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Multiples Myelom (Plasmozytom) - kurz zusammengefasst

Das Multiple Myelom (Plasmozytom, Morbus Kahler) entsteht durch eine einzelne entartete Plasmazelle (ausdifferenzierter B-Zell-Lymphozyt), welche sich durch Klonierung (Vermehrung identischer Zellarten) im Knochenmark ausbreitet. Handelt es sich um einen einzelnen umschriebenen Tumor spricht man von einem Plasmozytom, sind mehrere Stellen betroffen vom Multiplen Myelom. In seltenen Fällen kann es auch zu einem Befall außerhalb des Knochenmarks kommen. Die Ursachen der Erkrankung sind nicht genau bekannt. Die häufigsten Beschwerden beim Multiplen Myelom sind Knochenschmerzen, außerdem kann es schon bei Bagatellverletzungen zu Knochenbrüchen kommen. Des Weiteren kann eine Blutarmut oder eine erhöhte Anfälligkeit für Infektionen auffallen. Etliche Betroffene haben bei Diagnosestellung aber auch keine Beschwerden. Die Erkrankung wird dann zufällig bei einer Blut- oder Urinuntersuchung entdeckt. Bei der Therapie haben die vergangenen Jahre große Fortschritte gebracht. Es wurden und werden aktuell neue Behandlungskonzepte entwickelt und in klinischen Studien erprobt. Neben konventioneller Chemotherapie und intensivierter Chemotherapie mit anschließender Stammzelltransplantation kommen verschiedene neue Medikamente zum Einsatz. Ziel der Behandlung ist der Rückgang der Symptome und eine möglichst lang anhaltende Remission (Rückgang der Krankheitserscheinungen). Auch wenn ein Myelom häufig nicht endgültig heilbar ist, kann man doch in den meisten Fällen eine deutliche Lebensverlängerung und eine Verbesserung der Lebensqualität erreichen.

Was ist ein Multiples Myelom?

Bei dieser Erkrankung breitet sich ein Klon (genetisch identische Zellen) von entarteten Plasmazellen (Myelomzellen) im Knochenmark aus. Plasmazellen allgemein gehören zur Gruppe der B-Lymphozyten, welche in der Lage sind, Antikörper (Immunglobuline) zu produzieren. Beim Multiplen Myelom vermehrt sich eine Plasmazelle, welche funktionslose Antikörper produziert. Häufig befallen die entarteten Plasmazellen verschiedene Stellen des Skeletts gleichzeitig. Bei dieser diffusen Infiltration spricht man von einem Multiplen Myelom. Bilden die Myelomzellen einen einzelnen umschriebenen Tumor, welcher auch außerhalb des Knochenmarks auftreten kann (extramedullär), spricht man von einem Plasmozytom. Das Plasmozytom ist damit eine Sonderform des Myeloms.

Das Multiple Myelom wird zur Gruppe der Non-Hodgkin-Lymphome gezählt.

Die Erkrankung ist selten, ist aber die zweithäufigste bösartige Erkrankung des blutbildenden Systems. Die Häufigkeit wird mit drei bis vier neuen Erkrankungsfällen pro 100.000 Einwohner und Jahr in Deutschland (Inzidenz) angegeben. Das durchschnittliche Erkrankungsalter liegt bei Männern bei 72 Jahren, bei Frauen bei 74 Jahren.

Hintergrundinformation - Lymphome

Bösartige Erkrankungen des lymphatischen Systems werden als maligne Lymphome bezeichnet und umfassen eine Reihe von verschiedenen Krebserkrankungen. Das lymphatische System wird durch Lymphbahnen, Lymphknoten, Milz, Thymus und das lymphatische Gewebe im Magen-Darm-Trakt und Rachen gebildet.

Die Zellen des lymphatischen Systems sind die Lymphozyten. Sie werden in B- und T-Zell-Lymphozyten unterteilt und spielen eine wichtige Rolle bei der Immunabwehr. Die Lymphozyten gehören zu den weißen Blutkörperchen (Leukozyten).

