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Kurz erklärt: Magen-Darm-Grippe

Eine Magen-Darm-Grippe (Gastroenteritis) wird häufig von Viren oder Bakterien hervorgerufen, die wir über den Mund, zum Beispiel mit Nahrungsmitteln oder Getränken aufnehmen. Typische Symptome sind Übelkeit, Erbrechen, Bauchschmerzen und Durchfall. Von der Ansteckung bis zum Ausbruch der Krankheit dauert es je nach Erreger zwischen wenigen Stunden bis zu mehreren Tagen. Allgemeine Hygienemaßnahmen können verhindern, dass man sich oder andere ansteckt.

Eine Magen-Darm-Grippe ist meist nur unangenehm, aber bei hohem Wasser- und Nährstoffverlust kann sie sogar lebensgefährlich sein. Das Wichtigste ist daher, verlorene Flüssigkeit und Mineralstoffe zu ersetzen. Medikamente können helfen, die Symptome zu lindern. Oft ist der Brechdurchfall nach wenigen Tagen vorüber.

Magen-Darm? Grippe? Lebensmittelinfektion oder -vergiftung?

Eigentlich hat die Magen-Darm-Grippe nichts mit der echten Grippe (Influenza) zu tun. Allerdings wird auch die Magen-Darm-Grippe oft durch Viren hervorgerufen. Insbesondere die sehr ansteckenden Noro- und Rotaviren sind in vielen Fällen gerade bei Kindern für Brechdurchfall verantwortlich. Zu den häufigen bakteriellen Auslösern für eine Magen-Darm-Infektion zählen Campylobacter-Bakterien, Salmonellen und bestimmte Escherichia coli-Bakterien.

Die Ansteckung erfolgt bei einer Magen-Darm-Infektion meist über eine sogenannte Schmierinfektion auf fäkal-oralem Weg. Das heißt, dass mit dem Stuhl ausgeschiedene Krankheitserreger beispielsweise durch mangelnde Handhygiene auf Lebensmittel oder Türklinken gelangen und von dort in den Mund und schließlich in den Magen und den Darm.

Gelangen die Krankheitserreger über Lebensmittel in den Körper, spricht man auch von einer Lebensmittelinfektion. Je nach Erreger gibt es aber auch noch andere Infektionsmöglichkeiten.

Ist eine Lebensmittelinfektion dasselbe wie eine Lebensmittelvergiftung? Nein – auch wenn viele Menschen die beiden Begriffe durcheinander verwenden. Schuld an einer Lebensmittelvergiftung sind Giftstoffe – Toxine – im Essen. Das können zum Beispiel Pilzgifte oder giftige Schwermetalle sein. Häufig sind es aber Gifte, die von Bakterien gebildet werden. Sie sind beispielsweise in verdorbenen Nahrungsmitteln enthalten. Die Giftstoffe rufen die Beschwerden hervor. Sie sind nicht ansteckend.

Symptome der Magen-Darm-Grippe

Es kann einige Stunden bis mehrere Tage dauern, bis die ersten Symptome einer Magen-Darm-Grippe auftreten. Im Unterschied dazu macht sich eine Lebensmittelvergiftung meist bereits nach zwei bis vier Stunden bemerkbar. Übelkeit und Erbrechen sind oft die ersten Anzeichen. Auch wässrige Durchfälle sind möglich, die von Bauchschmerzen und sogar Krämpfen begleitet werden. Die Beschwerden halten unterschiedlich lange an, oft sind sie nach zwei bis drei Tagen, maximal einer Woche abgeklungen.

"Wenn Betroffene plötzlich drei oder mehr weiche oder wässrige Stuhlgänge in 24 Stunden haben, leiden sie wahrscheinlich an einer ansteckenden Gastroenteritis", erklärt Privatdozent Dr. Roger Vogelmann, Facharzt für Infektiologie in einer Mannheimer Praxis.

Generell gilt allerdings: Durchfall, Übelkeit oder Erbrechen können viele weitere Ursachen haben.

Wie lange ist man ansteckend?

Das kommt auf den Erreger an. Mindestens, solange Sie unter den Symptomen der Magen-Darm-Grippe leiden, können Sie die Infektion in der Regel auch noch weitergeben. Vogelmann warnt: "Selbst wenn die Magen-Darm-Grippe für Sie vorbei ist, sind Sie möglicherweise noch für einige Tage ansteckend. Bei Noroviren kann das bis zu sieben Tage lang dauern." In die Arbeit, Schule oder andere Gemeinschaftseinrichtungen sollten Sie frühestens dann gehen, wenn Sie zwei Tage ohne Krankheitszeichen waren. Je nach Beruf können aber spezielle, weitreichendere Regeln gelten, beispielsweise in der Lebensmittelbranche.

Achten Sie bis besonders auf Hygiene: Waschen Sie nach jedem Toilettengang gründlich die Hände. Nutzen Sie – falls möglich – eine separate Toilette.

