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1. Wie Probleme an Zähnen und Kiefergelenk zu Ohrenschmerzen führen

Kiefergelenkerkrankungen, Zahnprobleme

Vor allem Probleme an den Backen- oder Weisheitszähnen, Karies, Wurzelentzündungen sowie durchbrechende oder schief wachsende Weisheitszähne verursachen mitunter Beschwerden, die auch auf die Ohren ausstrahlen. Durch die enge Nachbarschaft zwischen Kiefergelenk, äußerem Gehörgang  und Mittelohr wirken sich Kieferprobleme manchmal auch auf den  Ohrbereich aus und führen dort zu Schmerzen. Folgen für die Ohren können so zum Beispiel Gebissfehlstellungen, Abnutzungserscheinungen oder  Entzündungen haben.

Symptome:

Bei Zahnkrankheiten: Schmerzen an den Zähnen, im Backen- und Kieferbereich, schlechter Atem, Zahnfleischbluten, mitunter Ohrenschmerzen.

Bei Kieferproblemen: Schmerzen an den Kiefergelenken, Knacken und Schmerzen bei  Kieferbewegungen, Probleme beim Öffnen des Kiefers, Ohrenschmerzen,  Ohrgeräusche (Tinnitus), Kopfschmerzen.

Diagnose und Therapie: Wenn Symptome und Erstuntersuchungen auf Probleme im Kieferbereich oder an den Zähnen hindeuten, werden ein Kieferorthopäde und ein Zahnarzt möglichen zugrundeliegenden Störungen nachgehen. Die Behandlung richtet sich nach der Ursache.

Verspannte Kaumuskeln, Zähneknirschen (Bruxismus)[9313]

Stress und psychische Anspannung führen bei vielen Menschen dazu, dass sie buchstäblich die Zähne zusammenbeißen. Die Kaumuskulatur verkrampft sich, nächtliches Zähneknirschen ist nicht selten eine Folge. Morgens beim Aufwachen stellen sich dann mitunter auch Ohrenschmerzen und Ohrgeräusche ein.

Symptome: Gesichts-, Hals- und Ohrenschmerzen, Tinnitus, Muskelschmerzen im Nacken und in der Schulter, eventuell depressive Verstimmung.

Diagnose und Therapie liegen bei einem Zahnarzt beziehungsweise Kieferorthopäden. Häufig lässt der Arzt eine sogenannte Aufbissschiene anpassen. Entspannungstechniken können zusätzlich hilfreich sein.

Das Mittelohr liegt zwischen Gehörgang und Innenohr

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2. Erkrankungen im Gesicht, die mit Ohrenschmerzen einhergehen

Gesichtsnervenlähmung (Fazialisparese)

Entzündungen im Ohrbereich wie etwa eine Mittelohrentzündung können sich bis zu dem in unmittelbarer  Nachbarschaft verlaufenden Gesichtsnerv ausbreiten. Es gibt noch andere mögliche Ursachen für eine Gesichtslähmung,  auch Verletzungsschäden gehören dazu. Recht häufig jedoch lässt sich kein  Auslöser finden (idiopathische Fazialisparese). Ohrschmerzen sind mitunter ein Anfangszeichen.

Symptome: Mit Beginn der Lähmungserscheinungen sind Schmerzen seitlich am  Gesicht und hinter dem Ohr möglich. Typisch ist dann eine einseitig  erschlaffte Gesichtshälfte. Der Kranke kann das Augenlid nicht mehr  vollständig schließen, was das Auge relativ schnell schädigen kann.  Auch hat er Probleme, Mund- und Stirnmuskeln ungehindert zu bewegen. Es  kommt zu Sprech-, Kau- und Schluckschwierigkeiten.

Diagnose und Therapie: Bei diesem Krankheitsbild ist neben dem HNO-Arzt und dem Augenarzt meist der Neurologe gefragt. Eingehende Ohruntersuchungen, weiterführende  Untersuchungen wie Tests von Nerven- und Muskelaktivitäten, Blutanalysen im Labor sowie je nach Ausprägung der Symptome eventuell bildgebende  Verfahren helfen teilweise, Ursache und Form der Fazialislähmung zu bestimmen.

