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Prostatakrebs - kurz erklärt

Im Vergleich zu anderen Krebsarten wächst Prostatakrebs oft eher langsam. Manchmal ist daher gar keine Therapie nötig, sondern unter engmaschiger ärztlicher Kontrolle kann erst einmal abgewartet werden, wie sich der Tumor entwickelt. Zur Behandlung kommen Operation, Strahlentherapie und Medikamente infrage. Fokale Therapien sind in Erprobung. Teilweise werden die Verfahren kombiniert. Bei Tochtergeschwülsten kann zusätzlich eine Chemotherapie sinnvoll sein. Alter und Gesundheitszustand des Patienten sowie Ausbreitung und Bösartigkeit des Tumors spielen eine wichtige Rolle bei der Auswahl der geeigneten Therapie. 

Was ist ein Prostatakarzinom?

Das Prostatakarzinom (Prostatakrebs) ist ein bösartiger Tumor der Vorsteherdrüse (Prostata) des Mannes. Sein oft langsames Wachstum unterscheidet ihn von anderen bösartigen Tumoren. Prostatakrebs ist in Deutschland bei Männern die häufigste Krebserkrankung mit mehr als 60.000 neuen Fällen jährlich.

Vor dem 50. Lebensjahr ist der Krebs der Vorsteherdrüse selten. Sollte   Prostatakrebs beim Vater, Bruder, Onkel oder Großvater in jungen Jahren   aufgetreten sein, sind Früherkennungsuntersuchungen schon früher als mit den üblichen 45 Jahren ratsam, zum   Beispiel bereits mit 35.

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Die Prostata (rot eingekreist) umschließt die Harnröhre ringförmig direkt unterhalb des Blasenausgangs. Hinter der Prostata liegt der Enddarm, von wo aus die Vorsteherdrüse im Rahmen der Früherkennung vom Arzt mit dem Finger ertastet wird.

Die Prostata gehört zu den Fortpflanzungsorganen des Mannes. In ihr entsteht ein Teil der Samenflüssigkeit, einen weiteren Teil bilden die zwei Samenblasen (lila), die der Prostata außen aufliegen. In den Hoden (Testes) wird ein Großteil des männlichen Geschlechtshormons Testosteron produziert, welches Wachstum und Funktion der Prostata steuert.

Der Tumor breitet sich zunächst innerhalb der Prostata aus. Bei fortschreitendem Wachstum kann er aber die bindegewebige Kapsel durchbrechen, die das Organ umgibt, und in benachbartes Gewebe hineinwachsen. Davon können dann Samenblasen, Harnblase und Mastdarm betroffen sein.

Wo bilden sich Metastasen bei Prostatakrebs?

Mit zunehmender Dauer der Erkrankung steigt auch die Wahrscheinlichkeit,  dass sich Krebszellen über Lymph- oder Blutbahnen im Körper verteilen  und Tochtergeschwülste (Metastasen) bilden. Diese können zum Beispiel in  den Lymphknoten des Beckens, aber auch in anderen Organsystemen des  Körpers liegen. Mit Abstand am häufigsten betroffen sind hierbei die  Knochen (Wirbelsäule, Rippen- und Beckenknochen). Aber auch in Leber und  Lunge können Metastasen auftreten.

Wie lange kann man mit Prostatakrebs noch leben?

Das hängt unter anderem davon ab, wie fortgeschritten der Tumor ist. Fast alle Männer überleben eine Erkrankung an Prostatakrebs, wenn er  so frühzeitig erkannt wird, dass er noch auf die Vorsteherdrüse  beschränkt ist. Die Zahl der (diagnostizierten) neuen Prostatakrebsfälle  nimmt seit mehreren Jahrzehnten zu, ohne dass die Sterblichkeit steigt.  Die relative 5-Jahres-Überlebensrate – ein Maß für die  Überlebenswahrscheinlichkeit von behandelten Prostatakrebspatienten – hat sich  mittlerweile auf etwa 93 Prozent erhöht.

Klar vom Prostatakarzinom unterschieden werden muss die gutartige Vergrößerung der Vorsteherdrüse (benigne Prostata-Hyperplasie, BPH), welche vor allem Probleme beim Wasserlassen verursachen kann, jedoch immer auf die Prostata beschränkt bleibt.

Prof. Dr. med. Christian Stief

Was ist eine gutartige Prostatavergrößerung?

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Prostatakrebs

Prostatakrebs

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Anzeichen für Prostatakrebs

Das Problem: Typische Symptome, die frühzeitig und eindeutig auf einen Prostatakrebs hinweisen, gibt es nicht. In den meisten Fällen entsteht Prostatakrebs in der äußeren Drüsenzone. Die Folge: Zur Einengung der im Inneren liegenden Harnröhre mit Störungen beim Wasserlassen kommt es meist erst dann, wenn der Tumor bereits groß ist und sich im gesamten Organ ausgebreitet hat. Daher ist es besonders wichtig, dass Männer die angebotenen Früherkennungsuntersuchungen wahrnehmen.

