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Die Ringelröteln sind derzeit präsenter als üblich. Martin Enders vom Konsiliarlabor für Parvoviren in Stuttgart warnt, dass eine Infektion besonders für Schwangere ein erhebliches Risiko darstellt. In diesem Jahr sind die Fallzahlen extrem hoch.

Das führe zu vermehrten Komplikationen in der Schwangerschaft, die mit dem Ringelröteln-Auslöser Parvovirus B19 in Zusammenhang stehen, wie Fehlgeburten und Flüssigkeitsansammlungen (Hydrops). Im Stuttgarter Labor wurden im Januar mehr als 120 Fälle, im Februar etwa 150 und im März über 240 Fälle registriert.

Auch Karl Oliver Kagan, Leiter der Pränatalen Medizin an der Universitäts-Frauenklinik Tübingen, bestätigt eine derzeit hohe Zahl an schwangeren Frauen, die sich mit dem Parvovirus B19 infizieren und zur Behandlung oder Kontrolle in die Klinik kommen. Die tatsächliche Zahl der Infizierten ist schwer zu ermitteln, da nicht alle Betroffenen Symptome entwickeln.

Ungewöhnliche hohe Fallzahl auch der Pandemie geschuldet

Die EU-Gesundheitsbehörde ECDC meldet einen Anstieg der Parvovirus-B19-Infektionen auch aus Dänemark, Irland, den Niederlanden, Norwegen und Frankreich.

Enders erklärt, dass die ungewöhnlich hohe Aktivität des Virus unter anderem auf die Pandemie zurückzuführen ist, während der die Fallzahlen aufgrund von Lockdowns und Hygienemaßnahmen sehr niedrig waren. Jetzt steht dem Virus eine deutlich höhere Zahl empfänglicher Wirte zur Verfügung.

"Von Anfang 2020 bis Anfang 2023 hatten wir ja quasi drei Jahre keine Aktivität oder nur eine minimale. Das heißt, da haben sich eine Menge an Kindern angesammelt, die nicht immun sind und da läuft das jetzt durch", sagt Enders. Mehr Infektionen bei Kindern bedeuten automatisch mehr Infektionen bei Schwangeren – und damit auch häufiger Komplikationen.

Nur Menschen, die noch nie an Ringelröteln erkrankt sind, haben ein Ansteckungsrisiko. Wer die Infektion überstanden hat, ist ein Leben lang geschützt. Schwangere, die wissen wollen, ob sie bereits immun sind, können sich testen lassen. Dabei wird nach Antikörpern gegen das Parvovirus B19 und gegebenenfalls nach Virus-Erbgut im Blut gesucht.

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