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Kurz gesagt:

Niedrige Kalziumwerte (Calciumwerte) im Blut veranlassen die Nebenschilddrüsen dazu, Parathormon zu bilden. Das Parathormon sorgt dafür, dass der Kalziumspiegel wieder ansteigt. Es fördert den Kalziumtransport aus Knochen, Niere und Darm ins Blut. Dieser Vorgang ist auch abhängig vom Vitamin-D- und Phosphatgehalt des Blutes. Verschiedene Erkrankungen können zu einer Über- oder Unterfunktion der Nebenschilddrüsen führen (Hyperparathyreoidismus, Hypoparathyreoidismus).

Was ist Parathormon?

Parathormon ist ein Hormon der Nebenschilddrüsen, das den Kalziumstoffwechsel reguliert. Es erhöht bei Bedarf die Kalziumkonzentration im Serum, indem es die Freisetzung von Kalzium aus den Knochen, den Nieren und dem Darm fördert. Ein niedriger Kalziumspiegel im Blut ist das Signal für die Nebenschilddrüsen, mehr Parathormon freizusetzen. Dadurch steigt der Kalziumspiegel wieder an.

Der Parathormonspiegel im Blut hängt also stark vom Kalziumgehalt des Blutes ab. Dieser wiederum ist besonders abhängig vom Vitamin D (Calcitriol), das ebenfalls den Kalziumgehalt des Blutes anhebt. Bei einem Vitamin-D-Mangel kommt es also zu einer erniedrigten Kalziumkonzentration im Blut, was wiederum die Nebenschilddrüsen zur Produktion von Parathormon anregt.

Die Parathormonkonzentration im Plasma ist außerdem abhängig vom Phosphatspiegel. Ein niedriger Phosphatspiegel (Hypophosphatämie) führt zu einem Anstieg von Kalzium, da die Knochen Kalzium freisetzen, wenn zu wenig Phosphat im Blut vorhanden ist. Die Folge ist also eine hohe Kalziumkonzentration im Serum (Hyperkalzämie). Dieser Zustand ist für die Nebenschilddrüsen das Signal, weniger Parathormon auszuschütten.

Welcher Wert ist normal?

Die Blutabnahme sollte morgens auf nüchternen Magen erfolgen. Der Normalwert (Referenzwert) von Parathormon liegt bei 11 – 67 ng/l.

Der Parathormon- und der Kalziumwert hängen eng zusammen. Daher ist es wichtig, beide Werte gleichzeitig im Labor ermitteln zu lassen.

Wann steigt der Wert?

Die Konzentration von Parathormon im Blut steigt immer dann an, wenn der Kalziumspiegel erniedrigt ist. Wenn der Kalziumspiegel aufgrund einer Erkrankung, zum Beispiel einer Nierenschwäche (Niereninsuffizienz), anhaltend erniedrigt ist, dann produzieren die Nebenschilddrüsen ständig vermehrt Parathormon. Das kann auf Dauer zu einer Wucherung der Nebenschilddrüsen, einer sogenannten Nebenschilddrüsenhyperplasie führen.

Wenn die Nebenschilddrüsen zu viel Parathormon produzieren, nennen Ärzte das Hyperparathyreoidismus. Liegt die Ursache, wie oben dargestellt, nicht in den Nebenschilddrüsen selbst, spricht man von sekundärem Hyperparathyreoidismus.

Die Nebenschilddrüsen können jedoch auch von sich aus wuchern und dadurch zu viel Parathormon bilden, obwohl der Kalziumspiegel im Blut nicht erniedrigt ist (sogenannter primärer Hyperparathyreoidismus). Das ist zum Beispiel bei einem Nebenschilddrüsenadenom (Adenom = gutartige Wucherung) oder bei einem Nebenschilddrüsenkarzinom (= bösartige Wucherung) der Fall.

Wann ist der Wert zu niedrig?

Wenn der Kalziumgehalt im Serum niedrig ist und die Nebenschilddrüsen nicht mit einer vermehrten Parathormonausschüttung reagieren (was normal wäre), kann man davon ausgehen, dass sie nicht richtig funktionieren. Dieser sogenannte Hypoparathyreoidismus (hypo = zu niedrig, zu wenig) kann bei Autoimmunerkrankungen oder nach einer Operation der Schilddrüse vorkommen, bei der die Nebenschilddrüsen teilweise entfernt wurden.

Es kann jedoch auch vorkommen, dass die Nebenschilddrüsen nur wenig Parathormon ausschütten, weil das Blut zu viel Kalzium enthält (Hyperkalzämie). Das kann zum Beispiel bei fortgeschrittenen Tumoren der Fall sein. Auch eine Schilddrüsenüberfunktion kann die Ursache für einen zu hohen Kalzium- und damit einen zu niedrigen Parathormonspiegel im Blut sein, weil eine starke Schilddrüsenüberfunktion den Knochenstoffwechsel beschleunigt.

Schließlich kann eine Überdosierung mit Vitamin D die Ursache für niedrige Parathormonwerte sein.

Fachlich geprüft von Prof. Dr. med. Peter B. Luppa, Institut für Klinische Chemie und Pathobiochemie, Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München

Wichtig: Die Referenzwerte sowie die ermittelten Werte können sich von Labor zu Labor stark unterscheiden. Weiterhin gibt es unter Umständen starke tageszeitliche und (saisonale) jahreszeitliche Schwankungen ohne Krankheitswert. Bevor Sie sich durch abweichende Ergebnisse verunsichern lassen, bitten Sie daher Ihren Arzt oder Ihre Ärztin, Ihnen Ihre persönlichen Daten zu erklären. Einzelne Laborwerte alleine sind zudem meistens nicht aussagekräftig. Oft müssen sie im Zusammenhang mit anderen Werten und im zeitlichen Verlauf beurteilt werden.