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Eine Vielzahl von Verhütungsmitteln verhindert ungewollte Schwangerschaften. Die Pille ist für viele Frauen oder Paare dabei seit Jahrzehnten die erste Wahl. Unumstritten ist sie nicht: Blutgerinnsel rückten zuletzt als zwar seltene, aber dramatische Nebenwirkung modernder Antibabypillen in den Vordergrund der Diskussion um Verhütungsmittel. Umso wichtiger ist es, für sich selbst abzuwägen, welches Mittel individuell am besten passt.

Seit 1960 auf dem Markt, hat die Antibabypille die Stellung der Frau in der Gesellschaft revolutioniert und Paaren eine Familienplanung ermöglicht. Täglich verhüten weltweit schätzungsweise bis zu hundertfünfzig Millionen Frauen mit der Hormonpille (Kombipille). Vor sexuell übertragbaren Krankheiten schützt sie jedoch nicht. Hier sind Kondome sicherer.

Verhütung: Ein wenig Statistik vorab

55 Prozent aller Erwachsenen, die Empfängnisverhütungsmittel anwenden, entscheiden sich für die Pille, ergab eine Repräsentativbefragung der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung.

Ungefähr ein Drittel der Frauen und Männer wählen Kondome, etwa elf Prozent verhüten mit der Spirale. Verhütungsmittel wie Vaginalring und Dreimonatsspitze werden relativ selten angewandt (jeweils zwei Prozent), obwohl sie ähnlich sicher wie die Pille sind. Die Sterilisation des Mannes (drei Prozent) beziehungsweise der Frau (zwei Prozent) kommt erst nach abgeschlossener Familienplanung in Frage. Mit Hormonimplantaten, der Temperatur-Methode und Babycomputern verhütet jeweils nur etwa ein Prozent der Erwachsenen.

Wie sicher ist meine Methode? Der Pearl-Index gibt Hinweise

Welches Verhütungsmittel eine Frau wählt, sollte sie im Gespräch mit ihrem Gynäkologen entscheiden. Vielleicht wird sie auch den Partner in die Entscheidung miteinbeziehen. Nicht jede Frau verträgt die Pille oder andere hormonelle Präparate gleich gut. Die Nebenwirkungen können von Frau zu Frau sehr unterschiedlich ausfallen.

Am häufigsten klagen Frauen, die hormonell verhüten, über Brustspannen, Gewichtszunahme, Veränderungen des Haarbildes, Blutungsunregelmäßigkeiten, Kopfschmerzen und Beeinträchtigung der sexuellen Lust. Die Sicherheit der Verhütungsmethode spielt bei der Wahl natürlich eine entscheidende Rolle.

Zur Angabe der Sicherheit dient der Pearl-Index, benannt nach dem amerikanischen Biologen Raymond Pearl (1879–1940). Der Pearl-Index ist ein statistischer Wert. Er nennt die Zahl der (ungewollten) Schwangerschaften, die eintreten, wenn hundert Frauen ein Jahr lang ein bestimmtes Verhütungsmittel anwenden.

Ein niedriger Pearl-Index bedeutet: wenig Schwangerschaften und damit hohe Sicherheit der Verhütungsmethode. Ein höherer Pearl-Index heißt: mehr Schwangerschaften und geringere Sicherheit. Wird überhaupt nicht verhütet, liegt der Pearl-Index bei Frauen im fruchtbaren Alter bei etwa 85 (oberer Mittelwert). In der Zeit vor den Wechseljahren sinkt er zunehmend, in der Menopause reduziert er sich schließlich auf Null.

Die teilweise großen Spannweiten bei der Sicherheit der einzelnen Methoden kommen dadurch zustande, dass sie nicht immer korrekt angewendet werden. So kann es zum Beispiel passieren, dass die Pille vergessen wird. Auch gibt es, abgesehen von der Berechnung, keine einheitlichen Bedingungen für die Erhebung in Studien mit einem neuen Verhütungsmittel.

