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Morbus Basedow – kurz zusammengefasst

  • Morbus Basedow ist eine Autoimmunkrankheit, welche die Schilddrüse betrifft
  • Das körpereigene Immunsystem greift hierbei das Schilddrüsengewebe an. Es kommt zu einer Überfunktion des Organs
  • Die Symptome sind vielfältig, da die Schilddrüsenhormone zahlreiche Körperfunktionen beeinflussen
  • Spezielle Antikörper im Blut weisen auf Morbus Basedow hin
  • Gegen die Beschwerden helfen Medikamente, sogenannte Schilddrüsenblocker. Manchmal ist auch eine Operation oder eine sogenannte 131-Radio-Jod-Therapie nötig

Was ist Morbus Basedow?

Morbus Basedow ist eine Autoimmunerkrankung. Das bedeutet: Das Abwehrsystem des Körpers greift "irrtümlich" eigenes Gewebe an, in diesem Fall hauptsächlich das der Schilddrüse.

Die Schilddrüse (Glandula thyroidea) liegt an der Vorderseite des Halses unterhalb des Kehlkopfes. Die kleine Drüse produziert die lebenswichtigen Schilddrüsenhormone, vor allem das Hormon Thyroxin (T4), das im Körper dann in Trijodthyronin (T3) umgewandelt wird. Diese Hormone beeinflussen viele Körperfunktionen, darunter Stoffwechsel, Kreislauf und Psyche. Zur Herstellung der Hormone benötigt die Schilddrüse Jod, das wir mit der Nahrung aufnehmen.

Bei Morbus Basedow bilden die Körper-Abwehrzellen fälschlicherweise Abwehrstoffe (Antikörper), die an Schilddrüsenzellen binden – genauer gesagt an den sogenannten TSH-Rezeptor an deren Oberfläche. Das treibt die Drüse an, verstärkt Schilddrüsenhormone zu produzieren. Es kommt zur Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose). Die Schilddrüse arbeitet mehr, als sie eigentlich sollte.

Morbus Basedow ist weltweit die häufigste Ursache einer Schilddrüsenüberfunktion. Es trifft vor allem Menschen im mittleren Lebensalter, Frauen deutlich häufiger als Männer. Benannt ist die Krankheit nach Carl Adolph von Basedow, der sie als erster in deutscher Sprache beschrieben hat. "Morbus" ist das lateinische Wort für Krankheit. Die ebenfalls gebräuchliche englische Bezeichnung „Graves’ Disease“ geht auf den irischen Erstbeschreiber zurück.

Ursachen: Wie entsteht Morbus Basedow?

Gewöhnlich bekämpft das Immunsystem Krankheitserreger wie Bakterien und Viren. Schon früh lernen die Abwehrzellen, zwischen "selbst" und "fremd" zu unterscheiden. So wird gesundes eigenes Gewebe von der Immunabwehr toleriert und verschont, und Unbekanntes angegriffen. Bei Morbus Basedow gelingt diese Unterscheidung nicht mehr richtig.

Bestimmte Immunzellen bilden bei Morbus Basedow Abwehrstoffe, sogenannte Antikörper, die sich vor allem gegen die Schilddrüsenzellen richten. Da sich diese Antikörper gegen den eigenen Organismus wenden, werden sie auch Autoantikörper genannt.

TRAK – Antikörper gegen die Schilddrüse

Nach ihrem Zielort heißen die Antikörper TSH-Rezeptor-Autoantikörper, abgekürzt TRAK. Denn sie binden an die TSH-Rezeptoren auf den Schilddrüsenzellen – mit weitreichenden Folgen:

TSH ist ein Hormon aus der Hirnanhangdrüse (Hypophyse) und Teil eines fein ausgeklügelten natürlichen Regelkreises. TSH hat die Aufgabe, die Schilddrüse bei Bedarf zur Hormonproduktion anzuregen. Mehr TSH bedeutet also: mehr Schilddrüsenhormone. Ist der Hormonspiegel ausreichend hoch, drosselt der Körper die TSH-Ausschüttung wieder. Weniger TSH bedeutet also: wieder weniger Hormone.