Warnzeichen eines späten, oft weit fortgeschrittenen Stadiums können zum Beispiel sein:

  • Schwierigkeiten beim Wasserlassen
  • Blut im Urin oder in der Samenflüssigkeit
  • Schmerzen bei der Ejakulation, in Rücken, Becken oder im Hüftbereich
  • Potenzstörungen

Treten solche Beschwerden auf, dann umgehend den Hausarzt oder Urologen aufsuchen. Nur Mediziner können entscheiden, ob die beschriebenen Symptome harmlos sind oder Anlass für weitere Untersuchungen geben.

Früherkennung von Prostatakrebs

Das Ziel von Früherkennungsmaßnahmen ist es, die Diagnose rechtzeitig zu stellen. Nämlich zu einem Zeitpunkt, zu dem ein wachsender Tumor noch gar keine Beschwerden verursacht, er noch klein und vor allem örtlich begrenzt ist. Denn dann sind die Behandlungs- und damit Heilungschancen am größten.

Fachärzte für Urologie empfehlen allen Männern ab 40, ihre Prostata einmal jährlich untersuchen zu lassen. So sehen es auch die aktuellen Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Urologie vor. Die gesetzlichen Krankenkassen zahlen eine jährliche Früherkennungsuntersuchung auf Prostatakrebs im Normalfall allerdings erst ab dem Alter von 45 Jahren. Liegt die Anlage zu Prostatakrebs möglicherweise in der Familie, kann es wichtig sein, schon viel früher – zum Beispiel bereits ab dem Alter von 35 – mit der regelmäßigen Krebsfrüherkennung zu beginnen. Betroffene sollten sich dazu individuell von ihrem Arzt beraten lassen. In begründeten Fällen zahlt üblicherweise die gesetzliche Krankenkasse.

Tastuntersuchung der Prostata

Zur Früherkennungsuntersuchung gehört die Tastuntersuchung der Vorsteherdrüse. Dabei prüft der Arzt auch die äußeren Genitalorgane, ertastet die Lymphknoten in der Leiste und erfragt Krankheitsgeschichte und eventuelle Beschwerden seines Patienten. Dann untersucht er die Prostata mit dem Finger über den Enddarm (digitale rektale Untersuchung). Denn Prostatakarzinome entstehen am häufigsten in dem Teil der Drüse, der dem Enddarm zugekehrt ist. Der Arzt achtet auf Unregelmäßigkeiten und Verhärtungen, die den Verdacht auf ein Karzinom nahe legen. Doch nicht jeder Prostatakrebs lässt sich auf diese Weise feststellen. Gerade kleine Tumoren fallen bei der Tastuntersuchung manchmal nicht auf.

PSA-Test

Für den sogenannten PSA-Test, eine Laboruntersuchung, die auch bei Verdacht auf Prostatakrebs durchgeführt wird, müssen gesetzlich versicherte Männer derzeit meist selbst aufkommen, wenn der Test rein zur Früherkennung, also ohne begründeten Krebsverdacht, durchgeführt wird (Kosten circa 30 Euro). Bei einem Verdacht auf Prostatakrebs werden die Kosten für den PSA-Test von den gesetzlichen Krankenversicherungen dagegen übernommen.

Das PSA ist ein Eiweiß, das von den Drüsenzellen der Prostata gebildet wird. In geringen Mengen tritt das PSA auch ins Blut über. Der Arzt nimmt dem Mann also Blut ab, das im Labor untersucht wird. Der normale PSA-Wert liegt bei gesunden Männern im Bereich von null bis zweieinhalb Milliardstel-Gramm (Nanogramm, ng) pro Milliliter (ml) Blut. Bei einem Prostatakarzinom ist die PSA-Konzentration im Blut meist erhöht.

Aber es gilt: Eine Erhöhung des PSA-Werts allein ist kein sicherer Hinweis auf Krebs. Denn es gibt noch viele weitere Gründe für einen veränderten PSA-Wert. Eine Prostataentzündung (Prostatitis), eine gutartige Vergrößerung der Prostata (benigne Prostatahyperplasie, BPH), eine vorausgegangene Tastuntersuchung oder Fahrradfahren vor der Blutentnahme können den PSA-Wert beispielsweise ebenfalls in die Höhe jagen. Untersuchungen zeigen, dass nur einer von vier Männern mit einem PSA-Wert zwischen vier und zehn Nanogramm pro Milliliter tatsächlich ein Prostatakarzinom hat.

Umgekehrt gilt auch: So wie eine erhöhter PSA-Wert nicht immer auf ein Prostatakarzinom hinweisen muss, schließen "normale" PSA-Werte Prostatakrebs nicht hundertprozentig aus. Deswegen ist neben dem Absolutwert auch die Anstiegsgeschwindigkeit zwischen verschiedenen PSA-Messungen wichtig.

Intensiv wird derzeit nach Verbesserungen oder Alternativen zum PSA-Test gesucht und geforscht. Reif für den Einsatz in der Praxis sind die bisher geprüften Verfahren allerdings noch nicht.

Weitere Informationen zum PSA-Test

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Diagnose

Beim Verdacht auf Krebs der Vorsteherdrüse wird der Arzt zunächst wie  bei der Früherkennungsuntersuchung die Prostata über den Enddarm  untersuchen (digital-rektale Untersuchung). Blut für die Bestimmung des  PSA-Wertes sollte auf keinen Fall gleich anschließend, sondern entweder  vor der Tastuntersuchung oder bei einem gesonderten Termin abgenommen  werden. 

