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Chronisches Erschöpfungssyndrom, Fatiguesyndrom (CFS, chronic fatigue syndrom)

Wie dieser Beschwerdenkomplex genau zu definieren und in welches Fachgebiet er einzuordnen ist, darüber besteht unter Fachmedizinern und Patientengruppen bis heute noch keine Einigkeit. Die WHO ordnet das Syndrom unter dem international ebenfalls gebrauchten Fachbegriff benign myalgic encephalomyelitis in die Rubrik Erkrankungen des Nervensystems ein. Als Ursachen für die niederdrückende, extreme Müdigkeit sowie weitere Symptome kommen möglicherweise Virusinfekte infrage. Nach einer überstandenen Infektion, etwa dem Pfeifferschen Drüsenfieber, fühlen sich manche Betroffene noch längere Zeit müde und abgeschlagen. Experten vermuten, dass zudem Störungen im Immunsystem oder Ungleichgewichte im Hormonhaushalt, auch durch psychische Belastungen, verantwortlich dafür sein können, dass sich schließlich ein vielschichtiges eigenes Krankheitsbild entwickelt, das unterschiedliche körperliche Veränderungen mit einschließt.

Als weitere Auslöser sind traumatische Erfahrungen oder Verletzungen, etwa Unfall- oder Operationsfolgen, im Gespräch. Eine familiäre Veranlagung spielt wahrscheinlich ebenfalls eine Rolle. Es ist anzunehmen, dass letztlich mehrere Faktoren zu Tragen kommen.

Zusätzlicher Stress sowie erneut auftretende Infekte können ein schon bestehendes Erschöpfungssyndrom noch verstärken. Negative Folgen hat es auch, wenn sich die Betroffenen entweder überfordern oder aber im Gegenteil zu wenig körperlich bewegen, wenn sie sich zudem mangelhaft ernähren und aufgrund ihrer Beschwerden sozial isolieren. Denn erschwerend kommt hinzu, dass andere Menschen auf CFS-Kranke oft mit Unverständnis reagieren.

Symptome: Die Beschwerden unterscheiden sich deutlich von bisher erlebten Phasen körperlicher und geistiger Erschöpfung. Die extreme Müdigkeit setzt plötzlich ungewohnt heftig nach anstrengenden oder auch nur normalen Aktivitäten ein. Ruhepausen oder Schlaf verbessern den Zustand nicht. Die Symptome können sich auch schleichend entwickeln und selbst einfache Alltagstätigkeiten zunehmend erschweren.

Dazu kommen Konzentrations- und Gedächtnisprobleme, Schlafstörungen, depressive Verstimmungen, Ängste. Charakteristisch sind außerdem körperliche Symptome wie schmerzende Muskeln und Gelenke, die aber nicht geschwollen sind, Muskelschwäche, schmerzhafte Lymphknotenschwellungen, Halsschmerzen, ungewohnte Kopfschmerzen, Magen-Darm-Störungen. Die Betroffenen vertragen mitunter bestimmte Nahrungsmittel oder Alkohol nicht mehr und sind besonders licht- und geräuschempfindlich.

Diagnose: Hinweise geben dem Arzt die Dauer des Erschöpfungszustandes von über einem halben Jahr, die Auswirkungen auf das Alltagsleben und die Kombination der körperlichen und geistig-seelischen Beschwerden. Zurückliegende Infekte, die der Erkrankte durchgemacht hat, oder chronische Infektionen sind oft aufschlussreich. Der Arzt wird zudem durch entsprechende Untersuchungen und Tests andere Krankheitsursachen ausschließen, etwa eine Blutarmut, eine Organerkrankung, psychosomatische Krankheitsbilder oder eine psychische Erkrankung.

Therapie: Ein chronisches Erschöpfungssyndrom belastet die Betroffenen unterschiedlich stark. Je nachdem, wie sehr sie in ihrem alltäglichen Leben beeinträchtigt sind, kommen individuell ausgerichtete, ineinandergreifende Behandlungsmaßnahmen infrage. Das sind vor allem verhaltenstherapeutische Verfahren und dem Zustand angepasste Bewegungstherapien sowie, falls nötig, Schmerzmittel und Schmerztherapien. Auch Antidepressiva können manchmal angezeigt sein.

Hilfreich sind häufig sogenannte "Pacing"-Konzepte, mit denen die Patienten lernen, noch vorhandene Energien wohl dosiert einzusetzen, dazwischen notwendige Erholungspausen einzulegen und nur allmählich die Leistung zu steigern. Denn Überforderung kann zu Rückfällen führen.

Wichtig ist es auch, Stress zu vermeiden, sich ausgewogen zu ernähren sowie Alkohol und Lebensmittel, die nicht vertragen werden, zu meiden. Vielfach vergehen die Beschwerden nach einiger Zeit vollständig, und die Betroffenen sind wieder in der Lage, aktiv ihr Leben zu gestalten.

Lesen Sie mehr dazu im Ratgeber "CFS: Müde ohne Grund?".

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