Einteilung der Lymphome

Die malignen (bösartigen) Lymphome werden in Hodgkin-Lymphome und Non-Hodgkin-Lymphome (Nicht-Hodgin-Lymphome) eingeteilt. Unter den Non-Hodgkin-Lymphomen werden circa 30 verschiedene Lymphom-Erkrankungen zusammengefasst, welche das lymphatische System betreffen. Auch das Multiple Myelom wird zu den Non-Hodgkin-Lymphomen gezählt.

Ursachen: Was sind Auslöser für Myelome?

Entartete Plasmazellen führen zu einem Multiplen Myelom. Warum die Plasmazellen entarten, ist aber bisher unklar. Als begünstigende Faktoren werden ionisierende Strahlung, Pestizide und Benzol diskutiert, ebenso wie Fettleibigkeit (Adipositas) und chronische Infektionen. Die Erkrankung kann  selten familiär gehäuft auftreten. Bei circa 40 Prozent der Erkrankten findet sich eine genetische Veränderung (Trisomien und Gentranslokationen bestimmter Chromosomen). Dies weist auf eine mögliche erbliche  Komponente hin. Als typische Erbkrankheit gilt das Multiple Meylom aber bisher nicht.

Klinische Vorstufen des Multiplen Myeloms sind die Monoklonale Gammopathie unklarer Signifikanz (MGUS) und das schwelende (smouldering) Myelom.

Hintergrundinformation - B-Lymphozyten und Plasmazellen

Sowohl die T- als auch die B-Lymphozyten spielen eine wichtige Rolle bei der Immunabwehr. Ausdifferenzierte B-Lymphozyten sind in der Lage, Antikörper zu bilden. Dies ist ein wichtiger Bestandteil der sogenannten humoralen Immunabwehr. Nach einem Antigen-Kontakt (zum Beispiel Bestandteile von Bakterien oder Viren) kommt es zur Differenzierung des B-Lymphozyten in eine Plasmazelle (antikörperproduzierende Zelle) oder einer Gedächtniszelle. Diese kann in Folge eines erneuten Antigen-Kontaktes (zum Beispiel erneute Virusinfektion) sich an den Erreger erinnern und deutlich schneller Antiköper produzieren.

Es gibt verschiedene Typen von Antikörpern, die in der Abwehr von Bakterien oder Viren unterschiedliche Rollen einnehmen. Die verschiedenen Antikörper werden nach ihrer Grundstruktur in die sogenannten Immunglobuline (Ig) M, G, A, D und E eingeteilt.

Beim Multiplen Myelom entartet eine Plasmazelle (B-Zell-Lymphozyt)

Beim Multiplen Myelom entartet eine Plasmazelle (B-Zell-Lymphozyt)

Was passiert nun bei einem Multiplen Myelom?

Im Gegensatz zu den gesunden Plasmazellen findet bei entarteten Plasmazellen (Myelomzellen) eine ungesteuerte Zellteilung und damit eine Zellvermehrung statt. Die vermehrten Zellen bilden Wucherungen im Knochenmark. Gleichzeitig bilden die Myelomzellen, ebenfalls ungesteuert, große Mengen von Eiweiß-Stoffen, die Antikörpern (Immunglobulinen) ähnlich, jedoch funktionslos sind. Man spricht von sogenannten Paraproteinen. Alle Tochterzellen sind genetisch identisch, sie gehören alle zu einem Klon (monoklonal) und bilden alle das gleiche (monoklonale) Immunglobulin. Häufig werden zusätzlich kleine, sogenannte Leichtketten-Proteine (Bence-Jones-Proteine) gebildet. Bestimmte Typen eines Multiplen Myeloms bilden nur Leichtketten-Protein. Selten gibt es Ausformungen, die gar kein Paraprotein bilden. Man spricht dann von einem asekretorischen Myelom.

Durch die unkontrollierte Vermehrung der entarteten Plasmazellen werden die normalen Zellen im Knochenmark immer mehr verdrängt und die Knochensubstanz angegriffen. Daraus erklären sich auch die vielfältigen Folgen eines Multiplen Myeloms.

Rückenschmerzen können viele Ursachen haben – manchmal steckt ein multiples Myelom dahinter

Rückenschmerzen können viele Ursachen haben – manchmal steckt ein multiples Myelom dahinter

Symptome: Welche Beschwerden bereitet ein Multiples Myelom?