Liegt ein begründeter Verdacht auf ein Prostatakarzinom vor, so kann letztlich nur eine Gewebeentnahme (Biopsie) diese Befürchtung bestätigen oder die Diagnose Krebs mit hoher Wahrscheinlichkeit ausschließen.

Heute sollte jedoch vor der Biopsie eine Kernspin-Untersuchung  ("multiparametrische Magnet-Resonanz-Tomographie", kurz mpMRT) der  Prostata durchgeführt werden. Diese ermöglicht eine bessere Aussage, ob ein  bösartiger Prostatakrebs, eine Entzündung oder eine gutartige  Vergrößerung vorliegt. So kann manchem Patienten, dessen  Prostataveränderung sich als doch nicht krebsverdächtig entpuppt die  Biopsie erspart werden. Auch ermöglicht die Kernspin-Untersuchung die genaue Lokalisation des verdächtigen Bezirkes innerhalb der Prostata, aus dem dann die Proben punktgenau entnommen werden können.

Falls tatsächlich ein Prostatakrebs vorliegt, ermitteln die Ärzte als  nächstes mit verschiedenen weiterführenden diagnostischen Maßnahmen,  welche Größe der Tumor bereits erreicht und wohin er sich vielleicht  schon verbreitet hat. Zusätzlich versuchen sie abzuschätzen, wie  bösartig der Tumor ist.

Die Biopsie der Prostata erfolgt über den Enddarm

Die Biopsie der Prostata erfolgt über den Enddarm

Die Biopsie

Bei der Biopsie wird vom Enddarm – gelegentlich auch vom Damm – aus eine Stanznadel in unterschiedliche Teile der Prostata gestochen. Es werden mindestens sechs, meist jedoch zehn bis zwölf Gewebeproben entnommen. Mit Hilfe einer Ultraschallsonde, die über den After in den Enddarm eingeführt wird, kann der Arzt die Prostata und umliegende Gewebestrukturen auf einem Bildschirm sichtbar machen (transrektaler Ultraschall – TRUS) und so die Entnahme von Prostatagewebe gezielt steuern.

Beim Vorliegen einer Kernspintomographie der Vorsteherdrüse kann der in der Prostata vermutete Krebsherd mittels einer sogenannten Fusionsbiopsie punktiert werden. Die bei dem vorausgegangenen MRT ermittelten Daten werden in das zur Biopsie verwendete Ultraschallgerät eingespielt, und dann kann dieser Herd oder auch mehrere Herde, genau getroffen werden. Diese Fusionsbiopsie mittels eines speziellen Ultraschallgeräts geht deutlich schneller als eine Biopsie direkt im MRT-Gerät und ist somit schonender für den Betroffenen.

Die Gewebeuntersuchung mit mikroskopischen und molekularbiologischen Methoden dient nicht nur der eigentlichen Tumordiagnose, sondern liefert den Ärzten darüber hinaus wichtige Informationen über die Art und das Verhalten des Tumors. Das ist entscheidend für die Behandlungsplanung.

Darmkrebs Polyp

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Frau hält sich den Bauch

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Weiterführende diagnostische Maßnahmen

Weitere diagnostische Maßnahmen – und damit die Therapieplanung – hängen dann davon ab, wie weit sich der Tumor örtlich ausgebreitet hat, ob er mehr oder weniger bösartig ist und ob sich schon Metastasen in den nahe gelegenen Lymphknoten des Beckens oder in anderen Körperregionen gebildet haben. Zur Klärung werden je nach Situation folgende Verfahren genutzt:

  • transrektaler Ultraschall
  • Skelettszintigrafie
  • allgemeine Bluttests
  • PSMA-PET /MRT

Mit Hilfe der transrektalen Ultraschalluntersuchung kann geprüft werden, ob der Tumor die bindegewebige Kapsel bereits durchbrochen hat, welche die Prostata umgibt oder ob er bereits in die Samenblasen eingewachsen ist.

Mit der sogenannten Skelett-Szintigraphie (Knochen-Szintigraphie) lässt sich feststellen, ob der Tumor bereits die Knochen befallen hat. Diese Untersuchung ist sinnvoll, wenn der PSA-Wert (siehe Kapitel Früherkennung) über 20 Nanogramm pro Milliliter beträgt oder andere Hinweise auf Geschwulste in den Knochen bestehen. Dazu werden geringe Mengen einer radioaktiven Substanz in die Blutbahn gespritzt, die sich besonders in erkrankten Knochen anreichert. Eine Kamera, welche die radioaktive Strahlung registriert, ortet dann die metastasenverdächtigen Bereiche.

Szintigraphie

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Allgemeine Bluttests gehören zu den weiteren Untersuchungen, die fast alle Patienten noch vor der weiteren Behandlungsplanung hinter sich bringen müssen. Sie dienen vor allem der Prüfung des Gesundheitszustandes, zum Beispiel zur Feststellung der Narkosefähigkeit vor einer Operation.

