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Definition und Ursachen eines Knalltraumas

Zu einem Knalltrauma kommt es, wenn plötzlich und kurz ein hoher Schalldruck (über LA,Imax = 135 dB(A) bzw. LC,peak = 150 dB(C), je nachdem, welcher Messfilter verwendet wird) besteht und es dadurch zu einer Schädigung des Innenohrs kommt. Typische Beispiele hierfür sind ein platzender Autoreifen, Silvesterböller, die Auslösung von Airbags oder ein Schuss aus einer Feuerwaffe.

Das Knalltrauma zählt zu den akustischen Traumata. Je nach Dauer, Begleitumständen und Intensität des Lärms werden verschiedene Formen des akutstischen Traumas unterschieden. Nähere Informationen finden Sie unter Einteilung der akustischen Traumata weiter unten im Text.

So ist unser Ohr aufgebaut. Für die komplette Grafik auf die Lupe oben links klicken!

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Hintergrundinformation: Wie funktioniert unser Gehör?

Schallwellen, die auf das Ohr treffen, bringen das Trommelfell in Schwingungen. Die Schwingungen werden über die Gehörknöchelchen im Mittelohr (Hammer, Amboss, Steigbügel) zum Innenohr, der Hörschnecke (Cochlea), geleitet. Im Inneren der Hörschnecke gerät eine Membran (die Basilarmembran) in Schwingungen. Auf der Basilarmembran sitzt das Hörorgan (Corti-Organ) mit Haarzellen. Diese Haarzellen wandeln die Schwingungen in bioelektrische Energie um. Sie wird über den Hörnerv an das Gehirn weitergeleitet. Es gibt die inneren Haarzellen, die die Sinnesinformation selbst übermitteln und die äußeren, die sie verstärken oder dämpfen.

Wie kann Lärm das Gehör schädigen?

Lärm schädigt vor allem das Innenohr. Es kommt zu einer Überlastung der Haarzellen, die letztlich zu einer Störung ihrer Funktion führt. Betroffen sind zunächst vorwiegend die äußeren Haarzellen, also die, die die eigentlichen Sinnesreize modulieren können.

Sehr großer Lärm (über 135 dB(A), lauter als ein Düsenjet) kann das Ohr zusätzlich mechanisch beschädigen. Es entstehen zum Beispiel Risse an der Basilarmembran oder die äußeren Haarzellen werden zerstört.

Die Einteilung der akustischen Traumata:

  • Knalltrauma
  • Explosionstrauma
  • Akutes Lärmtrauma
  • Akustischer Unfall
  • Chronische Lärmschädigung

Zur genauen Aufgliederung der Definition, Ursache und Therapie der einzelnen Formen bitte durch die Galerie blättern.

Formen des akustischen Traumas – und ihre Therapie:

Symptome eines akustischen Traumas

Typisches Symptom eines akustischen Traumas ist ein akuter Hörverlust (sogenanntes Vertäubungsgefühl) nach einer Lärmexposition. Je nach Auslöser sind eines oder beide Ohren betroffen. Häufig tritt begleitend ein hochfrequentes Ohrgeräusch – ein Tinnitus – auf.

Wie stellt der Arzt die Diagnose?

In der Gehörprüfung (Audiometrie) stellt der Arzt eine Innenohrschwerhörigkeit im Hochton-Bereich fest, also vorwiegend im Bereich um 4000 Hertz (sogenannte C5-Senke).

Weil die schallmodulierende Funktion der äußeren Haarzellen wegfällt, kommt es einerseits zu einer Hörminderung bei leisen Signalen, andererseits zu einer sehr lauten und unbehaglichen Wahrnehmung von lautem Schall. Man spricht auch von "Recruitment" oder Lautheitsausgleich, der ebenfalls ein Kennzeichen einer Innenohrschwerhörigkeit ist.

Therapie des Knalltraumas

Die Therapie des Knalltraumas besteht aus der Gabe von Kortikosteroiden (anfangs zumeist in Gestalt einer intravenösen Kurzinfusion). Je schneller die Therapie eingeleitet wird um so besser sind die Heilungschancen. Kortikosteroide können auch durch eine Injektion in das Mittelohr verabreicht werden. Die Prognose ist zumeist gut.

Dr. med. Frank Waldfahrer

Dr. med. Frank Waldfahrer

Beratender Experte

Dr. Frank Waldfahrer, Facharzt für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde ist Oberarzt am Universitäts-Klinikum Erlangen.

Quellen:  

  • Behrbohm, Kaschke, Nawka Kurzlehrbuch HNO-Heilkunde 2. Auflage, Thieme-Verlag 2012
  • Strutz, Mann, Praxis der HNO-Heilkunde, Kopf- und Halschirurgie, 3. Auflage, Thiemeverlag 2017
  • Liedtke: Akute Gehörschäden durch extrem hohe Schalldruckpegel, HNO 2010; 58: 106-109
  • Feldmann, Brusis: Das Gutachten des HNO-Arztes, 7. Auflage, Thieme 2012
  • Reiss: Facharztwissen HNO-Heilkunde, Differenzierte Diagnostik und Therapie. Springer-Verlag 2009

Wichtiger Hinweis: Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen. Die Beantwortung individueller Fragen durch unsere Experten ist leider nicht möglich.