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Kondom oder Sterilisation? Dazwischen liegen Welten. Männer haben beim Verhüten derzeit keine große Wahl. Aber: Im Zuge der Aids-Kampagnen hat das Image von Kondomen deutlich zugelegt, man greift wieder etwas mehr darauf zurück.

Der damit verbundene Infektionsschutz – auch wenn er niemals hundert Prozent erreicht – ist neben dem Verhütungseffekt zweifellos ein Pluspunkt. Dies gilt besonders für bestimmte Lebenssituationen wie beim Start in eine neue Beziehung oder wechselndes Partnerglück.

Ein Wermutstropfen: Mit den sichersten Verhütungsmethoden wie Pille & Co. können Kondome nicht mithalten, aber bei perfekter Anwendung sind sie ihnen knapp auf den Fersen. Die Experimentierfreude ist jedenfalls groß, es tauchen immer wieder neue Designs auf, so etwa das geflügelte Kondom ("Wingman-Kondom").

Wie wird ein Kondom angewendet?

Ein Kondom besteht üblicherweise aus einer dünnen Latex-Hülle. Es gibt verschiedene Stärken. Kurz vor dem ersten Kontakt zwischen Glied und Scheide stülpt man das Kondom über den steifen Penis und rollt es dann vollständig ab. Nach dem Samenerguss und Rückzug des noch steifen, vollständig vom Kondom bedeckten Penis aus der Scheide kann dieses sicher entfernt werden. Das heißt also, solange die Erektion noch besteht, das Kondom gut sitzt und intakt ist (überprüfen Sie es!). Nur so lässt sich verhindern, dass Sperma in die Scheide gelangt.

Öffnen Sie die Packung stets sehr vorsichtig. Bevor Sie das Kondom aufsetzen, müssen Sie die Luft aus dem zipfeligen Reservoir an der Spitze herausdrücken, damit genug Platz für den Samen ist. Rollen Sie das Kondom auf dem steifen Penis vollständig ab, nicht einfach überstreifen. Die Rolle muss nach außen zeigen. Wenn bei der Anwendung etwas falsch läuft oder wenn Sie einen Materialfehler bemerken, nehmen Sie sofort ein neues Kondom. Achten Sie auch darauf, das Kondom beim Herausziehen des noch erigierten Penis aus der Scheide unten am Glied, an der Penisbasis, festzuhalten.

Fetthaltige Cremes, auch zum Beispiel solche auf Fettgrundlage zur Behandlung von Scheideninfektionen, können das Gummi angreifen. Für latexfreie Kondome (siehe unten) gilt diese Einschränkung nicht. Bei Latexkondomen außerdem nur passende fettfreie Gleitmittel verwenden. Die Anwendung chemischer Verhütungsmittel zusammen mit einem Kondom wird nicht ausdrücklich empfohlen.

Vorteile des Kondoms

Kondome sind einfach anzuwenden und überall erhältlich. Sie kommen nur beim Geschlechtsverkehr zum Einsatz. Frauen bieten sie Schutz vor einer ungewollten Schwangerschaft und Männern vor einer nicht erwünschten Vaterschaft. Mehr noch: Kondome können als einziges Verhütungsmittel relativ gut vor Geschlechtskrankheiten beziehungsweise sexuell übertragbaren Infektionen (STI) schützen, zum Beispiel HIV/Aids, Trichomonaden, Gonorrhoe (Tripper), schließlich auch Chlamydien, die weltweit zu den häufigsten STI gehören. 

Als Barriere gegen Krankheitserreger bewähren sich Kondome, wie gesagt, auch bei wechselnden Partnern.

Zudem verbessern Kondome die Verhütungssicherheit, wenn die Wirkung der Pille abgeschwächt ist, zum Beispiel bei einer Behandlung mit Antibiotika, nach Erbrechen und Durchfall, oder wenn die Pille zu spät eingenommen wurde.

Selbst bei einer Latexallergie muss man nicht auf Kondome verzichten. Es gibt zum Beispiel latexfreie Markenkondome aus Polyurethan.

Nachteile des Kondoms

Kondome schützen nicht mehr vor einer Schwangerschaft, wenn man sie falsch aufbewahrt oder fehlerhaft anwendet. Kantige Gegenstände können das Kondom beschädigen – deshalb besser nicht in der Hosentasche oder im Kosmetikbeutel transportieren.

Kondome aus Automaten können auch vor Ablauf des Haltbarkeitsdatums brüchig werden, da sie oft zu großer Wärme ausgesetzt sind. Beim Kauf ist zudem auf die CE-Kennzeichnung mit Prüfstellennummer zu achten. Auch müssen Kondome die richtige Größe und Passform haben, was vorab zu checken ist. Die Materialstärke kann sich auf das Wohlgefühl, aber auch die Gleitfähigkeit auswirken. Das gilt es ebenfalls auszuprobieren.

Ein Hemmnis ist mitunter die Psychologie. Manche Paare empfinden es als störend, das Liebesspiel zu unterbrechen, vor allem, wenn es "nur" um Verhütung geht. Da gibt doch Alternativen, oder? Bei einem neuen Partner gehört tatsächlich manchmal etwas Mut und Selbstbewusstsein dazu, ein Thema wie Verhütung und Infektionsschutz anzusprechen.

Ganz klar: Offenheit, Ehrlichkeit und Vertrauen sind immer auch eine Frage der Beziehung. Bei stabilen Partnerschaften nimmt der Kondom-Gebrauch tatsächlich wieder ab, etwa zugunsten der Pille. Wer eher in unbekanntem Fahrwasser navigiert, liegt sicher nicht falsch, wenn er/sie die Vorteile des Kondoms im Auge behält. 

Einige Krankheiten können beim Geschlechtsverkehr ansteckend sein, ohne danach gleich (oder überhaupt) Beschwerden im Intimbereich zu verursachen. Man erkennt das Problem also womöglich nicht. Verantwortungsvoll miteinander umzugehen, bedeutet somit auch, geschützten Sex zu haben – eben mit Kondom. Besonders natürlich dann, wenn bekanntermaßen eine ernste Infektion vorliegt, die sexuell übertragen werden kann, wie Hepatitis B oder HIV/Aids. Kondome schirmen nur einen Teilbereich ab. Die Sicherheit hängt immer auch von den Sexualpraktiken ab.

Wichtig

Kondome sind bis jetzt neben dem bei uns sehr selten verwendeten Frauenkondom das einzige Verhütungsmittel, das nicht nur vor einer Schwangerschaft, sondern auch vor sexuell übertragenen Infektionskrankheiten schützen kann. Beachten Sie unbedingt die Gebrauchshinweise in der Packung.

Gehen Sie zum Arzt, wenn Sie befürchten, dass eine ungewollte Befruchtung oder Infektion eingetreten sein könnte oder wenn Sie eine Unverträglichkeit vermuten.

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