Docken jedoch bei einem Morbus Basedow Autoantikörper an die TSH-Rezeptoren der Schilddrüse an, bringen sie diesen Regelkreis aus dem Gleichgewicht. Denn ähnlich wie TSH stimulieren auch die Antikörper die Schilddrüsenzellen. Diese reagieren wie nach einer Anregung durch TSH und bilden verstärkt vor allem das Schilddrüsenhormon T4, das in das Blut abgegeben und im Körper in T3 umgewandelt wird. Zwar wird in der Hirnanhangsdrüse als Reaktion nun weniger TSH gebildet, um dem Anstieg der Schilddrüsenhormone entgegenzusteuern. Doch dieser Regelmechanismus wirkt auf die Autoantikörper nicht. So entstehen unkontrolliert viel mehr Schilddrüsenhormone als nötig wären.

Schilddrüsenhormone im Überfluss

Die erhöhten Werte an T3 und T4 beeinflussen sämtliche Zellen im Körper, die für Schilddrüsenhormone empfänglich sind. Der Stoffwechsel wird insgesamt "angeheizt", was zahlreiche Beschwerden auslöst.

Die Schilddrüse kann durch die Antikörper auch zu einem verstärkten Wachstum stimuliert werden und sich vergrößern, sodass ein Kropf (eine Struma) entsteht.

Junge Frau

Schilddrüse: Was Sie wissen sollten

Bei einer Überfunktion oder Unterfunktion produziert die Schilddrüse zu viele oder zu wenige Schilddrüsenhormone. Hier finden Sie die wichtigsten Antworten zu dem Organ zum Artikel

TSH-Rezeptor-Autoantikörper wirken meistens funktionsstimulierend, seltener aber auch -blockierend auf die Schilddrüse. Deshalb kann die Ausprägung der Symptome im Krankheitsverlauf auch schwanken – je nachdem, wie viele funktionsstimulierende oder blockierende Autoantikörper gerade vorhanden sind.

Was begünstigt einen Morbus Basedow?

Hat ein enger Verwandter Morbus Basedow oder eine andere Autoimmunerkrankung der Schilddrüse, ist das Risiko, die Krankheit auch selbst zu bekommen, erhöht. Die Gene spielen in der Krankheitsentstehung also eine gewisse Rolle. Zudem ist das Risiko, gleichzeitig eine andere Autoimmunkrankheit wie etwa Weißfleckenkrankheit (Vitiligo), Typ-1-Diabetes, rheumatoide Arthritis oder eine Glutenunverträglichkeit (Zöliakie) zu bekommen, ebenfalls erhöht – und umgekehrt.

Rauchen steigert das Erkrankungsrisiko ebenfalls und beeinflusst den Verlauf eines Morbus Basedow ungünstig. Auch besondere Lebensumstände wie Stress haben wohl einen Einfluss, denn oft fällt der Krankheitsbeginn in eine solche Phase.

Symptome

Die Krankheit beginnt oft relativ plötzlich, manchmal im Zusammenhang mit einschneidenden Ereignissen – zum Beispiel anhaltenden Belastungssituationen.

Die Schilddrüse wird bei Morbus Basedow durch körpereigene Antikörper übermäßig stark stimuliert. Das hat zur Folge, dass das Organ zu viele Hormone ins Blut ausschüttet. Es kommt zu einer Schilddrüsenüberfunktion, die Beschwerden verursacht.

