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Meningeome sind überwiegend gutartige Tumoren. Sie gehen von der Hirnhaut aus, genauer von der Spinngewebshaut (Arachnoidea). Diese mittlere Hirnhautschicht überzieht das Gehirn und kleidet die Gehirnventrikel aus, also die Kammern, die das Hirnwasser enthalten. Außerdem umgibt die Spinngewebshaut das Rückenmark.

Wie häufig sind Meningeome?

Bei etwa sechs von 100.000 Menschen entwickelt sich ein Meningeom. Frauen sind deutlich häufiger betroffen als Männer. Die Wahrscheinlichkeit für ein Meningeom steigt in höherem Lebensalter an. Häufiger treten Meningeome nach Bestrahlungsbehandlungen des Gehirns auf und bei Menschen, die an einer Neurofibromatose Typ 2 leiden.

Grundsätzlich können Meningeome überall dort vorkommen, wo es eine Spinngewebshaut gibt. Am häufigsten entstehen sie jedoch an der Außenseite des Gehirns, zwischen den beiden Hirnhälften (an der Falx cerebri) und im Bereich des sogenannten Keilbeinflügels.

Wie gefährlich sind Meningeome?

Ärzte unterteilen Meningeome in drei Gruppen: Über 90 Prozent der Meningeome sind gutartig. Sie wachsen langsam und verdrängend (WHO-Grad I). Nur selten sind Meningeome atypisch und schnell wachsend (WHO Grad II) oder gar bösartig (WHO-Grad III).

Welche Beschwerden treten bei einem Meningeom auf?

Beschwerden entstehen dann, wenn das Meningeom das benachbarte Gehirngewebe zusammendrückt (komprimiert). Da die meisten Meningeome sehr langsam wachsen und sich das umgebende Gewebe gut anpassen kann, können Meningeome oft relativ groß werden, bevor sie Störungen verursachen. Die Art der Symptome hängt davon ab, wo der Tumor genau sitzt und welche Regionen des Gehirns er in Mitleidenschaft zieht. Mögliche Symptome reichen von einer Riechstörung und Lähmungen der Gesichtsmuskeln über Kopfschmerzen und Krampfanfälle bis hin zu psychischen Veränderungen.

Wie stellt der Arzt die Diagnose?

Leidet ein Patient unter entsprechenden Symtomen, ist die erste bilgebende Untersuchung häufig eine Computertomografie (CT) des Kopfes. Auf den CT-Bildern können Ärzte oft schon Kennzeichen von Meningeomen feststellen. Dazu gehören Verkalkungen im Tumor und, bei Untersuchungen mit Kontrastmittel, eine starke Anfärbung des Tumors mit diesem Kontrastmittel.

Mit einer Magnetresonanztomografie des Kopfes lässt sich ein Meningeom am besten von anderen Tumoren im Gehirn unterscheiden. Teilweise gewinnen die Ärzte sogar erste Informationen darüber, ob der Tumor gutartig oder bösartig ist. Mit letzter Sicherheit bestimmen können sie die genauen Eigenschaften des Tumors aber nur, indem sie eine Gewebeprobe mikroskopisch untersuchen.

Gar nicht so selten werden Meningeome zufällig entdeckt, bevor sie Symptome hervorrufen – zum Beispiel, weil im Rahmen anderer Erkrankungen eine bildgebende Untersuchung des Kopfes notwendig ist.

Wie behandelt der Arzt ein Meningeom?

Als Behandlung der Wahl gilt eine vollständige chirurgische Entfernung des Meningeoms – sofern die mit vertretbarem Risiko erfolgen kann. Ob eine Operation im Einzelfall sinnvoll ist, hängt davon ab, wie groß der Tumor ist, wo er sitzt und wie alt der Patient ist.

So lange keine Beschwerden bestehen, muss unter Umständen nicht sofort behandelt werden. Es reicht aus, den Tumor zunächst zu beobachten. Dazu fertigt der Arzt in Abständen MRT-Aufnahmen an. Wichtig ist, dass er für die Verlaufsbeobachtung nicht nur die letzten Aufnahmen heranzieht, sondern auch ältere. Sonst unterschätzt er womöglich die Größenzunahme, vor allem bei sehr langsam wachsenden Tumoren.

In bestimmten Fällen empfehlen Experten als erste Behandlung eine Bestrahlung – zum Beispiel bei Meningeomen, die aufgrund ihrer Lage und ihres Wachstumsmusters durch eine Operation schwer erreichbar sind. Eine Bestrahlung kommt auch infrage, wenn aufgrund von Begleiterkrankungen ein erhöhtes Operationsrisiko besteht. Unter Umständen sollte ein Neurochirurg vor der Bestrahlung noch eine Gewebeprobe des Tumors gewinnen, um den Grad des Tumors bestimmen zu können.

Wie sind die Heilungschancen bei einem Meningeom?

