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Was ist eine vaskuläre Demenz - kurz erklärt

Unter einer vaskulären Demenz versteht man einen zunehmenden Verlust von geistigen Fähigkeiten (Demenz), welche durch Gefäßveränderungen und Durchblutungsmangel im Gehirn ausgelöst werden. Nicht immer ist es möglich, zwischen einer Alzheimer-Krankheit und der vaskulären Demenz sicher zu unterscheiden, auch Mischformen aus beiden Demenzarten sind möglich. Risikofaktoren, eine vaskuläre Demenz zu entwickeln sind Bluthochdruck, Rauchen, ungünstige Blutfettwerte, Diabetes mellitus ("Zuckerkrankheit"), verschiedene Herzkrankheiten und vor allem höheres Lebensalter. Die Diagnose wird durch die medizinische Vorgeschichte, körperliche Untersuchung und neurologische Tests gestellt, ergänzend kommen bildgebende Verfahren zum Einsatz. Die Therapie der vaskulären Demenz richtet sich vor allem nach der ursächlichen Grunderkrankung, wie beispielsweise Senkung eines Bluthochdruckes oder auch Einstellung der Zuckerwerte. Bei Bedarf kommen spezielle Anti-Dementiva zur Anwendung. Der Verlauf einer Demenz ist sehr unterschiedlich. Da eine dementielle Erkrankung sowohl für die Betroffenen als auch für die Angehörigen sehr belastend sein kann ist es wichtig, sich frühzeitig zu informieren und Hilfe in Anspruch zu nehmen.

Was bedeutet vaskuläre Demenz?

Es gibt verschiedene Formen der Demenz. Alle haben gemeinsam, dass es dabei zu einem geistigen Abbau kommt, der den Alltag erheblich beeinträchtigt. So lässt das Gedächtnis nach, das Denk- und Urteilsvermögen nimmt ab. Viele Betroffene leiden früher oder später unter  Orientierungsschwierigkeiten. Sie finden sich in ihrer gewohnten  Umgebung nicht mehr zurecht. Und sie haben Probleme mit gewohnten  Alltagstätigkeiten.

Die häufigste Demenzform ist die Alzheimer-Krankheit. Als zweithäufigste Gruppe von Demenzerkrankungen gilt die vaskuläre Demenz. Ursache der vaskulären Demenz sind Durchblutungsstörungen besonders der kleinen Gefäße im Gehirn. Davon leitet sich auch der Name ab: Der medizinische Begriff "vaskulär" bedeutet so viel wie "gefäßbedingt, durchblutungsbedingt, die Blutgefäße betreffend".

Was ist eine Demenz?

Etwa 1,2 bis 1,5 Millionen überwiegend ältere Menschen in Deutschland leiden an einer Demenz. Zu diesem Oberbegriff zählen verschiedene Krankheiten. Alle haben gemeinsam, dass es dabei zu einem geistigen Abbau kommt, der den Alltag erheblich beeinträchtigt. So lässt das Gedächtnis nach, das Denk- und Urteilsvermögen nimmt ab.

Viele Betroffene leiden früher oder später unter Orientierungsschwierigkeiten. Sie finden sich in ihrer gewohnten Umgebung nicht mehr zurecht. Und sie haben Probleme mit gewohnten Alltagstätigkeiten. Etliche bekommen Sprachstörungen. Angehörige bemerken außerdem, dass sich die Betroffenen in ihrer Persönlichkeit verändern, dass sie manchmal unangemessen aggressiv oder ängstlich reagieren, dass Stimmungsschwankungen häufiger vorkommen.

Formen der Demenz:

  • Alzheimer-Demenz (AD)
  • Vaskuläre Demenz (VD)
  • Gemischte Demenz (meist AD/VD, auch AD/Lewy-Körperchen)
  • Frontotemporale Demenz
  • Demenz bei Morbus Parkinson
  • Lewy-Körperchen-Demenz
Ein Gefäßverschluss oder eine Hirnblutung kann eine vaskuläre Demenz auslösen. Um die komplette Grafik zu sehen, bitte auf die Lupe oben links klicken

Ein Gefäßverschluss oder eine Hirnblutung kann eine vaskuläre Demenz auslösen. Um die komplette Grafik zu sehen, bitte auf die Lupe oben links klicken

Ursachen: Wie kommt es zu einer vaskulären Demenz?