Beispiele für Symptome einer Schilddrüsenüberfunktion

  • verstärktes Schwitzen, den Patienten ist es sehr schnell zu warm, sie vertragen Hitze schlecht
  • die Betroffenen sind nervös und reizbar, zittern, schlafen schlecht
  • schneller Herzschlag (Tachykardie), Herzrhythmusstörungen können vorkommen
  • erhöhter Blutdruck
  • Gewichtsabnahme, trotz gesteigerten Appetits
  • Durchfall
  • diffus über den Kopf verteilter Haarausfall
  • Muskelschmerzen oder -schwäche

Vergrößerung der Schilddrüse (Kropf, medizinisch: Struma)

Bei Morbus Basedow vergrößert sich die Schilddrüse manchmal. Sie ist dann – vor allem bei zurückgebeugtem Kopf – am Hals sichtbar und tastbar. Dieser Kropf kann mit einem Druckgefühl am Hals oder Schluckstörungen einhergehen. Das Tragen von Rollpullovern ("Rolli") oder Hemdkragen wird häufig als unangenehm empfunden, eventuell wird die Kleidung am Hals plötzlich zu eng. In seltenen, schweren Fällen kann sogar Luftnot auftreten.

Wie sich Morbus Basedow am Auge bemerkbar macht

Morbus Basedow äußert sich bei circa 50 Prozent der Erkrankten nicht nur an der Schilddrüse, sondern auch an den Augenhöhlen. Die Augäpfel treten stärker aus den Augenhöhlen hervor als es normalerweise der Fall ist (medizinisch: Exophthalmus). Die Augen erscheinen dadurch übermäßig groß und weit aufgerissen. Ursache dieser Störung (medizinisch: endokrine Orbitopathie) ist eine Zunahme des Gewebes hinter dem Augapfel. Wie es genau dazu kommt, ist nicht restlos geklärt. Vermutlich liegt die gleiche Störung im körpereigenen Abwehrsystem zugrunde, die auch zu Symptomen an der Schilddrüse führt.

Die hervorgetretenen Augen können verschiedene Probleme bereiten. Sie lassen sich nicht mehr so gut schließen und manche Patienten spüren ein Fremdkörpergefühl oder ein schmerzhaftes Druckgefühl am Auge. Die Augen tränen übermäßig, die Bindehaut kann sich röten, die Lider können anschwellen. Oft wird Licht als unangenehm empfunden. Sehstörungen wie Doppelbilder kommen vor. In seltenen und schweren Fällen nimmt der Sehnerv des Auges Schaden.

Als besonders charakteristische Symptome des Morbus Basedow gelten:

  • endokrine Orbitopathie,
  • schneller Herzschlag
  • Schilddrüsenvergrößerung

Diese Kombination wird auch als "Merseburger Trias" bezeichnet. Fehlen diese Symptome, schließt das die Krankheit aber nicht aus.

Schwellung an den Unterschenkeln

In sehr seltenen Fällen bildet sich eine teigige Schwellung (Myxödem) an den Schienbeinen.

Thyreotoxische Krise – wenn Morbus Basedow gefährlich wird

Eine gefährliche Komplikation bei einer Schilddrüsenüberfunktion ist die thyreotoxische oder auch hyperthyreote Krise. Auslöser kann zum Beispiel die Gabe von jodhaltigem Röntgenkontrastmittel im Rahmen einer Röntgenuntersuchung sein. Seltener sind Infekte oder Operationen in Kombination mit schweren Verläufen der Stoffwechselerkrankung der Grund. Die Schilddrüse schüttet dann plötzlich sehr viele Schilddrüsenhormone aus, was Fieber, Schwäche und Bewusstseinsstörungen, im schlimmsten Fall sogar Bewusstlosigkeit auslöst (thyreotoxisches Koma).

Um das Überleben der Betroffenen zu gewährleisten und Organschäden zu vermeiden, muss die thyreotoxische Krise sofort intensivmedizinisch überwacht und behandelt werden.

Wichtig: Ist die Krankheit schon bekannt, sollten Patienten den Arzt oder die Ärztin vor einer Untersuchung mit Kontrakstmittel auf jeden Fall auf den Morbus Basedow hinweisen.

