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Funktionelle Lebensmittel sollen sich günstig auf die Gesundheit auswirken. Der Markt boomt gewaltig – aber Effekte sind nur bei wenigen Produkten belegt. In unserer vierteiligen Serie lesen Sie, ob der Kauf wirklich etwas bringt.

Die Gesundheit steht im Kühlregal. Dort findet man beispielsweise Margarinesorten, die die Cholesterinwerte verbessern, Joghurt zur Steigerung der Abwehrkräfte und Eier, welche die Gefäße schützen. Das behaupten zumindest die Hersteller der verschiedenen Produkte – und werden nicht müde, für die günstigen gesundheitlichen Effekte die Werbetrommel zu rühren.

Mit beträchtlichem Erfolg, wie der Umsatz zeigt: Bis zu sieben Milliarden – den Euro im Jahr, schätzen Experten, geben die Menschen in Europa für so genannte funktionelle Lebensmittel (siehe Kasten unten) aus. Tendenz steigend. Die Verbraucher in Deutschland sind den neuen Produkten gegenüber besonders aufgeschlossen. In keinem anderen Land Europas wandern mehr Lebensmittel mit "Sonderausstattung" in den Einkaufswagen.

Experten sehen den neuen Trend kritisch. "Nur für einige probiotische Lebensmittel und für Margarine mit Phytosterinen gibt es bislang fundierte Hinweise, dass sie der Gesundheit tatsächlich nutzen", sagt beispielsweise Professor Dr. Andreas Hahn, Leiter des Instituts für Lebensmittelwissenschaft an der Universität Hannover. Für die meisten anderen Produkte fehlt dieser Nachweis. Trotzdem rät Hahn nicht generell von funktionellen Lebensmitteln ab. "Im Einzelfall kann es durchaus sinnvoll sein, das Angebot zu nutzen", sagt er. Sein Beispiel: "Wer keine Milchprodukte mag oder verträgt, kann mit einem kalziumangereicherten Fruchtsaft dazu beitragen, dass sein Körper genug von diesem Mineralstoff bekommt."

Ähnlich bewertet Hahn die Verwendung von Lebensmitteln, denen Folsäure oder Jod zugegeben wurde. Von beiden Nährstoffen nehmen die meisten Menschen in Deutschland mit der üblichen Ernährung zu wenig auf, was auf Dauer zu ernsten gesundheitlichen Problemen führen kann.

Was sind funktionelle Lebensmittel?

Funktionelle Lebensmittel wurden so verändert, dass sie einen zusätzlichen gesundheitlichen Nutzen bieten sollen. Lebensmittelproduzenten dürfen aber nur dann mit den Wirkungen werben, wenn diese wissenschaftlich belegt sind. Verboten sind krankheitsbezogene Aussagen.

Beispiel: Die Hersteller der speziellen Margarine dürfen damit werben, dass ihre Margarine den Cholesterinspiegel senkt, aber nicht, dass sie vor Herzinfarkt schützt.