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Was sind Listerien?

Lebensmittel können Listerien enthalten. Das sind Bakterien, die weltweit vorkommen. Sie brauchen kaum Nährstoffe, um zu überleben. Sogar unter Luftabschluss – im Vakuum – und bei Kühlschranktemperaturen können sie sich vermehren. Tieffrieren überleben sie. Nur ausreichendes Erhitzen tötet die Bakterien ab – im Kern eines Lebensmittels müssen dafür mindestens 70 Grad Celsius für zwei Minuten erreicht werden. Es gibt verschiedene Arten, die unterschiedlich gefährlich sind. Bekannt ist vor allem Listeria monocytogenes.

Besonders häufig kommen Listerien in Rohfleischerzeugnissen (wie rohem Hackfleisch), rohem oder geräuchertem Fisch sowie Rohmilchprodukten (zum Beispiel Rohmilchkäse) vor. Einige dieser Lebensmittel dürfen offiziell sogar eine sehr geringe Menge an Listerien enthalten. Doch auch auf pflanzlichen Lebensmitteln wie Salaten können Listerien sitzen, da sie in der Umwelt allgegenwärtig sind. Die Verunreinigung passiert häufig auf verschiedenen Stufen der Lebensmittel-Produktion und -Verarbeitung.

Für wen sind Listerien gefährlich?

Für Menschen mit einem gesunden Immunsystem sind Listerien in der Regel eher harmlos. Zu Infektionen kommt es selten. Sie können sich dann als uncharakteristische fieberhafte Reaktionen äußern. In manchen Fällen treten allerdings schwere, aber spontan heilende Magen-Darm-Infektion auf.

Gefährlich sind Listerien vorwiegend für alte Menschen und für Personen mit einer verminderten Immunabwehr, beispielsweise durch Tumorerkrankungen, nach Transplantationen oder bei HIV-Infektion.

Problematisch ist eine Listerien-Infektion außerdem in der Schwangerschaft, denn sie gefährdet das ungeborene Baby.

Wie macht sich eine Listeriose bemerkbar?

Bei Menschen mit einer eingeschränkten Immunabwehr können Listerien schwere Infektionen verursachen. Die Erkrankung beginnt oft mit grippeähnlichen Beschwerden (Fieber und Muskelschmerzen), die unter Umständen mit Erbrechen und Durchfällen verbunden sind. Grundsätzlich kann es zu eitrigen Entzündungen verschiedenster Organe kommen: Am häufigsten sind Hirnhautentzündung (Meningitis) und Blutvergiftung (Sepsis), seltener Entzündungen des Gehirns (Enzephalitis), der Herzklappen (Endokarditis), der Gelenke (Arthritis) und der Bindehäute (Konjunktivitis).

Listerien-Infektion in der Schwangerschaft

Erkrankt eine Schwangere an Listeriose, leidet sie eventuell an grippeähnlichen Symptomen. Manchmal verläuft die Listerien-Infektion auch völlig unbemerkt. Trotzdem ist die Infektion gefährlich. Denn die Bakterien können auf das ungeborene Kind übergehen. Schlimmstenfalls führt das zur Frühgeburt, zu schweren Schäden oder sogar zum Tod des Kindes.

Hat sich ein Kind im Mutterleib angesteckt, kann es in der ersten Lebenswoche zu einer Blutvergiftung, einem Atemnotsyndrom und typischen Hauterscheinungen kommen (sogenannte Frühinfektion). Infiziert sich das Kind während der Geburt auf dem Weg durch den Geburtskanal, kann eine sogenannte Spätinfektion auftreten. Sie läuft am häufigsten in Form einer Hirnhautentzündung ab.

Untersuchungen bei Listeriose-Verdacht

Besteht der Verdacht auf eine Listeriose, versucht der Arzt, die Listerien nachzuweisen – in Körperflüssigkeiten wie Blut, Nervenwasser, Wochenfluss oder in verdächtigen Lebensmitteln. Die Keime aus dem entsprechenden Probematerial werden in mikrobiologischen Labors auf Nährmedien angezüchtet. Durch bestimmte biochemische Verfahren und durch Massenspektrometrie kann man sie genauer identifizieren.

Daneben lässt sich durch ein bestimmtes Untersuchungsverfahren (eine sogenannte Polymerase-Kettenreaktion, PCR) auch die Erbinformation der Bakterien nachweisen.

Ein Keimnachweis aus einer Stuhlprobe ist nicht zielführend, denn auch gesunde Menschen haben oft Listerien im Stuhl.

