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Stella ist verschmust und kuschelig, ihre Halter lieben sie. Doch in letzter Zeit wird die Katze für Frauchen immer mehr zum Problem. Kaum in der Wohnung, juckt ihre Nase, ein Niesanfall jagt den nächsten, es kratzt im Hals, die Augen tränen.

Wenn der Liebling zur Plage wird

"Ei­ne Allergie gegen ein Haustier kann sich leider plötzlich entwickeln", sagt Professor Ludger Klimek, Präsident des Verbandes Deutscher Allergologen. Für viele Betroffene ein Schock.

Sie spüren es meist in den Atem­wegen, die Nase juckt, ist verstopft, klares Sekret fließt. Kopfschmerzen, geschwollene Augen und ein Kratzen im Hals sind weitere typische Symptome. Die Haut kann mit Ausschlag und Nesselsucht reagieren. Zudem besteht ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung eines allergischen Asthmas.

"Bei wiederkehrendem Husten, einem Enge­gefühl in der Brust oder Atemnot sollte das auf jeden Fall ärztlich abgeklärt werden", rät Anja Schwalfenberg vom Deutschen Allergie- und Asthmabund in Mönchengladbach.

Ist es eine Tierhaarallergie?

Doch was löst die Beschwerden aus? "Die Bezeichnung Tierhaarallergie führt etwas in die Irre", sagt Schwalfenberg. Denn genau genommen ist es nicht das Fell, das die Allergie auslöst. Die Eiweißstoffe, auf die das mensch­liche Immunsystem reagiert, finden sich in Speichel, Urin und Hautschuppen der Tiere oder werden in deren Talg- und Analdrüsen produziert.

Die Allergene sind sehr klein, können sich an Feinstaubpartikel binden. Wenn sich die Katze putzt, verteilt sie die Substanzen in ihrem Fell. Doch sie sind auch in der Raumluft, haften an Kleidern und Möbeln. Schwalfenberg: "Allergiker können deshalb reagieren, selbst wenn sie keinen engen Kontakt mit dem Tier haben."

Haustiere sind dritthäufigster Allergieauslöser

Genaue Zahlen, wie viele Menschen betroffen sind, gibt es nicht. Von sechs bis acht Prozent der Bevölkerung geht Experte Klimek aus. Das wären in Deutschland rund 6.000.000 Personen.

Damit sind Tiere die dritthäufigsten Allergieauslöser – gleich nach Pollen und Hausstaubmilben. "Nach wie vor nimmt die Haustierhaltung zu, und oft pflegen die Besitzer einen engen Kontakt mit den Tieren", sagt Klimek.

34 Millionen Haustiere gibt es laut Schätzungen des Zentralverbandes Zoologischer Fachbetriebe hierzulande. Besonders beliebt sind sie in Haushalten mit Kindern. 65 Prozent der Familien besitzen ein Haustier. Am beliebtesten sind Katzen, gefolgt von Hunden und Kleintieren wie Meerschweinchen.

Hauttest

"Generell kann man auf viele Tier­arten allergisch reagieren", erklärt Schwalfenberg. Aber vor allem Fellträger machen Probleme. Allergien auf Katzen sind laut Allergieinfor­ma­tionsdienst etwa dreimal häufiger als solche auf Hunde. Doch auch auf Rinder oder Pferde schlägt das Immun­system mitunter an.

Die gängigste Methode, um einer Tierhaarallergie auf die Spur zu kommen, ist ein Hauttest. Der Arzt ritzt die Haut leicht ein und konfrontiert die Einstichstellen mit den vermuteten Allergenen. Bei einer ­Reaktion zeigen sich Quaddeln und Rötungen. Eine Blutunter­suchung kann die Diagnose bestätigen.

Bei leichten Symptomen

  • Tier vom Schlafzimmer fernhalten
  • Böden häufig wischen
  • Staubsauger mit antiallergenen HEPA-Filtern verwenden
  • Kleidung, Kissen, Decken und Bettwäsche häufig waschen
  • Nicht vom Tier ablecken lassen
  • Das Tier regelmäßig waschen
  • Hände nach dem Kontakt mit dem Tier waschen

Kortison-Nasensprays können vorbeugend wirken. Bei akuten ­Beschwerden sorgen Antihista­minika in Form von Tabletten oder Nasensprays für Linderung.

Verschlimmern sich die Symptome, mit einem Arzt sprechen. Al­ler­gischer Schnupfen kann sich auf Dauer auf die unteren Atemwege ausdehnen und zu Asthma führen.

Bereiten dem Patienten gleich mehrere Tierarten Probleme, kann eine weiterführende molekularbiologische Diagnostik genauer bestimmen, welche Allergene die Symptome verursachen. Tierfreunde sollten sich dann vielleicht einen Hund statt einer Katze anschaffen.

Manche Allergene kommen gar nur bei Rüden vor, eine Hündin wäre die Alternative. Für eine pass­genaue Immuntherapie (Hyposensibilisierung) ist diese Diagnostik hilfreich. "In Deutschland wird die Methode aber noch zurückhaltend angewendet", sagt Schwalfenberg.

Trennung oder Immuntherapie

Bitter für Tierhalter: Wer von einer Tierhaarallergie betroffen ist, sollte den Kontakt mit den Vierbeinern meiden. Das kann bedeuten, sich vom geliebten Mitbewohner zu trennen. Medikamente wie Antihistaminika können kurzfristig Linderung bringen, sind aber auf längere Sicht keine Lösung.

Die momentan einzige Möglichkeit, die Allergie an ihrer Ursache zu packen, ist die Immuntherapie, auch bekannt als Hyposensibilisierung oder Desensibilisierung. Bei Katzenaller­genen ist die Wirksamkeit gut erwiesen, bei bis zu 85 Prozent der behandelten Patienten schlägt sie an. Bei anderen Tierallergien wurde sie noch wenig erforscht.

Die Behandlung kommt infrage, wenn sich der Kontakt zum Tier nicht vermeiden lässt, etwa bei Tierärzten oder Sehbehinderten, die auf einen Führhund angewiesen sind. Über drei Jahre wird den Patienten eine sich steigernde Dosis der entsprechenden Allergieauslöser gespritzt – zunächst wöchentlich, dann mit vier bis sechs Wochen Abstand.

Impfstoff gegen Allergene für Katzen

Eine Hoffnung für Katzenallergiker kommt aktuell aus der Wissenschaft: Eine Forschergruppe an der Universität Zürich arbeitet an einem neuen Impfstoff mit dem Namen "HypoCat". Geimpft wird damit die Katze, nicht der Mensch. Dadurch soll das Tier Anti­körper gegen ein Protein bilden, das als eines der Hauptauslöser für Katzenhaarallergie gilt.

In einer Studie bekamen 54 Katzen dreimal den Impfstoff gespritzt. In ­ihrer Tränenflüssigkeit konnte nachgewiesen werden, dass das Protein in der Folge deutlich vermindert vorkam. Die Behandlung habe keine größeren Nebenwirkungen bei den Katzen gezeigt, berichten die Forscher.

Mit einer Markteinführung ist allerdings erst in einigen Jahren zu rechnen. Und noch ein Problem gibt es. Klimek: "Auf andere, nicht geimpfte Katzen werden Betroffene weiterhin allergisch reagieren."

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