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Der Spitzfuß - kurz erklärt

Eine Spitzfuß-Fehlstellung (auch Pes equinus genannt) äußert sich durch eine krankhaft vermehrte Beugung des Fußes im Sprunggelenk. Diese Fußfehlstellung kommt bei Kindern, aber auch bei Erwachsenen vor.

Eine Spitzfuß-Fehlstellung kann angeboren oder erworben sein, am häufigsten tritt der Spitzfuß im Rahmen einer neurologischen Erkrankung auf, bei der das Zusammenspiel zwischen Nerven und Muskeln gestört ist, wie beispielsweise bei Lähmungen (durch eine infantile Zerebralparese - auch ICP genannt - oder eine Kinderlähmung - auch Polio genannt oder einem Schlaganfall). Aber auch knöcherne Veränderungen im Sprunggelenk, Muskelerkrankungen, Sehnenverletzungen oder Bettlägrigkeit können die Ausbildung eines Spitzfußes verursachen.

Therapiert wird eine Spitzfußfehlstellung in Abhängigkeit von der Ursache. Zur konservativen Therapie (ohne Operation) stehen physiotherapeutische Behandlungen und Dehnungsübungen sowie spezielle Schienen (Orthesen, Nachtschienen) zur Verfügung. Ist die Wadenmuskulatur oder Achillessehne verkürzt, können diese operativ verlängert werden.

Was ist ein Spitzfuß?

Ein Spitzfuß ist eine Fehlstellung des Fußes, bei dem der Fuß im Liegen bei gestrecktem Kniegelenk (von einem Untersucher, also passiv) nicht mehr in eine 90 Grad-Position im Sprunggelenk gebracht werden kann. Der Fuß verbleibt dauerhaft in einer gebeugten Haltung, wodurch das Gehen und Stehen erhebliche Probleme bereitet. Der Fuß kann nur auf einer kleinen Auflagefläche belastet werden. Es ist schwierig das Gleichgewicht zu halten, vor allem wenn, wie bei den meisten Patienten, zusätzlich andere neurologische Störungen bestehen. Häufig liegen auch kombinierten Fußfehlstellungen, zum Beispiel ein Abduktions-Knick-Senk-Fuß oder ein Klumpfuß, vor.

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Spitzfuß-Stellung

Beim Spitzfuß handelt es sich um eine Fehlstellung des Fußes, bei welcher der Fuß im Sprunggelenk gebeugt gehalten wird (Plantarflexion). Es besteht ein Fersenhochstand. Ein Aufsetzen des Fußes mit der gesamten Fußsohle ist nicht möglich.

Ursache: Wie kommt es zu einem Spitzfuß?

Eine Spitzfuß-Fehlstellung kann entweder angeboren oder erworben sein. Ein angeborener Spitzfuß ist sehr selten. Es wird angenommen, dass eine Zwangshaltung des Embryos im Mutterleib (Beckenendlage) Fußfehlstellungen verursachen kann. Im Zusammenhang mit neurologischen Grunderkrankungen oder Skelettfehlbildungen ist er häufiger zu finden.

Meist ist die Spitzfuß-Fehlstellung erworben, hier stehen ursächlich andere Erkrankungen im Vordergrund, welche dann zu einer Spitzfuß-Fehlstellung führen. Dieser ist also Folge einer Erkrankung (sogenannte sekundäre Fehlstellung):

  • Neurogene Ursachen durch Nervenschädigung

Durch eine Schädigung von Nervenbahnen kommt es zu Lähmungen einzelner Muskeln oder Muskelgruppen (Parese). Zu einer Nervenschädigung kommt es beispielsweise bei einen Schlaganfall (Apoplex), einer infantilen Zerebralparese oder einer Infektion mit Polioviren (Poliomyelitis, Kinderlähmung). Aber auch durch permanenten Druck auf einen Nerven (vor allem im Bereich des Wadenbeinköpfchens) oder durch einen Bruch, kann eine Nervenschädigung auftreten. Ebenfalls kann es im Rahmen einer Polyneuropathie zur Schädigung der Nerven kommen.

  • Muskuläre oder sehnenbedingte Ursachen

Bei Erkrankungen der Muskulatur oder der Sehnen kann es aufgrund einer verkürzten Wadenmuskulatur zu einer Spitzfuß-Fehlstellung kommen. Auch nach einem Riss der Achillessehne (Achillessehnenruptur) kann es zu einer Verkürzung der Sehne kommen, was dann eine Spitzfuß-Fehlstellung bedingt.

  • Großflächige Narbenbildung

Kommt es zum Beispiel durch Verbrennungen oder Weichteilverletzungen (zum Beispiel einem Kompartmentsyndrom) im Bereich der Wade zu einer ausgeprägten Narbenbildung zieht sich das Gewebe zusammen (Kontraktur). Durch diesen Zug im Bereich der Wade kommt es zu einem Spitzfuß.

  • Lagerungsbedingt

Bei bettlägrigen, pflegebedürftigen Menschen kann es beispielsweise schon durch die fehlende Bewegung des Sprunggelenks über mehrere Tage zu einer Spitzfuß-Fehlstellung kommen.

Formen eines Spitzfußes

Jedes Kind lernt das Laufen zunächst auf den Zehenspitzen. Mediziner nennen das den physiologischen Zehenspitzengang eines Kleinkindes. Bleibt der Zehenspitzengang über diese Phase hinaus bestehen ohne dass eine neurologische beziehungsweise neuromuskuläre Erkrankung vorliegt, spricht man von einem habituellen Spitzfuß.