Die vaskuläre Demenz ist als Symptom zu verstehen. Das heißt, sie fällt durch eine kognitive (das Denken, Wahrnehmen und Erkennen betreffend) Leistungsminderung auf. Ursächlich für diese Demenzform ist eine durchblutungsbedingte Schädigung des Gehirns. Das Gehirn muss – wie alle Organe – lückenlos mit sauerstoffreichem Blut versorgt werden. Das geschieht über die großen Hirnschlagadern, die  sich im Gehirn in viele kleine Blutgefäße aufzweigen. Entstehen  Versorgungsengpässe, erhalten Gehirnzellen zu wenig Sauerstoff. Sie  nehmen Schaden oder sterben ab.

Zu einer verminderten Versorgung der Blutgefäße im Gehirn kommt es entweder aufgrund von Erkrankungen der Blutgefäße selbst, oder weil ein Blutgerinsel in die Hirngefäße getragen wird und den Blutfluss dahinter stoppt. Bei den Erkrankungen der Blutgefäße selbst sind vor allem arteriosklerotische Veränderung, besonders der kleinen Gefäße, zu finden. Daher sind Risikofaktoren, welche zu einer vaskulären Demenz führen können die gleichen, welche allgemein eine arteriosklerotische Wandveränderung der Gefäße bedingen.

Risikofaktoren für eine vaskuläre Demenz sind:

  • Höheres Lebensalter
  • Bluthochdruck (Arterielle Hypertonie)
  • Diabetes mellitus ("Zuckerkrankheit")
  • Ungünstige Blutfettwerte (vor allem hoher LDL-Cholesterinwert, niedriger HDL-Cholesterinwert)
  • Rauchen
  • Über- und Untergewicht
  • Bewegungsmangel

Auch manche Herzerkrankungen erhöhen die Gefahr, an einer vaskulären Demenz zu erkranken, zum Beispiel eine Erkrankung der Herzkranzgefäße (KHK). Nicht die Erkrankung der Herzkranzgefäße verursacht eine vaskuläre Demenz, aber sie ist Audruck, dass die kleinen Gefäße am Herzen verändert sind - und damit wahrscheinlich auch weitere Gefäße im Körper. Ein weiterer Risikofaktor sind Herzrhythmusstörungen – vor allem so genanntes Vorhofflimmern.  Bei dieser verbreiteten Rhythmusstörung pumpen die Herzvorhöfe nicht  mehr richtig, was die Blutströmungsverhältnisse im Herz verändert. Das  Blut kann leichter verklumpen, so dass "Blutklümpchen" (Thromben) im  Herz entstehen. Werden sie mit dem Blutstrom in die Gehirnarterien  gespült, bleiben die Thromben dort stecken und verstopfen die Blutbahn  (Embolie). Bei Vorhofflimmern verschreibt der Arzt deshalb oft  vorbeugend gerinnungshemmende Medikamente.

Durch einen Schlaganfall (entweder verursacht durch ein geplatzes Gefäß im Gehirn oder durch ein verstopftes Gefäß, siehe oben) wird ein Hirnareal von der Blutversorgung abgeschnitten.  Viele Nervenzellen gehen  innerhalb kurzer Zeit zugrunde. Ein  Schlaganfall hat meistens deutliche  Ausfallerscheinungen wie Lähmungen,  Sehstörungen oder Sprachstörungen zur Folge. Als Folge eines Schlaganfalls kann sich eine vaskuläre Demenz ausbilden.

Allerdings gibt es auch unbeeinflussbare Risiken, wie höheres  Lebensalter oder Veränderungen in den Erbanlagen, die zum (Mit-)Auslöser  einer vaskulären Demenz werden können.

Zusammenfassung: Ursachen der vaskuläre Demenz

Bei der vaskulären Demenz kommt es aufgrund von Veränderungen an den Gefäßen oder eines verminderten Blutflusses zur Minderversorgung von Hirnzellen und damit zur Entwicklung einer Demenz.

  • Veränderung an den Blutgefäßen

Diese findet sich vor allem an den kleinen Blutgefäßen im Gehirn. An der Gefäßwand kommt es zu Verkalkungen (Arteriosklerose), begünstigt durch Alter, erhöhte Blutfettwerte, Diabetes mellitus, Bluthochdruck oder Übergewichtigkeit.