Diagnose

Bei Verdacht auf Morbus Basedow erkundigt sich der Arzt oder die Ärztin zunächst nach den Beschwerden, insbesondere nach typischen Symptomen der Schilddrüsenüberfunktion wie schnellem Herzschlag, Schwitzen, Hitzegefühl oder Gewichtsabnahme trotz Heißhunger. Dann untersucht der Arzt oder die Ärztin die Größe und Beschaffenheit der Schilddrüse.

Blutwerte: TRAK, TSH-Wert, Schilddrüsenhormone

Bei Verdacht auf Morbus Basedow nimmt der Arzt oder die Ärztin Blut ab und lässt die Menge der Schilddrüsenhormone darin bestimmen. Typischerweise ist deren Konzentration zu hoch. Der Wert des Schilddrüsen-Steuerhormons TSH ist dagegen erniedrigt.

Ein deutliches Indiz für die Erkrankung ist der Nachweis von bestimmten Antikörpern im Blut, die sich gegen den TSH-Rezeptor der Schilddrüsenzellen richten. Diese körpereigenen Antikörper heißen TSH-Rezeptor-Autoantikörper, abgekürzt TRAK. Diese Antikörper können jedoch selten auch fehlen. Dann sind manchmal Antikörper gegen das Schilddrüsen-Enzym Peroxidase im Blut nachweisbar (Thyreoperoxidase-Antikörper, abgekürzt TPO-AK), was ebenfalls auf Morbus Basedow hindeutet.

Schilddrüsenuntersuchung

TSH: Stimulanz der Schilddrüse

TSH ist ein in der Hirnanhangdrüse (Hypophyse) produziertes Hormon. Der Wert verrät, ob die Schilddrüse in ausreichendem Maß Hormone produziert und ob eine Schilddrüsenunterfunktion oder -überfunktion vorliegt zum Artikel

Ultraschall-Untersuchung der Schilddrüse

Weitere Hinweise ergeben sich aus einer Ultraschall-Untersuchung (Sonografie) der Schilddrüse. Dabei ist für den Arzt eine entsprechende Veränderung des Schilddrüsengewebes erkennbar. Auch lässt sich die Größe des Organs ausmessen. Bei Morbus Basedow ist die Schilddrüse eventuell vergrößert. Mithilfe der sogenannten farbkodierten Dopplersonografie, einer speziellen Ultraschalluntersuchung, verschafft sich der Arzt zusätzlich einen Eindruck von der Durchblutung des Organs. Bei Morbus Basedow mit Schilddrüsenüberfunktion ist üblicherweise eine verstärkte Durchblutung feststellbar.

Weitere Untersuchungen

Wenn die Diagnose nicht eindeutig ist und andere Erkrankungen ausgeschlossen werden müssen, kann der Arzt eventuell weitere Diagnoseverfahren einsetzen, zum Beispiel eine Schilddrüsen-Szintigrafie. Sie erlaubt genauere Rückschlüsse auf die Funktion der Schilddrüse.

Der Patient bekommt dafür ein schwach radioaktives Präparat gespritzt (meist Technetium). Es verhält sich im Stoffwechsel ähnlich wie das Spurenelement Jod und wird deshalb von den Schilddrüsenzellen aufgenommen – je "aktiver" die Schilddrüse ist, desto mehr. Mit einem Detektor wird nun die radioaktive Strahlung über der Schilddrüse gemessen. Je höher sie ist, desto "aktiver" sind die Schilddrüsenzellen.

Bei Morbus Basedow mit Schilddrüsenüberfunktion nimmt die Schilddrüse das Präparat verstärkt auf und speichert es vermehrt, gleichmäßig über das ganze Organ verteilt. Einzelne überaktive Bereiche (sogenannte heiße Knoten) deuten eher auf eine andere Form der Schilddrüsenüberfunktion hin: die Schilddrüsenautonomie. Die Szintigrafie darf nicht während der Schwangerschaft und Stillzeit angewandt werden. Sie ist zudem nicht zur Diagnose der Schilddrüsenüberfunktion bei Morbus Basedow notwendig.