Video: Was ist der Pearl-Index?


Alle wichtigen Verhütungsmethoden mit Pearl-Index und Profil

Verhütungs-Check-up in Kürze

  • Mikropille

Mikropillen enthalten die Hormone Östrogen und Gestagen in niedriger Dosierung und verhindern den Eisprung. Häufigster Einnahmefehler: Die Pille wird vergessen oder Erbrechen oder Durchfall verhindern, dass sie vom Körper aufgenommen wird. Auch die Einnahme von anderen Medikamenten, etwa Antibiotika, kann die Wirksamkeit gefährden. Ähnlich wie die Mikropille wirken niedrig dosierte Hormon-Abgabesysteme vom Typ Verhütungsring oder Verhütungspflaster (siehe unten).

  • Desogestrel-Minipille (östrogenfreier Ovulationshemmer)

Wirkstoff ist das Gestagen Desogestrel in einer Dosierung, die die Ausreifung der Eizelle beziehungsweise den Eisprung hemmt. Damit wirkt sie ähnlich und so sicher wie die Mikropillen, gehört aber zu den Minipillen. Denn die Hormondosis ist immer noch klein. Auch enthält sie wie alle Minipillen kein Östrogen. Infrage kommt sie zum Beispiel für Frauen, die östrogenhaltige Verhütungsmittel nicht vertragen oder nicht anwenden möchten.

  • Herkömmliche Minipille

Diese Minipillen enthalten das Gestagen Levonorgestrel. Die Dosis ist noch niedriger als bei der Desogestrel-Minipille. Die Präparate führen unter anderem dazu, dass sich der Schleim im Gebärmutterhals verdickt, und verhindern so die Befruchtung der Eizelle. Den Eisprung hemmen sie nicht. Bei den herkömmlichen Minipillen ist es noch wichtiger als bei den anderen Pillen, sie jeden Tag zur gleichen Zeit einzunehmen. Der Spielraum liegt bei lediglich maximal drei Stunden.

  • Verhütungsring (Vaginalring, Hormonring)

Der Plastikring gibt Gestagen und Östrogen ab. Er wird in die Scheide eingeführt und bleibt dort drei Wochen. Eine Woche später wird der neue Ring eingelegt. Kleine Mengen der Hormone gelangen direkt über die Scheidenwand in den Blutkreislauf und nicht wie bei der Pille über den Verdauungstrakt. Sie hemmen den Eisprung. Der Vaginalring ist auch dann wirksam, wenn die Frau an Durchfall oder Erbrechen leidet. Bei der Pille dagegen kann die Wirkung in solchen Fällen beeinträchtigt sein. Für den Ring steht ein Wirkverlust zu befürchten, wenn er länger als drei Stunden außerhalb der Scheide war.

  • Hormonspirale

Die Hormonspirale ist aus flexiblem Kunststoff und gibt direkt in der Gebärmutter das Hormon Gestagen ab. Die verhütende Wirkung beruht vorrangig auf den örtlichen Veränderungen in der Gebärmutter und den Wirkungen auf die Spermien. Eine der beiden kleineren Ausführungen (mit der niedrigsten Hormondosis) hat eine Anwendungsdauer von maximal drei Jahren. Die beiden anderen Hormonspiralen können bis zu fünf Jahre in der Gebärmutter "aktiv" bleiben. Spiralen gehören zu den lang wirkenden Verhütungsmitteln. Nebenwirkungen der Hormone können ins Gewicht fallen.

  • Verhütungspflaster (Hormonpflaster)

Verhütungspflaster wirken ebenfalls durch die Abgabe von Hormonen – diesmal über die Haut – und müssen einmal wöchentlich gewechselt werden. Durchfall[43045] und Erbrechen beeinträchtigen die Sicherheit nicht. Das Pflaster kann sich aber ablösen. Auch Hautreizungen sind möglich, außerdem natürlich Nebenwirkungen seitens der enthaltenen Hormone (Östrogen-Gestagen-Kombination).

