Müdigkeit – Ursachen: Krebserkrankungen, Fatigue
Krebspatienten können sich in allen Phasen ihrer Erkrankung immer wieder müde fühlen. Einige Krebserkrankungen lösen vor allem anfangs nur allgemeine Symptome aus, darunter auch ungewohnte Müdigkeit. Ständiges Müdesein fällt insbesondere zu Beginn von Lymphdrüsentumoren, Leukämien und bestimmten Darmkrebsformen auf. Breitet sich der Tumor weiter aus, ist der Organismus in mehrfacher Hinsicht belastet. Erschöpfung und Müdigkeit sind davon nur ein Ausdruck unter vielen anderen.
Während der Behandlung einer Krebserkrankung, vor allem bei Chemo- und Strahlentherapien und nach Operationen, haben viele Kranke mit niederdrückender Müdigkeit, Fatigue genannt, zu kämpfen (siehe unten). Besonders häufig treten Erschöpfungsgefühle bei Brustkrebsbehandlungen, bei Lymphdrüsenkrebs und Leukämien auf.
Lymphome, Tumore des Lymphsystems als Grund für Müdigkeit
Zu den Organen des Lymphsystems, das neben dem Blutgefäßsystem den gesamten Körper durchzieht, gehören Lymphgefäße, Lymphflüssigkeit, Lymphknoten, Knochenmark, Milz und Thymus. Durch Einflüsse von außen sowie Veränderungen und Fehlsteuerungen im Inneren können auch im Lymphsystem Zellen unkontrolliert wachsen und gut- oder bösartige Tumore bilden. Bei den eher seltenen bösartigen Tumoren im Lymphsystem unterscheiden Mediziner zwei Gruppen: die Hodgkin-Lymphome und die Non-Hodgkin-Lymphome.
Symptome: Erste Anzeichen können geschwollene, meist nicht schmerzende Lymphknoten am Hals, aber auch über dem Schlüsselbein, unter den Achseln oder in den Leisten sein. Abhängig von der Art des Lymphdrüsenkrebses (Hodgkin- oder Non-Hodgkin-Krankheit und zugehörige Untergruppe) schwellen Lymphknoten auch oder ausschließlich in anderen Körperbereichen an, zum Beispiel im Brustraum. Die Milz, seltener auch die Leber, kann sich vergrößern. Dazu kommen oft Allgemeinbeschwerden wie Müdigkeit, nächtliches Schwitzen, Fieber, Gewichtsverlust und Juckreiz.
Die Symptome sind insgesamt vielfältig und unterscheiden sich zum Teil je nach Art und Ausprägung der Erkrankung. Bei Hodgkin-Lymphomen stellen sich unter anderem auch Symptome wie Atembeschwerden, Reizhusten, Bauchschmerzen und Durchfälle ein.
Bei Non-Hodgkin-Lymphomen sind die Betroffenen zudem manchmal anfälliger für Infekte, erhöhte Blutungsneigung, Veränderungen der Haut, des Magen-Darm-Traktes und zentralen Nervensystems.
Die Entnahme eines vergrößerten Lymphknotens und dessen feingewebliche Analyse ist Teil der Diagnose-Maßnahmen, um den genauen Lymphomtyp, das Krankheitsstadium und die Therapie zu bestimmen.
Weiterführende Informationen zu Ursachen, Symptomen, Diagnose und Therapie von Krebserkrankungen des Lymphsystems erhalten Sie im Ratgeber Lymphdrüsenkrebs (Hodgkin-Krankheit, Morbus Hodgkin).
Chronische lymphatische Leukämie: Immer wieder von Müdigkeit begleitet
Diese Krebserkrankung zählt zu den Non-Hodkin-Lymphomen und zu den Leukämien (siehe unten). Denn die Krebszellen befinden sich sowohl im Lymphsystem, als auch im Blut.
Symptome: Häufige Anfangssymptome sind Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Appetitlosigkeit und ungewollter Gewichtsverlust. Die Erkrankten fühlen sich auch oft während und nach der Behandlung dauerhaft müde und erschöpft (Fatigue, siehe unten).
Mehr Informationen zum Krankheitsbild, seinen Ursachen und Symptomen, zu Diagnose und Therapien finden Sie im Ratgeber Chronisch lymphatische Leukämie.