  • Veränderung der Durchblutung

Ursache einer verminderten Durchblutung im Gehirn ist häufig ein Schlaganfall. Dabei kann ein Schlaganfall entweder durch das Zerreißen eines Blutgefäßes im Gehirn (sogenannter hämorrhagischer Schlaganfall, circa 20 Prozent der Fälle) oder durch die Verstopfung eines Blutgefäßes (sogenannter ischämischer Schlaganfall, circa 80 Prozent der Fälle) entstehen. Gemeinsam ist beiden Formen, dass das nachfolgende Strömungsgebiet nicht mit Blut versorgt werden kann und somit abstirbt.

Auch viele kleine Infarktgebiete (Multiinfarkt-Geschehen), welche in geschädigten kleinen Gefäßen auftreten, kann eine vaskuläre Demenz bedingen. Da die kleinen Gefäße nahe beeinander liegen können viele geschädigte Bereiche zusammenfließen (konfluieren) und somit über die Zeit ebenfalls große Gebiete umfassen.

Symptome: Wie äußert sich eine vaskuläre Demenz?

Eher selten stellen sich die Symptome einer Demenz plötzlich ein – zum Beispiel im Zusammenhang mit einem Schlaganfall.  Häufiger macht sich die Krankheit schleichend bemerkbar. Die  Beschwerden können vielfältig sein. Folgende Anzeichen deuten unter  anderem auf eine Demenz hin:

  • Denkschwierigkeiten, nachlassendes Urteilsvermögen: Beispielsweise hat der Vater auf einmal Schwierigkeiten, einen einfachen Überweisungsschein auszufüllen  obwohl er früher problemlos in der Lage war, komplizierte Bankgeschäfte zu erledigen.
  • Orientierungslosigkeit: Die Mutter weiß zum Beispiel  plötzlich nicht mehr, dass sie sich gerade in der Wohnung ihres Sohnes  aufhält – obwohl sie schon häufig dort zu Besuch war. Ein anderes  Beispiel: Der Ehemann kann die Jahreszeit nicht mehr richtig benennen.
  • Gedächtnisstörungen: Vor allem kürzer zurückliegende Ereignisse und neu gelernte Fakten bleiben nicht mehr im Gedächtnis.  Die Betroffenen erzählen Geschichten mehrfach hintereinander oder  stellen bestimmte Fragen immer wieder aufs Neue. Erinnerungen an die  eigene Kindheit und Jugend sind meistens noch gut abrufbar.
  • Probleme bei Alltagstätigkeiten: Zum Beispiel weiß eine  Hausfrau  plötzlich nicht mehr, was sie genau tun muss, um die  Waschmaschine  anzuschalten - obwohl sie sich in ihrem Leben schon  unzählige Male um  die Wäsche gekümmert hat.
  • Sprachstörungen: Die Sprache kann undeutlicher klingen, der Wortsschatz schränkt sich ein, Betroffene suchen lange nach dem richtigen Wort.

Weitere Symptome

Zusätzlich treten bei der vaskulären Demenz häufig Bewegungs- und Koordinationsstörungen auf – zum Beispiel eine  Unsicherheit beim Gehen. Die Betroffenen stürzen leicht.  Durchblutungsstörungen im Gehirn können außerdem zu neurologischen Ausfällen wie Lähmungen oder Sehstörungen führen oder eine Blasenstörung mit Inkontinenz zur Folge haben. Auch epileptische Krampfanfälle kommen vor. Manchmal erinnern Beschwerden wie Steifheit der Muskeln, ein kleinschrittiger Gang und Bewegungsverlangsamung an die Symptome einer Parkinson-Krankheit.

Wichtig zu wissen: Es gibt keine "beweisenden" Symptome für  eine vaskuläre Demenz. Alle genannten Beschwerden können auch andere  Ursachen haben – darunter Stoffwechselstörungen, Vitaminmangelzustände  oder chronische Infektionen. Im Zweifel sollte deshalb der Arzt um Rat gefragt werden.

Verlauf: Wie verläuft eine vaskuläre Demenz?