  • Verhütungsstäbchen (Hormonimplantat, Hormonstäbchen)

Hormonimplantate enthalten nur Gestagen. Die abgegebenen kleinen Hormonmengen hemmen überwiegend den Eisprung und verdicken den Zervixschleim. Ihr Pearl-Index ist sehr niedrig, da Einnahmefehler ausgeschlossen sind. Das Implantat gehört ebenfalls zu den lang wirkenden (hier: hormonellen) Verhütungsmitteln. Es wird in einem kleinen Eingriff unter die Haut gelegt und bleibt dort normalerweise für drei Jahre. Daher eignet es sich zum Beispiel für Frauen, die mittelfristig kein Kind haben möchten.

  • Dreimonatsspritze

Die Depotspritze kommt eigentlich nur für Frauen infrage, die andere Verhütungsmethoden nicht vertragen oder keine Verhütungspillen anwenden können. Wirkstoff ist das Hormon Gestagen. Es wird alle drei Monate in den Gesäß- oder Oberarmmuskel injiziert. Auch bei dieser Methode ist die Gefahr von Einnahmefehlern gleich Null. Durchfall und Erbrechen schränken die Sicherheit nicht ein. Aber: Liegt die letzte Injektion länger als 13 Wochen zurück, ist der Empfängnisschutz nicht mehr sicher. Unter dem Einfluss der Dreimonatsspritze vermindert sich mitunter die Knochendichte, was eine Osteoporose begünstigen kann.

  • Kupferspirale

Wie die Hormonspirale besteht auch die Kupferspirale aus Kunststoff. Ihr Schaft ist mit einem Kupferdraht umwickelt. Unter dem Einfluss der Kupferionen verändert sich der Schleim im Muttermund und in der Gebärmutter, sodass die Spermien nicht mehr zur Eizelle gelangen; die Einnistung einer doch noch befruchteten Eizelle wird gehemmt. Die Kupferspirale (eventuell auch mit Gold- oder Silberanteil) enthält keine Hormone, Anwendungsfehler sind so gut wie ausgeschlossen. Je nach Modell kann sie bis zu zehn Jahre verhütend wirken.

  • Kupferkette

Die Kupferkette ist eine Weiterentwicklung der Kupferspirale und wirkt ähnlich wie diese. Da sie keinen festen Rahmen hat, passt sie sich der Gebärmutter gut an.

  • Kondom

Kondome sind zwar nicht so sicher wie Pille, Spirale & Co. Doch sie können als einziges Verhütungsmittel – neben dem bei uns sehr selten genutzten Frauenkondom – auch das Risiko einer Übertragung von Krankheiten wie HIV/Aids, Gonorrhö (Tripper), Chlamydien-Infektionen, Syphilis oder Hepatitis B beim Geschlechtsverkehr senken. Männer und Frauen, die sich nicht sicher sind, ob ihr Sexualpartner diesbezüglich gesund ist, sollten auf jeden Fall zusätzlich mit Präservativen verhüten.

  • Diaphragma / Verhütungskappe

Das klassische Diaphragma oder die Verhütungskappe muss fachkundig angepasst werden und exakt über dem Muttermund sitzen. Die Frau lernt, wie sie ein solches Scheidenpessar richtig einsetzt und den Sitz kontrolliert. Die Pessare werden immer mit einem Verhütungsgel kombiniert. Die Methoden sind hormonfrei. Die Sicherheit steht und fällt mit der richtigen Anwendung. Verrutscht das Pessar zum Beispiel, bietet es keinen Schutz mehr. In Apotheken zum Beispiel gibt es jetzt auch ein Diaphragma in einer Standardgröße.

  • Chemische Verhütungsmittel

Spermien lähmende oder tötende (spermizide) Mittel, zum Beispiel als Vaginalzäpfchen (Ovula), sind alleine angewendet wenig sicher. In Kombination mit einem Diaphragma oder einer Verhütungskappe steigt die Sicherheit. Beachten Sie aber die Gebrauchsanweisung genau. Manche chemischen Verhütungsmittel können die Sicherheit von Kondomen herabsetzen.

