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Sie essen Rosinen und bekommen einen Blähbauch. Sie trinken ein Glas Milch und müssen rasch auf Toilette. Sie verzehren Käse und plötzlich brummt der Kopf. Was steckt dahinter? Möglicherweise vertragen Sie bestimmte Lebensmittel nicht.

Allergie oder Unverträglichkeit?

Experten unterscheiden zwischen einer Allergie und einer Unverträglichkeit auf Lebensmittel. Bei einer Allergie erkennt das körpereigene Immunsystem bestimmte Bestandteile im Essen als "Feind" und reagiert mit einer allergischen Reaktion darauf. Diese kann sich mit Hautausschlag, Juckreiz, laufender Nase, aber auch mit Magen-Darm-Beschwerden äußern.

Bei einer Unverträglichkeit, medizinisch: Intoleranz, liegt meist die eingeschränkte Fähigkeit des Darms zugrunde, manche Lebensmittelbestandteile richtig zu verdauen oder abzubauen.

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Lebensmittelallergien

Nahrungsmittel wie Fisch, Erdnüsse oder Hühnerei können bei manchen Personen eine allergische Reaktion hervorrufen. Mehr zu möglichen Symptomen wie Juckreiz, Hautausschlag, Durchfall, Übelkeit, zu Allergietests und Therapie zum Artikel

In Obst ist Fruktose enthalten.

Fruchtzucker (Fruktose)

Fruchtzucker kommt natürlicherweise vor allem in Obst vor. Zum Problem wird er vor allem, wenn er in größeren Mengen industriellen Lebensmitteln zugefügt wird. zum Artikel

Fruchtzuckerunverträglichkeit (Fructoseintoleranz)

Fruchtzucker, auch Fruktose genannt, kommt natürlicherweise in Obst vor und verleiht ihm seine Süße. Aus dem Darm wird der Zucker über ein Transporteiweiß ins Blut geschleust. Die Menge, die der Transporter auf einmal befördern kann, ist begrenzt – deshalb verträgt jeder Mensch Fruchtzucker nur in Maßen. Vermutlich funktioniert die Fruktose-Schleuse bei etwa einem Drittel der Deutschen allerdings nur eingeschränkt, weshalb sie schon auf kleinere Mengen der Fruchtsüße mit Beschwerden reagieren.

Durch die gleichzeitige Aufnahme von Zuckeralkoholen wie Sorbitol, die beispielsweise in Diät-, Light- und "zuckerfreien" Produkten wie Bonbons und Kaugummis vorkommen, wird die Verträglichkeit von Fruktose weiter verschlechtert, sodass sich die Beschwerden verstärken können.

Typische Symptome sind Blähbauch und Blähungen, Bauchschmerzen und Durchfall. Ob eine Fructoseintoleranz vorliegt, kann der Arzt mit einem Atemtest feststellen. Steht die Diagnose fest, sollte der oder die Betroffene seine Ernährungsgewohnheiten mit einem Fachmann besprechen.

Wichtig: Im Normalfall müssen Sie nicht komplett auf Fruktose verzichten! Lediglich fruchtzuckerreiche Lebensmittel wie Trockenfrüchte, Obstsäfte, Äpfel, Honig und mit Fruchtzucker angereicherte Fertigprodukte sollten Sie – je nach individueller Verträglichkeit – nur in Maßen essen. Das Enzym Xylose-Isomerase wandelt Fruchtzucker in Traubenzucker um und soll – in Tablettenform zu den Mahlzeiten eingenommen – die Verträglichkeit der aufgenommenen Fruktose steigern. Wie gut dieses Enzym wirklich hilft, müssen erst größere Studien zeigen.

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Histaminunverträglichkeit

Eine Histaminunverträglichkeit kann zu zahlreichen Symptomen führen. Hintergründe und was dagegen hilft zum Artikel

Milchzuckerunverträglichkeit (Laktoseintoleranz)

Zirka 15 Prozent der Deutschen vertragen nur kleine Mengen Milchzucker, auch als Laktose bezeichnet. Der Grund: ein Enzymmangel. Damit der Milchzucker verwertet werden kann, muss er im Darm aufgespaltet werden. Das geschieht durch das Enzym Laktase. Wird zu wenig davon gebildet oder wirkt es nicht ausreichend, kann weniger Laktose abgebaut werden. Der Zucker gelangt in den Dickdarm und wird dort von Darmbakterien zerlegt. Dabei kann es unter anderem durch die anfallende Gasbildung zu Blähungen, Durchfall und Bauchgrimmen kommen.