  • Knochenschmerzen: Die häufigsten Beschwerden beim Multiplen Myelom sind Knochenschmerzen und hier insbesondere Rückenschmerzen durch den Befall der Wirbelsäule. Die Schmerzen nehmen häufig bei Bewegung zu. Ursache sind oft zunächst unbemerkte  Knochenbrüche. Bedingt werden diese sogenannten pathologischen Frakturen durch eine Ausdünnung des Knochens durch die Tumorzellen. Da das Multiple Myelom sich von Anfang an in den Knochen ausbreitet, gehören die Symptome des Knochenbefalls zu den eher frühen Beschwerden.

Die Beschwerden können, wenn keine entsprechenden weiteren Untersuchungen durchgeführt werden, zu Beginn auch als Rheuma oder Osteoporose fehlgedeutet werden.

  • Blutarmut: Auch eine Blutarmut (Anämie) tritt, zumindest in milder Form, oft schon in frühen Stadien auf. Sie kann durch Blässe (vor allem der Schleimhäute), Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Kopfschmerzen und eingeschränkte körperliche Leistungsfähigkeit auffallen aber auch  unbemerkt bleiben, vor allem wenn sie sich langsam entwickelt.
  • Erhöhte Infektanfälligkeit: Aufgrund der zunehmenden Verdrängung des gesunden Knochenmarks durch die Tumorzellen kommt es zu einer Störung der Blutbildung im Knochenmark mit       einer Verminderung von roten und weißen Blutkörperchen. Durch einen       Mangel an speziellen weißen Blutkörperchen (Leukopenie), den sogenannten Granulozyten und an normalen B-Zellen (Plasmazellen), die funktionsfähige Antikörper       bilden, kommt es zu einer Abwehrschwäche. Die Patienten neigen      vermehrt  zu Infektionen vor allem bakterieller Art.
  • Nierenfunktionsstörung: In späteren Krankheitsstadien können Beschwerden durch eine  zunehmende Nierenfunktionsstörung auftreten. Folgen einer Nierenfunktionsstörung sind unter anderem Wassereinlagerungen (Ödeme). Bei einer fortgeschrittenen Nierenschädigung kann die  Harnproduktion zunächst vermindert sein (Oligurie) und zuletzt völlig versiegen (Anurie). Mehr zu den Symptomen entnehmen  Sie bitte dem Ratgeber Nierenversagen.
  • Schäumender Urin: Einige Patienten berichten über einen übermäßig schäumenden Urin. Dies kommt bei Patienten vor, bei denen die Plasmazellen vor allem Leichtketten-Proteine (Bence-Jones-Proteine) bilden, welche vermehrt mit dem Urin ausgeschieden werden. Die Bence-Jones-Proteinurie findet sich aber auch bei anderen Lymphomerkrankungen.
  • Verwirrtheit und Muskelkrämpfe: Aufgrund des erhöhten Knochenabbaus, ausgelöst durch die Osteoklastenaktivierung durch Myelomzellen (siehe Infokasten "Welche Folgen hat ein Multiples Myelom?") erhöht sich der Kalziumspiegel im Blut (Hyperkalzämie), was sich in Verwirrtheit und Muskelkrämpfen wiederspiegeln kann.
  • Gewichtsverlust: Im Rahmen der Tumorerkrankung kann es zu einem ungewollten Gewichtsverlust kommen.

Des Weiteren können sich folgende Symptome zeigen:

Die vom Tumor gebildeten Immunglobuline können zu einer Eindickung des  Blutes führen (Hyperviskositätssyndrom). Es entstehen unter Umständen  Durchblutungsstörungen unterschiedlicher Ausprägung – von der  schmerzhaften Minderdurchblutung einzelner Finger bis hin zu  Durchblutungsstörungen lebenswichtiger Organe (Herzinfarkt, Gehirnschlag, Infarkte an den inneren Organen).

