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Was ist eine Candida-Infektion?

Bei einer Candidose handelt es sich um eine übermäßige Vermehrung von Hefepilzen der Gattung Candida in oder auf dem menschlichen Körper. Denn der Körper des Menschen ist nicht steril – eine Vielzahl unterschiedlichster Bakterien, Einzeller und Pilze siedeln unter anderem auf der Haut und im Darm. Diese natürlicherweise vorhandene Keimbesiedelung bezeichnet man auch als residente Haut- beziehungsweise Schleimhautflora oder als sogenannte Standortflora. Die Standortflora ist für den Körper wichtig und nützlich und besteht aus meist harmlosen Keimen (Kommensalen), welche gegen den Befall mit krankmachenden Mikroorganismen schützen.

Zur Gattung Candida gehören zahlreiche Hefepilze, welche auch bei gesunden Personen nicht selten auf Haut, Schleimhäuten von Mund und Rachen sowie den äußeren Geschlechtsorganen und bei mehr als der Hälfte der Europäer auch im Dickdarm siedeln. Die am häufigsten nachgewiesene Candida-Spezies ist Candida albicans. Während der Geburt oder im Säuglingsalter gelangt der Pilz auf und in den Körper, wo er sich als Bestandteil von Haut- und Darmflora vermehrt. Andere Mikroorganismen und das Immunsystem begrenzen jedoch das Wachstum von Candida albicans, sodass er normalerweise keine Beschwerden verursacht ("Kolonisation").

Vermehren sich Candida-Hefen jedoch übermäßig und gelingt es ihnen, die Haut beziehungsweise die Schleimhautbarriere des Körpers zu durchbrechen, so lösen sie verschiedene Symptome und Krankheitsbilder aus (siehe Abschnitt Symptome). Beispiele sind Entzündungen der Haut im Genitalbereich (Vaginalmykose oder Balanitis) und Windelbereich (Windeldermatitis), sowie im und am Mund (Mundsoor, "Faulecken"). Besonders sind auch die Körperfalten ("Intertrigines") betroffen, vor allem wenn sich dort Feuchtigkeit ansammeln kann (Candidosis intertriginosa, intertriginöse Candida). So zum Beispiel zwischen Fingern und Zehen oder in den großen Körperfalten, wie der Leiste. Candida-Hefen können sich über die Blutgefäße auch im ganzen Körper ausbreiten und eine lebensgefährliche Blutvergiftung (Sepsis) auslösen. Betroffen von solchen systemischen Candida-Infektionen sind vor allem Personen mit einer stark beeinträchtigten Immunabwehr.

Ursachen und Risikofaktoren

Ursache der Candidose ist eine starke Vermehrung von Hefepilzen der Gattung Candida im oder auf dem Körper. Candida-Arten besiedeln wie oben beschrieben auch bei gesunden Menschen Haut und Schleimhäute. Der dabei am häufigsten nachgewiesene Hefepilz ist Candida albicans (C. albicans). Weitere wichtige Erreger von Candidosen sind

  • C. glabrata
  • C. guilliermondii
  • C. tropicalis
  • C. krusei
  • C. parapsilosis

Eine Besiedelung der Haut oder Schleimhäute mit Candida ist also per se noch nichts krankhaftes. Symptome und Krankheitsbilder entstehen erst, wenn bestimmte begünstigende äußere Faktoren, wie vor allem ein geschwächtes Immunsystem und eine gestörte Barrierefunktion von Haut und Schleimhaut, hinzukommen. Ferner bedienen sich Candida-Hefen einer Vielzahl von Mechanismen, mit denen sie die Infektabwehr stören und unterlaufen können. Bei Candida albicans, dem häufigsten Erreger von Candida-Infektionen, sind diese besonders ausgeprägt.

Allgemeine Risikofaktoren für eine Candida-Infektion

Hierzu gehören Haut- oder Schleimhautveränderungen, welche dem Pilz das Eindringen in den Körper erleichtern. Beispielsweise

  • chronische Wunden
  • chronische Durchfeuchtung der Haut (zum Beispiel in Körperfalten)
  • erhöhte Schweißneigung bei mangelnder Abdunstung
  • wenn die Haut etwa durch Verbände von der Luftzufuhr abgeriegelt ist (Okklusion)

Eine geschwächte Immunabwehr begünstigt die Verbreitung des Pilzes zum Beispiel bei angeborener oder erworbener Immunschwäche, wie sie während einer Chemotherapie oder bei Tumorerkrankungen vorkommt. Eine Immunschwäche kann auch auftreten als Folge von

  • Infektionen
  • schweren Verbrennungen
  • Stoffwechselstörungen wie Diabetes mellitus
  • Stress

Alte Menschen und sehr kleine Säuglinge beziehungsweise Frühgeborene verfügen ebenfalls oft nur über verminderte Abwehrkräfte. Einige Medikamente, wie zum Beispiel Kortikosteroide, unterdrücken oder beeinträchtigen die Funktion des Immunsystems und begünstigen so Candida-Infektionen. Eine Behandlung mit Antibiotika kann die normale Haut- und Darmflora verändern und so dem Pilz ein vermehrtes Wachstum ermöglichen.

