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Die Abkürzung MRCP steht für Magnetresonanz-Cholangiopankreatikografie in Anlehnung zur herkömmlichen ERCP (Endoskopische retrograde Cholangiopankreatikografie), die per Endoskop erfolgt.

Die MRCP ist also eine Untersuchung der Gallenwege und des Bauchspeicheldrüsenganges durch eine Kernspintomografie (MRT). Dieses Untersuchungsverfahren spielt vor allem in der Abklärung von Beschwerden durch Gallensteine (zum Beispiel Steinnachweis im Gallengang, Bildergalerie Bild 1) und von Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse eine bedeutende Rolle (Bildergalerie Bild 2).

Gute Abbildung flüssigkeitsgefüllter Organe per MRT

Die MRCP stellt stehende Flüssigkeiten wie zum Beispiel Gallensekret besonders hell dar. Feste Strukturen wie Gallensteine und fließende Flüssigkeiten wie Blut bildet sie demgegenüber signalarm ab, also dunkel. Die Unterdrückung des hellen Fettsignals verbessert außerdem die Bildqualität. Die MRCP kann man innerhalb weniger Sekunden durchführen, während der Atem angehalten wird. Dadurch werden Bildstörungen durch die Atmung oder andere Bewegungen zumeist vollständig verhindert.

Welche Veränderungen kann die MRCP darstellen?

Für die wenig belastende Darstellung der Gallenwege innerhalb und außerhalb der Leber ist die MRCP sehr gut geeignet. Neben der Abklärung von Gallensteinleiden spielt das Verfahren eine wichtige Rolle bei der Untersuchung von angeborenen Gallenwegsveränderungen (Anomalien) im Kindesalter. Engstellen (Stenosen) der Gallenwege lassen sich mit der MRCP besonders gut beurteilen.

Auch um Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse darzustellen, ist die MRCP hervorragend geeignet, insbesondere Tumoren und flüssigkeitsgefüllte Blasen (Zysten). Vor einer Untersuchung der Bauchspeicheldrüse kann der Arzt ein Medikament mit dem Wirkstoff Sekretin verabreichen, das den Pankreasgang deutlicher darstellt und weitere Informationen zur Pankreasfunktion geben kann (Bildergalerie Bilder 3 und 4).

Auch Veränderungen an der Leber, beispielsweise im Rahmen entzündlicher Gallenwegserkrankungen wie der primär sklerosierenden Cholangitis (PSC), können mit dieser Technik beurteilt werden. Für manche Untersuchungen ist ein bestimmtes, über eine Vene verabreichtes Kontrastmittel notwendig.

Befunde bei der MRCP

Wie läuft die MRCP ab?

Während der Untersuchung liegt der Patient auf dem Rücken. Dann wird er mit der Untersuchungsliege in die MRT-Röhre gefahren. Über Kopfhörer besteht Kontakt zum Röntgen-Assistenten. Um aussagekräftige Bilder zu erhalten, muss der Patient während der Aufnahmen absolut ruhig liegen und die Atemkommandos des medizinischen Personals beachten. Sie schließen mehrfaches Anhalten der Atmung von in etwa fünf Sekunden ein. Die gesamte Untersuchung dauert je nach Fragestellung samt Vorbereitung zwischen 20 und 30 Minuten.

Vergleich zur ERCP

Für einige Fragestellungen bietet die MRCP eine nicht invasive und strahlungsfreie Alternative zur ERCP. Vor allem bei der Diagnostik von Erkrankungen an den Gallengängen ist die MRCP eine schonende Alternative zur ERCP.

Wenn mit hoher Wahrscheinlichkeit therapeutische Eingriffe nötig sind, zum Beispiel ein Stein aus dem Gallengang entfernt werden muss, ist die ERCP nach wie vor sinnvoller. Denn bei ihr kann der Arzt auch gleich behandeln. Auf jeden Fall ist die MRCP für viele Fragestellungen eine wertvolle Ergänzung zum Ultraschall der Oberbauchorgane, der Endosonografie und der ERCP.

Prof. Dr. Jochen Gaa, Radiologe

Prof. Dr. Jochen Gaa, Radiologe

Beratender Experte: Professor Dr. med. Jochen Gaa ist Facharzt für Radiologische Diagnostik und Oberarzt am Institut für diagnostische und interventionelle Radiologie der Technischen Universität München, Klinikum rechts der Isar. Schwerpunkte seiner wissenschaftlichen Arbeit betreffen das Gebiet der Magnetresonanztomographie, insbesondere der Leber und des Pankreas, sowie der MR-Angiografie und der Ganzkörper-MRT.

Quellen:
1. Unversitätsklinikum Standort Gießen: Abdomen-MRT/MRCP. Online: www.ukgm.de/ugm_2/deu/ugi_rad/10605.html (Abgerufen am 25.11.2016)
2. Ademek  HE, Riemann JF: Magnet-Resonanz-Cholangio-Pankreatikographie. Online: www.dgvs.de/fileadmin/user_upload/Leitlinien/richtlinien-empfehlungen/5.7.MRCP.pdf (Abgerufen am 25.11.2016)
3. Adam G, Nolte-Ernsting C: Magnetresonanz-Cholangiopankreatikographie zur nichtinvasiven Gangdiagnostik. In Dtsch Ärzteblatt 1999; 96(37): A-2297 / B-1960 / C-1843. Online: www.aerzteblatt.de/archiv/18938/Magnetresonanz-Cholangiopankreatikographie-zur-nichtinvasiven-Gangdiagnostik (Abgerufen am 25.11.2016)

Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder –behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen. Die Beantwortung individueller Fragen durch unsere Experten ist leider nicht möglich.

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