Haben Sie sich mit dem Norovirus infiziert, sollten ganz besonders strenge Hygieneregeln anwenden.

Was hilft bei Magen-Darm?

In der Regel klingen die Beschwerden nach wenigen Tagen von alleine wieder ab. Dennoch sollten Sie in der Krankheitsphase einige Punkte beachten.

Wichtig: Flüssigkeit und Mineralstoffe ersetzen

Wer Brechdurchfall hat, verliert vor allem viel Wasser und Salze. Das kann zu einer bedrohlichen Austrocknung führen – vor allem bei älteren Menschen und Kindern. Wichtig ist deshalb: Trinken Sie genügend!

Dabei kommt es darauf an, dass Sie mit der Flüssigkeit auch Mineralstoffe zu sich nehmen. Vom alten Hausmittel Cola und Salzstangen rät der Magen-Darm-Spezialist Vogelmann ab. "Der hohe Zuckergehalt in der Cola kann die Durchfälle sogar noch verstärken oder dafür sorgen, dass sie länger anhalten."

Laut Gastroenterologe Vogelmann das beste Mittel: Die sogenannte WHO-Trinklösung. Das sind speziell zusammengesetzte Elektrolytmischungen aus der Apotheke, die Zucker und Salz im genau richtigen Verhältnis enthalten. Sie eignen sich ideal dazu, den Flüssigkeits-, und Salzverlust auszugleichen. Auch im Krankenhaus setzt man – wenn der Gesundheitszustand des Erkrankten es noch zulässt – zuerst die WHO-Trinklösung ein, bevor Infusionen verordnet werden.

Falls Sie keine Trinklösung zur Verfügung haben, versuchen Sie es beispielsweise mit gesüßtem Tee oder Brühe.

Verzichten sollten Sie hingegen eher auf:

  • Kaffee
  • Alkohol
  • Stark gezuckerte Getränke wie pure Fruchtsäfte, Limonaden und Energydrinks

Schonkost

Was kann ich bei Magen-Darm essen? Diese Frage treibt viele Betroffene um. Vogelmann zufolge gibt es in der Medizin keinen Nachweis, dass eine spezielle Durchfalldiät irgendeinen positiven Effekt bei erwachsenen Betroffenen hat. Um einer Austrocknung vorzubeugen, ist es in den ersten Stunden vor allem wichtig, ausreichend zu trinken. Manche Erwachsene machen gute Erfahrungen damit, vorübergehend auf Milch und Milchprodukte zu verzichten.

In der akuten Phase eignet sich auch fettarme Schonkost gut. Dazu zählt beispielsweise:

  • Zwieback
  • Reis
  • zerdrückte Bananen
  • geriebene Äpfel
  • Salzgebäck

Medikamente

Bei bakteriell bedingten Durchfällen können manchmal Antibiotika notwendig sein, in den meisten Fällen brauchen Sie bei einer Magen-Darm-Grippe jedoch keine Medikamente zu nehmen.

Mittel gegen den Brechreiz, sogenannte Antiemetika, können dann sinnvoll sein, wenn jemand aufgrund von Erbrechen praktisch keine Nahrung und Flüssigkeit mehr bei sich behält. In diesem Fall aber unbedingt medizinischen Rat einholen! Ihre Ärztin oder Ihr Arzt kann die nötigen Arzneien verordnen und prüfen, ob eventuell sogar ein Klinikaufenthalt notwendig ist. Bei starkem Brechreiz funktionieren Antiemetika oft nur als Zäpfchen.

PD Dr. Roger Vogelmann, Gatroenterologe

PD Dr. Roger Vogelmann, Gatroenterologe

Medikamente mit den Wirkstoffen Loperamid oder Racecadotril können gegen die Durchfälle helfen. Vor der Anwendung sollte man jedoch mit der Ärztin oder dem Arzt sprechen. Loperamid verlangsamt nämlich zum Beispiel die Darmbewegung und damit auch die eigentlich gute Ausscheidung der Durchfall-Erreger.

Außerdem gibt es eine Reihe weiterer Mittel gegen Durchfall. Dazu zählen unter anderem Kohle- oder Hefetabletten. Ihr Nutzen ist jedoch nicht oder nicht ausreichend belegt. Wer darauf zurückgreifen möchte, sollte vorab mit dem Arzt oder Apotheker Rücksprache halten, welche Mittel eventuell infrage kommen und ob ihr Einsatz wirklich erfolgversprechend ist.

Wann ärztliche Hilfe holen?

Ärztlichen Rat sollten Sie unbedingt einholen,

  • wenn keine Flüssigkeit mehr aufgenommen oder behalten werden kann

außerdem bei

  • Fieber
  • Blut im Stuhl oder sehr dunklem (schwarzem) Stuhl
  • Verdacht auf eine Vergiftung
  • Anzeichen einer Austrocknung wie zum Beispiel trockene Lippen und Zunge, stehende Hautfalten, Teilnahmslosigkeit
  • Säuglingen, Kleinkindern, alten Menschen
  • Schwangerschaft
  • Vorerkrankungen wie einem angegriffenen Immunsystem, Herz- oder Nierenleiden
  • starkem Krankheitsgefühl
  • einer Dauer von mehr als drei Tagen, bei Kindern schon deutlich früher!