Therapie: Was kann man gegen Morbus Basedow tun?

Welche Medikamente helfen bei Morbus Basedow?

Die vorherrschenden Symptome bei Morbus Basedow werden durch den Überschuss an Schilddrüsenhormonen im Körper ausgelöst. Zur Behandlung eignen sich deshalb Medikamente, die den Spiegel der Schilddrüsenhormone T3 und T4 im Blut absenken (Thyreostatika, "Schilddrüsen-Blocker").

Häufig verordnete Wirkstoffe sind Thiamazol, Carbimazol, Methimazol und Propylthiouracil. Zur Therapie des Morbus Basedow ist eine längerfristige Medikamenteneinnahme notwendig, üblicherweise über mindestens ein Jahr, teilweise auch länger. Die häufigsten Nebenwirkungen sind Hautausschläge (Exantheme), Magen-Darm-Probleme, Juckreiz und eine Leberwert-Erhöhung. In sehr seltenen Fällen kann es zu einer Verminderung der weißen Blutzellen kommen (Leukozytopenie, Agranulozytose), sodass regelmäßige ärztliche Kontrollen notwendig sind.

Unterstützend – oder wenn die Thyreostatika nicht vertragen werden – verschreibt der Arzt in einigen Fällen einen Beta-Blocker (Propranolol). Dieser Wirkstoff, der auch bei Bluthochdruck zum Einsatz kommt, verlangsamt den zu schnellen Puls und kann sich positiv auf weitere Symptome wie beispielsweise Zittern auswirken. Er reicht zur Stabilisierung der Schilddrüsenüberfunktion jedoch nicht aus.

In knapp der Hälfte der Fälle bessern sich die Beschwerden nach längerfristiger Einnahme der Schilddrüsenmittel dauerhaft. Bei der anderen Hälfte der Patienten kommt es zu einem Rückfall, nachdem die Medikamenteinnahme beendet wurde: Die Schilddrüsenüberfunktion stellt sich wieder ein. Deshalb sollten auch nach einer thyreostatischen Behandlung ärztliche Kontrollen erfolgen.

Bessert sich die Situation mit Medikamenten nicht oder ist eine rasche Therapie nötig, weil die Schilddrüse zum Beispiel stark vergrößert ist und dadurch Beschwerden auslöst, wird der behandelnde Arzt oder die Ärztin entweder eine Operation oder eine 131-Radiojodtherapie (abgekürzt RIT oder auch RJT) vorschlagen – eine sogenannte definitive Therapie.

Operation der Schilddrüse

Bei einer Operation wird die Schilddrüse praktisch vollständig entfernt (ausgedehnte Strumaresektion, "near total"). Der Eingriff erfolgt über einen kleinen Schnitt vorne am Hals. Nur nach vollständiger Entfernung der Schilddrüse lässt sich eine erneute Überfunktion sicher vermeiden. Die Operation kann insbesondere dann angebracht sein, wenn gleichzeitig der Verdacht auf Schilddrüsenkrebs besteht und ausgeräumt werden soll. Diese Krebsart kommt nur sehr selten vor.

Nach der Operation stellt sich üblicherweise und gewollt eine dauerhafte Schilddrüsenunterfunktion ein. Diese lässt sich durch die Einnahme von Schilddrüsenhormonen einfach ausgleichen.

Wie bei jeder Operation kann es auch bei einem Eingriff an der Schilddrüse zu Komplikationen wie Blutungen oder Infektionen kommen. In seltenen Fällen wird bei dem Eingriff der Stimmbandnerv verletzt, der in der Nähe der Drüse verläuft, was anhaltende Heiserkeit zur Folge haben kann. Auch eine Verletzung der Nebenschilddrüsen kann vorkommen. Sehr wichtig ist es, dass der Chirurg oder die Chirurgin große Erfahrung mit Schilddrüsenoperationen hat.

