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"Die sogenannte Acne tarda oder auch Spätakne ist eine häufige Hauterkrankung und trifft vor allem Frauen zwischen 25 und 45 Jahren“, sagt Dr. Désirée Hölscher, Fachärztin für Dermatologie in Hamburg. Ausgelöst wird sie zum Beispiel durch hormonelle Veränderungen, bestimmte Medikamente, Veranlagung, persönlichen Lebensstil oder falsche Pflegeprodukte. Was tun? Und was besser nicht?

Pflege anpassen

„Erwachsenenhaut ist oft eher trocken“, sagt Hölscher. „Sie benötigt eine sanfte, Feuchtigkeit spendende Reinigung und eine nicht allzu üppige Pflege.“ Nach der Reinigung könne man noch ein Serum auftragen, das wichtige Pflegestoffe wie Vitamine oder Hyaluronsäure in konzentrierter Form enthält, ergänzt Ines Sailer, PTA und Kosmetikerin in einer Apotheke in Dießen. „Aber bitte nicht ständig neue Pröbchen verwenden“, so Sailer. Auch das irritiert die Haut und kann Pickel verursachen.

Auf die richtigen Wirkstoffe setzen

Bei stärkerer Akne sollte man immer eine Hautärztin oder einen Hautarzt konsultieren, rät Dermatologin Hölscher. In schweren Fällen können diese Antibiotika oder Präparate mit dem Wirkstoff Isotretinoin zum Einnehmen verordnen. Als Inhaltsstoffe, die sich in Pflegeprodukten bewährt haben, nennt PTA Ines Sailer: Alpha-Hydroxy-Säuren (AHA) wie zum Beispiel Glycolsäure (reinigend), Salicylsäure (löst Hautschüppchen und wirkt entzündungshemmend), Niacinamid (beruhigend und mattierend) oder Vitamin C (regenerierend). Außerdem helfen probiotische Stoffe (fördern Bakterien, die einen guten Einfluss auf die Haut haben).

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Lebensstil optimieren

Das Alltagsrezept gegen Akne: Gesund und entspannt leben. Dazu gehört, Stress zu meiden, so Hölscher. Er führt zu vermehrter Ausschüttung von männlichen Hormonen, Cortisol und Adrenalin. Diese Botenstoffe können Akne verstärken. Manche Menschen reagieren auch auf bestimmte Lebensmittel empfindlich – etwa Süßigkeiten oder Milchprodukte. Ein Ernährungstagebuch kann helfen, Unverträglichkeiten herauszufinden. Auch Nikotin kann bei Akne schaden, weil es die Blutgefäße verengt und die Haut dann schlechter mit Sauerstoff versorgt wird.

Maske wechseln

Bei längerem Tragen entsteht unter Mund-Nase-Masken ein Feuchtigkeits- und Hitzestau. „So können sich Keime leichter ausbreiten und Hautprobleme verstärken“, warnt Désirée Hölscher. Deshalb rät sie, die Maske nicht nur zum Schutz vor Infektionen, sondern auch der Haut zuliebe regelmäßig zu wechseln. Und: mindestens alle zwei Stunden frische Luft ans Gesicht lassen!

Gut beraten lassen

Kompetente Beratung bei Pflegeprodukten biete die Apotheke, so Hölscher. Bessert sich der Hautzustand nicht, rät sie zum Arztbesuch. Patientinnen und Patienten mit Grunderkrankungen wie Diabetes oder geschwächter Immunabwehr sollten immer ärztlichen Rat suchen. Tritt bei Frauen ganz plötzlich ausgeprägte Akne auf, kann das auf das Polyzystische Ovarialsyndrom hinweisen. Bei der Hormonstörung sind Gynäkologin oder Gynäkologe gefragt.

Geeignetes Make-up benutzen

Gut sind Make-ups mit dem Zusatz „nicht komedogen“ oder mit mineralischen Pigmenten, in denen Bakterien und Mikroben nicht leben können, so die Hautärztin. Übrigens: Auch Pinsel und Schwämmchen sind Brutstätten für Bakterien. Deshalb rät Ines Sailer, sie nach der Anwendung mit mildem Shampoo oder Seifenlauge zu waschen und sie häufiger zu wechseln.

Nicht auf Zahnpasta setzen

„Zahnpasta enthält Stoffe, die nicht für die Haut bestimmt sind und die Hautbarriere schädigen können“, erklärt Dermatologin Hölscher. „Aromastoffe können Entzündungen sogar verstärken.“ Außerdem decke Zahnpasta den Pickel so ab, dass er sich nicht nach außen entleeren kann.

Fehler: Selber herumdrücken

„Das führt oft zu entzündlichen Gewebereaktionen“, sagt die Hautärztin. Ihr Rat: Nicht selbst ausdrücken, sondern professionell unter antiseptischen Bedingungen bei der Kosmetikerin entfernen lassen. „Eine Ausnahme sind ‚reife‘ Pickel mit gelbem Köpfchen“, so PTA Sailer. „Die kann man vorsichtig mit einem Kosmetiktuch um den Finger ausdrücken.“ Danach die Stelle mit geeignetem Wirkstoff aus der Apotheke desinfizieren.

Fehler: Ins Gesicht fassen

„So werden zusätzlich Keime auf die Haut gebracht, die entzündliche Prozesse unterstützen“, warnt Hölscher. Tipp: eine Notiz „Finger weg“ an den Computer kleben!

Fehler: Zu aggressiv reinigen

„Neuere Forschungen zeigen, dass zu aggressive Reinigung den Feuchtigkeits-Fettfilm der Haut stört und die Funktion der positiven Hautbakterien einschränkt“, sagt Fachfrau Sailer. Ihr Tipp: sanfte, alkoholfreie Reinigungsprodukte mit Probiotika. Sie schützen das Mikrobiom der Haut.