Kinder und ältere Menschen sind besonders gefährdet, durch den Flüssigkeitsverlust auszutrocknen. Sind sie betroffen, deshalb frühzeitig die Ärztin oder den Arzt kontaktieren!

Eine Stuhlprobe ist nicht immer erforderlich. In bestimmten Fällen kann sie aber sinnvoll sein, zum Beispiel bei einem sehr schweren Verlauf, oder wenn die Ärztin oder der Arzt ein erhöhtes Risiko für eine Clostridioides difficile-Infektion feststellt. Eventuell sind auch Medikamente oder eine Flüssigkeitsgabe über die Vene (Infusion) notwendig.

Hygiene: Vorbeugung für sich selbst und andere

Es ist schwierig, sich vor einer Magen-Darm-Grippe zu schützen, vor allem wenn man viel Kontakt mit anderen Menschen hat.

Eine ebenso grundlegende wie wichtige Hygienemaßnahme lautet: gründlich Händewaschen. Wie Sie das machen, um die Erreger wirklich von Ihren Händen zu bekommen, zeigt Ihnen folgendes Video:

In der Küche vorbeugen

Im Grunde gelten hier die allgemeinen Regeln der Küchenhygiene:

  • Hände waschen – vor und nach der Zubereitung des Essens sowie nach Kontakt mit rohem Fleisch oder Fisch
  • Rohes Fleisch, Geflügel und Fisch nicht auf demselben Brett schneiden wie Salat, kalte Beilagen und andere Lebensmittel
  • Messer und Bretter zwischen den Arbeitsgängen gründlich mit heißem Wasser und Spülmittel reinigen
  • Tauwasser und Verpackungen von rohem Fleisch umgehend entsorgen
  • Arbeitsflächen nach jedem Gebrauch reinigen
  • Schwämme, Spülbürsten und Lappen regelmäßig auswechseln

Meiden Sie in jedem Fall verdorbene Lebensmittel. Dasselbe gilt für empfindliche Nahrungsmittel, die lange Zeit ungekühlt aufbewahrt wurden. Vor allem im Sommer können sich Keime dann äußerst gut vermehren.

Auf Reisen vorbeugen

Gerade auf Fernreisen sollten Sie besonders auf Hygiene achten, um sich das Urlaubserlebnis nicht durch einen Reisedurchfall zu verderben. Neben besonders häufigem und gründlichem Händewaschen hilft hier der Leitsatz: Cook it, peel it or forget it. Zu Deutsch: Koche es, schäle es oder vergiss es. Essen Sie also nur gekochte Speisen. Schälen Sie Obst und Gemüse. Alles, was roh verzehrt wird oder sich nicht schälen lässt, erhöht das Risiko, sich den Magen zu verderben. Dazu zählt in manchen Ländern auch Leitungswasser – egal ob als Eiswürfel im Getränk, zum Waschen von Salat verwendet oder zum Mundausspülen nach dem Zähneputzen.

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Durch Impfung vorbeugen

Gegen das Rotavirus gibt es einen Impfstoff. Die Ständige Impfkommission (STIKO) des Robert Koch-Instituts empfiehlt die Schluckimpfung gegen Rotaviren für Babys bereits ab dem Alter von sechs Wochen. Ihre Kinderärztin oder Ihr Kinderarzt beraten Sie dazu. Gegen das ebenfalls extrem ansteckende Norovirus existiert bislang kein wirksamer Impfstoff.

Wer in Cholera-Risikogebieten unterwegs ist, sollte sich eventuell in einem tropenmedizinischen Institut beraten und gegen die Cholera impfen lassen. Die Impfung bietet allerdings keinen hundertprozentigen Schutz gegen die Krankheit.

Wichtiger Hinweis: Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann eine ärztliche Beratung nicht ersetzen. Bitte haben Sie Verständnis, dass wir keine individuellen Fragen beantworten.

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Quellen:

  • LaRocque R, MD, MPH, Harris J B, MD, MPH: Patient education: Acute diarrhea in adults (Beyond the Basics). Post TW, ed. UpToDate. Waltham, MA: UpToDate Inc.: https://www.uptodate.com/... (Abgerufen am 20.11.2023)
  • LaRocque R, MD, MPH, Harris J B, MD, MPH: Patient education: Foodborne illness (food poisoning) (Beyond the Basics). Post TW, ed. UpToDate. Waltham, MA: UpToDate Inc.: https://www.uptodate.com/... (Abgerufen am 20.11.2023)
  • Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS): S2k-Leitlinie Gastrointestinale Infektionen. Leitlinie: 2023. https://register.awmf.org/... (Abgerufen am 20.11.2023)