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"Ess Durmentill (Tormentill) und Bibernell, dann stirbst nüt so schnell!" Im Mittelalter schwörten Heilkundige auf die Blutwurz (Potentilla erecta). Neben der Bibernelle galt das Kraut als wirksames Mittel gegen die Pest. Ihren Namen verdankt die Pflanze wohl der Tatsache, dass sich die Wurzeln blutrot färben, wenn man sie anritzt. Das machten sich wiederum findige Gesellen zunutze: Sie verwendeten Auszüge aus den Wurzeln zum Färben und als Tinte. Heutzutage findet sich die Blutwurz in Kräuterschnäpsen.

Wie sieht Blutwurz aus und wo kommt die Heilpflanze vor?

Die Blutwurz wird bis zu 30 Zentimeter hoch und besitzt einen knolligen Wurzelstock, der außen dunkelbraun und innen blutrot gefärbt ist. Die Pflanze treibt mehrere Stängel aus, an denen sich längliche, deutlich gezähnte Blätter befinden. Die gelben Blüten bestehen aus vier Kronblättern und 15 bis 20 Staubblättern. Die Frucht ist klein und sieht nussartig aus. Die Blutwurz gehört zu den Rosengewächsen (Rosaceae) und blüht von Juni bis August. Sie ist in Mittel- und Nordeuropa sowie Westasien beheimatet und kommt an sonnigen Plätzen auf Wiesen und in lichten Wäldern vor.

Welche Pflanzenteile und Inhaltsstoffe werden verwendet?

Die wirksamen Inhaltsstoffe stecken im Wurzelstock. Dieser enthält zu 15 bis 20 Prozent Gerbstoffe vom Catechintyp. Des Weiteren kommen Flavonoide vor.

Was bewirken die Inhaltsstoffe? Wogegen hilft Blutwurz?

Die in der Wurzel enthaltenen Gerbstoffe wirken auf Haut und Schleimhaut adstringierend, also zusammenziehend. Dabei verändern diese Substanzen die Struktur von Eiweißen, wodurch sich die oberen Haut- und/oder Schleimhautschichten verfestigen. Die Folge: Kleine Wunden werden abgedichtet, was den blutstillenden Effekt erklärt. Außerdem können Bakterien schlechter in Haut oder Schleimhaut eindringen, was sich beispielsweise bei Reisedurchfall positiv auswirkt. Darüber hinaus leitet die Haut Signale von Nerven schwächer weiter, was zum Beispiel Juckreiz mindert.

Die Blutwurz dient daher einerseits als Gurgel- und Spülmittel bei leichten Entzündungen im Mund- und Rachenraum. Anderseits kann sie als mildes pflanzliches Mittel Durchfall, der durch Viren oder Bakterien verursacht wurde, lindern.

Wichtige Hinweise:

Manche Menschen reagieren auf Gerbstoffe mit Magenbeschwerden wie Übelkeit. Wer die Substanzen nicht verträgt, sollte auf Blutwurz als Heilmittel verzichten.

Gerbstoffe können die Aufnahme von Arzneimitteln aus dem Darm abschwächen, da sie die Darmschleimhaut durch ihren zusammenziehenden Effekt abdichten. Deshalb nicht zeitgleich mit anderen Medikamenten einnehmen!

Tipp: Lassen Sie sich zu Dosierung und Anwendung in der Apotheke beraten.