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Grundsätzlich kann das Immunsystem im Bereich von Haut, Schleimhäuten oder Operationsgebieten sowie über Infusionen mit Latex-Proteinen in Berührung kommen. Entsprechend entwickeln Menschen mit einer Latexallergie vor allem während medizinischer Eingriffe wie Operationen, zahnärztlicher Behandlungen, Entbindungen sowie radiologischer oder endoskopischer Untersuchungen Krankheitszeichen.

Eine allergische Reaktion nach direktem Latex-Kontakt äußert sich zumeist binnen weniger Minuten in Form von stark juckenden Quaddeln an der Haut. Der Arzt spricht dann von einem Latex-Kontakturtikaria-Syndrom – ein Hautausschlag mit Quaddeln wird ganz allgemein als Urtikaria bezeichnet. Je nach Schweregrad der Symptome wird das Latex-Kontakturtikaria-Syndrom in vier Stadien eingeteilt:

  • Stadium I: Lokalisierte Kontakturtikaria: Quaddeln nur an den Stellen des unmittelbaren Hautkontakts bzw. Schwellung und Pelzigkeitsgefühl nur an den Stellen des unmittelbaren Schleimhautkontakts
  • Stadium II: Generalisierte Urtikaria: Quaddeln über die ganze Haut verteilt, eventuell zusätzlich Schwellung der Augenlider
  • Stadium III: Neben Quaddeln an der Haut auch Juckreiz, Schwellung und Sekretion an den Schleimhäuten von Augen und Nase (allergische Rhinokonjunktivitis, allergischer Schnupfen), Brennen im Rachen, Engegefühl im Hals, Magen-Darm-Beschwerden, Husten und/oder Atemnot im Sinne eines allergischen Asthma bronchiale. Dabei kann es noch Stunden nach dem Kontakt mit dem Auslöser zum Asthma-Anfall kommen
  • Stadium IV: Allergischer (anaphylaktischer) Kreislaufschock: Vor allem bei stark ausgeprägter allergischer Reaktionslage gegenüber Latex und / oder bei besonders intensivem Kontakt, zum Beispiel im Rahmen einer Operation oder einer zahnärztlichen Behandlung

Neben dem unmittelbaren Kontakt mit latexhaltigen Gegenständen kann auch die Verbreitung winziger Latex-Abriebpartikel durch die Luft zu Beschwerden führen.  Dann erleiden die Patienten zumeist eine Lidschwellung, eine allergische Rhinokonjunktivitis und / oder einen Asthma-Anfall. Betroffene mit sehr stark ausgeprägter allergischer Reaktion können bereits Krankheitszeichen bis hin zum Schock entwickeln, wenn sie sich nur in einem Raum aufhalten, in dem zuvor latexhaltige Gegenstände verwendet wurden.

In welchen Lebensbereichen kommen wir zum Beispiel mit Naturlatex in Kontakt?

  • Medizinischer Bereich

- Untersuchungshandschuhe, Operationshandschuhe
- Blasenkatheter, Urinbeutel, Darmrohre
- Kompressionsbinden, -strümpfe
- Manschetten von Blutdruckmessgeräten
- Gummibänder an Zahnspangen
- Abdrucklöffel zur Anfertigung von Zahnprothesen

  • Haushalt

- Haushaltshandschuhe
- Dichtungsringe für Einmachgläser, gummiertes Verpackungspapier
- Dichtungen an Türen und Fenstern, Ummantelung von Elektrokabeln
- Teppichkleber, Beschichtung an der Unterseite von Teppichböden
- Latexmatratzen, Gummiunterlagen, Windeln, Wärmflaschen
- Sauger von Babyflaschen, Schnuller
- Puppen, Luftballons  
- Kaugummi

  • Bekleidung

- Gummibänder an Unterwäsche und Badekleidung
- Schuhsohlen, Gummistiefel
- Gummierte Stoffe an wasserfesten Jacken

  • Auto, Fahrrad

- Griffe an Fahrradlenkern
- Dichtungen an Autotüren und -fenstern
- Autoreifen, Fußmatten

  • Freizeit, Sport

- Gymnastikmatten, Squash-Bälle, Turnschuhe
- Bademützen, Schwimmbrillen, Tauchausrüstung
- Luftmatratzen, Schlauchboote
- Skibrillen

  • Büro

- Radiergummi, selbstklebende Briefumschläge
- Gummiwalze der Schreibmaschine

  • Sonstiges

- Handläufe von Rolltreppen
- Kondome

Kreuzallergien: Reaktionen des Immunsystems auf ähnliche Stoffe

Menschen mit einer Allergie auf Latex-Proteine können zusätzlich auf chemisch ähnlich aufgebaute Eiweißstoffe anderer Pflanzen reagieren (Kreuzallergie). Am häufigsten handelt es sich dabei um Schwellungen der Augenlider sowie Beschwerden an Augenbindehäuten und / oder Nasenschleimhaut beim Aufenthalt in Räumen, in denen sich eine bestimmte Zimmerpflanze befindet – die Birkenfeige (Ficus benjamina). Außerdem kommen Kreuzallergien mit größeren Ficus-Arten (Gummibaum), Kakteen, Wolfsmilch-Gewächsen und Weihnachtsstern vor.

Viele Latex-Allergiker leiden gleichzeitig an einer Nahrungsmittelallergie. Im typischen Fall bezieht sich diese auf tropische Früchte wie Avocado, Banane, Feige, Kiwi, Mango, Papaya oder Passionsfrucht (Maracuja). Der Arzt spricht dann von einem Latex-Frucht-Syndrom. Sehr selten besteht auch eine Allergie gegenüber Esskastanie, Kartoffel, Schwarzwurzel, Spargel oder verschiedenen Salat-Sorten.

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