Vergleichsweise selten kommt es auch zu einer Störung in der Bildung von Blutplättchen mit einer Blutungsneigung. Typisch sind hier eine verlängerte  Blutungszeit nach einer Verletzung und / oder punktförmige Einblutungen  an der Haut (sogenannte Petechien).

In manchen Fällen werden die von den  Myelomzellen     gebildeten Leichtketten (siehe Infokasten "Was passiert nun bei einem Multiplen Myelom") in Organen wie Herz, Niere, Magen-Darm-Trakt, Leber oder  Milz abgelagert (Amyloidose) und können die Funktion der Organe  beeinträchtigen. Es kann sogar zu einem vollständigen Funktionsverlust (Nieren- oder Leberinsuffizienz) kommen.

Welche Folgen hat ein Multiples Myelom?

Die bösartigen Zellen breiten sich im Knochenmark aus. Die Myelomzellen bilden Stoffe, die knochenaufbauende Zellen (Osteoblasten) hemmen und knochenabbauende Zellen (Osteoklasten) fördern. Dadurch kommt es zu einem Ungleichgewicht mit dem Überwiegen von knochenabbauenden Zellen. Das hat verschiedene Folgen:

  • Der Knochen wird an verschiedenen Stellen aufgelöst (sogenannte Osteolysen). Daher besteht ein erhöhtes Risiko für Knochenbrüche (pathologische Fraktur).
  • Gleichzeitig wird bei der Auflösung der Knochenstruktur Kalzium freigesetzt. Die krankhafte Erhöhung der Kalziummenge in Blut kann unter anderem zu einer Nierenschädigung führen.
  • Die Tumorzellen verdrängen im Knochenmark die normalen Knochenmarkzellen, die für die Bildung von roten und weißen Blutkörperchen verantwortlich sind. Ein Mangel an roten Blutzellen führ zur Blutarmut (Anämie), ein Mangel an weißen Blutkörperchen (Leukopenie) schwächt das Immunsystem. Das führt zu einer Neigung insbesondere für bakterielle Infektionen.
  • Eine Verminderung der Blutplättchen (Thrombozytopenie) kann zu einer verstärkten Blutungsneigung führen.
  • In den meisten Fällen bilden die entarteten Plasmazellen große Mengen identischer, teils unvollständiger, in jedem Falle aber funktionsloser Antikörper (monoklonales Immunglobulin oder Paraprotein), die im Blut nachweisbar sind. Ein bestimmter Typ dieser Antikörper, die sogenannten freien Leichtkettenproteine (Bence-Jones-Proteine), werden mit dem Urin ausgeschieden und können das Ausscheidungssystem der Niere, die so genannten Tubuli, verstopfen und dadurch ebenfalls die Niere schädigen.
Im Röntgenbild sind viele Myelomherde (schwarze Flecken) zu erkennen

Im Röntgenbild sind viele Myelomherde (schwarze Flecken) zu erkennen

Diagnose: Wie stellt der Arzt ein Multiples Myelom fest?

Die Krankheit kann auf unterschiedlichen Wegen entdeckt werden. Bei  vielen Patienten führen auffällige Blut- oder Urinbefunde als  Zufallsbefund zur Diagnose. Hinweise auf die Erkrankung gibt häufig eine  extrem hohe Blutsenkungsgeschwindigkeit oder eine Eiweißerhöhung im Blut oder im Urin. Bei anderen Patienten  wird die Erkrankung aufgrund von Knochenschmerzen entdeckt. Bei Verdacht  auf ein Multiples Myelom schließen sich verschiedene diagnostische Maßnahmen an.

Neben dem Arztgespäch und der körperlichen Untersuchung sind folgende weitere Untersuchungen zur Diagnosestellung wichtig: eine  Knochenmarkpunktion mit zytogenetischen Untersuchungen, Laboruntersuchungen (unter anderem die Eiweißzusammensetzung in Blut  und Urin) und radiologische Untersuchungen (Röntgenaufnahmen, CT, MRT, PET) des Skeletts.