Besondere Risikofaktoren für Mundsoor

Schlecht sitzende Zahnprothesen können über die Schleimhautreizung eine Candidose im Mund (Mundsoor) begünstigen. Gleiches gilt für einen trockenen Mund durch eine zu geringe Speichelproduktion. Ansonsten sind von Mundsoor vor allem Säuglinge und erwachsene Menschen mit einem geschwächten Immunsystem (zum Beispiel während einer Chemotherapie, bei Tumorerkrankungen oder AIDS) betroffen. Auch Rauchen begünstigt die Entstehung eines Mundsoors.

Besondere Risikofaktoren für Candida-Infektionen der Haut

Candidosen der Haut betreffen oft auch Menschen, die bestimmten Berufsgruppen angehören. Da sich der Pilz auf feuchter Haut besonders gut vermehrt, ist beispielsweise Reinigungspersonal besonders häufig von einer Candidose betroffen, ebenso Konditoren, Metzger und Arbeiter an Kühltheken ("Handschuhträger"). Bei Säuglingen können Candida-Hefen an der Entstehung einer Windeldermatitis beteiligt sein. Denn unter einer feuchten und warmen Windel ist Pilzen ein ideales Wachstumsklima geboten. Ein weiterer Risikofaktor für Candida-Infektionen der Haut ist Übergewicht. Bei dicken Personen kann sich Feuchtigkeit in Hautfalten sammeln, wodurch eine Pilzinfektion (intertriginöse Candidose) begünstigt wird.

Symptome

Candidose der Haut

Die Hefepilze befallen gerne Stellen, an denen Hautfalten übereinander liegen (intertriginöse Candida). Hier ist die Haut feucht und warm und bietet Candida-Hefen optimale Wachstumsbedingungen. Typische Körperstellen für intertriginöse Candidosen befinden sich daher

  • unter den Brüsten
  • in den Achselhöhlen
  • am Analbereich
  • zwischen Hautfalten in der Leistenregion und dem Unterbauch
  • in Finger- oder Zehenzwischenräume

Neben der Haut können auch die Nägel und der Nagelwall von einer Candida-Infektion betroffen sein. Dabei sind die entzündeten Bereiche

  • gerötet
  • geschwollen
  • schmerzen bei Berührung

Typisch ist eine Schuppung der befallenen Haut. Oft zeigt sich ein roter Randsaum ("sogenannte Halskrausenschuppung"), teilweise auch mit Pusteln. Die befallenen Stellen können jucken oder brennen, ja sogar schmerzen.

Windeldermatitis

Candida-Infektionen treten oft auch bei Säuglingen und Kleinkindern auf. So kann zum Beispiel bei einer Windeldermatitis die entzündete Haut im Windelbreich mit Candida besiedelt sein (Windelsoor).

Genitaler Candida-Befall

Die Candida-Hefen können außerdem die äußeren Geschlechtsorgane infizieren. Die Candida-Infektionen werden dabei nicht regelhaft durch Geschlechtsverkehr übertragen, sie gehören aber im weiteren Sinne zu den sexuell übertragbaren Erkrankungen. Bei Frauen werden sie unter anderem durch hohe Östrogenspiegel (zum Beispiel in der Schwangerschaft) begünstigt.

Bei einer Candidose der Vagina (Vaginalmykose) kommt es zu

  • Jucken
  • Brennen
  • und Rötung.

Die Schleimhaut ist geschwollen und teilweise mit einem weißlichen Belag überzogen. Es kann zu einem krümelig-weißen Ausfluss kommen.


Männer können sich an der Eichel mit Candida infizieren (Balanitis, Balanoposthitis). Dabei sind Eichel und /oder Vorhaut entzündet; sie jucken, brennen und es können sich Bläschen und Pusteln ausbilden.

