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Die deutsche Ärzteleitlinie zum Fibromyalgiesyndrom nennt folgende Beschwerden als Kernsymptome:

  • Chronische Schmerzen in mehreren Körperregionen
  • Schlafstörungen, nicht erholsamer Schlaf
  • Körperliche und geistige Erschöpfung (Fatigue)

Die Beschwerden bestehen seit mindestens drei Monaten. Es können zahlreiche weitere Symptome auftreten.

Der Schmerz tritt häufig an beiden Armen und Beinen, am Brustkorb, im Bauch, am oberen und unteren Rücken, an Wirbelsäule und Nacken, sowie seltener auch am Kopf auf. Patientinnen und Patienten beschreiben den Schmerz typischerweise als tiefsitzend, wandernd, drückend, stechend, brennend, ähnlich wie bei Muskelkater oder Gliderschmerzen, die man während einer Erkältung hat. Der Schmerz kann die Muskeln betreffen, die Gelenke und die Sehnen. Die Körperstellen reagieren zum Teil sehr empfindlich auf Druck. Muskeln und Gelenke fühlen sich oft steif an. Neben dem "Muskelschmerz" berichten Betroffene auch von einem "Nervenschmerz", einem Kribbeln, Brennen, Ameisenlaufen, Taubheitsgefühl. Kopfschmerzen können ebenfalls auftreten und bohrend, stechend, drückend sein.

Die Schmerzen (ebenso wie die anderen Symptome) sind mal schwächer und mal stärker, dies kann sich von Tag zu Tag ändern, aber auch innerhalb eines Tages. Manche haben längere beschwerdefreie Phasen und dann wieder schlechte Phasen.

Viele Menschen mit FMS schlafen schlecht, wachen nachts auf, schlafen schlecht wieder ein. Auch nach viel Schlaf fühlen sich oft nicht erholt. Gleichzeitig stellt sich eine ausgeprägte Erschöpfung ein, die Ärzte als Fatigue bezeichnen, und die man nicht mit normaler Müdigkeit gleichsetzen kann. Die Fatigue ist viel ausgeprägter, lähmt und schränkt Betroffene im Alltag teilweise stark ein. Sie ist körperlich und geistig.

Weitere Beschwerden:

  • Kognitive Probleme ("Brainfog" oder "Fibrofog"): Wer das Fibromyalgiesyndrom hat, berichtet häufig von Konzentrationsproblemen, ist vergesslich, hat Wortfindungsstörungen
  • Verminderte Belastbarkeit: Körperliche und geistige Tätigkeiten strengen mehr an als vor der Krankheit, man braucht längere Erholungsphasen, ist nicht mehr so leistungsfähig
  • Betroffene reagieren auf Hitze, Kälte, Geräusche, Licht, Gerüche, Berührungen empfindlich
  • Magen-Darm-Beschwerden: Reizdarm, Reizblase, Reizmagen, Bauchschmerzen, Unterleibsschmerzen, Sodbrennen treten häufig auf
  • Probleme bei aufrechter Körperhaltung, wie Benommenheit, Herzklopfen, Herzrasen, Schwindel, Schwächegefühl
  • Ohrensausen (Tinnitus) und Sehstörungen
  • Wassereinlagerungen (Ödeme) im Gewebe

Studien zufolge treten bei 30 bis 50 Prozent der Betroffenen parallel psychische Beschwerden auf, wie eine Depression oder Angststörung.

Das FMS beginnt oft schleichend und verschlimmert sich im Laufe der Jahre. Es kann unterschiedlich schwer verlaufen. Phasen mit starken Beschwerden wechseln häufig mit solchen, in denen weniger oder praktisch keine Symptome auftreten. Bestimmte Faktoren können die Symptome schüren. Dazu gehören Stress, Wetterwechsel und kalte Jahreszeit.

Diagnose: Wie kann man ein Fibromyalgiesyndrom feststellen?

Die Beschwerden, die bei einem FMS vorkommen, sind nicht spezifisch für diese Krankheit. Zahlreiche Ursachen können ähnliche Symptome auslösen.

Der Arzt oder die Ärztin geht mit der Patientin oder dem Patienten die Krankheitszeichen durch und fragt detailliert nach der Art der Schmerzen, wo sie auftreten, wie häufig sie sind. Dann findet normalerweise eine körperliche Untersuchung statt und es wird Blut abgenommen.

Dies dient in erster Linie dazu, mögliche andere Krankheiten auszuschließen. Dazu zählen unter anderem:

  • Entzündliche rheumatische Erkrankungen wie Rheumatoide Arthritis, Systemischer Lupus erythematodes, Sjögren-Syndrom
  • Virusinfektionen oder bakterielle Infektionen
  • Schilddrüsenerkrankungen
  • Muskelerkrankungen, zum Beispiel Myopathien
  • Psychische Störungen
  • Chronisch-entzündliche Darmkrankheiten

Um abzuklären, ob eventuell eine der genannten Krankheiten vorliegt kann es nötig sein, einen Facharzt aufzusuchen, zum Beispiel einen Rheumatologen, Neurologen oder Gastroenterologen. Dieser kann bei Verdacht weitere Untersuchungen vornehmen.

Lässt sich keine andere Ursache finden, kann eine erfahrene Ärztin anhand des typischen Beschwerdekomplexes die Verdachtsdiagnose Fibromyalgiesyndrom stellen. Es gibt derzeit verschiedene Diagnosekriterien. Die vom American College of Rheumatology (ARC) 1990 aufgestellten Kriterien gelten heute als überholt. Hierbei war eine bestimmte Anzahl von schmerzempfindlichen Orten am Körper, die sogenannten Tender Points, nötig, um die Diagnose zu stellen.

Laut den ACR-Kriterien von 2016 lässt sich ein FMS vermuten, wenn...

...großflächige Schmerzen und weitere typische Symptome einer bestimmten Intensität vorliegen...
... die Symptome seit mindestens drei Monaten bestehen...
... der Schmerz (beim Abtasten) in mindestens vier von fünf Körperregionen in der oberen und unteren Körperhälfte auftritt. Schmerzen in Kiefer, Brustkorb und Bauch gehören nicht zu dieser Definition.

Parallel zum Fibromyalgiesyndrom kommt es häufig zu weiteren Krankheiten, die zu zusätzlichen Diagnosen führen können:

  • Reizdarm, Reizblase, Reizmagen
  • Migräne
  • Kiefergelenkserkrankungen
  • Depression, Angststörung, Posttraumatisches Belastungssyndrom
  • Restless Legs Syndrom, Periodic Limb Movement Disorder (PLMD)
  • Schlafapnoe
  • Entzündliches Gelenkrheuma
  • Chronisches Fatigue Syndrom (ME/CFS)

Besonders beim Chronischen Fatigue Syndrom vermuten manche Forscher und Forscherinnen, dass es sich um die gleiche Krankheit handelt wie beim Fibromyalgiesyndrom, nur in unterschiedlicher Ausprägung. Die Symptome der beiden Syndrome überlappen sich stark, weshalb eine Unterscheidung schwierig ist. Als charakteristischstes Symptom von ME/CFS gilt die Zustandsverschlechterung nach einem Zuviel an körperlicher, geistiger und emotionaler Aktivität, was für die Fibromyalgie bislang kaum beschrieben wurde. Es könnte sich also auch um verschiedene Krankheitsbilder mit ähnlichen Ursachen handeln.

Tritt das FMS parallel zu Gelenkrheuma auf, kann es sich um eine sogenannte sekundäre Fibromyalgie handeln.

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