Knochenmarkpunktion: Hier wird – unter örtlicher Betäubung –  mit Hilfe einer dicken Hohlnadel der Knochen zum Beispiel am oberen  Beckenkamm bis zum Markraum durchbohrt und, ähnlich einer Blutentnahme,  eine geringe Menge des Knochenmarks angesaugt (aspiriert) oder direkt herausgestanzt  (Stanzbiopsie). Das gewonnene Material wird zur weiteren Untersuchung in ein Labor gesandt, die aspirierten Zellen werden unter dem Mikroskop  zytologisch untersucht. Die Stanzbiopsie wird ebenfalls unter dem  Mikroskop nach speziellen Schnitt- und Färbetechniken histologisch  untersucht.

Laboruntersuchungen (Blut- und Urinuntersuchungen):

  • Serum-Eiweiß-Elektrophorese und Nachweis von Eiweiß im Urin: Bei einer Serum-Eiweiß-Elektrophorese werden verschiedene Eiweißtypen voneinander getrennt. Bei einem  Multiplen Myelom sind große Mengen gleichartiger Eiweißkörper vorhanden. Dabei lassen sich zwei Typen, nämlich das monoklonale  Immunglobulin (Paraprotein) und die monoklonalen Leichtkettenproteine unterscheiden.  Das monoklonale Immunglobulin ist in der Elektrophorese als  schmalbasiger Gipfel zu erkennen (M-Gradient). Die Leichtketten  (sogenannte Bence Jones-Proteine) kann man auch im Urin (24-Stunden  Sammelurin) nachweisen. Urinteststreifen sind zum Nachweis von  Paraprotein nicht geeignet.
    Das Beta-2-Mikroglobulin ist ebenfalls ein Eiweiß, welches im Urin und im Blutserum bestimmt wird und ist ein Maß für die Nierenfunktion.
  • Weitere Blutserumuntersuchungen: Bestimmung des Differenzialblutbildes (rote und weiße Blutkörperchen und Blutplättchen), der Blutsalze (Natrium, Kalium, Kalzium), der Nierenwerte, Entzündungswerte und Parameter der Blutgerinnung.

Bildgebende Verfahren: Um den Krankheitsverdacht weiter zu  erhärten und das Krankheitsstadium abschätzen zu können, wird ein  sogenannter Röntgen-Skelett-Status erhoben. Früher wurde dies mit Hilfe  konventioneller Röntgenaufnahmen nach einem festgelegten Schema durchgeführt (Pariser Schema, beinhaltet Röntgenbilder von Schädel,  Wirbelsäule, Rippen, Becken, Oberschenkelknochen und Oberarmknochen). Heutzutage erfolgt aber meist eine sogenannte "low-dose"-Ganzkörper-Computertomographie-Untersuchung. Diese spezielle Form  von Computertomografie arbeitet mit einer niedrigen Strahlendosis und gilt als das Verfahren, das auch gering ausgeprägte  Auflösungserscheinungen am Knochen (Osteolysen) am genauesten darstellen kann.  Eine Magnetresonanztomographie (MRT)  kann beispielsweise bei der Beurteilung von Tumoren im Bereich der  Wirbelsäule und der Beurteilung von Weichteilanteilen hilfreich sein.

Welche Formen eines Myeloms gibt es und wie wird die Diagnose gestellt?

Von einem symptomatischen Myelom spricht man, wenn in der mikroskopischen Untersuchung des Knochenmarkes mehr als 10 Prozent auffällige Plasmazellen gefunden wurden, im Blut oder im Urin krankhaftes Eiweiß (Paraprotein) nachweisbar ist beziehungsweise Symptome oder Organschäden vorhanden sind (sogenannte CRAB-Kriterien: Hyperkalzämie, Nierenschädigung, Blutarmut, Knochenzerstörung). Ein symptomatisches Myelom besteht auch, wenn sich ein abnormer Leicht-Ketten-Quotient oder mehr als ein Myelomherd im MRT nachweisbar ist oder sich mindestens 60 Prozent auffällige Plasmazellen im Knochenmark finden (SLIM-Kriterien).

Ein sogenanntes asymptomatisches Myelom (smoldering myeloma) liegt vor, wenn zwar mindestens 10 Prozent monoklonale Plasmazellen im Knochenmark vorhanden sind und/oder eine bestimmte Menge krankhaftes Eiweiß im Serum und/oder Urin überschritten wird, sonst jedoch keine Symptome oder Organschäden bestehen.