131-Radio-Jod-Therapie (RIT, RJT)

Morbus Basedow kann auch mit einer 131-Radio-Jod-Therapie behandelt werden. Dabei erhält der Patient während eines kurzen stationären Aufenthalts im Krankenhaus ein Präparat mit radioaktivem 131-Jodid. Der Stoff lagert sich vor allem in der Schilddrüse ein, wo er radioaktive Strahlung abgibt. Sie zerstört allmählich das Schilddrüsengewebe und verkleinert es somit. Das beseitigt die Überfunktion dauerhaft. Die Strahlung wird genau berechnet und exakt dosiert. Sie wirkt örtlich begrenzt auf das Drüsengewebe. Der restliche Körper wird so nicht belastet. Für Schwangere und Stillende eignet sich die 131-RIT nicht.

Nach einer 131-RIT kommt es gewollt zur Schilddrüsenunterfunktion, die durch die dauerhafte Einnahme von Schilddrüsenhormonen ausgeglichen werden muss. Augensymptome können sich selten kurzfristig verschlechtern. So ist eine Nachsorge durch den Arzt mit regelmäßigen Kontrollen nötig.

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Therapie der Augenprobleme bei Morbus Basedow

Bei Morbus Basedow können bei circa 50 Prozent der Erkrankten die Augen(-höhlen) betroffen sein (siehe Kapitel Symptome). Diese Orbitopathie ist nur schwer zu behandeln. Entscheidend ist, das Hormongleichgewicht möglichst rasch und gut wieder herzustellen. In Abhängigkeit vom Schweregrad verschreibt der Arzt außerdem Kortisonpräparate (Glukokortikoide). Künstliche Tränen helfen bei trockenen Augen, dunkle Brillen bei Lichtempfindlichkeit und spezielle Prismenbrillen bei Doppelbildern. In bestimmten Fällen kann eine Strahlentherapie an den Augen Linderung verschaffen. Auch gewisse Augenoperationen sind manchmal angebracht. Dabei wird beispielsweise das Lid korrigiert oder der Druck auf den Augapfel verringert (Orbitadekompression).

Rauchen verschlechtert den Verlauf und die Wirksamkeit der Therapie bei endokriner Orbitopathie deutlich und sollte vermieden werden.

Vorsicht mit Jod in Ernährung und Medikamenten!

Jodhaltige Medikamente sollten Menschen, die Morbus Basedow haben, vermeiden. Dazu gehören zum Beispiel bestimmte Desinfektionsmittel, Hustensäfte und Nahrungsergänzungsmittel. Jodhaltiger Seefisch, Sushi und Ähnliches sollten während der Schilddrüsenüberfunktion nicht gegessen werden. Dazu am besten individuell beim Arzt informieren.

Beratende Expertin

Unsere Expertin: Frau Professor Schumm-Draeger

Unsere Expertin: Frau Professor Schumm-Draeger

Frau Professor Dr. med. Petra-Maria Schumm-Draeger ist Internistin und Endokrinologin. 1989 habilitierte sie sich im Fach "Innere Medizin". 1995 bekam sie die Bezeichnung "außerplanmäßiger Professor" durch den Minister für Wissenschaft und Kunst des Landes Hessen verliehen. Von 2002 bis 2016 war Sie als Chefärztin der Klinik für Endokrinologie, Diabetologie und Angiologie des Klinikums Bogenhausen (Städtisches Klinikum München GmbH) tätig. Seit 01.07.2016 leitet sie als ärztliche Direktorin das Zentrum / Innere Medizin / Fünf Höfe in München.

Nachdenkliche junge Frau

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Quellen:

S. Allelein, M. Schott: Update Morbus Basedow. In: Dtsch Med Wochenschr 2019; 144(03): 152-155, Online: https://www.thieme-connect.com/products/ejournals/abstract/10.1055/a-0660-6046 (Abgerufen am 29.07.2021)