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Neben Kamillentee und Kartoffelwickeln gilt es als eines der gängigsten Hausmittel bei Erkältungssymptomen: Inhalieren. Es soll die verstopfte Nase befreien und gereizte Bronchien beruhigen.

Was passiert beim Inhalieren?

Als Inhalieren (von lat. inhalare, "anhauchen") bezeichnet man das Einatmen von Tröpfchen und kleinsten, zerstäubten Teilchen, sogenannten Aerosolen, die tief in die Atemwege gelangen. Man kann reinen Wasserdampf einatmen, der die Schleimhäute befeuchtet. Viele geben auch Salz oder ätherische Öle hinzu, weil sie sich eine abschwellende oder schleimlösende Wirkung versprechen.

Welche Arten von Inhalation gibt es?

Die bekannteste ist sicher die Topf-Variante. Dabei wird heißes Wasser in einen Topf gefüllt und man beugt sich mit Handtuch über dem Kopf darüber, um eine Art Mini-Sauna zu schaffen und die aufsteigenden Dämpfe einzuatmen.

Daneben gibt es einfache Inhalationsgeräte aus der Apotheke, bei denen man die heiße Flüssigkeit in das Gefäß füllt und mithilfe eines Mund-Nasen-Aufsatzes inhaliert. Auch elektrische Inhalatoren werden genutzt. Zum ersten Ausprobieren kann man ein solches Gerät in vielen Apotheken gegen eine geringe Gebühr ausleihen. "Es wird zum Beispiel mit Kochsalzlösung befüllt und kann die Wassertröpfchen mithilfe von Druckluft sehr fein vernebeln. Sie erreichen so beim Einatmen durch Mundstück oder Maske auch die unteren Atemwege", erklärt Dr. Michael Barczok, Facharzt für Lungen- und Bronchialheilkunde aus Ulm. Da der Kompressor eines elektrischen Inhalators ziemlich viel Lärm macht, haben sich auch geräuschärmere Ultraschall-Inhalatoren etabliert, die durch hochfrequente Schwingungen sehr feine Aerosole erzeugen.

Anwendung mit einem Dampfinhalator

Anwendung mit einem Dampfinhalator

Was muss man bei der jeweiligen Anwendung beachten?

Ganz klar: Beim heißen Topf auf dem Küchentisch besteht Verbrühungsgefahr! Für Kinder ist die Methode keinesfalls geeignet. Elektrische Inhalatoren lassen sich weitaus leichter handhaben, da man nicht direkt mit heißem Wasser in Berührung kommen kann.

"Wichtig ist eine gründliche Reinigung von Vernebler und Mundstück nach jeder Anwendung", sagt der Lungenfacharzt, "sonst können sich Keime vermehren". Daher immer gut ausspülen und abtrocknen lassen. Bei regelmäßiger Nutzung kann der Hausarzt oder die Hausärztin jährlich eine neue Verordnung für ein Zubehörpaket ausstellen, denn dieses sollte alle zwölf Monate getauscht werden. Inhalatoren als Kassenleistung sind aber an bestimmte Voraussetzungen gebunden. Informieren Sie sich dazu bei Ihrem Versicherer.

Ist das Inhalieren zu Hause effektiv?

Obwohl schon viele Generationen mit hochrotem Kopf und in unbequemer Haltung in improvisierten Handtuch-Schwitzhütten verharrten, um Schnupfen oder Husten zu lindern, sieht Michael Barczok die Methode skeptisch. "Die durch einen Infekt bereits geschwollenen Schleimhäute heißem Wasserdampf aussetzen – dieses Prinzip kann ich bei einer Entzündung ebenso wenig empfehlen wie heißes Wasser über die Haut laufen lassen, wenn man zuvor in Brennnesseln gefasst hat!" Denn durch die Hitzezufuhr werden die oberen Atemwege stärker durchblutet, was Schwellungen und Reizungen noch verstärken kann.

Inhalieren mit einem Vernebler

Inhalieren mit einem Vernebler

Allerdings findet der Lungenfacharzt es in Ordnung, bei allerersten leichten Infektanzeichen zu inhalieren, weil durch die bessere Durchblutung im Rachenraum Abwehrzellen in den Schleimhäuten aktiviert werden. "Das ist dann vergleichbar mit einem Saunagang und dient eher der Vorbeugung." Bei Schnupfen hält Barczok grundsätzlich das Spülen mit einer Nasendusche für deutlich effektiver – allerdings nur, wenn die Schleimhäute nicht zu stark entzündet sind.

Warum sollte man einen elektrischen Inhalator nutzen?

Weil sich das Wasser und darin gelöste Wirkstoffe wie Salz oder schleimlösende bzw. bronchienerweiternde Mittel in Tropfenform mithilfe von Kompressor oder Ultraschall sehr viel feiner vernebeln lassen und beim Einatmen dort ankommen, wo man sie haben will: in den unteren Atemwegen.

Bei der reinen Dampfinhalation, etwa über dem Topf oder mit einem Inhalator, werden vergleichsweise größere Tröpfchen erzeugt, die nur in die oberen Atemwege gelangen. "Durch Zusatz einer zweiprozentigen Salzlösung lassen sich die Schleimhäute und Bronchien sehr gut befeuchten, zäher Schleim kann sich lösen", so Michael Barczok. "Meist werden 0,9-prozentige, sogenannte isotonische Kochsalzlösungen empfohlen. Ich rate aber bei starker Verschleimung gerne zu einem Versuch mit einer höheren Salzkonzentration, also einer hypertonischen Lösung, weil damit erfahrungsgemäß mehr Flüssigkeit aus den geschwollenen Schleimhäuten austritt und sich das Volumen in den Bronchien erhöht. Das verflüssigt den Schleim."

Mit der Zugabe ätherischer Düfte sollte man grundsätzlich zurückhaltend sein, sagt der Experte. "Bei Kindern sind beim Einatmen ätherischer Dämpfe sogar lebensbedrohliche Verkrampfungen der Bronchien möglich. Und bei Erwachsenen besteht die Gefahr einer Schleimhautreizung und allergischer Reaktionen. Vor allem Asthmatiker müssen bedenken, dass der heiße Dampf die Bronchien reizt."

Für wen ist Inhalieren nicht geeignet?

Allergiker sollten in jedem Fall auf pflanzliche Zusätze wie Kamille verzichten, da eine allergische Reaktion durch das tiefe Einatmen sehr stark ausfallen kann. Für Kinder ist Inhalieren mit zugegebenen Wirkstoff ebenfalls nur nach Rücksprache mit dem Kinderarzt oder der Kinderärztin zu empfehlen, da die Atemwege gerade von Kleinkindern auf stark wirksame ätherische Dämpfe aus Eukalyptus, Kampfer, Thymian oder Pfefferminz äußerst sensibel reagieren und im schlimmsten Fall eine lebensbedrohliche Atemnot die Folge sein kann. Auch Asthmatiker besprechen mit dem behandelnden Arzt, welche Inhalationstechnik die richtige ist.

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