Obwohl die allermeisten Meningeome gutartig sind, besteht ein vergleichsweise hohes Risiko für ein erneutes Tumorwachstum. Wie die Heilungsaussichten sind und ob eine weitere Behandlung nötig ist, hängt zum einen von der Gut- oder Bösartigkeit des Meningeoms ab. Zum anderen fließt die Tatsache mit ein, ob nach einer Operation Reste des Tumors verblieben sind oder nicht.

Schwierig gestaltet sich die Operation häufig bei Tumoren im Bereich der Schädelbasis, also quasi der Unterseite des Gehirns, vor allem wenn sie in das umgebende Gewebe hineingewachsen sind. In solchen Situationen kann der Arzt den Tumor häufig nur vollständig entfernen, indem er ein Risiko für bleibende neurologische Störungen eingeht. Oft entscheidet sich der Arzt dann dazu, einen Resttumor zu belassen.

Die besten Aussichten auf eine endgültige Heilung bestehen bei Meningeomen Grad I, die komplett entfernt werden konnten. Hier sind im Anschluss an die Operation lediglich MRT-Nachuntersuchungen in regelmäßigen Abständen angezeigt.

Für Meningeome Grad I, die nicht vollständig zu entfernen waren, empfehlen Experten ebenfalls Kontroll-MRT-Aufnahmen. Spätestens, wenn der Resttumor an Größe zunimmt, ist eine Nachbestrahlung nötig.

Meningeome Grad II und Grad III treten nach einer Operation mit einer deutlich höheren Wahrscheinlichkeit wieder auf. Bei solchen Tumoren ist auch bei einer augenscheinlich vollständigen Entfernung eine Nachbestrahlung angezeigt. Sind Tumorreste verblieben, sind höhere Strahlendosen notwendig.

Lässt sich ein Meningeom auch mit Medikamenten behandeln?

Es gibt experimentelle Therapieansätze mit Hormontherapie und anderen Methoden, die jedoch bislang keinen Eingang in die klinische Routine gefunden haben.

In manchen Situationen ist eine begleitende Therapie mit Medikamenten wichtig. Wenn zum Beispiel im Bereich eines Tumors eine Gehirnschwellung vorhanden ist, empfiehlt der Arzt unter Umständen vor der Operation bis kurz danach eine abschwellende Therapie mit Kortison. Treten im Rahmen eines Menigeoms Krampfanfälle auf, ist eine Behandlung mit krampfhemmenden Medikamenten notwendig. Ist die Tumorbehandlung abgeschlossen, kann der Betroffene diese Medikamente in Rücksprache mit dem behandelnden Arzt schrittweise wieder absetzen.

Beratender Experte: Professor Dr. med. Christian Rainer Wirtz

Professor Christian Rainer Wirtz ist Ärztlicher Direktor der Klinik für Neurochirurgie der Universitätsklinik Ulm an den Standorten Safranberg in Ulm und am Bezirkskrankenhaus Günzburg. Zu seinen Forschungsschwerpunkten gehören computerassistierte Operationsverfahren, intraoperative Bildgebung mit MRT und Sonografie und Neuroonkologie. Er ist stellvertretender Referatsleiter der Deutschen Gesellschaft für Neurochirurgie und Gründungsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Computer- und Roboterassistierte Chirurgie e.V..

Quellen:

SOP Meningeome: Fachinformation für Ärzte. Online: http://www.klinikum-nuernberg.de/DE/ueber_uns/Fachabteilungen_KN/kliniken/neurochir/fachinformationen/fuer_aerzte/SOP_Meningeome_2007_11.pdf (Abgerufen am 09.01.2014)

Meningeome, Medizinische Information für Patienten der deutschen Gesellschaft für Neurochirurgie, Stand August 2010. Online: http://www.dgnc.de/htm/08/nav/index08.html?/htm/08/text08_7.html (Abgerufen am 09.01.2014)

Dodel R, Klockgether T (Hrsg), Roter Faden Neurologie, Stuttgart, wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, 2010

Dietel M, Suttorp N, Zeitz M (Hrsg.) Harrions Innere Medizin (Deutsche Ausgabe) 18. Auflage, Berlin 2012, ABW Wissenschaftsverlag S. 3666

Meningeome, Information der Klinik für Neurochirurige des Universitätsklinikums des Saarlandes. Online: http://www.uniklinikum-saarland.de/de/einrichtungen/kliniken_institute/neurochirurgie/Forschung/Neuroonkologie/Meningeome/Haeufigkeit (Abgerufen am 10.01.2014)

Behandlung von Meningeom und Akustikusneurinom, Information der Klinik und Poliklinik für Strahlentherapie der LMU München. Online: http://www.klinikum.uni-muenchen.de/Klinik-und-Poliklinik-fuer-Strahlentherapie-und-Radioonkologie/de/behandlungsspektrum/Meningeome/index.html (Abgerufen am 13.01.2014)

Wichtiger Hinweis:

Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder –behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen. Die Beantwortung individueller Fragen durch unsere Experten ist leider nicht möglich.