Noch nicht zum Standard diagnostischer Maßnahmen zählen derzeit Untersuchungsverfahren wie etwa die Magnetresonanz-Tomografie sowie neue Methoden wie die Positronen-Emissions-Tomografie (PSMA-PET), mit der bei Hochrisiko-Patienten nach Metastasen gesucht wird. Ein MRT ist jedoch dann als Ausgangsbefund sinnvoll, wenn eine aktive Überwachung des Tumors geplant ist.

Einteilung von bösartigen Prostatatumoren

Prostatakarzinome gehen meist von Drüsenzellen aus und zählen deshalb zur Gruppe der sogenannten Adenokarzinome. Der Behandlungsplan hängt in hohem Maße davon ab, welche biologischen Eigenschaften ein diagnostizierter Tumor aufweist, wie ausgedehnt und "bösartig" er ist oder zu werden droht. Hinweise dazu erhalten die Mediziner aus den entnommenen Gewebeproben.

Die Einteilung des Tumors erfolgt auf zwei Arten:

1. Gleason-Score:

Beim Prostatakarzinom spielt die nach dem amerikanischen Arzt Dr. Donald Gleason benannte Skala zur Beschreibung der Bösartigkeit von Tumoren (Gleason-Score) die größte Rolle. Dabei werden die betroffenen sichtbaren Zellen aus einer Gewebeprobe in Gruppen aufgeteilt. Die beiden Zelltypen, die am häufigsten vorkommen und die größten Gruppen bilden, werden bewertet, und zwar nach einer Skala zwischen 1 (gesunden Zellen weitgehend ähnlich) und 5 (stark unterschiedlich, vergleichsweise sehr bösartig). Zusammengezählt ergeben die beiden Werte den Gleason-Score.

2. TNM-Bewertung

Dieses System berücksichtigt mit dem Buchstaben T die Tumorgröße sowie die örtliche Ausdehnung, mit dem Buchstaben N den Lymphknotenbefall und mit dem Buchstaben M die Metastasen, also Tochtergeschwülste. Ziffern hinter den jeweiligen Buchstaben bezeichnen genauer die Größe und Ausdehnung (T1-4), das Vorhandensein oder Fehlen von befallenen Lymphknoten (N0 oder N1) und das Vorhandensein oder Fehlen von Metastasen (M0 oder M1).

T1 N0 M0 bezeichnet zum Beispiel einen Tumor, der zum Zeitpunkt der Diagnosestellung lediglich in der Stanzbiopsie oder als Zufallsbefund in Gewebespänen nach chirurgischer Behandlung einer gutartigen Prostatavergrößerung (BPH) nachgewiesen wurde. T3 bedeutet, dass der Tumor die Prostatakapsel durchbricht. N1 steht für Lymphknotenmetastasen, und das Kürzel M1b bedeutet Knochenmetastasen. Eine exakte Beurteilung des T-Stadiums ist erst nach der operativen Entfernung des Tumors möglich. Im Bericht des Pathologen steht dann vor den Ziffern ein kleines "p" für "pathologisch gesichert".

Behandlung von Prostatakrebs

Die Behandlung richtet sich danach, wie bösartig und wie ausgedehnt der Tumor ist.

Lokal begrenzter Prostatakrebs

In frühen Stadien (T1 und T2), wenn der Krebs noch auf die Prostata beschränkt ist und keine Tochtergeschwülste (Metastasen) gebildet hat, ist eine Heilung durch die komplette Entfernung des Tumors im Rahmen einer Operation möglich. Alternativ kommt eine Strahlentherapie in Frage. Auch sie kann zur Heilung führen.

Bei älteren Patienten mit kleinen, wenig bösartigen Tumoren, kommt es eventuell auch in Frage, einfach abzuwarten, ob der Tumor überhaupt wächst, und erst in diesem Fall eine Behandlung zu beginnen. Dieses "Aktive Überwachung" genannte Vorgehen setzt allerdings vor dem Beginn ein MRT, und anschließend eine regelmäßige Bestimmung des PSA, regelmäßiges Abtasten und Ultraschalluntersuchungen der Prostata sowie auch die erneute Entnahme von Gewebeproben voraus. Wünschen sehr alte oder kranke Männern keine Operation oder Strahlentherapie mehr, können sie sich palliativ mit Medikamenten behandeln lassen. Eine Heilung ist auf diese Weise aber nicht möglich.

Als neueste Therapieoption wird die sogenannte fokale Therapie kleiner Tumore angeboten, die dann  mit Hilfe von Laserlicht oder hoch fokussiertem Ultraschall (HIFU) den Tumorherd selektiv unter Erhalt des Gesamtorgans zerstört.

Fortgeschrittener Prostatakrebs

Hat sich der Tumor über die Prostata hinweg zum Beispiel in Enddarm oder Samenbläschen ausgebreitet (T3 und T4) und gleichzeitig aber noch keine Tochtergeschwülste in Lymphknoten oder anderen Organen gebildet (N0, M0), so können entweder eine Operation oder eine Kombination aus Bestrahlung und Hormontherapie zur Heilung führen. Mit einer Operation sind die Überlebensraten bei diesen lokal fortgeschrittenen Tumoren jedoch besser. Ältere und kranke Männer, die sich weder einem Eingriff noch einer Bestrahlung unterziehen wollen, können entweder unter ärztlicher Kontrolle abwarten, wie der Tumor sich entwickelt oder sich gleich mit Medikamenten behandeln lassen. Eine Heilung ist auf diese Weise aber nicht möglich.