Eine Milchzuckerunverträglichkeit lässt sich mit einem Atemtest feststellen. Wer diese hat, muss individuell austesten, welche Milchprodukte er in welcher Menge verträgt. Viel Laktose steckt zum Beispiel in Milch, Quark, Sahne, Frischkäse und teilweise in Schokolade. Hartkäse sind praktisch frei von Milchzucker. Inzwischen gibt es zahlreiche laktosefreie Produkte in Supermärkten. Alternativ können Betroffene auch das Enzym Laktase zum Essen einnehmen, wenn darin Laktose vorkommt.

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Glutenunverträglichkeit (Zöliakie)

Die Zöliakie ist ein Sonderfall. Sie ist weder eine Allergie noch eine klassische Unverträglichkeit, auch wenn sie so bezeichnet wird. Wer eine Zöliakie hat, dessen Darmschleimhaut ist durch das Vorhandensein des Klebereiweißes Gluten entzündet. Denn das körpereigene Abwehrsystem sieht Gluten als Feind an und löst eine Immunreaktion in der Darmschleimhaut aus, welche mit einer Entzündung einhergeht. Dadurch führt die Zöliakie häufig zu einem Mangel an bestimmten Nährstoffen, da diese nur noch eingeschränkt aufgenommen werden.

Die Krankheit führt typischerweise zu Fettstühlen, Durchfall, Gewichtsverlust und Wassereinlagerungen, sogenannten Eiweißmangelödemen. Sie kann ebenfalls einen Vitaminmangel, Blutarmut, Osteoporose, eine Depression sowie Gelenk- und Hautbeschwerden auslösen, teilweise aber auch kaum Beschwerden bereiten. Steht die Diagnose fest, muss der Patient oder die Patientin konsequent auf das Klebereiweiß Gluten verzichten. Es kommt unter anderem in Getreide wie Weizen, Dinkel und Roggen vor und in sehr vielen verarbeiteten Lebensmitteln.

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Nicht-Zöliakie-Nicht-Weizenallergie-Weizensensitivität

Neue Untersuchungen haben gezeigt, dass einige Menschen auf Weizen mit Beschwerden reagieren. Sie haben aber keine Zöliakie. In den Fokus sind hier in den letzten Jahren die sogenannten Amylase-Trypsin-Inhibitoren, kurz: ATI, gerückt. Das sind Eiweiße, die in glutenhaltigem Getreide vorkommen, also zum Beispiel Weizen, Dinkel und Roggen. ATIs docken vermutlich an bestimmten Stellen in der Darmschleimhaut an, was das Immunsystem aktiviert und bei manchen Menschen Probleme bereitet. Sie ähneln den Beschwerden einer Glutenunverträglichkeit und können zum Beispiel den Verdauungstrakt betreffen, aber auch ganz andere Organe. Eine glutenarme Ernährung wirkt sich nach derzeitigem Wissensstand positiv aus, auch kann eine FODMAP-arme Diät (siehe unten) manchmal helfen. Es könnte sich bei diesem Krankheitsbild nämlich auch um eine Unverträglichkeit auf Fruktane handeln. Das sind längerkettige Kohlenhydrate, die unter anderem in Weizen vorkommen. Fruktane zählen zu den FODMAPs. Diese Unverträglichkeit lässt sich mit den gängigen Diagnosemethoden bislang nicht nachweisen.

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Laktose steckt vor allem in Milchprodukten.

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Histaminunverträglichkeit (Histaminintoleranz)

Histamin ist zum einen ein körpereigener Botenstoff, der vor allem in Haut, Lunge, Nervenzellen und Verdauungstrakt vorkommt. Zum anderen findet er sich in einigen Lebensmitteln. Vermutlich können manche Menschen aus der Nahrung stammendes Histamin langsamer oder nur unvollständig abbauen. Dabei spielen wohl ein oder mehrere Enzyme eine Rolle. Es ist unbestritten, dass sich Beschwerden, die sich nach Aufnahme von bestimmten Nahrungsmitteln einstellen, auf hohe Histaminmengen zurückführen lassen – Stichwort Fischvergiftung. Es ist bisher aber nicht sicher wissenschaftlich belegt, dass es eine Unverträglichkeit durch einen verminderten Histaminabbau bei "normaler Ernährung" gibt.