Mundsoor

Soor ist die Bezeichnung für eine Candidose von Mund und Rachen. Sie betrifft meist abwehrgeschwächte Menschen. Die Verwendung von kortisonhaltigen Asthmasprays kann die Infektion begünstigen.

Die befallenen Stellen sind gerötet und von einem weißlichen Belag überzogen, wobei der Wundgrund beim Versuch des Abstreifens leicht blutet. Bei einer Ausdehnung in den Rachenraum kommt es auch zu Schluckbeschwerden. Die Candidose kann auch die Speiseröhre befallen und auf den Magen-Darm-Trakt übergehen.

Systemische Infektion

Systemische Infektionen mit Candida betreffen vor allem abwehrgeschwächte Personen. So kommen sie häufig auf Intensivstationen oder bei Personen, welche an Krebs, AIDS oder anderen das Immunsystem beeinträchtigenden Krankheiten leiden, vor. Eine Blutvergiftung mit Candida (Sepsis) oder ein ausgeprägter Befall der inneren Organe können lebensgefährlich sein. Durch die Candida-Hefen können sämtliche Organe befallen und geschädigt werden. Besonders häufig betroffen ist die Lunge (Candida-Pneumonie), außerdem

  • Nieren
  • Leber
  • Milz
  • das Auge (Endophthalmitis)
  • die Herzinnenwand (Endokarditis)
  • Gehirn
  • Nerven

Die Symptome richten sich nach den betroffenen Organen.

Eine Pilzkultur kann den Verdacht auf eine Candida-Infektion erhärten

Eine Pilzkultur kann den Verdacht auf eine Candida-Infektion erhärten

Diagnose

Der Verdacht auf eine Candida- Infektion ergibt sich rasch anhand der typischen Symptome. Um die Hefepilze nachzuweisen, kann der Arzt zum Beispiel mit einem Wattestäbchen einen Abstrich von der betroffenen Haut oder Schleimhaut entnehmen. Alternativ ist auch ein Stückchen befallene Haut, Nagel oder Schleimhaut zur Untersuchung geeignet. Einen ersten Hinweis auf das Vorliegen einer Pilzinfektion kann gegebenfalls innerhalb weniger Minuten die direkte Untersuchung des Materials mit Hilfe eines Mikroskopes liefern. Die Pilzkultur unter Verwendung bestimmter Nährböden oder molekulare Methoden erlauben dann die zweifelsfreie Identifikation des Erregers. Dies ist dann besonders wichtig, wenn es zu mehreren Rückfällen einer Hefepilzerkrankung trotz Anwendung von Medikamenten gekommen ist, da manche Candida-Arten resistent gegen das angewandte Antipilzmittel sein können. Der alleinige Nachweis eines Hefepilzes im Labor erlaubt jedoch nicht die Diagnose einer Pilzerkrankung, sondern es müssen auch entsprechende Symptome vorhanden sein. Da hinter einer Candida-Infektion oft eine Immunschwäche steckt, ist es wichtig, abzuklären, welche Risikofaktoren für einen Befall mit Candida bei der betroffenen Person vorliegen. Erklären diese die Infektion nicht ausreichend, sollte gezielt weiter nach möglichen Ursachen einer Abwehrschwäche gesucht werden. So kann eine Candida-Infektion der erste Hinweis auf einen Diabetes mellitus ("Zuckerkrankheit") oder Immunschwächekrankheiten sein. Besteht der Verdacht auf eine systemische Candidose, sollten je nach Symptomen weitere Körperflüssigken untersucht werden:

  • Blut
  • Nervenflüssigkeit (Liquor)
  • Urin

Therapie

Candida-Infektionen der Haut können in den meisten Fällen mit pilzabtötenden oder ihr Wachstum hemmenden Wirkstoffen zum Auftragen, sogenannten topischen Antimykotika, erfolgreich behandelt werden. Dabei wird entsprechend der Lokalisation die am besten geeignete Grundlage gewählt: Cremes und Salben vor allem für die Haut an Körperstamm, Armen und Beinen, Pasten vor allem für Körperfalten, Lacke für die Nägel, Zäpfchen und Tabletten für die Anwendung in der Scheide, Lutschtabletten und Suspensionen bei Soor der Mundschleimhaut.

Häufig eingesetzte Wirkstoffe zur Therapie einer Candidose sind zum Beispiel Nystatin, Clotrimazol, Miconazol, Ciclopiroxolamin, Fluconazol, Itraconazol und Amphotericin B.

Bei einer systemischen Candidose oder wenn die äußere Behandlung nicht genügt, können die Antimykotika auch als Tablette oder Saft verordnet beziehungsweise per Infusion über die Vene verabreicht werden.

