Sie Ihr Leben lang körperlich aktiv?

Ja, auf jeden Fall! Ich habe immer viel gearbeitet und mich dadurch auch viel bewegt. Mein letzter Urlaub liegt rund 16 Jahre zurück. Früher habe ich gerne Tennis gespielt. Übrigens mit einer altersbezogen mittleren Leistungsfähigkeit (lacht).

Wir wollen auch so gesund altern wie Sie, verraten Sie uns Ihre Tricks!

Ob wir gesund und leistungsfähig altern, können wir nicht vollständig beeinflussen. Es liegt auch in unseren Genen. Allerdings nur zu etwa 40 Prozent. Also lohnt es sich, diese fünf Punkte zu beachten:

1. Konstante körperliche Aktivität.

2. Stetige geistige Aktivität.

3. Einhaltung eines konstant normalen Körpergewichtes.

4. Eine grundsätzlich positive Haltung und Denkweise.

5. Pflege der sozialen Kontakte.