Während die Alzheimer-Krankheit  üblicherweise ganz allmählich beginnt und sich kontinuierlich  verschlechtert, kann die vaskuläre Demenz auch verhältnismäßig abrupt  neu auftreten – zum Beispiel im Zusammenhang mit einem Schlaganfall.  Auch bleibt die vaskuläre Demenz manchmal über längere Phasen stabil,  um sich dann wieder relativ plötzlich zu verschlimmern. Sie nimmt also  häufig einen schubweisen, "stufenartigen" Krankheitsverlauf. Auch  Episoden mit leichter Besserung kommen vor. Manchmal stoppt die  Erkrankung an einem bestimmten Punkt, verschlechtert sich also nicht  mehr weiter.

Die Symptome können jedoch auch bei der vaskulären Demenz so  ausgeprägt werden, dass die Betroffenen nicht mehr in der Lage sind,  ihren Alltag selbstständig zu bewältigen, sondern rund um die Uhr auf  fremde Hilfe angewiesen sind. Im späten Erkrankungsstadium sind die  Patienten bettlägerig. Sie erkennen nahe Angehörige nicht mehr und  brauchen Unterstützung bei einfachen Tätigkeiten wie Waschen und Essen.  Zusätzliche Probleme können Schluckstörungen bereiten. Die meisten  Betroffenen verlieren irgendwann die Kontrolle über Blase und Darm.

Wann zum Arzt?

Wo ist bloß meine Brille? Wo habe ich nur wieder meinen Hausschlüssel  deponiert? Kleine, harmlose Gedächtnisaussetzer wie diese kennt jeder.  Je älter wir werden, desto mehr kann die geistige Leistungsfähigkeit  schwanken. Äußere Faktoren wie Schlafstörungen oder Stress wirken sich schneller auf die Gehirnleistung aus als früher.

Viele sind verunsichert, wenn sie bemerken, dass ihre Denkfähigkeit störanfälliger und das Gedächtnis schlechter wird. Bei manchen sind es auch die Angehörigen, denen  Veränderungen auffallen, und die sich Sorgen machen. Was ist noch  normal, und wo beginnt die Krankheit?

Im Zweifel sollte diese Frage immer an den Arzt gerichtet werden.   Denn gerade bei einer vaskulären Demenz ist eine frühe Diagnose   besonders wichtig. Nur so können Risikofaktoren wie ein erhöhter   Blutdruck, eine Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus) oder erhöhte Blutfettwerte frühzeitig erkannt und behandelt werden. Dadurch lässt sich nicht nur der Krankheitsverlauf günstig   beeinflussen. Auch die Gefahr gefährlicher Durchblutungsstörungen an   anderen Stellen im Körper – zum Beispiel in Form eines Herzinfarktes – lässt sich so senken. Eine frühe Diagnosestellung ist auch deshalb wichtig, weil viele therapeutische Ansätze vor allem im Frühstadium greifen und somit Belastung und Pflegebedürftigkeit verzögert werden kann. Man geht heute davon aus, dass durch einen konsequente Behandlung von Risikofaktoren ein Drittel der Demenzen (nicht nur vaskuläre) verhindert werden könnte.

Bestimmte Symptome sollten besonders hellhörig machen und rasch ärztlich abgeklärt werden:

  • Sie haben Orientierungsschwierigkeiten in einer vertrauten Umgebung:   Sie verlaufen sich zum Beispiel plötzlich in einem Stadtviertel, das   Sie eigentlich lange kennen.
  • Sie haben immer wieder Probleme, häufig genutzte Worte zu finden.   Statt "Ich hätte gerne noch eine Tasse Kaffee!", weichen Sie zum   Beispiel notgedrungen auf den Satz aus: "Ich hätte gerne noch eine Tasse   von diesem ... braunen Getränk!"
  • Sie ertappen sich dabei, immer wieder Dinge zu tun, die gar keinen   Sinn ergeben – beispielsweise legen Sie Ihr Handy versehentlich in den   Kühlschrank statt auf die Kommode. Oder Sie wollen das Haus verlassen,   ziehen aber nicht den Wintermantel über, sondern den Bademantel.
  • Sie bemerken einen plötzlichen Gedächtnisverlust, eine Gangunsicherheit, Sehstörungen, vorübergehende Taubheitsgefühle oder Lähmungen. Dann kann auch eine andere Erkrankung vorliegen, die   rasch abgeklärt werden sollte. Im Zweifel sofort den Rettungsdienst (Tel: 112)   verständigen!

Diagnose: Wie wird eine vaskuläre Demenz festgestellt?