  • Natürliche Verhütungsmethoden

Dabei geht es vor allem um die Temperaturmethode und die Billings-Methode zur Bestimmung des Schleims aus dem Gebärmuttermund. Beide werden als sogenannte symptothermale Methode zusammengefasst. Sie ist ein wichtiges Verfahren im Rahmen der natürlichen Familienplanung. Es gibt außerdem moderne elektronische Hilfsmittel wie kleine Computer und diverse Apps.

Welche Methode passt zu mir?

Frauen, die in ihrer momentanen Lebensphase ganz klar kein Kind möchten, sollten eine Verhütungsmethode mit guter Sicherheit wählen. Auf Empfängnisschutz nur während der "fruchtbaren Tage" sollte sich definitiv keine Frau verlassen, die nicht schwanger werden möchte.

Verhütungssicherheit, Lebensumstände, Verträglichkeit, gesundheitliche Einschränkungen: Die Anforderungen an eine Verhütungsmethode sind von Frau zu Frau höchst unterschiedlich und können sich im Laufe des Lebens ändern. Bei Methoden, die Anwendungsfehler mit sich bringen können, ist entsprechende Sorgfalt besonders wichtig. Denken Sie immer auch an die jeweils empfohlenen Kontrolluntersuchungen beim Frauenarzt.

Verhütungspanne? Was tun im Notfall?

Befürchtet eine Frau, dass sie ungewollt schwanger werden könnte, sollte sie sich, wenn sie ein Verhütungsmittel anwendet, umgehend in der Packungsbeilage (gedruckte Beilage, online) informieren, was zu tun ist. Die Pille danach kann eine ungewünschte Schwangerschaft verhindern. Um entsprechend zu wirken, sollte die Einnahme so früh wie möglich nach dem ungeschützten Sex erfolgen (siehe Link "Notfallverhütung" unten).

Eine weitere Möglichkeit ist die Spirale danach (legt der Frauenarzt in die Gebärmutter ein). Möchte eine Betroffene diese Variante, die außerdem eine anschließende Verhütung ermöglicht, in Betracht ziehen, sollte sie sich schnellstmöglich an ihren Gynäkologen wenden. Die Pille danach gibt es (auch) rezeptfrei in Apotheken.

Achtung: Frauen bis zum 20. Geburtstag können ein entsprechendes Medikament auf Rezept kostenlos erhalten (vom 18. bis 20. Geburtstag mit Zuzahlung einer Gebühr). Ärztliche Beratung bei einer mutmaßlichen ungewollten Schwangerschaft kann also zweckmäßig sein, nicht zuletzt, wenn wegen möglicher Gesundheitsprobleme Unsicherheiten hinsichtlich einer Notfallverhütung bestehen. Mehr zu den Methoden "Pille danach" und "Spirale danach" erfahren Sie in der Bildergalerie oben und im Beitrag "Notfallverhütung".

Quellen:

Berufsverband der Frauenärzte (BVF) (Hrsg.) in Zusammenarbeit mit der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe e. V.: Verhütung. In: Frauenärzte im Netz. Online: https://www.frauenaerzte-im-netz.de/familienplanung-verhuetung/verhuetungsmethoden (Abgerufen am 13.02.2019)

Iversen L, Sivasubramaniam S, Lee AJ, et al.: Lifetime cancer risk and combined oral contraceptives: the Royal College of General Practitioners’ Oral Contraception Study. American Journal of Obstetrics & Gynecology, 2017. Online (Abstract): Am J Obstet Gyneccol. 2017 Jun;216(6):580.e1-580.e9. doi: 10.1016/j.ajog.2017.02.002. Epub 2017 Feb 8. (Abgerufen am 13.02.2019)

Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG) e.V.: Empfängnisverhütung, AWMF 015/015 (in Überarbeitung; Abgerufen am 13.02.2019)

Thema Verhütung