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Die Tollwut im Altertum

Bevor die Menschen wussten, welche Ursache hinter der Tollwut steckt und wie sie sich verbreitet, war die Krankheit mit verschiedenen Mythen und Aberglauben belegt. Als geheimnisvolle und immer tödliche Krankheit schürte sie die Ängste und regte die Fantasie der Menschen an. Ein Zusammenhang mit Bissen von Hunden oder hundeartigen Tieren war schon früh bekannt und führte zur Entstehung von verschiedenen Legenden.

Bereits in der Antike taucht die Tollwut im Mythos um die Geschichte des Jünglings Aktaion auf: Er beobachtete auf der Jagd die Göttin Artemis beim Baden. Die Göttin verwandelte ihn zur Strafe in einen Hirsch. Als solcher wurde er von seinen eigenen Hunden, die mit der Tollwut geschlagen waren, zerfleischt.

Auch der Ursprung des Werwolfsglaubens liegt möglicherweise in der Tollwuterkrankung eines Menschen.

Eine andere Erklärung für die Hundetollwut boten die Einflüsse der Gestirne. Die Einwirkung des Hundegestirns Sirius wurde für das Auftreten der Hundetollwut verantwortlich gemacht. Daher kommt auch die Bezeichnung "Hundstage" für die Zeit des Frühaufgangs des Sirius im Hochsommer. In dieser Zeit wurden früher Hunde, die ja die Tollwut verbreiteten, gefoltert und geopfert.

Die Entwicklung des ersten Tollwutimpfstoffes durch Louis Pasteur

1885 gelang es dem Wissenschaftler Louis Pasteur, aus dem Rückenmark eines infizierten Kaninchens abgeschwächte Tollwutviren zu erzeugen. Mit diesem Impfstoff behandelte er am 6. Juli 1885 den 14-jährigen Joseph Meister, der kurz zuvor von einem tollwütigen Hund gebissen worden war, und rettete ihm damit das Leben.

Die Nachricht von dieser erfolgreichen Impfung verbreitete sich wie ein Lauffeuer. Dieser Impferfolg leistete nicht nur dem Schutz vor der Tollwut, sondern der Erforschung der gesamten Impfmedizin einen großen Vorschub und war der Anlass zur Gründung des Instituts Pasteur im Jahr 1887. Dieses Institut gehört bis heute zu den führenden Zentren für medizinische Grundlagenforschung.

Bemerkenswerte Fälle in der jüngeren Geschichte

Im Jahre 2004 erregte der Fall einer 15-jährigen Amerikanerin weltweites Aufsehen. Das Mädchen war einen Monat nach einem Fledermausbiss mit Symptomen der Tollwut in eine Klinik aufgenommen worden. Dort erfolgte eine experimentelle Therapie: Das Mädchen wurde in einen künstlichen Tiefschlaf versetzt und erhielt antivirale Substanzen. Drei Monate später konnte das Mädchen aus dem Krankenhaus entlassen werden.

Aufgrund dieses Falles wurden später mehrere andere Betroffene nach dem gleichen Schema behandelt. Ein vergleichbarer Erfolg für eine nachgewiesene Tollwuterkrankung konnte aber nicht mehr erreicht werden. Es ist nicht geklärt, welche Faktoren in diesem einen Fall letztlich zum Behandlungserfolg beitrugen. Möglicherweise waren die krankmachenden Eigenschaften des Erregers (die Virulenz) weniger ausgeprägt als sonst.

Tollwut nach Organtransplantation

Aufsehen erregten auch mehrere Fälle von Tollwut, die durch eine Organtransplantation übertragen wurden. Das passierte im Jahr 2004 in den USA. Drei Patienten, denen Organe eines Spenders transplantiert worden waren, erkrankten und verstarben an der Tollwut. Im Nachhinein stellte die Seuchenüberwachungsbehörde (CDC)  fest, dass der Organspender sich durch eine Fledermaus mit dem Virus angesteckt hatte.

Nur ein Jahr später passierte ähnliches noch einmal in Deutschland. Sechs Patienten hatten Organe einer 26-jährigen Patientin erhalten, die nach zunächst erfolgreicher Wiederbelebung an einem Hirnschaden durch Sauerstoffmangel verstorben war. Drei Transplantatempfänger erkrankten und verstarben an Tollwut. Ein Patient hatte ein Organ erhalten, erkrankte jedoch nicht. Im Nachhinein stellten die Ärzte fest, dass er schon früher einmal gegen die Tollwut geimpft worden war. Die beiden Patienten, die die Hornhaut der Organspenderin erhalten hatten blieben ebenfalls gesund. In der Vorgeschichte der Spenderin fanden sich später Hinweise auf einen Aufenthalt in Indien, wo sie vermutlich von einem infizierten Hund gebissen worden war, was zu einer Tollwutenzephalitis geführt hatte.

Der Grund dafür, dass das überhaupt passieren kann liegt vor allem in der langen Inkubationszeit der Erkrankung, die unter Umständen über ein Jahr oder sogar mehrere Jahre dauern kann. Ein schneller und sicherer Ausschluss einer Infektion vor dem Auftreten der ersten Symptome ist schwierig.

Obwohl die Tollwut insgesamt vergleichsweise selten geworden ist wirft sie also immer wieder neue Fragen für verschiedene Bereiche in der Medizin auf.