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Was ist eine Zyste?

Zysten sind Hohlräume, die sich in einem Gewebe bilden und von einer Kapsel umgeben sind. Eine Zyste kann aus einer oder mehreren Kammern bestehen. Das Innere ist mit Gewebeflüssigkeit, Blut oder einem breiigen Inhalt – wie zum Beispiel Eiter oder Talg – gefüllt.

Wo können sich Zysten bilden?

Zysten können praktisch überall im Körper entstehen. Relativ häufig kommen sie in der Haut vor, zum Beispiel am Handgelenk oder am Rücken. Zysten können sich ebenso im Körperinneren bilden. Die meisten befinden sich in den inneren Organen des Bauchraumes, vor allem in Niere und Leber.

Typisch sind auch Zysten in der Brust. Sie betreffen vorwiegend 30 bis 40-jährige Frauen und bilden sich, wenn Brustdrüsengewebe einen Milchgang verengt. An den Eierstöcken gibt es sogenannte funktionelle Zysten, die sich bis zum Eisprung entwickeln und normalerweise spontan wieder verschwinden.

Zysten am Kopf können im Gehirn auftreten und manchmal schon über viele Jahre bestehen – ohne, dass der Betroffene etwas davon bemerkt. Unangenehm können Kieferzysten werden, wenn sie ab einer gewissen Größe auf den Kiefer und die Zähne drücken. In den meisten Fällen führt die entzündete Wurzelspitze eines Zahns zu diesem Hohlraum. Doch auch an Weisheitszähnen, die noch nicht in die Mundhöhle durchgebrochen sind, kann eine Kieferzyste entstehen.

Im Rahmen einer Mukoviszidose können sich in der Lunge Zysten bilden. Darüber hinaus gibt es Zysten, die den Bewegungsapparat betreffen. Bei der Bakerzyste drückt ein Kniegelenkserguss einen flüssigkeitsgefüllten Hohlraum in die Kniekehle heraus.

Können Zysten gefährlich werden?

Die meisten Zysten sind harmlos. Je nachdem, welche Ursache sie haben, welches Organ sie betreffen, wie groß sie sind, wo sie auftreten und wie sie sich verhalten, können die Gebilde jedoch auch Probleme bereiten. Eine Zyste im Gehirn kann zum Beispiel auf Hirngewebe drücken und zu Sprech-, Geh- oder Sehstörungen führen. Zysten können für eine spezifische Krankheit sprechen, wie etwa die Zyste des Fuchs- oder Hundebandwurms in der Leber. Platzt eine Zyste, können Schmerzen und zum Teil Blutungen auftreten. Manchmal lässt sich eine gutartige Zyste nur schwer von einer bösartigen Geschwulst unterscheiden, etwa bei Eierstockzysten. In sehr seltenen Fällen kann eine Eierstockzyste zudem entarten und zu Eierstockkrebs führen. Kreisrunde, gut abgegrenzte Zysten in der Brust haben im Normalfall nichts mit Brustkrebs zu tun und stellen laut Experten auch kein erhöhtes Risiko dafür dar.

Symptome: Welche Beschwerden kann eine Zyste auslösen?

In den meisten Fällen bereiten Zysten keine Probleme. Wer jedoch eine Zyste unter der Haut erfühlt, ist schnell beunruhigt. Können solche "Knoten" doch auch auf eine ernste Krankheit hinweisen. Im Gesicht können Zysten kosmetisch stören. Manchmal behindern sie auch die Ausführungsgänge eines Organs. Solche Zysten heißen Retentionszysten und finden sich zum Beispiel an der Nasennebenhöhle. Der flüssigkeitsgefüllte Hohlraum versperrt deren Ausführungsgang. Dadurch kann der Schleim nicht abfließen und Keime siedeln sich leichter an. Die Folge: häufig wiederkehrende Nasennebenhöhlenentzündungen.

Selten rufen Zysten Schmerzen hervor. Sehr schmerzhaft ist es, wenn sie platzen. Dies kann hin und wieder bei Bakerzysten passieren oder bei sogenannten Schokoladenzysten. Hierbei handelt es sich um Teile der Gebärmutterschleimhaut, die sich beispielsweise an den Eierstöcken ansiedeln. Mediziner nennen dies Endometriose. Bei jeder monatlichen Periode bluten diese Schleimhautstücke ein wenig und es entsteht eine blutgefüllte Zyste, die bräunlich aussieht.

Diagnose: Woran erkennt man eine Zyste?

Oberflächliche Zysten unter der Haut ertasten Patienten oft selbst und gehen deswegen zum Arzt. Zysten, die sich im Bauchraum befinden, kann der Arzt durch eine Ultraschalluntersuchung feststellen – häufig als Zufallsbefund. Röntgt der Zahnarzt den Kiefer, um beispielsweise einen kariösen Zahn zu untersuchen, kann er im Röntgenbild auch entsprechende Zysten erkennen. Zysten im Schädel lassen sich durch eine Computertomografie nachweisen.

Wichtig!

Wer einen Knoten ertastet – ob dieser unter der Haut, in der Brust, im Hoden, im Kiefer oder an anderen Stellen auftritt – sollte unbedingt einen Arzt aufsuchen. Denn statt einer Zyste können dahinter auch andere Ursachen stecken, selten ernste Krankheiten wie Krebs.

Therapie: Wann müssen Zysten behandelt werden?

Ob eine Zyste behandelt werden muss, entscheidet der Arzt individuell von Fall zu Fall. Flüssigkeitsgefüllte Zysten, die sich unter der Haut befinden, kann er punktieren, also die Flüssigkeit mit Hilfe einer Nadel entnehmen. Allerdings bilden sich diese Hohlräume manchmal wieder. Mit einer kleinen Operation können Zysten entfernt werden, wenn sie Schmerzen bereiten, gesundes Gewebe schädigen oder kosmetisch stören. Der Großteil der Zysten, der in inneren Organen vorkommt, bedarf normalerweise keiner Therapie. Der Arzt kann Zysten bei regelmäßigen Routineuntersuchungen kontrollieren, zum Beispiel anhand eines Ultraschalls. So kann er mögliche Veränderungen feststellen. Weist eine Zyste auf eine wichtige Erkrankung hin, wie dies bei Zysten an der Bauchspeicheldrüse der Fall ist, wird der Arzt eine entsprechende Therapie einleiten. Hohlräume in diesem Organ sprechen für eine Bauchspeicheldrüsenentzündung.

Unser Experte: Dr. Lothar Schmittdiel

Unser Experte: Dr. Lothar Schmittdiel

Unser Experte: Dr. Lothar Schmittdiel, Internist und Facharzt für Allgemeinmedizin aus München

Wichtiger Hinweis:

Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder –behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen. Die Beantwortung individueller Fragen durch unsere Experten ist leider nicht möglich

Quellen:

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