Erster Ansprechpartner ist meistens der Hausarzt. Er kann bei Bedarf  zum Spezialisten überweisen – üblicherweise an den Neurologen oder  Psychiater. Viele Kliniken bieten besondere Gedächtnissprechstunden oder  –ambulanzen an, die sich auf Diagnose und Therapie von Demenzen  spezialisiert haben.

Der Arzt wird sich zunächst nach den Symptomen und der persönlichen  Krankengeschichte des Patienten erkundigen. Kamen in der Vergangenheit  bereits Schlaganfälle vor? Gibt es Risikofaktoren für eine vaskuläre Demenz – wie Rauchen, Bluthochdruck, Diabetes mellitus oder Herzerkrankungen? Lautet die Antwort "ja", lenkt das den  Verdacht bereits auf die Krankheit. Von Interesse ist außerdem, welche Medikamente der Betroffene einnimmt. Denn manche Arzneien können die Gehirnfunktionen stören.

Sofern der Betroffene einverstanden ist, wird sich der Arzt außerdem  mit seinen Angehörigen unterhalten. Sie können aus ihrer Sicht  schildern, was ihnen aufgefallen ist.

Körperliche Untersuchung

Es folgt eine körperliche Untersuchung. Dabei wird der Arzt besonders darauf achten, ob es Hinweise für Durchblutungsstörungen im Gehirn gibt – ob zum Beispiel die Koordination gestört ist,  Lähmungserscheinungen, Sensibilitätsstörungen oder andere Ausfälle  feststellbar sind.

Testverfahren

Eine Reihe einfacher Standard-Tests können dem Arzt helfen, die  geistige Leistungsfähigkeit des Patienten einzuordnen. Dazu gehört zum  Beispiel der Mini-Mental-Status-Test (MMST). Darin stellt der  Arzt eine Reihe standardisierter, unkomplizierter Fragen ("Welcher  Wochentag ist heute?"). Und er gibt dem Patienten kleine, leichte  Aufgaben – zum Beispiel soll der Betroffene eine einfache geometrische  Figur abzeichnen. Ebenfalls häufig zum Einsatz kommt der  Uhren-Zeichnen-Test nach Suhlmann. Bei dieser Untersuchung malt der Patient das  Zifferblatt einer Uhr zu einer ganz bestimmten Uhrzeit auf ein Papier.

Gesunde können die Übungen normalerweise ohne größere Probleme  bewältigen. Treten Schwierigkeiten auf, deuten sie auf bestimmte  Störungen hin. Überprüft werden unter anderem Orientierungsfähigkeit,  Merkfähigkeit, Aufmerksamkeit und Sprachverständnis. Die Tests helfen  dem Arzt auch, den Schweregrad der Beeinträchtigung einzuschätzen. Die genannten Testverfahren werden allgemein zur Feststellung einer Demenz genutzt.

Wichtig zu wissen: Es gibt keinen einzelnen Test, der eine  Demenz beweisen könnte. Die Diagnose beruht immer auf dem Ergebnis  vieler verschiedener Untersuchungen. Tagesform, Bildungsgrad,  Medikamente und begleitende Krankheiten können Einfluss auf das  Testergebnis haben und werden entsprechend berücksichtigt. Für die  sichere Diagnose Demenz müssen Symptome laut Definition mindestens sechs  Monate lang bestehen. Das bedeutet jedoch keinesfalls, dass erst ein  halbes Jahr abgewartet wird, bevor Untersuchungen oder Behandlungen  erfolgen können.

Der Arzt muss nicht nur herausfinden, ob eine Demenz vorliegt, um  welche Art es sich handelt und wie ausgeprägt sie ist. Er muss außerdem  andere Erkrankungen ausschließen, die ebenfalls als Ursache der Symptome  infrage kommen – zum Beispiel körperliche Erkrankungen und Störungen,  neurologische Krankheiten wie eine Parkinson-Erkrankung, oder psychische Krankheiten wie eine Depression. Dazu sind meistens weitere Untersuchungen erforderlich.