Akute Leukämie, chronische myeloische Leukämie: Müdigkeit als ein typisches Symptom
Bei Blutkrebs, wie Leukämien allgemein bezeichnet werden, entarten die weißen Blutkörperchen. Die Erkrankung entsteht jedoch schon im Knochenmark, wo die weißen Blutkörperchen gebildet werden. Diese wachsen dann unkontrolliert, noch bevor sie vollständig ausgebildet sind. Schließlich verdrängen die Krebszellen die gesunden Zellen. Es gibt unterschiedliche Formen von Leukämien. Wenn das Lymphsystem betroffen ist, überschneiden sie sich mit den sogenannten Lymphom-Erkrankungen.
Symptome: Typische Anzeichen einer akuten Leukämie sind zunächst Allgemeinsymptome wie Müdigkeit, Fieber und Nachtschweiß. Dazu kommen häufig eine erhöhte Infektionsanfälligkeit, Hautentzündungen, Blässe, blaue Flecken, Nasenbluten. Auch Juckreiz, geschwollene Lymphknoten, Kopf- und Knochenschmerzen sind möglich.
Eine chronisch myeloische Leukämie beginnt schleichend, unter anderem mit Müdigkeit, Schwächegefühl, Appetitlosigkeit, Gewichtsverlust, Blässe, Bauchschmerzen, Atemnot.
Wissenswertes zu Ursachen, Symptomen, Diagnose und Therapie liefern die Ratgeber Akute Leukämie und im Chronisch myeloische Leukämie.
Müdigkeit bei Dickdarm- und Mastdarmkrebs
Müdigkeit als unspezifisches Anfangssymptom tritt häufig auch bei Dickdarm- und Mastdarmkrebs (Kolon- und Rektumkarzinom) auf.
Symptome: Neben der Müdigkeit stellen sich abwechselnde, gegensätzliche Verdauungsprobleme ein, etwa veränderte Stuhlbeschaffenheit, Verstopfung und Durchfall, übel riechende Winde. Dazu kommen Atemnot und Gewichtsverlust. Erst im weiteren Verlauf der Erkrankung setzen heftige, akute Bauchschmerzen ein. Möglich ist zudem ein Darmverschluss.
Ausführlich informieren die Ratgeber "Dickdarmkrebs (Kolonkarzinom)" und "Mastdarmkrebs (Rektumkarzinom)".
Fatigue: Müdigkeit bei Krebs
Das französische Wort für Müdigkeit, Mattigkeit ist zum Fachbegriff für eine spezielle Form von Ermüdungs- und Erschöpfungszuständen im Zusammenhang mit Krebserkrankungen und multipler Sklerose geworden. Fatigue-Beschwerden entwickeln sich häufiger bei Brustkrebs, Lymphomen oder Leukämien. Fatigue kann einmal die Folge der Krebserkrankung selbst sein, aber auch ein Begleitsymptom unterschiedlicher Krebstherapien. Sie tritt oft nach einer Operation auf, während einer Chemotherapie, Immuntherapie oder Strahlenbehandlung. Auch nach Ende der Therapie dauert die Erschöpfung manchmal noch eine bestimmte Zeit oder länger an und kann die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen.
Symptome: Krebskranke, die an Fatigue leiden, fühlen sich nicht nur häufig oder beständig müde, sondern auch körperlich und psychisch geschwächt, erschöpft, antriebslos. Jede Aktivität fällt ihnen schwer. Die belastende Müdigkeit legt sich auch nicht, wenn sie sich einige Zeit ausgeruht haben.
Diagnose und Therapie: In der Regel kommen während einer Krebserkrankung und der Therapie noch andere, niederdrückende Beschwerden dazu, wie Schmerzen, Übelkeit, Blutarmut (Anämie), depressive Verstimmungen. Solche Krankheitsfolgen gehen ihrerseits wiederum oft mit verstärkter Müdigkeit einher. Die Fachärzte werden sie entsprechend abgrenzen und gezielt behandeln, zum Beispiel eine Blutarmut. Um eine Fatigue genauer beurteilen zu können, verwenden Krebsspezialisten häufig auch spezielle Fragebögen.
Psychologische Unterstützung hilft den meisten Krebskranken, besser mit ihrem Leiden zurecht zu kommen, die Therapie mitzutragen und mit einer möglichen Fatigue umzugehen. Erschwerend kommt manchmal hinzu, dass sich Krebspatienten während der Behandlungszeit häufig nur wenig bewegen und unzureichend ernähren. Auch hier setzt eine begleitende Therapie an. Unter Anleitung lernen die Betroffenen unter anderem, im richtigen Maß körperlich aktiv zu sein und gezielte Bewegungs- und Sportprogramme dann auch zu Hause regelmäßig durchzuführen. Ernährungsberatung sowie Tipps bei Schlafproblemen sind weitere Bausteine einer umfassenden Behandlung, die auch gegen die lähmende Müdigkeit wirkt.