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Kurz zusammengefasst

Die Leiste ist der Bereich zwischen der unteren, seitlichen Bauchwand und dem Oberschenkel. Schmerzen in der Leistengegend können viele Ursachen haben. Bei sportlich aktiven Menschen handelt es sich oft um Probleme der Muskeln oder Sehnen. Manchmal liegt der Auslöser im Hüftgelenk. Weitere mögliche Gründe sind zum Beispiel Harnsteine, ein Leistenbruch oder Lymphknotenschwellungen in der Leiste. Schmerzen in der Leistengegend sollten ärztlich abklärt werden. Denn in manchen Fällen ist eine rasche Behandlung nötig.

Wann zum Arzt oder zur Ärztin?

Leistenschmerzen können einerseits ungefährliche Ursachen haben. Zum Beispiel sind manchmal Muskeln oder Sehnen etwas überlastet. Es gibt aber auch gefährliche Auslöser für Leistenschmerzen, die teils rasch behandelt werden müssen. An der Stärke oder Art der Beschwerden lässt sich das nicht unbedingt erkennen.

Auch milde Schmerzen in der Leistengegend sollten deshalb vorsichtshalber ärztlich abgeklärt werden, zumindest dann, wenn keine harmlose Ursache bekannt ist. Schmerzen, die sich verschlimmern oder starke Schmerzen sind in jedem Fall ein Grund für eine rasche ärztliche Untersuchung. Das gilt ebenso für Schmerzen im Bauch, die in die Leiste ausstrahlen oder für Schmerzen, die sich in den Hoden ausbreiten – und immer, wenn neben den Schmerzen weitere Symptome wie Fieber, Übelkeit oder Erbrechen bestehen. Es kann sich um einen Notfall handeln. Auch Leistenschmerzen nach einem Unfall sind ein Fall für die Ärztin oder den Arzt.

Welche Ursachen haben Leistenschmerzen?

Hinter Schmerzen in der Leiste können zahlreiche Ursachen stecken. Die folgende Liste nennt nur Beispiele, sie ist nicht vollständig:

  • Geschwollene Lymphknoten in der Leiste: Lymphknoten gehören zum Immunsystem. Normalerweise tastet man sie in der Leiste höchstens vereinzelt als erbsengroße Knötchen. Kommt es zu einer Infektion im unteren Körperbereich, also zum Beispiel an den Beinen oder an den Genitalien von Mann oder Frau, können die Lymphknoten in der Leiste anschwellen und schmerzen. Auslöser kann beispielsweise eine infizierte Beinwunde sein. Aber auch andere Ursachen kommen infrage. Nicht immer schmerzen vergrößerte Lymphknoten. Die genaue Ursache sollte die Ärztin oder der Arzt klären.
  • Leistenbruch, Schenkelbruch: Dieser „Bruch“ hat nichts mit einem Knochenbruch zu tun. Es bildet sich dabei unter der Haut eine Lücke in der Bauchwand. Durch sie rutschen Teile des Bauchinneren hindurch. Außen wird das als Beule tastbar oder sichtbar. Bei einem Leistenbruch zeigt sich die Beule in der Leiste, bei einem Schenkelbruch liegt sie meistens mehr Richtung Oberschenkel. Ein solcher Bruch, Fachbegriff Hernie, sollte in jedem Fall ärztlich untersucht werden. Ein schmerzhafter Leisten- oder Schenkelbruch ist ein potenzieller Notfall. Womöglich haben sich Eingeweide, zum Beispiel Darmanteile, im Bruchsack eingeklemmt, werden abgeschnürt und nicht mehr durchblutet. Meistens muss dann operiert werden.
  • Blinddarmentzündung: Bei einer Blinddarmentzündung entzündet sich ein Anhängsel des Blinddarms, der sogenannte Wurmfortsatz. Bauchschmerzen um den Bauchnabel herum können erste Anzeichen sein. Die Schmerzen wandern dann typischerweise in den rechten Unterbauch, eventuell begleitet von Übelkeit und Fieber. Allerdings kann eine Blinddarmentzündung untypisch verlaufen. Der Wurmfortsatz kann zum Beispiel eine ungewöhnliche Lage im Bauch haben. Bei Leistenschmerzen kommt eine Blinddarmentzündung als möglicher Auslöser infrage. Ein entsprechender Verdacht sollte unverzüglich ärztlich abgeklärt werden, insbesondere, wenn weitere Warnzeichen wie Krankheitsgefühl oder Fieber bestehen.
  • Harnstein: Bilden sich Steine in den Harnwegen, kann das in manchen Fällen Schmerzen in der Leiste verursachen. Spätestens bei wellenförmigen, kolikartigen Schmerzen in der Flanke oder im seitlichen Rücken, eventuell begleitet von Übelkeit, Schweißausbruch, Fieber ist sofort ärztliche Hilfe nötig.
  • Probleme im Hüftgelenk: Hinter Leistenschmerzen können verschiedene Erkrankungen stecken, die das Hüftgelenk betreffen. Beispiele sind die Arthrose des Hüftgelenkes oder die Hüftkopfnekrose, eine Art Infarkt des Gelenks. Beim Impingement der Hüfte passen Hüftkopf und Hüftpfanne nicht richtig zusammen. Deshalb verschleißt das Gelenk vorzeitig.
  • Leistenzerrung: Vor allem bei sportlich aktiven Menschen kann es zur plötzlichen oder chronischen Überlastung verschiedener Muskeln oder Sehnen kommen. Oft trifft das die Adduktoren-Muskeln. Diese Muskeln liegen innen am Oberschenkel und verbinden das Becken mit dem Bein. Ihre Hauptfunktion ist es, den Oberschenkel an den Körper heranzuführen. Eine leichte Zerrung verursacht eventuell nur milde Leistenbeschwerden. Bei einer starken Muskelzerrung sind Bewegungen schmerzhaft bis unmöglich. Kam es zu einem Muskelriss, ist eventuell ein Bluterguss sichtbar und die Leiste schwillt an. Auch leichte Leistenschmerzen sollen ärztlich untersucht werden, um die genaue Ursache zu ermitteln, die geeignete Therapie und die Dauer der Trainingspause festzulegen.
  • Sportlerleiste: Leiden Sportler oder Sportlerinnen an Leistenschmerzen und sind andere Ursachen ausgeschlossen, handelt es sich möglicherweise um eine sogenannte Sportlerleiste, auch weiche Leiste genannt. Oft tritt sie bei Sportarten auf, die schnelle Bewegungen mit abrupten Richtungswechseln verlangen, wie Fußball, Football, Hockey oder Tennis. Durch die Bewegungsabläufe kann die Leistenregion besonders beansprucht werden. Die Beschwerden können sich unterschiedlich zeigen. Oft verschlimmern sich Schmerzen bei einer Druckerhöhung im Bauchraum, etwa durch Husten oder Niesen. Welche Therapie geeignet erscheint, sollten Ärztin oder Arzt und Betroffene individuell besprechen.
  • Beckenbruch: Zu einem Bruch der Beckenknochen kommt es zum Beispiel durch einen Unfall, manchmal auch durch eine Knochenerkrankung.
  • Gefäßveränderungen: Eine seltenere Ursache für Leistenschmerzen ist eine knotig erweiterte Krampfader oder die Aussackung einer Schlagader, ein Aneurysma.
  • Abszess: Eher selten steckt hinter Leistenschmerzen ein Abszess, das ist ein eitergefüllter Hohlraum. Der Abszess kann sich entlang des Psoas-Muskels ausbreiten, die Leiste vorwölben und die Hüftbeweglichkeit schmerzhaft einschränken. Möglicher Ausgangsort ist zum Beispiel eine Infektion an der Wirbelsäule oder eine entzündliche Darmerkrankung. Eitererreger können den Muskel auch über das Blut erreichen, etwa bei einer schweren Nierenbeckenentzündung. Häufig treten bei einem Abszess Krankheitsgefühl und Fieber auf. Ein Abszess muss rasch ärztlich untersucht werden.