Für die Diagnose Plasmozytom spricht der Nachweis eines einzelnen Knochenherds im MRT oder CT und  der Nachweis klonaler Zellen in Laboruntersuchungen, auch wenn weniger als 10 Prozent monoklonaler Plasmazellen im Knochenmark vorliegen. Das krankhafte Eiweiß im Blut und im Urin kann fehlen. Weitere Organschäden bestehen nicht.

Bei der sogenannten Monoklonalen Gammopathie unklarer Signifikanz (MGUS) sind ebenfalls weniger als 10 Prozent klonale Plasmazellen im Knochenmark vorhanden und krankhaftes Eiweiß im Blut, allerdings in einer geringeren Menge. Ansonsten zeigen sich hier jedoch keine krankheitswertigen Befunde.

Eine Plasmazellleukämie liegt vor, wenn vermehrt Myelomzellen im Blut vorhanden sind.

Die Therapie bei multiplem Myelom richtet sich nach dem individuellen Fall. Sie kann zum Beispiel eine Chemotherapie beinhalten

Die Therapie bei multiplem Myelom richtet sich nach dem individuellen Fall. Sie kann zum Beispiel eine Chemotherapie beinhalten

Therapie: Wie wird ein Multiples Myelom behandelt?

Ziele der Behandlung eines Myeloms sind die Kontrolle der Symptome,  das heißt, die Betroffenen sollen möglichst keine Beschwerden haben,  sowie eine Lebensverlängerung durch anhaltende Remission. Remission bedeutet in der Medizin, dass die Krankheit nicht mehr nachweisbar ist. Dies ist aber nicht mit einer Heilung gleichzusetzen. Meistens  empfiehlt man den Betroffenen, sich im Rahmen von Studien in  spezialisierten Zentren behandeln zu lassen. In vielen Fällen ist so eine  erfolgreiche Therapie möglich. Da die Erkrankung bei jedem Patienten stark variiert, ist eine individuelle Therapieplanung nötig.

Wer muss behandelt werden?

Ob ein Myelom behandelt werden muss oder nicht, hängt davon ab, ob der Betroffene Beschwerden hat und ob durch die Erkrankung bereits Schäden im Körper vorhanden  sind. Zu den Kriterien, die die Notwendigkeit einer Therapie bestimmen  gehören die sogenannten CRAB-Kriterien (Hypercalcemia – erhöhter Kalziumspiegel im Blut, renal insufficiency – Niereninsuffizienz, anemia – Blutarmut, bone lesions – Knochenbeteiligung). Ergänzt werden die CRAB-Kriterien durch bildgebende Verfahren und serologischen Untersuchungsparametern. Bereits ein Kriterium reicht für eine Therapienotwendigkeit aus.

Andere Gründe für eine Behandlung sind beispielsweise ein Hyperviskositätssyndrom, oder allgemeine Krankheitszeichen wie Fieber über 38°C ohne erkennbare Ursache, Nachtschweiß oder ungewollter Gewichtsverlust über 10 Prozent in den letzten sechs Monaten (sogenannte B-Symptome) und myelombedingten Schmerzen.

Patienten mit asymptomatischem Myelom müssen in der Regel nicht  sofort behandelt werden. Sie sollten engmaschig überwacht werden, so  dass bei Beschwerden unverzüglich eine Behandlung eingeleitet werden  kann. In klinischen Studien wird untersucht, ob eine frühzeitigere  Behandlung den Verlauf der Erkrankung günstig beeinflussen kann. Belegt  werden konnte das generell bislang nicht.

Ist eine Therapie angebracht, unterscheidet sich das Vorgehen vor  allem nach dem Alter und dem Gesundheitszustand des Betroffenen. Die Behandlung erfolgt nach einem individuellen Behandlungsplan.

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?

Als sogenannte Erstlinientherapie erhalten Patienten, welche bei der Erstdiagnose dafür infrage kommen, eine autologe Stammzellentransplantation. Diese intensivierten Therapiekonzepte kommen vorwiegend für jüngere Patienten (biologisches Alter ≤70) in gutem Allgemeinzustand und ohne Begleiterkrankungen zum Einsatz.