Wie behandelt man eine Listeriose?

Meist erkranken besonders gefährdete Menschen an Listeriose. Sie erhalten – möglichst ohne Zeitverzögerung – hochdosierte Antibiotika. Wegen der hohen Rückfallgefahr muss die Behandlung über mindestens drei Wochen fortlaufen, bei Gehirnentzündungen oder Herzklappenentzündungen sogar bis zu sechs Wochen.

Eine Listerien-Infektion, die Beschwerden hervorruft – Ärzte sprechen von symptomatischer Listeriose – ist eine ernste Erkrankung. Listerien sind zwar grundsätzlich empfindlich gegenüber Antibiotika. Trotzdem spricht die Erkrankung häufig nicht gut auf die Behandlung an. Im schlimmsten Fall kann eine Listeriose auch bei gezielter Therapie tödlich verlaufen. Umso wichtiger sind vorbeugende Maßnahmen.

Wie kann man sich vor einer Listeriose schützen?

Wer durch Listerien besonders gefährdet ist, sollte vor allem Rohfleischerzeugnisse (wie Rohwurst, Mett, Carpaccio, Salami), rohen oder geräucherten Fisch (Sushi, Graved Lachs), vorgeschnittene und verpackte Blattsalate, Sprossen sowie Rohmilch und Rohmilchprodukte meiden.

Folgende Tipps helfen, das Listeriose-Risiko zu senken

  • Lebensmittel nach dem Einkauf möglichst rasch verbrauchen – idealerweise weit vor Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums. Das gilt auch für vakuumverpackte, verzehrfertige Lebensmittel.
  • Viele empfindliche Lebensmittel müssen gekühlt werden – schon beim Transport nach Hause darauf achten und nur bei der empfohlenen Temperatur aufbewahren.
  • Beim Lagern von Lebensmitteln und beim Kochen auf Hygiene achten. Vor allem Lebensmittel, die nicht erhitzt werden, zum Beispiel Salate, sollten nicht in Kontakt mit rohen Lebensmitteln wie Fleisch oder Fisch kommen – auch nicht indirekt über Arbeitsgeräte. Schneiden Sie also die Tomate nicht auf demselben Brett, auf dem zuvor rohes Fleisch lag.
  • Reinigen Sie Küchenutensilien nach Gebrauch gründlich mit heißem Wasser und Spülmittel, tauschen Sie Spüllappen, -schwämme, -bürsten häufig aus und waschen Sie Geschirrtücher regelmäßig bei mindestens 60 Grad Celsius.
  • Waschen Sie Obst und Gemüse vor dem Verzehr gründlich ab.
  • Waschen Sie außerdem Ihre Hände grundsätzlich vor dem Zubereiten von Speisen, nachdem Sie Kontakt zu möglicherweise keimbelasteten Lebensmitteln hatten, nach dem Toilettengang und vor dem Essen.

Das Institut für Risikobewertung hat einen ausführlichen Ratgeber zur Verhütung von Lebensmittelinfektionen in Privathaushalten herausgegeben. Dort finden sie viele weitere Tipps, wie Sie sich und ihre Familie vor Lebensmittelinfektionen schützen können.

Beratender Experte

Professor Dr. Peter Roggentin ist Mikrobiologe am Institut für Hygiene und Umwelt in Hamburg.

Beratender Experte: Professor Dr. Peter Roggentin

Beratender Experte: Professor Dr. Peter Roggentin

  • Quellen

    Leitlinen für Diagnostik und Therapie in der Neurologie, Ambulant erworbene bakterielle (eitrige) Meningoencephalitis, Stand September 2012, AWMF-Registriernummer 030/089. Online: http://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/030-089.html (Abgerufen am 08.08.2013)
  • RKI-Ratgeber für Ärzte Listeriose, Stand April 2010. Online: http://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/L/Listeriose/Listeriose.html?cms_lv2=2398442&cms_box=1&cms_current=Listeriose (Abgerufen am 08.08.2013)
  • Verbrauchertipps: Schutz vor Lebensmittelinfektionen im Privathaushalt, Stand 2014. Online: http://www.bfr.bund.de/cm/350/verbrauchertipps_schutz_vor_lebensmittelinfektionen_im_privathaushalt.pdf (Abgerufen 03.09.2014)

Wichtiger Hinweis

Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder –behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen. Die Beantwortung individueller Fragen durch unsere Experten ist leider nicht möglich.