Laboruntersuchungen

Blutuntersuchungen und Urinuntersuchungen helfen, einen schweren Vitaminmangel, Leber- und Nierenerkrankungen, eine Blutarmut oder Schilddrüsenstörungen aufzudecken. Sie liefern außerdem Hinweise auf chronische Infektionen, die das Gehirn beeinträchtigen könnten. Eventuell ordnet der Arzt zusätzlich eine Untersuchung des Nervenwassers an, eine sogenannte Liquorpunktion. Diese tritt zunehmend in den Vordergrund und kann bei der Unterscheidung zwischen einer vaskulären Demenz und einer Demenz vom Alzheimer-Typ helfen.

Bildgebende Verfahren

Wichtige Bausteine der Diagnostik sind bildgebende Verfahren, wie die Kernspintomografie (MRT) oder die Computertomografie des Kopfes (CCT). Sie liefern Hinweise auf Durchblutungsstörungen als mögliche Ursache der Demenz. Auch können die Bilder Hinweise auf die Ursache der Demenz geben, da sich bei der Alzheimer-Krankheit andere Muster finden, als bei einer vaskulären Demenz. Häufig kommen auch Mischformen vor.

Weitere Untersuchungen sind je nach Befund zur Diagnose der  vaskulären Demenz eventuell sinnvoll. Dies können zum Beispiel sein:  eine Langzeit-Blutdruckmessung, ein EKG zur Ableitung der Herzaktivität, ein EEG  zur Messung der Hirnströme, Ultraschall-Untersuchungen des Herzens (Echokardiografie) und der Hals- und Hirngefäße (Doppler- und Duplexsonografie), Röntgen-Untersuchungen des Brustkorbs (Röntgen-Thorax) und der Hals- und Hirngefäße (Angiografie).

Therapie: Wie wird eine vaskuläre Demenz behandelt?

Ist das Gehirn bereits geschädigt, so lässt sich das üblicherweise nicht mehr  rückgängig machen. Eine frühzeitige Therapie ist trotzdem wichtig, um  den Verlauf der Krankheit günstig zu beeinflussen und die Lebensqualität  der Betroffenen so lange und gut wie möglich zu erhalten.

Um dies zu gewährleisten, ist eine enge Zusammenarbeit zwischen  Ärzten, Pflegekräften, Sozialarbeitern, Physiotherapeuten und anderen  Fachkräften wichtig. Eine entscheidende Rolle kommt darüber hinaus den  pflegenden Angehörigen und engen Vertrauten des Demenzkranken zu.

Von Gedächtnistraining über Krankengymnastik bis hin zu Medikamenten –  die Bandbreite der Therapie- und Unterstützungsmöglichkeiten bei der  vaskulären Demenz ist groß. Was dem Betroffenen am besten hilft, sollte  im Einzelfall anhand der Schwere der Symptome und der individuellen  Umstände gemeinsam mit dem Arzt entschieden werden.

Folgende Behandlungen kommen bei der vaskulären Demenz in Frage:

  • Physiotherapie (Krankengymnastik)
  • Ergotherapie (Beschäftigungstherapie)
  • Logopädie (Sprachtherapie)
  • Spezielles Gedächtnistraining
  • Musiktherapie, Erinnerungstherapie und andere Verfahren
  • Begleitende Psychotherapie

Zur Behandlung der Durchblutungsstörung im Gehirn und Vorbeugung weiterer ischämischer Schlaganfälle kann der Arzt je nach Fall verschiedene Medikamente verschreiben:

  • unter anderem Acetylsalicylsäure/ASS oder Clopidogrel: Diese Arzneien bewirken, dass die Blutplättchen weniger leicht aneinander haften. Die Mittel wirken "blutverdünnend",  beugen damit neuen Schlaganfällen vor. Mögliche Nebenwirkung sind unter  anderem Magen-Darm-Probleme.
  • Ein erhöhter Blutdruck wird oft mit Medikamenten behandelt.
  • Auch gegen erhöhte Blutfettwerte kann der Arzt Tabletten verschreiben.
  • Ein erhöhter Blutzucker (Zuckerkrankheit, Diabetes mellitus) sollte auf einen individuell optimalen Wert gesenkt werden, zum Beispiel mit Medikamenten.
  • Manchmal kommen auch Cumarine zum Einsatz. Sie bremsen die  Blutgerinnung. Damit senken sie das Risiko, dass sich Blutgerinnsel  bilden, die die Blutgefäße verstopfen.

