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Flussblindheit wird in erster Linie mit Medikamenten behandelt. Folgende Arzneien bekämpfen die Parasiten:

Ivermectin: Dieser Wirkstoff kommt sehr häufig zum Einsatz. Er lähmt die Würmer und tötet besonders die Larven ab. Im Rahmen gewaltiger Bekämpfungsprogramme wurde von der Pharmaindustrie gespendetes Ivermectin über Jahre an die betroffene Bevölkerung in Afrika und Südamerika ausgegeben, was zu einem erheblichen Rückgang der schweren Form der Krankheit geführt hat. Laut der Weltgesundheitsorganisation WHO hatten im Jahr 2016 mehr als 130 Millionen Menschen im Rahmen solcher Anstrengungen eine Behandlung erhalten. Die Infektionshäufigkeit sank seit 1995 teilweise um über 70 Prozent.

Auch Doxycyclin – ein Antibiotikum – wird zur Behandlung der Flussblindheit eingesetzt. Doxycyclin tötet in den Würmern lebende Bakterien (Wolbachien) ab, welche die weiblichen Würmer unterstützend zur Fortpflanzung benötigen. Als Folge der Antibiotika-Behandlung können sich die Erreger der Flussblindheit nicht weiter vermehren. Dieses sehr interessante Wirkprinzip wurde in den vergangenen zehn Jahren entdeckt. Doxycyclin wird in großflächigen Studien in Westafrika eingesetzt. Der Nachteil ist die relativ langzeitige Einnahme über 6 Wochen. Die Kombination mit Ivermectin am Ende des Behandlungszyklus und nach drei Monaten ist heute Standard. Menschen, die ständig den Erregern ausgesetzt sind, werden noch immer bevorzugt über viele Jahre regelmäßig mit Ivermectin behandelt.

Heute nicht mehr verwendete Medikamente:

Diethylcarbamazin hat ebenfalls eine lähmende Wirkung auf die Parasiten und behindert die Wanderung der Larven durch das Gewebe. Auf ausgewachsene Onchozerka-Würmer hat die Substanz aber wenig Einfluss. Diethylcarbamazin kann zu einer starken allergischen Reaktion (anaphylaktischer Schock) führen und wird daher nicht mehr empfohlen.

Suramin wurde früher angewendet, da es eine Wirkung auf die erwachsenen Würmer hat. Auf Grund seiner Nebenwirkungen war es umstritten und kommt heute nicht mehr zum Einsatz.

Trotz einer medikamentösen Therapie der Flussblindheit kann es auch immer zu Rückfällen kommen, da meist nicht alle Würmer abgetötet werden können.

Die knotigen Bindegewebsveränderungen (Onchozerkome) werden heutzutage üblicherweise nicht mehr in einer Operation herausgeschnitten, weil das die Krankheit nicht wirklich eindämmen kann. Nur kopfnahe Onchozerkome werden oft noch herausoperiert, da sie sich in gefährlicher Nähe zu den Augen befinden. Leicht könnten Larven von den Knoten am Kopf aus in das Sehorgan einwandern und schlimmstenfalls zur Blindheit führen (siehe Kapitel Symptome). Auch kosmetisch oder mechanisch störende Knoten werden entfernt.

Vorbeugung

Für Reisende in tropische Länder ist generell ein Schutz vor Insektenstichen und -bissen empfohlen. Besonders in den Risikogebieten der Flussblindheit ist es wichtig, Mittel zur Mückenabwehr (Repellents) zu verwenden. Die Kleidung sollte möglichst viel Haut bedecken. Auch Moskitonetze halten Kriebelmücken ab.

Im Rahmen verschiedener internationaler Projekte gelang es bereits, die Flussblindheit teilweise einzudämmen. Dazu erhalten in Afrika Millionen Anwohner betroffener Regionen regelmäßig Medikamente. Außerdem wurden die Kriebelmücken zeitgleich mit Insektengift (Insektiziden) in großflächigen Bekämpfungsprogrammen reduziert. Trotzdem gilt die Flussblindheit weltweit noch immer als häufige Ursache für eine infektionsbedingte Erblindung.

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