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Die lateinische Bezeichnung Linum usitatissimum bedeutet übersetzt "äußerst nützlicher Lein". Das Gewächs, auch Flachs genannt, gehört zu den ältesten Kulturpflanzen der Welt. Schon um 5000 v. Chr. wurde Lein angebaut. Die Flachsfasern verarbeitete man zu Stoffen. Bis ins 18. Jahrhundert galt Leinen als der wichtigste Textilrohstoff. Später wurde er durch Baumwolle und synthetische Fasern abgelöst. Leinsamen, ebenso wie das daraus gewonnene Leinöl, diente bereits im antiken Griechenland als Heilmittel gegen vielerlei Beschwerden.

Wie sieht Lein aus und wo kommt die Heilpflanze vor?

Lein (Linum usitatissimum) wird etwa einen Meter hoch und besitzt einen aufrechten, im oberen Teil verzweigten Stängel. Die Blätter stehen wechselständig zueinander, haben eine glatte Oberfläche und sind schmal-lanzettlich geformt. Die Blüten sind fünfzählig und leuchten himmelblau. Die Frucht ist eine rundliche Kapsel, die mehrere bräunlich glänzende Samen enthält.Lein gehört zu den Leingewächsen (Linaceae) und blüht zwischen Juni und August. Er wird weltweit als Kulturpflanze angebaut. Die genaue Herkunft ist bislang unbekannt.

Leinsamen enthalten Quellstoffe, die gut für die Verdauung sind

Leinsamen enthalten Quellstoffe, die gut für die Verdauung sind

Welche Pflanzenteile und Inhaltsstoffe werden verwendet?

Die wirksamen Inhaltsstoffe befinden sich in den Leinsamen, genauer gesagt in der Samenschale. Dort kommen reichlich Schleimstoffe vor, die sich unter anderem aus den Zuckern Xylose, Galactose und Galacturonsäure zusammensetzen. Daneben stecken in den Samen zu etwa 25 Prozent Ballaststoffe, zirka 25 Prozent Eiweiß und 30 bis 45 Prozent fettes Öl. Es besteht vor allem aus Öl-, Linol- und Linolensäure. Letztere gehört zu den Omega-3-Fettsäuren. In geringen Mengen sind zudem Lignane enthalten.

Was bewirken die Inhaltsstoffe? Wogegen hilft Leinsamen?

Die Schleimstoffe, die sich in den Samenschalen befinden, wirken im Darm als Quellmittel. Gelangen sie in den Darmtrakt, binden sie dort Wasser und quellen auf. Dadurch vergrößert sich das Volumen des Darminhalts, was wiederum die Verdauung anregt. Das fette Öl übt eine Art Schmiereffekt aus und beschleunigt den Weitertransport des Darminhalts. Aufgrund dieser Effekte eignet sich Leinsamen als pflanzliches Mittel gegen Verstopfung – ebenso wie Flohsamenschalen.

Ganze Leinsamen wirken weniger intensiv als geschrotete, denn sie passieren oft in unveränderter Form den Magen-Darm-Trakt. Werden die Samenschalen dagegen durch Zerkleinern aufgebrochen, gelangen die Schleimstoffe, ebenso wie das Leinöl, nach "außen" und entfalten ihre positiven Effekte. Wichtig: viel trinken (siehe Hinweise)!

Möglicherweise kann Leinsamen helfen, verschiedenen Krebsarten vorzubeugen – zum Beispiel Prostata-, Dickdarm- und Brustkrebs. Darauf weisen zumindest erste Studien hin.

Der Omega-3-Fettsäure Linolensäure, die in Leinöl enthalten ist, sprechen Ernährungswissenschaftler verschiedene gesundheitsfördernde Effekte zu.

Wichtige Hinweise:

Leinsamen hilft nicht sofort, sondern erst nach zwei bis drei Tagen. Außerdem kann er die Verdauung nur auf Trab bringen, wenn Sie genügend trinken. Mindestens 1,5 Liter Flüssigkeit sollten es pro Tag sein (sofern aus ärztlicher Sicht nichts dagegen spricht) – etwa als ungesüßter Tee, Wasser und Saftschorle. Trinken Sie zu wenig, können die Schleimstoffe sozusagen im Darminneren verkleben. Im schlimmsten Fall kann sich ein Darmverschluss entwickeln.

Geschrotete Samen wirken stärker, halten sich jedoch nur für kurze Zeit im Kühlschrank. Denn beim Zerkleinern werden Fettsäuren freigesetzt, die sich rasch zersetzen.

Leinsamen enthält cyanogene Glykoside, aus denen Blausäure entstehen kann. Das Bundesinstitut für Risikobewertung hält den Verzehr von Leinsamen aber für unbedenklich, wenn die Verzehrsempfehlung von 15 Gramm pro Mahlzeit eingehalten wird.

Leinsamen kann die Aufnahme von Arzneimitteln über den Darm behindern. Nehmen Sie Leinsamen nicht gleichzeitig mit anderen Medikamenten ein, sondern möglichst erst nach einem zeitlichen Abstand von mindestens zwei bis drei Stunden.

Haben Sie einmal einen Darmverschluss erlitten, ist bei Ihnen die Speiseröhre, der Magen oder Darm verengt oder machen Sie akut eine Entzündung im Magen-Darm-Bereich durch, dann sollten Sie Leinsamen nicht anwenden.

Es gibt Hinweise, dass Leinöl das Risiko für eine Frühgeburt erhöht. Schwangere sollten deshalb vorsichtshalber darauf verzichten. Gegen Leinsamen oder andere Füll- und Quellstoffe in maßvoller Dosierung zur Regulierung eines trägen Darmes ist aber grundsätzlich nichts einzuwenden. Lassen Sie sich von Ihrem Frauenarzt beraten, wenn Sie in der Schwangerschaft unter Verstopfung leiden.

Tipp: Lassen Sie sich zu Dosierung und Anwendung in der Apotheke beraten.