Spezifische Medikamente, die bei Alzheimer-Demenz häufig verordnet  werden (Cholinesterase-Hemmer, Memantin) können im Einzelfall für die Therapie der vaskuläre Demenz erwogen werden, vor allem beim Verdacht auf  eine Mischform von Alzheimer- und vaskulärer Demenz.

Wichtig: Eine gesunde Lebensweise mit einer ausgewogenen Ernährung und viel Bewegung unterstützt die Therapie. Auch viel Sozialkontakt ist ein wichtiger Faktor.

Tipps für Angehörige:

Eine Demenzerkrankung ist nicht nur für den Betroffenen, sondern auch für seine Angehörigen eine große Herausforderung. Für sie ist es schwer mit anzusehen, dass die geliebte Person zunehmend geistig und körperlich abbaut und letztlich womöglich pflegebedürftig wird. Die tägliche Zuwendung und Pflege kostet viel Kraft und Geduld. Folgende Tipps können im Alltag eventuell hilfreich für Angehörige sein:

  • Informieren Sie sich über die vaskuläre Demenz: Begleiten Sie den Demenzkranken zu den Arztbesuchen, besorgen Sie sich Literatur zum Thema und tauschen Sie sich mit anderen Betroffenen aus – zum Beispiel in Selbsthilfegruppen.
  • Sorgen Sie für Beständigkeit und Gewohnheit: Ein regelmäßiger Tagesablauf und die gewohnte Umgebung geben dem Erkrankten Sicherheit und Halt.
  • Seien Sie geduldig, auch wenn der Demenzkranke hin und wieder unter Stimmungsschwankungen leidet und Sie mit unkontrollierten Wutausbrüchen und ungerechtfertigten Vorwürfen konfrontiert. Bedenken Sie: Diese sind Teil seiner Krankheit und nicht gegen Sie persönlich gerichtet.
  • Vermeiden Sie es, bei Differenzen mit dem Demenzkranken zu diskutieren und ihn mit Argumenten überzeugen zu wollen. Versuchen Sie vielmehr, ihn abzulenken oder sich ihm liebevoll zuzuwenden.
  • Versuchen Sie, die Eigenständigkeit des Erkrankten so lange wie möglich zu fördern und "bemuttern" sie ihn nicht, solange er bestimmte Dinge (wie Anziehen, Kochen, Essen) noch selbst erledigen kann.
  • Denken Sie auch an sich selbst: Gönnen Sie sich ausreichend Erholungspausen, lassen Sie sich helfen – zum Beispiel durch ambulante Pflegedienste – und tun Sie sich öfters etwas Gutes. Dies schont Ihre Kräfte und hilft Ihnen und Ihrem pflegebedürftigen Angehörigen.

Viele Informationen und Beratung zu Themen wie ambulante Hilfen, Kurzzeitpflege, Leistungen der Pflegeversicherung sowie den Austausch mit anderen Betroffenen bieten zum Beispiel Selbsthilfegruppen oder die Deutsche Alzheimer Gesellschaft e.V., im Netz unter: www.deutsche-alzheimer.de.

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Vorbeugen: Kann man einer vaskulären Demenz vorbeugen?

Es ist leider nicht immer möglich, eine vaskuläre Demenz zu  verhindern. Zudem gibt es Risikofaktoren, die unbeeinflussbar sind – zum  Beispiel höheres Lebensalter. An manchen Punkten lässt sich jedoch  gegensteuern und somit die Erkrankungsgefahr senken. Es gibt viele Dinge, die der Arzt verbessern kann, wie beispielsweise eine medikamentöse Blutdruckeinstellung, aber auch viele Dinge, die der Patient unternehmen kann, wie beispielsweise geistige Aktiviäten fordern, im individuell passenden Rahmen Sport treiben und das Gewicht reduzieren. Eine gute Zusammenarbeit ist auch hier von großem Vorteil.

Blutdruck: Hoher Blutdruck setzt den Blutgefäßen zu. Oft bleibt Bluthochdruck lange unbemerkt, denn die Krankheit verursacht anfangs kaum Symptome.  Es empfiehlt sich deshalb, den Blutdruck hin und wieder kontrollieren zu  lassen – zum Beispiel in der Apotheke oder beim Arzt im Rahmen der  Vorsorge-Untersuchung Check-up 35. Diese Vorsorge-Untersuchung steht  gesetzlich Versicherten ab dem 35. Geburtstag alle drei Jahre zu. Wird  Bluthochdruck (arterielle Hypertonie) festgestellt, sollte unbedingt  eine Therapie mit engmaschigen Kontrollen erfolgen.