Zur Behandlung  setzen die Ärzte häufig Kortisonpräparate ein. Eine örtliche Therapie für das  erkrankte Auge ist wichtig, um es zu schützen und die Beschwerden zu  lindern. Erweisen sich Lähmungen und Krankheitsverlauf als sehr schwerwiegend, erwägen die Fachärzte manchmal auch mikrochirurgische Eingriffe, etwa um den Gesichtsnerven wiederaufzubauen. 

Ausführliche Informationen finden Sie im Ratgeber "Gesichtslähmung (Fazialislähmung)":

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Reizungen bestimmter Hirnnerven

Neben dem bekannten Trigeminusnerv können auch andere Hirnnerven, die unterschiedliche Funktionen im Kopf- und Gesichtsbereich steuern, gereizt werden beziehungsweise unter Druck geraten (Glossopharyngeusneuralgie, Intermediusneuralgie, Sluder-Syndrom). Je nach Krankheitsverlauf  erfassen die Schmerzen dann oft auch das Ohr.

Symptome: Meist einseitige Schmerzanfälle im Nasen-Rachen-Raum, im inneren Ohr und Gehörgang, im Augen- und Nasenbereich; Kauen, Schlucken, Husten und ähnliches können die Attacken auslösen.

Diagnose und Therapie liegen in der Regel in der Hand eines Neurologen.

Genauer über Diagnose und Behandlung informiert ebenfalls der Ratgeber "Gesichtsschmerzen" (siehe Link weiter oben), und zwar in den Kapiteln "Trigeminusneuralgie" und "Weitere Ursachen".

3. Wenn die Ursachen von Ohrenschmerzen im Bereich von Hals und Nacken liegen

Halswirbelsäulenprobleme

Muskelverspannungen, aber auch Bandscheibenschäden wirken mitunter bis ins Ohr weiter. Feinste Nervenfasern in den Muskeln und Nervenbahnen, die im Ohrbereich verlaufen, sind dabei oft mit einbezogen.

Symptome: Verhärtete, schmerzende Muskeln am Hinterkopf, im Nacken und im Hals-Schulterbereich, Schmerzen bei Bewegungen der Halswirbelsäule, Ohrenschmerzen, auch Tinnitus und Schwindel sind möglich.

Diagnose und Therapie: Treten entsprechende Beschwerden auf, liegt die weitere Diagnose und Behandlung in der Regel in der Hand eines Orthopäden.

Lesen Sie mehr dazu im Ratgeber "Nackenschmerzen, steifer Hals":

Frau hat Nackenschmerzen

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Schilddrüsenentzündung (Thyreoiditis)

Hals- und Ohrenschmerzen können bei akuten Entzündungen der Schilddrüse auftreten, die aber insgesamt selten sind. Bakterien können eine akute eitrige Thyreoiditis auslösen, während ein vorausgegangener Virusinfekt häufig mit einer subakuten Thyreoiditis de Quervain in Verbindung gebracht wird. Diese Form betrifft deutlich mehr Frauen als Männer. Bei eitrigen Formen bildet sich mitunter auch ein Abszess. Eine Strahlentherapie kann zu einer akuten, nicht eitrigen Entzündung führen. Die häufigste Form der Schilddrüsenentzündung, die chronische lymphozytäre Thyreoiditis (Hashimoto),  auch Autoimmunthyreoiditis genannt, spielt hinsichtlich Ohrenschmerzen praktisch keine Rolle.

Symptome: Fieber, Halsschmerzen, die bis in die Ohren ausstrahlen können, Schwellungen und Lymphknotenschwellungen am Hals können eine akute eitrige Thyreoiditis kennzeichnen. Die subakute Form de Quervain äußert sich durch Schwellungen im Bereich der Schilddrüse, Schluckbeschwerden, Schmerzen bis zu den Ohren, starkes Krankheitsgefühl.

Diagnose und Therapie: Die Diagnose stellt meist ein Internist und Schilddrüsenspezialist (Endokrinologe). Der klinische Untersuchungsbefund am Hals, verschiedene Blutwerte sowie eine Ultraschalluntersuchung geben ersten Aufschluss. Um die Diagnose zu sichern und andere Erkrankungen auszuschließen, können auch eine Feinnadelbiopsie und eine Schilddrüsenszintigrafie angezeigt sein.

Je nach möglichem Erreger behandeln die Ärzte etwa eine akute Schilddrüsenentzündung mit Antibiotika. Kortison kommt insbesondere bei einer schwerwiegenden subakuten Form zum Einsatz.

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