Solange die Spitzfußstellung nur beim Gehen oder Stehen vorhanden ist, ohne dass die Wadenmuskulatur irreversibel verkürzt ist, spricht man von einem funktionellen Spitzfuß. Ein typisches Beispiel ist der Spitzfuß, der benutzt wird um eine Beinlängendifferenz auszugleichen. Ist eine Verkürzung der Wadenmuskulatur (Kontraktur) vorhanden, welche nicht mehr ausgeglichen werden kann, sprechen Experten von einem strukturell fixierten Spitzfuß. Ursachen können eine spastische Muskelaktivität, Muskelschäden nach Unfällen oder auch Narben sein.

Diagnose: Wie wird ein Spitzfuß festgestellt?

Die Diagnose des Spitzfußes wird durch die Erhebung der Krankengeschichte (Anamnese) und eine Untersuchung des Patienten gestellt. Hierbei wird auch darauf geachtet, ob der Fuß im Liegen durch den Arzt noch in die sogenannte Neutral-Null-Stellung gebracht werden kann - also die Position, bei der im Sprunggelenk mindestens ein 90 Grad Winkel erreicht wird. Ist dies nicht möglich, besteht eine Spitzfuß-Stellung. Das Gangbild der Betroffenen ist durch die Spitzfuß-Stellung deutlich behindert. Bei einem fixierten Spitzfuß wird der Fuß nur im vorderen Bereich belastet, ein Fersenkontakt mit dem Boden ist im Stand nicht möglich. Der Ausgleich kann durch ein Überstrecken des Kniegelenks erfolgen, eine vermehrte Beugung im Hüftgelenk oder eine Gegenkrümmung der Lendenwirbelsäule. Dies kann zu deutlichen Gangunsicherheiten und Beschwerden der angrenzenden Gelenke führen.

Eine Röntgenaufnahme hilft knöchernen Ursachen wie eine Arthrose des Sprunggelenks auszuschließen, bei neurologischen Ursachen ist das Röntgenbild aber meist unauffällig. Auch kann ein lange bestehender Spitzfuß zu sekundären Veränderungen des Fußskeletts führen.

Therapie: Wie lässt sich ein Spitzfuß behandeln?

  • Konservative Behandlung (ohne Operation)

Eine habituelle Spitzfußstellung im Kindesalter kann sich unter Umständen unter dem steigenden Körpergewicht des wachsenden Kindes von selbst korrigieren. Ist dies nicht der Fall, muss der Spitzfuß behandelt werden. Ob eine Therapie nötig ist, sollten Eltern frühzeitig mit dem Arzt besprechen. Solange die Fußfehlstellung nicht durch eine verkürzte Wadenmuskulatur bedingt ist, ist eine konservative Behandlung mit gutem Erfolg möglich. Teilweise reichen spezielle Dehnübungen unter Anleitung eines Physiotherapeuten aus.

Droht eine Verkürzung der Wadenmuskulatur, wird meist eine andere Behandlung nötig. Die Patienten müssen zum Beispiel einen Unterschenkelgehgips über mehrere Wochen tragen, damit sich die Fußstellung wieder normalisiert. Anschließend kommen häufig Nachtschienen zum Einsatz und funktionelle Orthesen (Gehschienen). 

Manchmal verabreicht der Arzt auch Botulinumtoxin in bestimmte Anteile der Wadenmuskulatur, um diese zu entspannen. Botulinumtoxin wird auch eingesetzt, um die Möglichkeiten und Grenzen einer funktionellen Behandlung abschätzen zu können.

  • Operative Behandlung

Ist die Spitzfußstellung bereits strukturell fixiert, ist also die Wadenmuskulatur verkürzt oder liegen knöcherne Veränderungen vor, wird meist eine Operation notwendig, um die Fehlstellung zu korrigieren. Auch hier gibt es verschiedene Behandlungsansätze. Grundsätzlich kann die Achillessehne verlängert werden oder die Wadenmuskulatur. Eine Verlängerung der Achillessehne ist technisch einfacher und führt zu einer größeren Längenzunahme. Der Nachteil ist ein möglicher Kraftverlust. Als schonender und physiologischer gelten daher die Verfahren, bei der die Wadenmuskulatur verlängert wird.

Bei knöchernen Veränderungen sind häufig komplexere Eingriffe notwendig.

Alle Verfahren bergen ein gewisses Rückfallrisiko, insbesondere im Wachstumsalter. Sie können aber mehrfach wiederholt werden. In aller Regel ist nach der Operation eine intensive physiotherapeutische Nachbehandlung notwendig.

Unser Experte: Professor Markus Walther

Unser Experte: Professor Markus Walther

Unser beratender Experte:

Professor Markus Walther, Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie, Chefarzt der Abteilung für Fuß- und Sprunggelenkschirurgie an der Schön Klinik München-Harlaching.

Quellen:

  • Fritz U. Niethard, Kinderorthopädie: Spitzfuß, S. 178 f., 2. Auflage, 2010, Thieme-Verlag
  • S. Breuch, H. Mau, D. Sabo, Klinikleitfaden Orthopädie: Spitzfuß/Hängefuß, S. 716 f, 5. Auflage, 2006, Urban und Fischer Verlag
  • F. Hefti, Kinderorthopädie in der Praxis, 3. Auflage, 2015, Springer Verlag

Wichtiger Hinweis: Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder –behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen. Die Beantwortung individueller Fragen durch unsere Experten ist leider nicht möglich.