Die Erstlinientherapie mit Hochdosistherapie teilt sie dann wie folgt ein:

  • Induktion
  • Hochdosistherapie mit autologer Transplantation
  • Konsolidierung (falls nötig)
  • Erhaltung (gegebenenfalls)

Induktionstherapie für Hochdosistherapie: Einen wichtigen Stellenwert in der Therapie haben neben Chemotherapeutika auch sogenannte neue Substanzen wie Bortezomib, Lenalidomid und Thalidomid. Sie verbessern die   Wirksamkeit und die Ansprechraten einer klassischen Chemotherapie. Diese   positiven Effekte müssen gegen ihre Nebenwirkurgen, und mögliche   Spätnebenwirkungen abgewogen werden. Meist werden die Wirkstoffe in Kombination in drei bis vier Zyklen verabreicht. Ziel der Induktionstherapie ist es, die Krankheit gut zu kontrollieren oder gar eine Remission zu erreichen, um gute Ausgangsbedingungen für die Stammzellentransplantation zu haben.

Hochdosistherapie mit autologer Stammzellentransplantation: Der Zeitpunkt der Stammzellensammlung wird in Abhängigkeit vom Ansprechen auf die Induktionstherapie festgelegt. Zur Mobilisierung der Stammzellen wird zunächst ein Wachstumsfaktor (G-CSF; Granulocyten-Kolonie-stimulierender-Faktor) alleine oder in Kombination mit einer Chemotherapie gegeben. Der Wachstumsfaktor bewirkt das Ablösen von Vorläuferzellen aus dem Knochenmark. Diese werden in die Blutbahn freigesetzt und können so entnommen werden (Apharese). Anschließend erfolgt eine hochdosierte Chemotherapie, meist mit Melphalan, um möglichst viele Myelomzellen abzutöten. Bei dieser Behandlung kommt es jedoch  gleichzeitig zu einer massiven Unterdrückung des normalen Knochenmarkes. Daher wurden dem Patienten vor der Behandlung die Blutstammzellen   entnommen. Diese werden nach Abschluss der Chemotherapie dem Patienten wieder zurückgegeben (transfundiert, autolog=von sich selbst gewonnene Stammzellen).

Zusätzliche Konsolidierungstherapie: Nach erfolgter Stammzellentransplantation kann insbesondere bei Patienten, welche nach der Transplantation (gegebenenfalls auch zwei Transplantationen möglich) keine Remission erreicht haben, eine weiterführende Konsolidierungstherapie sinnvoll sein. Diese besteht zum Beispiel aus den Medikamenten der Induktionstherapie.

Erhaltungstherapie: Auch nach erfolgreicher Behandlung besteht ein hohes Risiko für einen Rückfall. Die neuen Medikamente Bortezomib, Lenalidomid und Thalidomid können mithelfen, einen Rückfall zu verzögern. Eine Erhaltungstherapie mit diesen Wirkstoffen kann sowohl nach intensivierten Therapiekonzepten als auch nach konventioneller Chemotherapie erwogen werden. Bislang ist der Nutzen für alle Patientengruppen noch nicht abschließend geklärt. Zugelassen als Erhaltungstherapie ist in Europa derzeit lediglich Lenalidomid bei Patienten mit Multiplem Myelom nach autologer Stammzellttransplantation (ABSZT). Die Erhaltungstherapie ist nach wie vor Gegenstand klinischer Forschung.

Wenn keine Transplantation möglich ist:

Bei Betroffenen, die älter als 70 Jahre beziehungsweise gebrechlich sind oder zusätzlich zum Multiplen Myelom unter anderen Erkrankungen leiden, wird in der Regel eine konventionelle dosierte Induktionstherapie empfohlen. Dabei können neben Chemotherapeutika auch die neuen Substanzen wie Bortezomib, Lenalidomid und Thalidomid in Kombination mit einem Kortisonpräparat zum Einsatz kommen. Aktuell gibt es zwei zwei Standardtherapien, nämlich VMP (Velcade + Melphalan + Prednisolon) oder Rd (Revlimid/Lenalidomid + Dexamethason).

