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Die Granulomatose mit Polyangiitis, abgekürzt GPA, gehört zu den entzündlich-rheumatischen Erkrankungen. Früher hieß die Erkrankung Wegener Granulomatose.

Das Immunsystem der Betroffenen greift – sozusagen "versehentlich" – Bestandteile bestimmter weißer Blutzellen an. Ärzte sprechen von einer Autoimmunerkrankung. Die Folge ist eine Gefäßentzündung mit Zerstörung der Gefäßstruktur, eine nekrotisierende Vaskulitis.

Außerdem bilden sich geschwürartige Gebilde, sogenannte Granulome, vor allem an den oberen und unteren Atemwegen. Die Erkrankung kann letztlich alle Organe befallen. Typisch ist auch eine bestimmte Form der Nierenentzündung (Glomerulonephritis).

Wer ist von einer Granulomatose mit Polyangiitis betroffen?

Eine GPA kann in jedem Lebensalter auftreten. Meist zeigt sie sich aber zwischen dem 50. und 60. Lebensjahr. Männer und Frauen sind gleichermaßen betroffen. Jedes Jahr erkranken acht bis zehn von einer Million Menschen neu an GPA. Knapp 100 Menschen pro einer Million leiden an einer GPA.

Die Ursachen der Krankheit sind nicht geklärt. Neue Untersuchungen haben gezeigt, dass es genetische Marker gibt, die in Kombination mit bestimmten bakteriellen Infektionen (durch Staphylokokkus aureus) wahrscheinlich eine GPA auslösen können.

Welche Symptome treten auf?

Zu Beginn der Erkrankung ist eine GPA  auf die oberen und unteren Atemwege beschränkt (lokalisiertes Stadium). Sie ähnelt meistens hartnäckigen Infektionen in Bereich der oberen Atemwege. Typisch ist ein blutig-krustiger Schnupfen. Mit der Zeit kann der Entzündungsprozess die Nasenscheidewand zerstören und zu einer sattelartigen Verformung des Nasenrückens führen. Auch Geschwüre der Mundschleimhaut und chronische Entzündungen des Mittelohres und der Nasennebenhöhlen sind häufig. Sind  Kehlkopf, Luftröhre und Bronchien betroffen, droht insbesondere im Kindesalter eine kritische Einengung der Atemwege mit Atemnot und Erstickungsgefahr. Auch die Lunge kann beteiligt sein, was als "Rundherde" im Röntgenbild sichtbar ist.

An das lokalisierte Stadium schließt sich meist ein generalisiertes Stadium an. Es können grundsätzlich alle Gewebe und Organe befallen sein. Es kommt zu entzündeten (roten) Augen, zu Schmerzen von Gelenken und Muskeln und zu Funktionsstörungen von Nerven mit Taubheit und Missempfindungen. Am häufigsten ist die Niere betroffen, und zwar in Form einer rasch fortschreitenden Entzündung der Nierenkörperchen (Glomerulonephritis) bis hin zum Nierenversagen. Meist tritt das kombiniert mit einer schweren Entzündung der kleinen Blutgefäße der Lunge auf (pulmo-renales Syndrom). Oft kommen Allgemeinsymptome wie Abgeschlagenheit, Fieber, Nachtschweiß, Appetitlosigkeit und Gewichtsverlust vor.

Wie stellt der Arzt die Diagnose GPA?

Meist findet der Arzt bei einer Blutuntersuchung Zeichen für eine Entzündung (zum Beispiel eine erhöhte Blutsenkungsgeschwindigkeit, hohes Entzündungseiweiß, vermehrt weiße Blutkörperchen) sowie eine Verminderung der roten Blutkörperchen. Spezifischer ist der Nachweis bestimmter Autoantikörper: cANCA oder PR3-ANCA.

Gewebeproben aus den Nasen-Rachen-Bereich, der Lunge und der Niere ergeben bei einer Granulomatose mit Polyangiitis das typische feingewebliche Bild einer granulomatösen Entzündung in den arteriellen Gefäßwänden oder um sie herum.

Eine Glomerulonephritis zeigt neben auffälligen Nierenwerten auch bestimmte Veränderungen in einer Unrinprobe (sogenannte Erythrozytenzylinder im Urinsediment).

Daneben können Gefäßveränderungen und Granulome auch in Röntgenaufnahmen und Kernspin-Untersuchungen erkennbar sein.

Als bewiesen gilt eine Granulomatose mit Polyangiitis dann, wenn mindestens zwei der vier folgenden Kriterien erfüllt sind:

  • Entzündungen in Nase und Mund mit Geschwüren und eitrigem Ausfluss aus der Nase
  • Rundherde im Röntgenbild der Lunge
  • typische Veränderungen in der Urinprobe
  • typisches Bild in einer feingeweblichen Untersuchung.


Beratende Expertin: Priv.-Doz. Dr. med. Eva Reinhold-Keller, Fachärztin für Innere Medizin, Schwerpunkt Rheumatologie

Beratende Expertin: Priv.-Doz. Dr. med. Eva Reinhold-Keller, Fachärztin für Innere Medizin, Schwerpunkt Rheumatologie

Wie sieht die Therapie bei GPA aus?

Eine GPA behandelt der Arzt mit Medikamenten, die das überschießend arbeitende Immunsystem bremsen. Dazu gehören unter anderem Wirkstoffe wie Kortison, Methotrexat und Cyclophosphamid. Abhängig vom Stadium und der Schwere der Erkrankung wählt der Arzt eine Wirkstoffkombination aus. Seit 2013 ist für die schwere GPA Rituximab zugelassen worden, ein sogenanntes Biologicum, das gezielt bestimmte, wesentlich an der Entzündung beteiligte Immunzellen (B-Lymphozyten) neutralisiert.

Im Anschluss an eine erste Therapiephase (primäre Therapie, Induktionstherapie) folgt eine Erhaltungstherapie (zum Beispiel Methotrexat, Azathioprin). Unter der Behandlung ist eine regelmäßige Kontrolle der Leberwerte und des Blutbildes notwendig. Durch die Medikamente besteht eine erhöhte Anfälligkeit für Infekte. Ein Infektionsschutz durch bestimmte Impfungen (zum Beispiel gegen Grippe oder Pneumokokken) wird daher empfohlen. Der Arzt berät dazu.

Ohne Behandlung ist die Prognose einer GPA sehr ernst. Mit einer optimalen Therapie erzielt man heute sehr oft gute Erfolge. Schäden an Organen, vor allem ein Nierenversagen, wirken sich ungünstig aus.

Bei der Mehrzahl der Betroffenen treten Erkrankungsrückfälle auf. Daher ist es wichtig, die Betroffenen auf Frühzeichen eines solchen Rückfalles zu schulen, damit sie ihn rechtzeitig erkennen und sich behandeln lassen können.

Quellen:

Herold G (Hrsg.), Innere Medizin, Köln, 2012  S. 665

Deutsche Rheumaliga: Die Wegenersche Granulomatose
online: https://www.rheuma-liga.de/fileadmin/user_upload/Dokumente/Mediencenter/Publikationen/Merkblaetter/3.6_Wegenersche_Granulomatose.pdf, abgerufen am 26.07.2013

Leitlinie der Gesellschaft für Kinder- und Jugendrheumatologie und der deutschen Gesellschaft für Kinder-und Jugendmedizin, Weitere Vasculitiden, Stand 01/2013
online: http://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/027-065l_S1_Vaskulitis_2013-01.pdf, abgerufen am 26.07.2013.

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