Tumor mit Metastasen

Hat der Tumor bereits Tochtergeschwulste in Lymphknoten oder anderen Organen gebildet, kommt nur noch eine Therapie mit antihormonalen Medikamenten oder eine Entfernung der Hoden (Orchiektonime) infrage. Daran schließt sich nach etwa vier Monaten eine Chemotherapie an.

Die Behandlungsmethoden im Überblick:

Bei der radikalen Prostatektomie wird das rot eingekreiste Gewebe entfernt

Bei der radikalen Prostatektomie wird das rot eingekreiste Gewebe entfernt

Operation

Ist das Karzinom noch auf die Prostata begrenzt, wird normalerweise versucht, es mit einer Operation komplett zu entfernen und so die Chance auf eine Heilung zu vergrößern. Bei der sogenannten Prostatektomie werden neben der Prostata selbst auch die Samenbläschen und – je nach Risiko – die Lymphknoten des Beckens entnommen. Letzteres geschieht, da diese Lymphknoten die wahrscheinlichste Station für Tochtergeschwülste (Metastasen) sind. Nach der Entfernung der Prostata wird die Harnröhre wieder an die Blase angeschlossen, so dass die Blasenentleerung auf normalem Wege möglich ist.

Eine Alternative zur offenen Operation ist die endoskopische Operation oder Schlüsselloch-Chirurgie durch mehrere kleine Schnitte. Dabei bedient man sich heutzutage in der Regel eines Operationsroboters, über den die ins Becken vorgeschobenen Instrumente von einer Steuerkonsole aus bedient werden können.

Unerwünschte Folgeerscheinungen der radikalen Prostataentfernung lassen   sich bei aller Sorgfalt nicht immer vermeiden: Am häufigsten sind der   Verlust der Erektionsfähigkeit (Impotenz) und ungewolltes Wasserlassen  (Harninkontinenz).  Eine vorübergehende Harninkontinenz ist relativ  häufig und dauert in  der Regel ein paar Wochen oder Monate. Zu einer  bleibenden Inkontinenz  kommt es bei etwa 1 bis 10 Prozent der operierten  Patienten, je nach  Zentrum und Operateur (siehe auch: Nachsorge und  Rehabilitation).
Einschränkung oder der Verlust der Erektionsfähigkeit (Impotenz) treten auf, wenn bei der Prostataentfernung jene   Nervenstränge verletzt werden, die für die Erektion verantwortlich sind.   Sie laufen rechts und links an der Prostata sowie zwischen Prostata  und  Enddarm entlang. Je nachdem, wie weit sich ein Tumor ausgebreitet  hat,  können die Nervenbündel bei der Operation geschont werden.


 Die  Prostatektomie ist eine sehr anspruchsvolle Operation. Hier ist es  von  größter Wichtigkeit, sich ein Zentrum beziehungsweise einen  Operateur  mit viel Erfahrung auszusuchen. Es ist belegt, dass der  Erfolg der  Operation stark von der Häufigkeit abhängt, mit der sie an  einem Zentrum  und von einem bestimmten Operateur durchgeführt wird. Das  Zentrum  sollte mindestens 100, der betreffende Operateur mindestens 50  "radikale  Prostatektomien" pro Jahr durchführen. Sie sollten sich auch  nach den  Ergebnissen Ihres Operateurs erkundigen; kann er Ihnen keine  genauen  Zahlen nennen, sollten Sie noch eine Zweitmeinung einholen.

Externe Bestrahlung: Energiereiche Strahlung wird von außen auf den Tumor gerichtet

Externe Bestrahlung: Energiereiche Strahlung wird von außen auf den Tumor gerichtet

Strahlentherapie

Bei der Strahlentherapie wird energiereiche Strahlung örtlich begrenzt auf den Tumorbereich ausgerichtet. Sie soll die bösartigen Zellen durch Schädigungen ihrer Erbsubstanz (DNA) zum Absterben bringen.

Bei kleinen, auf die Prostata begrenzten Tumoren, kann die Bestrahlung eine Alternative zur Operation sein. Ist der Tumor nicht mehr auf die Prostata begrenzt, sondern hat er sich zum Beispiel auf die Blase oder das Becken ausgeweitet, nimmt die Bestrahlung einen hohen Stellenwert ein – in der Regel in Kombination mit einer Hormontherapie. Darüber hinaus wird die Bestrahlung oft auch zur gezielten Bekämpfung von Knochenmetastasen eingesetzt.

Häufig erfolgt die Bestrahlung der Tumorregion von außen (externe Bestrahlung). Die Gesamtstrahlendosis wird auf kleine Einzeldosen über mehrere Wochen verteilt. Bis der PSA-Wert deutlich sinkt, kann es mehrere Monate dauern.

