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Was wird da gemacht?

80 Prozent der jährlich 3,7 Milliarden Schmerzmitteldosen in Deutschland werden wegen Kopfschmerzen eingenommen, so die Angaben der Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft. Zunehmend mehr Patienten hoffen auf eine dauerhafte und nebenwirkungs­arme Linderung ihrer Migräne durch Akupunktur.

Dabei handelt es sich um ein altes Verfahren aus der traditionellen chinesischen Medizin. Zur Vorbeugung und Behandlung der schmerzhaften Attacken werden an bestimmten Körperstellen spezielle Nadeln ­gesetzt. Die gesetzlichen Krankenkassen zahlen die Behandlung bisher in der Regel nicht.

Pro

  • Die Wirksamkeit ist belegt. "Bei der Vorbeugung von Migräne ist sie mit der von einer medikamen­tösen Behandlung vergleichbar", sagt Professor Hans- Christoph Diener von der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN). "Bei rund 50 Prozent der Patienten konnte ein Rückgang der Attackenhäufigkeit um knapp die Hälfte nachgewiesen werden." Einer aktuellen, allerdings umstrittenen Studie aus China zu­folge konnte dieses Ergebnis sogar bei 80 Prozent der Behandelten erzielt werden.
  • "Akupunktur kann Nebenwirkungen von Migräne­medikamenten ersparen", sagt Dr. Astrid Gendolla von der Deutschen Gesellschaft für Schmerzmedizin. Dazu zählen beispielsweise Müdigkeit, Gewichts­zunahme oder Schlafstörungen.

Contra

  • Studien zeigten, dass Scheinakupunktur – an ­unwirksamen Punkten stechen – ähnlich gut half. Deshalb ist umstritten, ob die Wirksamkeit der ­­Behandlung nur auf einem Placeboeffekt beruht.
  • Akupunktur eignet sich nicht zur Akuttherapie. "Es gibt keinen wissenschaftlichen Beleg, dass die Schmerzintensität bei einer Migräneattacke gelindert wird", sagt Diener.
  • Die Studienlage zur Wirksamkeit ist nicht eindeutig. Laut europäischen Studien wirkt Akupunktur aber nur bei der Hälfte der Patienten. Um herauszufinden, ob man selbst davon profitiert, sollte eine Behandlung über drei Monate mit 12 bis 15 Sitzungen stattfinden. "Teuer und zeitaufwendig", sagt Gendolla.

Kosten

Laut Deutscher Ärzte­gesellschaft für Akupunktur  kostet eine Sitzung je nach Dauer 30 bis 70 Euro.

Fazit

Bei etwa der Hälfte der Migränepatienten reduziert Akupunktur die Häufigkeit der Attacken. Die Experten des sogenannten IGeL-Monitors, die Selbstzahlerleistungen unter die Lupe nehmen, bewerten die Behandlung zur Prophylaxe deshalb als tendenziell positiv.

Viele Schmerztherapeuten, wie auch Astrid Gendolla, empfehlen ihren Patienten, die Behandlung auszuprobieren. Allerdings ist sie relativ teuer, weil sie länger und regelmäßig durchgeführt werden muss, bis Betroffene von ihr profitieren.