Die möglichen Symptome einer Histaminintoleranz variieren ebenso wie die mutmaßlichen Ursachen. Betroffene berichten über Kopfschmerzen und Migräne, Asthma, Blutdruckabfall und Schwindel, aber auch über Magen-Darm-Probleme, Herzrasen, Juckreiz oder Hautrötung.

Nachweisen lässt sich diese potenzielle Unverträglichkeit derzeit nur schwer. Experten raten, bei Verdacht einen Allergologen und einen Ernährungsberater aufzusuchen. Ein Ernährungsspezialist kann mit dem oder der Betroffenen herausfinden, welche Lebensmittel Probleme bereiten. Histamin steckt beispielsweise in gereiften Käsesorten wie Emmentaler oder Parmesan, in Rotwein, Wurst und Innereien, verarbeiteten Fischgerichten, aber auch in Essig und Kakao.

Vermeiden verschiedener Kohlenhydrate (Low-FODMAP-Diät)

Viele Patienten, die an einem Reizdarmsyndrom leiden, können von einer reduzierten Aufnahme bestimmter Kohlenhydrate profitieren. Es handelt sich dabei um sogenannte FODMAPs: Fermentierbare (F) Oligo- (O), Di- (D), Monosaccharide (M) und (A) Polyole (P). Zu diesen Zuckern zählen zum Beispiel Fruchtzucker, Milchzucker, Sorbitol, Raffinose und Stachyose. Sie kommen in zahlreichen Lebensmitteln vor. Der positive Effekt der Ernährungsweise hängt wahrscheinlich mit einer veränderten Zusammensetzung der Darmflora zusammen sowie mit einer gestärkten Schutzfunktion in der Darmschleimhaut.

Es gibt bislang keinen geeigneten Test, um nachzuweisen, ob man tatsächlich auf all diese Kohlenhydrate mit Blähbauch, Blähungen, Bauchschmerzen und unregelmäßigem Stuhlgang reagiert. Lediglich auf Fruktose, Laktose, Sorbit und Xylit kann man sich beim Arzt testen lassen.

Generell gilt: Hinter Magen-Darm-Beschwerden können zahlreiche Ursachen stecken – darunter harmlose und ernste. Nicht immer sind Nahrungsmittel-Unverträglichkeiten schuld. Wer starke, anhaltende oder wiederkehrende Beschwerden hat, sollte sich deshalb vom Arzt untersuchen lassen!

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Beratender Experte

Dr. med. Nicola Scalercio ist Facharzt für Innere Medizin und Gastroenterologie. Er hat in Berlin und München Medizin studiert und war anschließend in verschiedenen Kliniken tätig. Seit 2019 arbeitet er als niedergelassener Gastroenterologe. Seine Tätigkeitsschwerpunkte sind: Darmspiegelung, Ultraschall, Erkrankungen des Verdauungssystems und der Leber. Er ist Mitglied mehrerer Fachgesellschaften.

Quellen:

Commins SP: Food intolerance and food allergy in adults: An overview. UpToDate 2017

Leitlinie zum Vorgehen bei Verdacht auf Unverträglichkeit gegenüber oral aufgenommenem Histamin. Allergo J Int 2017, 26, 72-9

Abraczinskas D: Gas and bloating Patient Education. UpToDate 2016

Smollich M: Weizensensitivität. MMP 2018, 2, 73

Kleine-Tebbe J, Waßmann-Otto A, Mönnikes H: Bundesgesundheitsblatt: Nahrungsmittelallergien und andere -unverträglichkeiten, 2016, 59, 705-722

Felber J et al.: Ergebnisse einer S2k-Konsensuskonferenz der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselerkrankungen (DGVS) gemeinsam mit der Deutschen Zöliakie-Gesellschaft (DZG) zur Zöliakie, Weizenallergie und Weizensensitivität. Z Gastroenterol 2014; 52: 711–743

Smollich M, Vogelreuter A: Nahrungmittelunverträglichkeiten, 2. Aufl. 2018, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH

Wichtiger Hinweis: Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder –behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen. Die Beantwortung individueller Fragen durch unsere Experten ist leider nicht möglich.