Wichtig bei allen Therapieformen: Um die Pilze zuverlässig abzutöten, müssen die Mittel für eine gewisse Zeit regelmäßig angewandt werden. Wird die Behandlung vorzeitig abgebrochen, besteht das Risiko, dass der Pilz zurückkehrt. Befolgen Sie daher unbedingt genau den Rat Ihres Arztes und verwenden Sie die Antimykotika so lange, wie er sie verordnet hat! Bei Candida-Infektionen der Haut kann es sinnvoll sein, die Wäsche zu kochen oder entsprechende Hygienespüler zu verwenden.

Mundsoor

Bei Soor im Mund erfolgt die Behandlung meist örtlich mit Mundspüllösungen, Lutschtabletten, oder Gelen und Suspensionen zum Auftragen. Hilfreich kann es sein, die Zahnbürste und andere Mundpflegeartikel zu wechseln, um einer Verschleppung der Infektion vorzubeugen. Prothesen sollten zwei- bis dreimal wöchentlich in einem Bad mit Chlorhexidinlösung oder handelsübliche Prothesen-Reinigungstabletten gesäubert und in regelmäßigen Abständen professionell beim Zahnarzt gereinigt werden. Bei Säuglingen Schnuller und Sauger auskochen.

intertriginöse Candidose

Bei einer intertriginösen Candidose ist es zudem wichtig, dass keine feuchte Kammer mehr besteht. Dazu müssen die betroffenen Hautregionen ausreichend belüftet sein. In die Falten eingelegte Mullstreifen (zum Beispiel in die Leistenbeugen, Falten unter der Brust, Achselhöhlen), helfen mit, die betroffenen Stellen trocken zu halten. Wer pflegebedürftige Angehörige mit Intertrigo betreut, sollte sich dazu ausführlich vom Arzt oder Pflegepersonal beraten lassen.

Candida albicans unter dem Rasterelektronenmikroskop

Candida albicans unter dem Rasterelektronenmikroskop

Erreger heißt nicht gleich Krankheit

Candida albicans ist zeitweilig zu einer "Modediagnose" geworden. Immer wieder hört man Behauptungen, der Hefepilz im Darm löse zahlreiche Erkrankungen, wie Depressionen oder Migräne aus. Eine zuckerreiche Ernährung würde den Candida-Pilz im Darm gleichsam "füttern", heißt es. Daher solle nach Meinung einiger Ratgeber eine Anti-Pilz-Diät und / oder Darmspülungen helfen.

Diese Behauptungen entbehren jedoch einer wissenschaftlichen Grundlage. Candida kommt bei etwa jedem zweiten gesunden Mitteleuropäer im Dickdarm vor und löst dort keine Beschwerden aus. Personen ohne Abwehrschwäche leiden nur selten unter Infektionen mit dem Pilz. Der Nachweis von Candida-Arten auf der Haut oder im Darm weist also nicht immer auf eine Infektion hin. Nur wenn entsprechende Symptome vorliegen (siehe oben), muss an eine Candidose gedacht und gegebenenfalls eine entsprechende Behandlung begonnen werden.

Unser Experte: Professor Dr. Peter Mayser

Unser Experte: Professor Dr. Peter Mayser

Beratender Experte

Professor Dr. Peter Mayser ist seit 1993 Arzt für Haut- und Geschlechtskrankheiten. 1995 wurde Peter Mayser zum Oberarzt am Zentrum für Dermatologie und Andrologie der Justus Liebig Universität Giessen ernannt. 1999 habilitierter er sich. Von 1999 bis 2004 war Peter Mayser leitender Oberarzt am Zentrum für Dermatologie und Andrologie der Justus Liebig Universität Giessen. Ab 2001 war Peter Mayser Leiter der Poliklinik des Zentrums für Dermatologie und Andrologie der Justus Liebig Universität Giessen. 2004 wurde er zum außerplanmäßigen Professor am Fachbereich Humanmedizin der Justus Liebig Universität Giessen ernannt. 2005 wurde er kommissarischen Leiter des Zentrums für Dermatologie und Andrologie in Giessen. Ab 2009 war er dort wieder als leitender Oberarzt tätig. Peter Mayser erhielt 1999 den Nachwuchsförderpreis und 2003 den Forschungsförderpreis der "Deutschsprachigen Mykologischen Gesellschaft".

Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder –behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen. Die Beantwortung individueller Fragen durch unsere Experten ist leider nicht möglich.

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