Blutfette, Blutzucker: Eine ungünstige Zusammensetzung der Blutfettwerte erhöht ebenfalls die Gefahr für eine Arteriosklerose ("Gefäßverkalkung") und damit auch für Durchblutungsstörungen im Gehirn. Vor allem ein erhöhter LDL-Cholesterinwert und ein niedriger HDL-Cholesterinwert  stellen ein Risiko dar. Auch ein erhöhter Blutzuckerwert schädigt auf  lange Sicht die Arterien. Deshalb sollten Blutfettwerte und Blutzucker  ebenfalls überprüft und – falls nötig – eine Therapie begonnen werden,  zum Beispiel mit Medikamenten.

Rauchen: Tabakrauch schadet in vielerlei Hinsicht. Das Rauchen aufzugeben, ist deshalb nie verkehrt. Der Rauchverzicht senkt unter anderem das Risiko für eine vaskuläre Demenz.

Gewicht: Wer zu viele Pfunde mit sich herumschleppt, belastet  sein Herz-Kreislaufsystem und erhöht damit auch die Gefahr, an einer  vaskulären Demenz zu erkranken. Eine gesunde, ausgewogene Ernährung und vor allem viel Bewegung tragen dazu bei, Übergewicht abzubauen, ein gesundes Gewicht zu erreichen und zu halten.

Bewegung: Wer regelmäßig Sport und körperliche Aktivität in seinen Alltag einbaut, senkt sein Risiko  für eine vaskuläre Demenz. Ältere Neueinsteiger sollten vorsichtshalber  mit dem Arzt klären, welche sportliche Aktivität sie sich bedenkenlos  zumuten können.

Geistige Aktivität: Fordern Sie Ihr Hirn heraus. Bleiben Sie  neugierig und wissbegierig, erhalten Sie sich die Lust am Lernen. Je  "trainierter" das Gehirn ist, desto mehr Reserven hat es, auf die es  zurückgreifen kann.

Sozialkontakte: Gemeinsame soziale Aktivitäten forden die geistige Gesundheit. Sich regelmäßig mit Freunden treffen, gemeinsame Aktivitäten, Hobbies und Aufgaben halten fit. Auch die Aufrechterhaltung von Pflichten trägt zur geistigen Gesundheit bei.

Prof. Günther Deuschl

Prof. Günther Deuschl

Unser beratender Experte:

Prof. Dr. Dr. h.c. Günther Deuschl ist Facharzt für Neurologie und ehemaliger Direktor der Neurologischen Klinik der Christian-Albrechts-Universität Kiel, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel. Er hat seine Ausbildung in München, Freiburg und in Washington erhalten und hat sich 1988 in Freiburg habilitiert. Seine klinischen und wissenschaftlichen Schwerpunkte sind neurodegenerative Erkrankungen wie der Morbus Alzheimer und der Morbus Parkinson. Er hat die neue Behandlungsmethode der tiefen Hirnstimulation für die Parkinson-Krankheit und andere Bewegungsstörungen mitentwickelt. Ein besonderer Schwerpunkt liegt bei der Diagnostik und Therapie der Demenzen. Aktuell ist er als Senior-Prof. und Emeritus der Klinik für Neurologie am Campus Kiel sowie als Past-Präsident der Europäischen Akademie für Neurologie tätig.

Quellen:

  • Eric Smith, MD; Clinton B Wright, MD, MS. Etiology, clinical manifestations, and diagnosis of vascular dementia. Post TW, ed. UpToDate. Waltham, MA: UpToDate Inc. http://www.uptodate.com (abgerufen am 18. März 2020)
  • Eric Smith, MD; Clinton B Wright, MD, MS. Treatment of vascular cognitive impairment and dementia. Post TW, ed. UpToDate. Waltham, MA: UpToDate Inc. http://www.uptodate.com (abgerufen am 18. März 2020)
  • AWMF (Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e.V.), S3-Leitlinie "Demenzen", Langversion - Januar 2016. Online: https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/038-013l_S3-Demenzen-2016-07.pdf (abgerufen am 18. März 2020)

Wichtig: Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen. Die Beantwortung individueller Fragen durch unsere Experten ist leider nicht möglich.