Leistenschmerzen: Mögliche weitere Ursachen bei Frauen

Hat eine Frau Schmerzen in der Leiste, kommen – neben anderen Ursachen – zusätzlich zum Beispiel folgende Auslöser in Betracht:

  • Eileiterschwangerschaft: Selten nistet sich der Embryo statt in der Gebärmutter im Eileiter ein. So eine Eileiterschwangerschaft muss rasch behandelt werden. Denn sollte der Eileiter reißen, kommt es womöglich zu inneren Blutungen bis hin zum lebensgefährlichen Kreislaufschock. Heute wird eine Eileiterschwangerschaft meistens schon früh in der gynäkologischen Praxis entdeckt. Mögliche Symptome sind Schmierblutungen zwischen der 6. und 9. Schwangerschaftswoche sowie meist einseitige Schmerzen im Unterbauch, die in die Leiste ausstrahlen können. Reißt der Eileiter, kann es zu Schwindel, Blässe, Atemnot, rasendem Puls kommen – mögliche Zeichen eines Kreislaufkollapses.
  • Beckenringlockerung in der Schwangerschaft: Unter dem hormonellen Einfluss der Schwangerschaft lockert sich das Bindegewebe und damit auch die normalerweise sehr feste Bandkonstruktion des Beckens. Besonders in der Zeit vor und nach der Geburt verursacht die Beckenringlockerung unter Umständen Leistenschmerzen.
  • Weitere Ursachen sind zum Beispiel die Entzündung von Eileiter oder Eierstock, eine Endometriose oder eine Eierstockzyste.

Leistenschmerzen: Mögliche weitere Ursachen bei Männern

Hat ein Mann Schmerzen in der Leiste, kommen – neben anderen Ursachen – zum Beispiel folgende Auslöser in Betracht:

  • Erkrankungen von Hoden oder Nebenhoden: Der Hoden kann schmerzhaft, geschwollen, gerötet oder dunkel verfärbt sein. Auch hier ist sofort medizinische Hilfe nötig. Zu den möglichen Ursachen zählen Notfälle wie die Hodenstieldrehung, auch Hodentorsion genannt. Auch eine Entzündung des Hodens oder eine Entzündung des Nebenhodens kann dahinter stecken. Manchmal handelt es sich auch um einen Leistenbruch, der bis in den Hoden reicht. Eher selten verursacht Hodenkrebs ein Ziehen oder Schweregefühl nicht nur am Hoden, sondern auch in der Leiste. Auch eine schmerzlose Veränderung am Hoden sollte ärztlich untersucht werden.

Was hilft bei Leistenschmerzen?

Es gibt zahlreiche Gründe für Schmerzen in der Leistengegend. Deshalb sollte die Ärztin oder der Arzt die Ursache feststellen. Die Behandlung richtet sich nach dem jeweiligen Auslöser.

Wichtiger Hinweis:

Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann eine ärztliche Beratung nicht ersetzen. Bitte haben Sie Verständnis, dass wir keine individuellen Fragen beantworten.


Quellen:

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  • Hollstein A: Inguinale Lymphknotenvergrößerung. Pschyrembel Online: https://www.pschyrembel.de/... (Abgerufen am 13.03.2024)