Wie behandelt man ein Plasmozytom?

Ein Plasmozytom kann man mit gutem Erfolg bestrahlen. Manchmal ist  zusätzlich eine Operation notwendig. Etliche Patienten können so geheilt  werden. Bei einem Teil der so behandelten Patienten kann sich im  Verlauf der nächsten 10 Jahre jedoch auch ein Rezidiv in Form eines  Multiplen Myeloms entwickeln.

Ergänzende Therapiemaßnahmen

Einen hohen Stellenwert in der Behandlung des Multiplen Myeloms haben  unterstützende Maßnahmen. Bisphosphonate können dem Verlust von  Knochensubstanz entgegenwirken und Schmerzen lindern. Auch eine  Bestrahlung von Knochenherden kann schmerzlindernd wirken und zur  Vorbeugung von Knochenbrüchen eingesetzt werden. Bestehende Brüche  müssen in der Regel durch eine Operation behandelt werden. Gebrochene  Wirbelkörper können Orthopäden durch Eingabe von Knochenzement  stabilisieren (Kyphoplastie, Vertebroplastie). Sind diese Maßnahmen  nicht ausreichend, muss zusätzlich eine angemessene Schmerztherapie  erfolgen.

In vielen Fällen ist im Verlauf der Erkrankung ein Ersatz von Blutbestandteilen, seltener auch von Immunglobulinen angebracht. Impfungen können einen gewissen Schutz vor bestimmten Infektionen (zum Beispiel Grippe,  Infektion durch Pneumokokken) bieten. Ein Hyperviskositätssyndrom kann  gegebenenfalls durch eine Plasmapherese behandelt werden, die  überschüssige Eiweißkörper aus dem Blut "herausfiltern" kann.

Prognose: Wie sieht die Lebenserwartung mit Multiplen Myelom aus?

Eine wichtige Rolle für die Prognose spielen die vorhandenen Organschäden, wie beispielswiese eine bleibende Schädigung der Niere trotz Therapie. Darüber hinaus gibt es auch noch andere   Prognosefaktoren, die in einem gewissen Rahmen eine Aussage über den   wahrscheinlichen Krankheitsverlauf erlauben. Dazu gehören beispielsweise   die Höhe des Albuminspiegels im Blut, die Menge des sogenannten β2-Mikroglobulins und die Art der Chromosomenveränderungen in den Tumorzellen.

Die Krankheit  kann aktuell nicht geheilt werden. In vielen Fällen ist aber eine deutliche Verbesserung der Überlebenszeit und der Lebensqualitiät dank neuerer Therapieansätze möglich. Weitere Therapien und Substanzen befinden sich in der klinischen Erprobung und geben Hoffnung auf eine weitere Verbesserung.

Dieser Text entstand mit freundlicher Unterstützung des Krebsinformationsdienstes am Deutschen Krebsforschungszentrum Heidelberg.


Weitere Quellen:

  • Onkopedia, Multiples Myelom. Online: https://www.onkopedia.com/de/onkopedia/guidelines/multiples-myelom/@@view/html/index.html (abgerufen am 18. Dezember 2018)
  • Deutsches Ärzteblatt, Gericke C. et al., Dtsch Arztebl Int 2016; 113(27-28), Diagnostik und Therapie des Multiplen Myeloms. Online: https://www.aerzteblatt.de/archiv/180615/Diagnostik-und-Therapie-des-Multiplen-Myeloms (abgerufen am 18. Dezember 2018)
  • Deutsche Krebsgesellschaft, Multiples Myelom, Morbus Kahler. Online: https://www.krebsgesellschaft.de/onko-internetportal/basis-informationen-krebs/krebsarten/multiples-myelom-plasmozytom-morbus-kahler.html (abgerufen am 17. Dezember 2018)

Mehr Infos im Netz zum Thema Krebs

Weiterführende Informationen zu aktuellen Behandlungskonzepten finden Sie auf den Seiten der Deutschen Gesellschaft für Hämatologie und Onkologie:

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Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder –behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen. Die Beantwortung individueller Fragen durch unsere Experten ist leider nicht möglich.