Strahlentherapie

Strahlentherapie (Radiotherapie)

Bei einer Strahlentherapie zerstört ionisierende  Strahlung Tumorzellen – oder bremst deren Wachstum. 50 bis 60 Prozent aller Krebspatienten werden im Laufe der Behandlung bestrahlt zum Artikel

Brust-Querschnitt (Schematische Darstellung, Sagittalschnitt)

Brustkrebs (Mammakarzinom)

Brustkrebs ist die häufigste Krebserkrankung der Frau. Informationen zu Anzeichen, Risikofaktoren, Diagnose und aktuellen Therapien. zum Artikel

Brachytherapie: Die Bestrahlung von innen über winzige radioaktive Stäbchen

Brachytherapie: Die Bestrahlung von innen über winzige radioaktive Stäbchen

Unter bestimmten Bedingungen können alternativ auch winzige radioaktive Metallstäbchen in die Prostata eingebracht werden, so dass die Bestrahlung von innen erfolgt (Brachytherapie).

Obwohl durch moderne Bestrahlungstechniken die Nachbarorgane weitgehend geschont werden, können Beschwerden wie eine Entzündung der Blase oder des Darms auftreten. Als Folge der Strahlentherapie kann es bei der Hälfte und mehr der Patienten auch zu einer Impotenz kommen. Zu Harninkontinenz kommt es nach einer Strahlentherapie nur selten. Weiterhin wurde beobachtet, dass sich nach einer Bestrahlung das Risiko für Dickdarmkrebs erhöht. Daher sollten betroffene Patienten die angebotenen Vor- und Nachsorgeuntersuchungen besonders gewissenhaft wahrnehmen.

Bei der fokalen Strahlentherapie handelt es sich um einen noch neuen Therapieansatz, der meist an Zentren angeboten wird. Unter bestimmten Voraussetzungen werden hier kleine, begrenzte und nicht besonders bösartige Tumore unter Erhalt des Gesamtorgans ambulant ausgeschaltet. Zum Einsatz kommen Laser-, Ultraschall- und Kälteverfahren. Potenz und Kontinenz bleiben hier zumeist unbeeinträchtigt, allerdings muss die dauerhafte Tumorfreiheit im Rahmen laufender Studien noch unter Beweis gestellt werden.

Fokale Therapie

Bei der fokalen Therapie handelt es sich um einen noch neuen Ansatz, den nur bestimmte Zentren anbieten. Unter gewissen Voraussetzungen werden hier kleine, begrenzte und nicht besonders bösartige Tumore unter Erhalt der restlichen Prostata selektiv zerstört. Die fokale Therapie erfolgt in Vollnarkose. Der Aufenthalt im Krankenhaus beträgt meist drei bis vier Tage. Zum Einsatz kommen Laser-, Ultraschall- und Kälteverfahren. Potenz und Kontinenz beiben hier zumeist unbeeinträchtigt. Ob die Patienten dauerhaft tumorfrei bleiben, muss aber erst im Rahmen laufender Studien bewiesen werden.

Hormonbehandlung

Die Hormonbehandlung kommt zusammen mit einer Bestrahlung im Zuge eines heilenden Ansatzes bei lokal fortgeschrittenen Prostatakarzinomen infrage. Sie kann entweder vor der Bestrahlung (neoadjuvant) stattfinden, mit dem Ziel, den Tumor zu verkleinern. Oder sie folgt auf die Bestrahlung (adjuvant), um eventuell verbliebene Tumorreste am Wachstum zu hindern. Hat der Prostatakrebs Metastasen gebildet, ist die Hormontherapie gefolgt von einer Chemotherapie das Mittel der Wahl. Palliativ kann eine Hormontherapie auch bei Patienten mit auf die Prostata begrenztem Tumor eingesetzt werden, wenn eine Operation oder Bestrahlung zum Beispiel aus Gesundheitsgründen nicht möglich ist.

Ziel der Behandlung ist es, die Produktion und Wirkung des männlichen Sexualhormons Testosteron zu hemmen. Denn Testosteron unterhält das Wachstum eines Großteils der Zellen des Prostatakrebses. Durch die antihormonelle Therapie wird das Wachstum gehemmt – allerdings nur, solange die Medikamente eingenommen werden.

Drei Methoden der Hormonbehandlung kommen zum Einsatz:

1. Testosteronbildung unterdrücken

Entweder die Hoden – wo Testosteron gebildet wird – werden operativ entfernt – was sehr selten praktiziert wird. Oder betroffene Männer nehmen Medikamente, welche die Testosteronbildung in den Hoden hemmen. Zum Einsatz kommen dabei mehrere chemische Substanzen, unter anderem die LHRH-Analoga beziehungsweise GnRH-Agonisten einerseits sowie die GnRH-Antagonisten andererseits. LHRH-Analoga und GnRH-Antagonisten wirken nach Einnahme ein bis sechs Monate. Abiraterone muss täglich eingenommen werden, zusammen mit einem Kortisonpräparat. Hitzewallungen und Schweißausbrüche sind mögliche Nebenwirkungen der dadurch bewirkten Hormonumstellung, lassen sich aber mit Medikamenten in den Griff bekommen. Zusätzlich kommt es zu einer Abnahme des sexuellen Antriebs und zu einer Impotenz. Das Risiko für Herz-Kreislauf-Krankheiten und Zuckerkrankheit kann sich ebenfalls erhöhen.

2. Testosteron-Wirkung unterbinden

Medikamente einer weiteren Substanzklasse, die Anti-Androgene, verhindern, dass Testosteron sich an die Tumorzelle koppelt und seine Wirkung entfaltet. Anti-Androgene können unter bestimmten Umständen zusätzlich zu LHRH-Analoga eingesetzt werden. Damit wird der Tumor vollständig von wachstumsstimulierenden Hormonen abgeschirmt, die in geringen Mengen trotz der Analoga-Therapie noch vorhanden sind. Anti-Androgene werden auch als komplette Alternative zu LHRH-Analoga eingesetzt, da ihre Nebenwirkungen geringer sind. Durch die Einnahme von Anti-Androgenen kann es zu Störungen im Magen-Darm-Trakt und der Leberfunktion kommen. Häufig schwellen auch die Brustdrüsen schmerzhaft an. Möglich, aber nicht die Regel, ist eine Minderung des sexuellen Lustempfindens und der Potenz.

3. Blockade durch weibliche Hormone

Weibliche Geschlechtshormone (Östrogene), verabreicht in hohen Dosen, können ebenfalls die Testosteronproduktion in den Hoden blockieren. Jedoch werden erhebliche Nebenwirkungen beobachtet, unter anderem auf das Herz-Kreislauf-System und die Blutgerinnung. Diese Therapievariante wird deshalb nicht mehr vorrangig angewandt.

Chemotherapie

Die Chemotherapie wird zum Beispiel beim Vorliegen von Tochtergeschwulsten mit der Hormontherapie kombiniert. Dabei setzen die Ärzte Medikamente ein, welche die Zellen des Tumors an der Teilung und damit der Vermehrung hindern, sie zum Absterben bringen und damit das Wachsen des Tumors unterbinden. Diese Medikamente heißen Zytostatika. Sie wirken jedoch nicht nur auf den Tumor, sondern auf alle sich schnell erneuernden Gewebe im Körper. Zu den typischen Nebenwirkungen vieler Zytostatika gehören vorübergehende Störungen der Blutzellbildung oder auch Haarausfall sowie Übelkeit und Erbrechen. Prostatakarzinome reagieren auf Zytostatika – allerdings nicht so empfindlich wie manch andere Krebsarten. Die Behandlung bringt auch keine endgültige Heilung, kann aber den Krankheitsverlauf verzögern.

Infusion

Chemotherapie: Formen, Ablauf, Risiken

Bei der Chemotherapie hemmen sogenannte Zytostatika die Vermehrung von Krebszellen. Deshalb ist sie ein wichtiger Bestandteil in der Behandlung von Krebserkrankungen zum Artikel

Prostata (Schematische Darstellung)

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Schmerztherapie

Bei fortschreitender Erkrankung werden die empfundenen Schmerzen häufig zum Hauptproblem für die betroffenen Männer. Schmerzlindernd können auch eine Chemo- oder Strahlentherapie wirken, im Vordergrund steht aber die Behandlung mit Schmerzmitteln.

Bei schmerzhaften Knochenmetastasen kann eine gezielte Bestrahlung Linderung bringen. Dadurch können gleichzeitig die geschädigten, bruchgefährdeten Knochen wieder gefestigt werden. Auch mit der Gabe von hochdosierten Östrogenen oder von bestimmten radioaktiven Substanzen, die sich in erkranktem Knochen anreichern und ihn von innen bestrahlen, können Rückbildungen der Knochentumore und damit eine Schmerzlinderung erreicht werden (Radionuklidtherapie).

Nachsorge und Rehabilitation

Die Nachsorge hat folgende Funktionen:

  • rechtzeitig zu erkennen, wenn die Erkrankung wieder auftritt, um neue Behandlungsmaßnahmen einzuleiten.
  • Komplikationen, Nebenwirkungen der Therapie sowie Begleiterkrankungen festzustellen, zu behandeln und zu lindern.
  • dem Patienten zu helfen, im Rahmen einer Nachbetreuung auch psychische und soziale Probleme in den Griff zu bekommen.

Ärztliche Nachsorgeuntersuchungen finden in den ersten zwei Jahren etwa alle drei Monate statt. Bei neu aufgetretenen Knochenschmerzen oder "rheumatischen" Beschwerden raten Experten dringend, sofort den behandelnden Arzt aufzusuchen. Denn das Prostatakarzinom bildet im fortgeschrittenen Stadium häufig Tochtergeschwülste im Skelett, die solche Beschwerden verursachen können.

Soziale und psychische Probleme können bereits in der Klinik angegangen werden, wo Ärzte, Sozialdienst oder Psychologen Rat geben. Außerdem bieten Beratungsstellen und Selbsthilfegruppen Informationen sowie Gelegenheit zum Kontakt mit anderen Patienten.

Nach dem Krankenhausaufenthalt wird oft eine Anschlussheilbehandlung oder eine Kur empfohlen, um den Genesungsprozess zu beschleunigen. In speziellen Nachsorgekliniken wird auf die Situation der Betroffenen eingegangen. Dort erhalten sie auch Rat, wie sie am besten mit den möglichen Folgen der Krebsbehandlung wie Harninkontinenz oder Impotenz umgehen können.

Harninkontinenz

Harninkontinenz ist die Unfähigkeit, den Urin zu halten. Meist ist diese Störung nur vorübergehend, in seltenen Fällen aber dauerhaft. Ursache ist das Versagen des Verschlussmechanismus am Blasenausgang. Meist unter körperlicher Belastung, beim Husten, Niesen oder Pressen, treten geringe Urinmengen unkontrolliert aus.

Saugfähige Einlagen können den Harn auffangen. Oft kann die Störung durch eine konsequente Beckenbodengymnastik behoben werden. Bei chronischer Inkontinenz können verschiedene operative Verfahren Besserung bringen, etwa die Einpflanzung eines künstlichen Schließmuskels.

Eingeschränkte Sexualität

Die gute Nachricht: Die Produktion der männlichen Geschlechtshormone wird auch durch eine Operation nicht beeinflusst. Das bedeutet: Lustempfinden und Orgasmusfähigkeit bleiben erhalten. Jedoch können Erektionsstörungen auftreten. Zeitliche begrenzte Störungen können Folge einer Schädigung, dauerhafte Probleme Folge einer Entfernung der Nerven im Rahmen operativer Eingriffe sein. Manchmal stecken jedoch auch psychische Beschwerden dahinter.

Ist eine sexuelle Aktivität nur eingeschränkt möglich, ist das für viele Betroffene belastend. Die Unterstützung durch den Sexualpartner vor allem durch offene, verständnisvolle Gespräche kann hier eine große Hilfe sein.

Ursachen und Risikofaktoren

Alter

Mit zunehmendem Alter steigt das Risiko, an Prostatakrebs zu erkranken. Über 80 Prozent aller Männer, bei denen ein Prostatakarzinom diagnostiziert wird, sind älter als 60 Jahre. 

Mediziner schätzen aufgrund von Untersuchungen an Verstorbenen, dass etwa 60 Prozent aller 60-Jährigen Männer ein Prostatakarzinom haben. Hier handelt es sich aber in den allermeisten Fällen um sehr kleine und wenig bösartige Frühformen des Prostatakrebses, die nicht behandelt werden müssen.

Genetische Veranlagung

Nach Schätzungen liegt der Anteil der genetisch bedingten Prostatakrebs-Erkrankungen zwischen fünf und zehn Prozent. Schon länger ist bekannt: Männer, deren Väter oder Brüder von Prostatakrebs betroffen sind, haben im Vergleich zur übrigen männlichen Bevölkerung ein doppelt so hohes Risiko, selbst daran zu erkranken. Gleichzeitig wächst die Wahrscheinlichkeit, früher von Krebs der Vorsteherdrüse betroffen zu sein.

Wer glaubt, dass er erblich vorbelastet ist, kann sich an spezielle humangenetische Beratungsstellen wenden. Dort wird ermittelt, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, ebenfalls an Prostatakrebs zu erkranken. Zu beachten ist: Prostatakrebs kann sowohl durch den Vater als auch durch die Mutter weiter vererbt werden. Aus diesem Grund sollten Ratsuchende bei den Familien beider Elternteile nachforschen, ob Brüder oder Väter an Prostatakrebs erkrankt sind.

Ernährung, Rauchen 

Ob die Ernährung – insbesondere eine sehr fett- und kalorienreiche Kost – bei der Entstehung von Prostatakrebs eine Rolle spielt, ist nicht eindeutig geklärt. Bekannt ist jedoch, dass Übergewicht das Risiko für viele Krebsarten erhöht.

Gesichert ist der Zusammenhang zwischen Rauchen und gehäuftem Auftreten von Prostatakrebs.

Unser Experte: Professor Christian Stief

Unser Experte: Professor Christian Stief

Beratender Experte

Professor Dr. Christian Stief ist Facharzt für Urologie. Er habilitierte  sich 1991 an der Medizinischen Hochschule Hannover. Seit 2004 steht er  als Direktor der Urologischen Klinik des Klinikums der Universität  München vor. Er ist Herausgeber mehrerer deutsch- und englischsprachiger  wissenschaftlicher Bücher und war von 2006 bis 2012 Mitherausgeber der  Fachzeitschrift European Urology. Seit 2018 ist er Mitglied des Medizinausschusses des Wissenschaftsrates der Bundesregierung und der Bundesländer.

Quellen

Leitlinienprogramm Onkologie (Deutsche Krebsgesellschaft, Deutsche Krebshilfe, AWMF): Interdisziplinäre Leitlinie der Qualität S3 zur Früherkennung, Diagnose und Therapie der verschiedenen Stadien des Prostatakarzinoms, Langerversion 5.1., 2019, AWMF Registernmmer: 043/022OL, Online: https://www.leitlinienprogramm-onkologie.de/fileadmin/user_upload/Downloads/Leitlinien/Prostata_5_0/LL_Prostatakarzinom_Langversion_5.1.pdf (Abgerufen am 22.10.2019)

Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder –behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen. Die Beantwortung individueller Fragen durch unsere Experten ist leider nicht möglich.

Thema Prostatakrebs


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